Название: Wachtmeister Studer
Автор: Friedrich C. Glauser
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962816315
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»Nicht einmal geputzt, der Lauf?« Studer sprach immer gedehnter. Der Untersuchungsrichter wurde aufmerksam.
»Sechs Komma fünf«, sagte Studer und nickte. »Das gleiche Kaliber hat die Kugel auch, die in Witschis Kopf stecken geblieben ist…«
»Aber Wachtmeister, wir wissen doch jetzt, dass es ein…«
»Gar nichts wissen wir, Herr Untersuchungsrichter. Wir haben von einem Plan gehört, um auf möglichst rasche Weise zu Geld zu kommen, aber der Plan ist scheinbar nicht so gelungen, wie er hätte ausgeführt werden sollen.« Da Studer sah, dass Augsburger ihm eines seiner großen Ohren zugekehrt hatte, sprach er so dunkel als möglich.
»Ich denke immer an das, was mir der Assistent im Gerichtsmedizinischen vordemonstriert hat. Die Stellung, die der selige Witschi hat einnehmen müssen, um sich gerade hinter das rechte Ohr zu treffen… Das Fehlen von Pulverspuren… zugegeben, dass es möglich war mit Zigarettenblättern, ich glaub’ es nicht recht, es steckt mehr hinter dem Fall, als wir glauben.«
Studer schwieg unvermittelt. Augsburger hatte die Augen gesenkt.
»Wo warst du die letzten vierzehn Tage?« fragte er plötzlich.
»In… in…«
»Da, nimm eine Zigarette«, sagte Studer freundlich. Es dauerte eine Weile, bis sie brannte.
»Schau, Augsburger«, erklärte Studer milde. »Wenn du nicht nachweisen kannst, wo du in der Nacht warst, in der ein gewisser Wendelin Witschi ermordet worden ist, so kann ich dir nur eines sagen: Ich… Aber nein, ich habe dann gar nichts mehr mit dir zu tun. Das Schwurgericht wird dann schon wissen, was es zu tun hat. Es war nämlich ein Raubmord…«
»Aber den hat der Schlumpf doch gestanden!« rief Augsburger.
»Und hat soeben sein Geständnis widerrufen, vielmehr, ich hab’ ihm bewiesen, dass er unmöglich den Mord hat begehen können. Und dann hat sich noch ein Zeuge gefunden, der beschwört, mit dem Schlumpf zur mutmaßlichen Zeit des Mordes zusammengewesen zu sein.«
»Dann hat er mich angelogen!« sagte Augsburger böse.
»Wer?«
»Der alte Ellenberger.«
»So, und warum hast du in der Samstagnacht das Auto vom Gemeindepräsidenten gestohlen?«
»Es war zu heiß in Gerzenstein«, sagte Augsburger, aber die Unbekümmertheit klang ein wenig gedrückt.
»Und warum bist du gerade auf den Bahnhofplatz gefahren, wo du doch ganz sicher warst, dass ein Polizist dich schnappt?«
»Ich hab mich verirrt, ich wollt nach Interlaken weiterfahren…«
»Und da bist du durch die Stadt gefahren, wo doch jedes kleine Kind weiß, dass die Straße oben durchfährt?«
»Ich hab’ noch etwas trinken wollen…«
Immer zögernder die Antworten.
»Und wo hast du den Browning gestohlen?«
»Den Browning?« Augsburger begann die Fragen zu wiederholen, das war ein gutes Zeichen, Studer wusste, nun hatte er ihn bald. »Den Browning?« Dann sehr schnell:
»Der ist beim alten Ellenberger auf dem Schreibtisch gelegen, dort hab ich ihn genommen…«
»Hm.« Studer schwieg. Es schien zu stimmen. Der alte Ellenberger hatte vor vierzehn Tagen in Bern einen 6,5 Browning gekauft. War es dieser? Den anderen hatte der Armin verstecken lassen in der Küche der Frau Hofmann, verstecken durch wen? Das war im Augenblick gleichgültig.
»Du hast beim Ellenberger gewohnt?« fragte Studer wieder.
»Ja.« Augsburger nickte ein paarmal.
»In welchem Zimmer?«
»Oben unter dem Dach.«
»Warum hat dich der Ellenberger aufgenommen?«
»Oh, nur so, aus Mitleid.«
»Hast du die anderen gesehen?«
»Selten. Der alte Ellenberger hat mir immer das Essen gebracht.«
»Und er hat dir gesagt, du sollst das Auto vom Gemeindepräsidenten stehlen, dich in Thun erwischen lassen und dann versuchen, den Schlumpf zu bestimmen, ein Geständnis abzulegen?«
»Wie? Was?« fragte Augsburger. Er schien ehrlich erschrocken, und doch kam es Studer je länger je mehr vor, als ob der Bursche ein eingelerntes Theater spiele.
»Du hast doch dem Schlumpf gesagt, er solle sich gestern zum Verhör melden, und dann dem Untersuchungsrichter sagen, er habe den Witschi umgebracht. Und du hast ihm doch einen sehr zwingenden Grund für dieses Geständnis angeben müssen. Ihm zum Beispiel sagen, man habe entdeckt, dass mit dem Mord nicht alles stimme, dass man an einen Selbstmord glaube und dass die ganze Familie in Gefahr sei, wegen Versicherungsbetrug verhaftet zu werden. Und dass es deshalb am besten sei, wenn der Schlumpf die Sache auf sich nehme. War’s so? Das darfst du ruhig zugeben, wenn’s so gewesen ist. Wir brauchen nur den Schlumpf zu fragen.«
»Das hätten wir vorher machen sollen«, sagte der Untersuchungsrichter seufzend. »Aber Sie sind immer so stürmisch, mein lieber Studer, ich komme gar nicht zu Worte.«
»Sie haben selbst gar nicht daran gedacht!« antwortete Studer kurz. »Aber wir können den Schlumpf ja immer noch holen lassen. Eine Konfrontation… Doch bevor wir zu dieser Konfrontation schreiten, habe ich dem Mann da noch ein paar Fragen zu stellen.«
Er schwieg und dachte nach.
»Der Revolver ist bei dir gefunden worden, Augsburger, du wirst nie beweisen können, dass du ihn vom Schreibtisch des alten Ellenberger fortgenommen hast. Das ist dir doch klar, oder? Ellenberger wird es aber leugnen. Du wirst nicht beweisen können, dass du in der Nacht vom СКАЧАТЬ