Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ Hof­mann nick­te.

      – Wer denn?

      Frau Hof­mann zö­ger­te mit der Ant­wort, doch schi­en ihr die Fra­ge nicht ge­fähr­lich. Und sie sag­te:

      »Der Leh­rer Schwomm hät­t’ das Zim­mer gern ge­habt für einen Ver­wand­ten, der einen Mo­nat zu ihm kom­men will. Dann ist der Ger­ber vor­bei­ge­kom­men, der ist beim Coif­feur als Ge­hil­fe… ja, das wä­ren alle.«

      »Und Ihr habt die bei­den in die Kü­che ge­führt und ih­nen Kaf­fee an­ge­bo­ten?«

      Frau Hof­mann wur­de rot, sie rieb sich ver­le­gen die Hän­de: »Wenn man den gan­zen Tag al­lein ist, wisst Ihr…«

      Stu­der nick­te, lüpf­te den Hut und ging mit lan­gen Schrit­ten da­von. An sei­ner Sei­te trip­pel­te Son­ja Wit­schi. Ihre Ab­sät­ze klap­per­ten auf dem As­phalt. Aber sie hat­te die St­rümp­fe ge­wech­selt. We­nigs­tens war über der Fer­se des rech­ten Schu­hes kein Loch mehr zu se­hen…

      Interieur der Familie Witschi

      Das Haus stand ab­seits auf ei­ner An­hö­he, in­mit­ten ei­ner klei­nen Wohn­ko­lo­nie, aber es war äl­ter als die Bau­ten, die es um­ga­ben. Die La­den­tü­re war ne­ben der Ein­gang­stü­re, links; da­ne­ben lag eine Art of­fe­ner Ve­ran­da, an de­ren Hin­ter­wand sich ein ge­mal­ter See vor Schnee­ber­gen aus­brei­te­te, und die Schnee­ber­ge wa­ren rosa, wie wäs­se­ri­ges Him­beereis. Über der Türe prang­te in ver­schnör­kel­ter Schrift der Spruch:

       Grüß Gott, tritt ein, bring Glück her­ein!

      Un­ter den Fens­tern des ers­ten Stockes in blau­er Far­be der Name des Hau­ses:

      Al­pen­ruh

      Über dem Schau­fens­ter des La­dens, in dem bun­te Mag­gi­pla­ka­te ver­blass­ten, ein Schild, das eben­falls ver­wit­tert war:

      W. Wit­schi-Misch­ler, Le­bens­mit­tel­hand­lung.

      Der Gar­ten war ver­lot­tert, ho­hes Un­kraut stand zwi­schen den Erb­sen, die nicht auf­ge­bun­den wa­ren. An ei­ner Hau­se­cke lehn­te ein ver­ros­te­ter Re­chen.

      Auf dem gan­zen Weg hat­te Stu­der ge­schwie­gen und ge­war­tet, ob das Mäd­chen be­gin­nen wür­de zu spre­chen. Aber auch Son­ja hat­te ge­schwie­gen. Nur ein­mal hat­te sie schüch­tern ge­sagt: »Ich hab heut’ mor­gen im Zug schon ge­dacht, dass Ihr von Bern kommt we­gen dem Schlumpf, dass Ihr von der Po­li­zei sei­d…« Stu­der hat­te ge­nickt, ge­war­tet, was noch wei­ter kom­men wer­de. »Und wie ich ge­se­hen hab’ Ihr geht zu der Frau Hof­mann in den La­den, hab ich den On­kel Äsch­ba­cher ge­holt. Die Frau Hof­mann ist eine gar Schwatz­haf­te…«

      Stu­der hat­te schwei­gend die Ach­seln ge­zuckt. Die gan­ze Ge­schich­te ließ sich plötz­lich schlecht an. Er wünsch­te, er hät­te mit dem Land­jä­ger Mur­mann am Mor­gen ein­ge­hen­der ge­spro­chen.

      Der Leh­rer Schwomm und der Coif­feur­ge­hil­fe Ger­ber, dach­te er – Ger­ber hieß also der Jüng­ling, der John-Kling-Ro­ma­ne las und sich Füll­fe­der­hal­ter schen­ken ließ –, die­se bei­den wa­ren in der Kü­che der Frau Hof­mann ge­we­sen. Und Son­ja… Und der Schlumpf na­tür­lich.

      Wer hat­te den Re­vol­ver ver­steckt? Wa­rum war er ge­ra­de an die­sem Platz ver­steckt wor­den? Hat­te man ge­hofft, Frau Hof­mann wer­de ihn fin­den und da­mit zur Po­li­zei lau­fen? An­ge­nom­men, Frau Hof­mann hät­te ihn ge­fun­den, dann hät­te sie ihn na­tür­lich in die Hand ge­nom­men und neu­gie­rig, wie Frau­en ein­mal sind, un­ter­sucht. Dann wäre selbst­ver­ständ­lich kein Fin­ger­ab­druck mehr fest­zu­stel­len ge­we­sen. Also war es nicht so arg, so trös­te­te sich Stu­der, dass er den Brow­ning so ohne Vor­sichts­maß­nah­men ein­fach ein­ge­steckt hat­te… Scha­de, dass er Frau Hof­mann nicht ge­fragt hat­te, wann der Schlumpf am Diens­tag­abend oder viel­mehr in der Diens­tag­nacht heim­ge­kom­men war… Aber ei­gent­lich war die­se Fra­ge nicht nö­tig, die Ant­wort stand si­cher in den Ak­ten, rich­tig, Stu­der er­in­ner­te sich an eine Sei­te, auf der stand:

      »Frau Hof­mann gibt auf Be­fra­gen an, der An­ge­klag­te sei in der Mord­nacht erst ge­gen ein Uhr heim­ge­kom­men…« Stu­der schüt­tel­te den Kopf. Merk­wür­dig, dass die­se be­las­ten­de Tat­sa­che ihn so gar nicht in­ter­es­sier­te. Es war al­les zu ein­fach auf­ge­baut. Ein Vor­be­straf­ter, der einen Mord be­geht, der na­tür­lich kein Ali­bi hat, bei dem das Geld des Er­mor­de­ten ge­fun­den wird, der nicht re­den will, aber sei­ne Un­schuld be­teu­ert, der einen Selbst­mord­ver­such be­geht… Es schmeck­te – ja, das Gan­ze schmeck­te nach ei­nem schlech­ten Ro­man…

      Aber na­tür­lich, der un­schul­dig Schul­di­ge, das war in die­sem Fall eine recht rea­le Fi­gur, ein Mensch, dem es schlecht ge­gan­gen war, der wie­der eine Zeit lang auf den ge­ra­den Weg ge­kom­men war, und der nun… Was hat­te der Schlumpf in der Frei­zeit ge­le­sen? Etwa auch Fe­li­ci­tas Rose? Oder John Kling? Ei­gent­lich wäre das ganz in­ter­essant fest­zu­stel­len. Das klei­ne Mäd­chen wuss­te es si­cher, das Mäd­chen, das teu­re Füll­fe­der­hal­ter ver­schenk­te… Hat­te es eine Lieb­schaft mit dem Coif­feur­ge­hil­fen Ger­ber? Es sah ei­gent­lich nicht so aus… Aber warum dann das teu­re Ge­schenk?… Der Füll­fe­der­hal­ter… Ja… Man trug den Füll­fe­der­hal­ter ge­wöhn­lich in der lin­ken Brust­ta­sche des Rockes oder in der obe­ren Wes­ten­ta­sche. Man nahm ihn mit, be­son­ders wenn man Be­stel­lun­gen sam­meln ging. Hat­te ihn der Wen­de­lin Wit­schi am Diens­tag auch mit­ge­nom­men?… Doch wann hat­te er ihn sei­ner Toch­ter ge­ge­ben?… Die Ta­schen des Wen­de­lin Wit­schi wa­ren leer und auf dem Rücken sei­nes Rockes haf­te­ten kei­ne Tan­nen­na­deln…

      Die bei­den be­tra­ten die Kü­che… Im Schütt­stein un­auf­ge­wa­sche­nes Ge­schirr… Auf dem Tisch stand ein Tel­ler, But­ter dar­auf, da­ne­ben lag ein Kamm.

      Stu­der war al­lein, Son­ja war ver­schwun­den…

      Durch eine of­fe­ne Tür be­trat der Wacht­meis­ter das an­lie­gen­de Zim­mer. Die Vor­hän­ge vor den Fens­tern wa­ren grau, auf dem Kla­vier lag eine Staub­schicht. Die Tür fiel zu. Es zog in die­sem Haus. Durch die Er­schüt­te­rung des Zu­schla­gens lös­te sich von dem Bil­de, das über dem Kla­vier hing, eine graue Wol­ke ab. Das Bild stell­te den se­li­gen Wen­de­lin Wit­schi vor, in jun­gen Jah­ren, und war wohl bei der Hoch­zeit auf­ge­nom­men wor­den. Zwi­schen den Spit­zen des stei­fen Um­leg­kra­gens lug­te ein klei­ner schwar­zer Kopf her­vor. Der Schnurr­bart war schon da­mals trau­rig ge­we­sen. Und die Au­gen…

      Auf dem Ti­sche, der eine De­cke mit Fran­sen trug, rot-gelb-blau la­gen vie­le Hef­te. Auch das schwe­re schwar­ze Bü­fett war mit Hef­ten über­deckt.

      Stu­der blät­ter­te in den Hef­ten. Sie wa­ren alle von der glei­chen Art: Bil­der von Hun­den oder von Kin­dern, eine Berg­ka­pel­le, ein Ro­man, Win­ke für die Haus­frau, gra­fo­lo­gi­sche Ecke. und, auf­fäl­lig, СКАЧАТЬ