Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 44

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ über die Gren­ze ge­gan­gen nach Pa­ris; dort habe er einen Freund, der hät­te ihm dann schon einen Pass be­sorgt. – Wo denn die Krai­en­bühls sei­en? – Beim Boh­nen­set­zen, glau­be er, sag­te Ar­min. – Gut! mein­te Stu­der. Das, was er wis­sen wol­le, sei mit ein paar Wor­ten ge­sagt.

      Der Wacht­meis­ter zog sein No­tiz­buch aus der Ta­sche. Da­bei fühl­te er, dass sein Herz hart und sehr schnell schlug – aber es war nicht der Fall Wit­schi, der dem Wacht­meis­ter Herz­klop­fen ver­ur­sach­te.

      »Die Schwes­ter hat schon al­les er­zählt. Wir wol­len schau­en, ob wir das mit dem Ver­si­che­rungs­be­trug ein­ren­ken kön­nen, denn um einen sol­chen wird es sich wahr­schein­lich han­deln, wenn… Eben wenn. Aber du musst mir jetzt kla­re Aus­kunft ge­ben: Was hast du da­mals mit dei­nem Va­ter aus­ge­macht?«

      Und Ar­min Wit­schi gab an­stands­los Aus­kunft. Er war sehr zahm, schier zu zahm. Aber das war eben im­mer so bei der­ar­ti­gen Cha­rak­teren, dach­te Stu­der. Sie trump­fen auf, wenn sie in Ge­sell­schaft sind, aber wenn man un­ter vier Au­gen mit ih­nen spricht, so ge­ben sie klein bei…

      Der Va­ter habe sich lan­ge ge­wei­gert, einen Un­fall vor­zutäu­schen. Aber schließ­lich, als der El­len­ber­ger kein Geld mehr ge­ben woll­te, als ih­nen das Was­ser fast an den Mund ge­stie­gen war, da war schließ­lich der Va­ter ein­ver­stan­den ge­we­sen.

      Er soll­te sich ins Bein schie­ßen, dann war­ten, bis er, Ar­min, den Re­vol­ver ver­steckt habe, und dann schrei­en. Si­cher wür­de je­mand kom­men, die Baum­schu­len vom El­len­ber­ger sei­en ganz in der Nähe des Plat­zes ge­we­sen, den sie aus­ge­sucht hät­ten, und dann sol­le der Va­ter be­haup­ten, er sei über­fal­len wor­den, be­raubt.

      »Wir ha­ben ge­meint, am bes­ten wird es sein, die Sa­che« (›die Sa­che!‹ sag­te Ar­min) »am spä­ten Abend zu ma­chen. Dann kann der Va­ter sei­ne Ge­schich­te er­zäh­len und die Leu­te wer­den ihm auch glau­ben, dass er sei­nen An­grei­fer nicht ge­se­hen hat. Dann gib­t’s kein läs­ti­ges Ge­fra­ge, der Ver­dacht fällt auf alle Ar­bei­ter des El­len­ber­ger; und die sind ja vor­be­straft. Aber es kann ja kei­nen tref­fen, denn sie wer­den ihre Un­schuld be­wei­sen kön­nen; die Sa­che wird nie­der­ge­schla­gen, und die Ver­si­che­rung zahlt uns das Geld…«

      »Hm«, brumm­te Stu­der. »Aber dann ist es an­ders ge­gan­gen?«

      »Wir ha­ben einen Abend fest­ge­setzt, an dem der Va­ter mit et­was Geld hat heim­kom­men müs­sen und ha­ben so­gar da­von er­zählt, das heißt, der Va­ter hat beim El­len­ber­ger da­von ge­spro­chen, wäh­rend die Ar­bei­ter da­bei wa­ren. Das ha­ben wir so aus­ge­macht. Der Va­ter hat­te einen Brow­ning.«

      »Von wem?«

      »Der alte El­len­ber­ger hat ihn in der Stadt ge­kauf­t…«

      »Ist das si­cher?«

      »Ja. Der alte El­len­ber­ger hat um die Ge­schich­te ge­wusst. Auch der On­kel Äsch­ba­cher.«

      »So?«

      »Die Mut­ter hat’s ihm er­zählt. Er war doch ein Ver­wand­ter von ihr.«

      »Und Ge­mein­de­prä­si­dent…«, sag­te Stu­der lei­se und wieg­te den Kopf hin und her, wie ein al­ter Jude, dem plötz­lich die Be­deu­tung ei­nes dunklen Tal­mud­satzes klar ge­wor­den ist.

      »Ja. Der Va­ter hat den Brow­ning pro­biert, Zi­ga­ret­ten­blät­ter in den Lauf ge­schoppt, bis er ge­wusst hat, wie man es zu ma­chen hat, dass es kei­ne Pul­ver­spu­ren gibt. Also, an dem Abend hab’ ich ihm ab­ge­passt. Von zehn Uhr an. Ich hab’ das ›Zehn­der­li‹ vom Va­ter ge­hört, er ist ab­ge­stie­gen, wie wir es ver­ein­bart hat­ten, er hat mich ge­se­hen, und mir noch zu­ge­wun­ken, hat ne­ben das Rad sei­ne Brief­ta­sche, sei­ne Uhr, sei­nen Füll­fe­der­hal­ter…«

      »Par­ker Duo­fold«, sag­te Stu­der, mit der Stim­me ei­nes an­prei­sen­den Ver­käu­fers.

      »Rich­tig. Und dann ist er in den Wald ge­gan­gen. Es hat lan­ge ge­dau­ert, bis ich den Schuss ge­hört habe. Und dann war es nicht ei­ner, son­dern zwei. Das hat mich ge­wun­dert. Denn die Schüs­se sind kurz hin­ter­ein­an­der ge­fal­len. Ich kam nicht recht draus. Wenn er sich mit dem ers­ten nicht ver­wun­det hat­te, so war es doch eine Dumm­heit, noch ein­mal zu schie­ßen, denn das zwei­te Mal hät­te er doch wie­der Zi­ga­ret­ten­blätt­li in den Lauf schop­pen müs­sen, und das ging doch eine Wei­le.«

      Schwei­gen. Son­ja seufz­te kurz auf, zog ihr ver­knäu­el­tes Ta­schen­tuch her­vor und wisch­te sich die Au­gen. Stu­der leg­te sei­ne Hand über die Hand des Mäd­chens.

      »Nicht wei­nen, Meit­schi«, sag­te er. »Es ist wie beim Zahn­arzt, nur wenn er die Zan­ge an­setzt, spürt man’s, nach­her geht’s von selbst.« Son­ja muss­te ein we­nig lä­cheln.

      Im Kü­che­nofen knack­te das Holz, von dem De­ckel, der eine Pfan­ne be­deck­te, fie­len Trop­fen auf die Herd­plat­te und zisch­ten lei­se. Der Wachs­tuch­über­zug des Ti­sches, an dem die Drei sa­ßen, fühl­te sich spe­ckig und kalt an. Durch die of­fe­ne Tür sah man ein ein­sa­mes Huhn, das ver­ge­bens ver­such­te, die Pflas­ter­stei­ne weg­zu­krat­zen. Es war sehr em­sig, das klei­ne wei­ße Huhn, und sehr still…

      »Ich ging dann in den Wald. Ich hab den Va­ter ge­sucht. Wir hat­ten den Platz aus­ge­macht, da­mit ich nicht zu lan­ge nach dem Re­vol­ver zu su­chen brauch­te. End­lich hab’ ich den Va­ter ge­fun­den. Er lag an ei­ner ganz an­de­ren Stel­le.«

      »An ei­ner an­de­ren Stel­le? Bist du si­cher?«

      »Ja, wir hat­ten eine große Bu­che als Treff­punkt aus­ge­macht, aber er lag etwa drei­ßig Me­ter da­von ent­fernt un­ter ei­ner Tan­ne.«

      »Ja, un­ter ei­ner Tan­ne. Und das war ein Glück…« sag­te Stu­der lei­se.

      »Wa­rum ein Glück?« frag­te Son­ja mit er­stick­ter Stim­me.

      »Weil ich sonst nicht hät­te mer­ken kön­nen, dass auf der Kut­te des Va­ters kei­ne Tan­nen­na­deln wa­ren.«

      Die bei­den blick­ten ihn er­staunt an, aber Stu­der wink­te ab. Der ste­chen­de Punkt in der Brust mel­de­te sich wie­der, sein Kopf war heiß. Nur jetzt kei­ne Er­klä­run­gen ge­ben müs­sen!…

      »Er lag un­ter der Tan­ne und hat­te einen Schuss hin­ter dem rech­ten Ohr. Ich hab’s ge­se­hen, weil ich eine Ta­schen­lam­pe mit­ge­nom­men hat­te. Der Re­vol­ver lag ne­ben sei­ner Hand.«

      »Der rech­ten oder der lin­ken?«

      »Wart, Wacht­meis­ter, ich muss nach­den­ken. Die Arme wa­ren aus­ge­streckt, zu bei­den Sei­ten des Kop­fes, und der Brow­ning lag in der Mit­te…«

      »Das bringt uns nicht wei­ter«, sag­te Stu­der.

      »Ich СКАЧАТЬ