Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 48

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ Äsch­ba­cher und lä­chel­te mit ge­sträub­tem Ka­ter­schnurr­bart, »er hat sich er­käl­tet. Und ein er­käl­te­ter Fahn­der kann nur schwer eine Ver­haf­tung vor­neh­men; nicht wahr, Wacht­meis­ter?«

      Und Äsch­ba­cher klopf­te Stu­der aufs Knie. Stu­der woll­te sich die Fa­mi­lia­ri­tä­ten ver­bit­ten, er sah auf – da traf ihn ein Blick des Ge­mein­de­prä­si­den­ten. Eine Bit­te lag dar­in.

      Stu­der ver­stand. Äsch­ba­cher wuss­te. Er bat für sei­ne Frau. »Gut, mei­net­we­gen«, dach­te Stu­der. Und er lach­te.

      »Also, auf Wie­der­se­hen, Herr Wacht­meis­ter!« sag­te Frau Äsch­ba­cher. Sie hielt die Klin­ke in der Hand und lä­chel­te. Es war ein müh­sa­mes Lä­cheln. Und Stu­der ver­stand plötz­lich, dass die bei­den da ver­such­ten, sich Thea­ter vor­zu­spie­len. Bei­de wuss­ten, was los war, aber sie woll­ten es ein­an­der nicht mer­ken las­sen.

      Eine merk­wür­di­ge Ehe, die Ehe des Ge­mein­de­prä­si­den­ten Äsch­ba­cher…

      Die Türe wur­de lei­se ge­schlos­sen. Die bei­den Män­ner blie­ben al­lein.

      Äsch­ba­cher tat Zu­cker auf den Bo­den des einen Gla­ses, füll­te es zur Hälf­te mit heißem Was­ser, rühr­te um, dann goss er aus je­der der drei Fla­schen ein or­dent­li­ches Quan­tum nach: Ko­gnak, Gin, Whis­ky. Stu­der sah ihm mit wei­tauf­ge­sperr­ten Au­gen zu.

      Und als Äsch­ba­cher ihm das Glas prä­sen­tier­te, frag­te er, ein we­nig ängst­lich:

      »Ist das für mich?«

      »Aus­ge­zeich­net, Wacht­meis­ter«, pries der Prä­si­dent sei­ne Mi­schung, »wenn ich er­käl­tet bin, nehm’ ich nichts an­de­res. Und wenn Ihr es nicht ver­tra­gen mögt, so macht Euch mei­ne Frau spä­ter einen Kaf­fee.«

      »Auf Eure Verant­wor­tung«, sag­te Stu­der und trank das Glas in ei­nem Zug leer. Dun­kel fühl­te er, die Sa­che hier konn­te man nüch­tern zu kei­nem gu­ten Ende brin­gen. »Aber Ihr müsst mir’s nach­ma­chen.«

      »So­wie­so«, sag­te Äsch­ba­cher und stell­te das­sel­be Ge­misch noch ein­mal her.

      Eine sanf­te Wär­me kroch über Stu­ders Kör­per. Lang­sam, ganz lang­sam hob sich der dunkle Vor­hang. Es war viel­leicht al­les gar nicht so schreck­lich, gar nicht so kom­pli­ziert, wie er es sich vor­ge­stellt hat­te. Äsch­ba­cher sank in einen tie­fen Lehn­stuhl, nahm einen Stum­pen, zün­de­te ihn an, leer­te sein Glas, sag­te »Ah«, schwieg einen Au­gen­blick und frag­te dann mit ganz un­be­tei­lig­ter Stim­me:

      »Habt Ihr ges­tern Abend in mei­ner Ga­ra­ge ge­fun­den, was Ihr ge­sucht habt?«

      Stu­der nahm einen Zug aus sei­nem Stum­pen (er schmeck­te plötz­lich viel bes­ser) und ant­wor­te­te ru­hig:

      »Ja.«

      »Was habt Ihr denn ge­fun­den?«

      »Staub.«

      »Sonst nichts?«

      »Das hat ge­nügt.«

      Pau­se. Äsch­ba­cher schi­en nach­zu­den­ken. Dann sag­te er:

      »Staub? In der Land­kar­ten­ta­sche?«

      »Ja.«

      »Scha­de… Ihr hät­tet mein An­ge­bot am Sonn­tag an­neh­men sol­len. Und wenn Ihr wollt, leg ich noch et­was drauf, aus der ei­ge­nen Ta­sche. Sehr ge­scheit ge­we­sen, in der Ta­sche nach­zu­grü­beln. Es wär kei­ner auf den Ge­dan­ken ge­kom­men.«

      »An­ge­bot?« frag­te Stu­der. »Was meint Ihr ei­gent­lich da­mit, Äsch­ba­cher?«

      Dem an­de­ren gab es einen Ruck. Die An­re­de ›Äsch­ba­cher‹ wahr­schein­lich. Nicht mehr ›Herr Ge­mein­de­prä­si­dent‹, son­dern ›Äsch­ba­cher‹… Wie man ›Schlumpf‹ sagt.

      »Die Stel­le bei mei­nem Be­kann­ten, mein ich, Stu­der.«

      »Ah, ja, ich be­sinn mich… In­ter­es­siert mich nicht, Äsch­ba­cher, aber auch gar nicht. Und das Geld? Ihr habt mir Geld an­ge­bo­ten? Ich hab mir sa­gen las­sen, Ihr steht vor dem Kon­kurs.«

      »Haha«, lach­te Äsch­ba­cher; es klang wie ein Thea­ter­la­chen. »Das hab ich nur so er­zählt, da­mit mich der Wit­schi in Ruhe lässt. Ich hab ihm doch nicht all mein Geld in den Ra­chen schmei­ßen wol­len, nur weil ich zu­fäl­lig mit sei­ner Frau ver­wandt bin…«

      »So? Ihr habt dem Wit­schi Geld ge­ge­ben?«

      »Wacht­meis­ter«, sag­te Äsch­ba­cher är­ger­lich. »Wir sind hier nicht am ›zu­ge­ren‹. Wir wol­len mit of­fe­nen Kar­ten spie­len. Wenn Ihr et­was wis­sen wollt, so fragt, ich will Euch Ant­wort ge­ben. Mir ist das Gan­ze schon lang ver­lei­det…«

      »Gut«, sag­te Stu­der. Und: »Wie Ihr wollt.«

      Er lehn­te sich zu­rück, kreuz­te die Bei­ne und war­te­te.

      Und wäh­rend des lan­gen Schwei­gens, das nun über dem Raum lag, dach­te er an vie­le Din­ge. Aber sie woll­ten sich nicht ord­nen: Gut, der Schul­di­ge war ge­fun­den; aber was nütz­te das? Nie­mals wür­de der Un­ter­su­chungs­rich­ter sich dazu her­ge­ben, den Äsch­ba­cher zu ver­hö­ren. Kein Staats­an­walt wür­de ge­gen den Ge­mein­de­prä­si­den­ten eine An­kla­ge er­he­ben. Erst wenn die Be­wei­se so über­zeu­gend wa­ren, dass es wirk­lich nichts an­de­res gab. Äsch­ba­cher muss­te eine große Rol­le ge­spielt ha­ben, frü­her ein­mal. Das er­gab sich aus al­len Er­kun­di­gun­gen, die Stu­der ges­tern Nach­mit­tag in Bern ein­ge­zo­gen hat­te. Man konn­te Skan­da­le nicht brau­chen. Und was hat­te Stu­der für Be­wei­se? Die Aus­sa­ge des Cot­te­reau? Mein Gott! Cot­te­reau wür­de nie wa­gen, sie auf­recht­zu­er­hal­ten. Die mi­kro­sko­pi­sche Un­ter­su­chung des Stau­bes? Für ihn ge­nüg­te es als Be­weis. Für ein Schwur­ge­richt, ein Schwur­ge­richt, an dem die Ge­schwo­re­nen Bau­ern wa­ren? Aus­la­chen wür­de man ihn! Schon der Un­ter­su­chungs­rich­ter wür­de ihn aus­la­chen.

      Blieb noch üb­rig, die Sa­che auf sich be­ru­hen zu las­sen. Wit­schi hat­te Selbst­mord be­gan­gen, das wür­de zu be­wei­sen sein, leicht zu be­wei­sen sein, der Un­ter­su­chungs­rich­ter war über­zeugt, Schlumpf kam frei – die Fa­mi­lie Wit­schi wür­de ihr Haus ver­kau­fen müs­sen, die alte Frau wür­de wei­ter im Kiosk sit­zen und Ro­ma­ne le­sen, der Ar­min wür­de die Saal­toch­ter hei­ra­ten und eine Wirt­schaft kau­fen, und Son­ja? Son­ja wür­de den Schlumpf hei­ra­ten, der Er­win wür­de mit der Zeit Ober­gärt­ner wer­den, und Äsch­ba­cher? Mein Gott, er wür­de si­cher nicht der ein­zi­ge Mör­der sein, der straf­los in der Welt um­her­lau­fen wür­de.

      »Ihr habt ganz recht, Wacht­meis­ter«, tön­te Äsch­ba­chers Stim­me in die Stil­le. »Es СКАЧАТЬ