Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ wir nachtüber hier, da wir schon mal auf gute Bekannte gestoßen sind?

      Wie steht‘s denn, Mannsleut,« wandte er sich an die beiden andern, »gibt‘s hier in der Nähe noch Land?«

      »Land? Land?! — Kannst akkurat so viel davon nehmen, wie du willst, von hier bis zum Stillen Ozean!« Tönset‘n war so begeistert, daß ihm sogar eine Hand aus dem Hosengurt fuhr, um einen weiten Bogen in der Luft zu beschreiben.

      »Mußt dich selber umtun,« sagte der Hans Olsen, »und nehmen, was dir am meisten zusagt. Aber eigentlich habe ich auf dem Quart nördlich von mir ein Merkzeichen für dich eingerammt. Kannst es dir ja später ansehen. — Der eine Solumbub wollte es anfänglich nehmen; aber ich sagte ihm, es sei das beste, er ließe es, bis du kommst. — Dort grenztest du auch an den Bach, und ich und du würden nächste Nachbarn, wie wir von Anfang an gewollt. — Der Bub könnt‘ wirklich gerad so gut den Quart neben dem Bruder nehmen.«

      Der Per Hansen atmete heftig. Er hatte ein unendlich wohltuendes Gefühl: Hier hatte der Hans Olsen während der ganzen Zeit alles für ihn vorausbedacht und geordnet und prächtig zurechtgelegt. »Gut, darüber reden wir später, Hans Olsen, — ich sage nur: einstweilen danke! — — Spann‘ die Ochsen aus, Ola! — — Und froh wäre ich, hättet ihr jetzt etwas Eßbares oder Trinkbares!«

      »Oder vielleicht auch beides, Per Hansen?« rief Tönset‘n.

      »O ja, gern auch das, Syvert!«

      Bald darauf standen alle um ein weißes Tuch herum, das die Sörine auf dem Erdboden ausgebreitet hatte. Auf ihm aber lag ein ganzer gedörrter Hammelschinken und ein großer Haufe echt norwegischen Flachbrotes; und Käse und Butter und Quark; inmitten des nahrhaften Kreises aber stand eine große Schüssel süßer Vollmilch; und vom Kochherd trug ihnen die Brise einen angenehmen Duft von gebratenem Speck und starkem Kaffee zu. Die Sörine richtete her und trug auf und nötigte sie, sich einen recht bequemen Sitz zu suchen. Und Per Hansens gedrungene Gestalt rollte sich in paradiesischem Wohlbehagen zusammen, als er sich jetzt auf die gekreuzten Beine niederließ:

      »Jetzt komm du aber schleunigst selber, Sörine. — Jaja, da zeigt sich‘s, daß wir bei Herrenleuten gestrandet sind! — Kannst gut den Pharao höchstselbst vorstellen, Hans Olsen!«

      »Und wo bleibe ich?« wollte Tönset‘n wissen.

      »Du, Syvert? Ich weiß nicht recht, was ich mit dir machen soll! Du wärest wohl am liebsten Mundschenk; doch der Mensch soll nie im Übermaß begehren; denn du weißt wohl, wie es dem Mundschenk ging? Sollten wir dich nicht lieber zum Bäcker machen? Was meinst du dazu, Hans Olsen?«

      Und wieder lachten alle.

      Aber da brachte die Sörine einen Teller, auf dem sich eine ansehnliche Flasche nebst rundlichem Glas befanden. »Nimm mir das aus der Hand, Hans Olsen, der du damit umzugehen weißt!«

      Jetzt geriet Tönset‘n rein aus dem Häuschen: »Nein, du Sörrina, du Sörrina! Nein, wer doch auch solch ein Weib hätt‘!«

      Da hocken sie nun alle auf dem Boden um das Tuch herum und plauderten und langten zu und fühlten sich so wohl.

      Der Hans Olsen war seit Mittag wie ausgewechselt; der ganze lange Körper ringelte sich geschmeidig vor guter Laune; er konnte sich gar nicht satt sehen an Per Hansens bärtigem Schelmengesicht! Der schnitt sich eine tüchtige Ecke aus dem Hammelschinken heraus und betrachtete philosophisch die entstandene Scharte: »Und ihr, ihr habt also alles wohlbehalten hergebracht?«

      »Jösses, Jösses, ja,« versicherte der Hans Olsen treuherzig. »Alles — ja also abgesehen davon, daß da irgendwo im Osten der Prärie ein Hammelschinken liegengeblieben ist; aber das ist nicht der Rede wert.«

      Der Per Hansen hielt im Kauen an und meinte ganz trübselig zur Sörine: »Aber Sören, Sörine ist die weibliche Form des Eigennamens Sören; Sören = zugleich wohlanständiger Ersatz für den Ausruf ›Satan‹. — du hast einen von deinen Schinken verloren?«

      Sie mußte herzlich lachen. »O nein, ganz so schlimm ist es doch nicht, obwohl jener Schinken gute Dienste hätte leisten können, wenn es knapp wird; hier ist dafür nicht allzuviel Ersatz.«

      Der Per Hansen kaute fertig, schaute ernsthaft drein und sagte: »So geht es Leuten, die mehr von den Gütern dieser Welt ihr eigen nennen, als sie zu verwalten die Zeit haben; aber setze ich meinen Schießprügel erst einmal in Gang, Sörrina, dann sollst du deinen Schinken wiederhaben! Wie ist‘s damit, ihr Burschen, habt ihr hier draußen schon etwas Eßbares herumlaufen sehen?«

      III

      Sie blieben beisammen, bis der Abend im Osten der Widde zu blauen begann. Das Gespräch wandte sich ernsten Dingen zu: wie sie sich künftig einrichten wollten, was die Zukunft ihnen wohl bringen werde, wie der Boden zu bearbeiten sei; vor allem aber sprachen sie von dem Reich, das sie im Begriffe waren, zu gründen. — — Niemand sagte es, aber alle fühlten: es war jetzt etwas im Werden! —

      Als der Abend über ihnen war, versiegte die Unterhaltung. Eine seltsame Stimmung umhüllte sie alle, wehte mit der Brise heran, entströmte der Macht des Ungezähmten, des Unendlichen rundum; sie entquoll dem Boden, auf dem sie saßen.

      Die Stimmung schuf ein dumpfes, schwer deutbares Ahnen. So mancherlei konnte hier draußen geschehen, — ach ja, Gott helfe ihnen allen — so mancherlei!

      Weit war es bis zu den Menschen, — kläglich weit!

      Die Gesichter waren ernst; aber aus den meisten leuchtete solche Kraft, daß der Ernst nicht sonderlich Oberhand gewann. —

      Der Per Hansen war der erste, der die Stimmung abzuschütteln vermochte. Er sprang auf und schudderte sich, wie einer, den‘s friert.

      »Ist dir kalt?« fragte die Beret; sie war ihm jetzt wieder herzlicher zugetan; — sie wähnte, sie allein habe das Wunderliche gefühlt.

      »Aber nein! Nur glaube ich, wir sind alle miteinander drauf und dran, den gesunden Menschenverstand zu verlieren. Sitzen hier und schmausen am hellichten Sommertag, als wär‘s die Weihnachtszeit! — Komm, Alte, jetzt fahren wir heim zu uns!«

      Alle standen auf.

      »Ja, tu jetzt, wie es dir recht scheint, Per Hansen,« meinte Hans Olsen, »nimm den Quart oder nimm ihn auch nicht. Aber nach allem, was ich sehe, kannst du einen bessern kaum finden, — pflügbar jeder Fußbreit bis zur Hügelkuppe. Wasser für Volk und Vieh hast du auch. — Und dann kommt noch hinzu, daß ich, komme ich zwischen dich und den Syvert zu sitzen, nicht über die Nachbarn klagen kann. — Doch so weit kennst du mich wohl, daß du um deswillen den Quart nicht zu nehmen brauchtest. — Aber — nimmst du ihn doch, so müssen wir einen von den Solumbuben mit dir nach Sioux Falls schicken, je eher, je besser, damit du das Land sofort belegst. So müssen wir es alle halten, — der eine wie der andere. Es können, bis der Schnee fällt, noch viele Westfahrer kommen, und wir fünf müssen beieinander bleiben! — Ja, das ist also mein Rat.«

      »Ja, und der ist,« fiel Tönset‘n ein, »dafür, daß er aus einem so großen und dicken Schädel kommt, keineswegs schlecht. Hier kommt, Gott strafe mich, noch ehe der Sommer vorbei ist, so viel Volk vorüber, daß es kaum mehr Bleibens ist! Dann denkt daran, Kerle: das hat der Syvert vorausgesagt! — Und du, Per Hansen, mußt noch morgigen Tags nach Sioux Falls; und kann keiner von den Solumbuben mit, um für dich zu reden, dann kann ich‘s.«

      Der Per Hansen hatte wieder dasselbe gute СКАЧАТЬ