Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ er doch auf den Hans Olsen, seinen alten Lofot-Gefährten, gehört, der durchaus hatte warten wollen! Aber — er hatte es also an jenem Tage nicht gekonnt.

      Und neulich, da hatte er sich also verirrt; Nebel und Regenschauer bis weit in den Nachmittag hinein; er hatte nicht mehr gewußt, wo er tappte und taumelte. Da war er darauf verfallen, möglichst weit vorauszumarschieren, — um den Fragen der andern, die er doch nicht beantworten konnte, zu entgehen! —

      Nur eines wußte er sicher: er hatte die Spur nicht; denn sonst hätte er doch irgendeinen verlassenen Lagerplatz finden müssen! — Und jetzt galt es bald das Leben, sie wieder aufzufinden. — Bis zum Stillen Ozean war es gewiß noch weit! Und bis dahin hielt der Wagen nimmer. — Wahrhaftig: es galt das Leben. Kaum noch Vorrat war in den Wagen. — Dem Per Hansen entrang sich ein schwerer Seufzer, den er nicht mehr rechtzeitig zu unterdrücken vermochte.

      Ach ja, für den Hans Olsen war alles nicht so schlimm! Der war wohlhabend und hatte die Mittel, gleich im großen anzufangen, — hatte ein Weib, das keine Furcht kannte! — — Der Herrgott mochte wissen, ob die Fahrtgenossen sich jetzt östlich oder westlich von ihm befanden! — Und Tönset‘n mit seiner Kjersti, die beide in Amerika groß geworden, die Sprache und alles kannten, waren mit bei denen. Und die Solumbuben, die sogar hier geboren waren. — Ja, denen konnt‘s freilich einerlei sein, wo sie heute nacht lagerten!

      Aber er, der Neuankömmling, der nichts hatte und nichts kannte und mit den Seinen in dieser Grenzenlosigkeit umhertaperte! — — Die Beret hatte auch gar so wenig Lust zu dieser Fahrt gehabt, und sie war doch in mancher Hinsicht verständiger als er.

      Wahrlich — er hatte sich bequem gebettet!

      War ihm auch ganz unbegreiflich, warum er nicht die kurze Spanne Zeit in Filmore hatte warten wollen! Hätte sich ja dort Arbeit suchen können, bis die Frau vom Wochenbett genesen war, und zum nächsten Frühjahr hinausziehen können; — das war es gewiß, was sie gewollt, obwohl sie es nicht mit so vielen Worten gesagt hatte! —

      Die Decke wurde so schwer und warm, daß er sie sich von der Brust zurückschlagen mußte.

      Sonderbar auch, wie lange es heute abend dauerte, bis die Beret neben ihm zur Ruhe kam. Warum schlief sie jetzt nicht gleich ein? Sie wußte doch, daß ihnen auch morgen wieder ein mühevoller Tag bevorstand! —

      Wenn bloß der verdammte Wagen nicht wieder zusammenkrachte!

      V

      Die Zeit verstrich. Die Kinder schliefen ruhig und geborgen. — Die Mutter schien auch eingeschlafen zu sein.

      Der Per Hansen fing an, ganz sachte von ihr wegzurücken. Er legte wie im Schlaf die Hand zwischen sich und ihr auf die Decke. — Nein, rührte sie sich etwa? — Er lag wieder eine Weile still, rutschte dann wieder ein wenig weiter. Dabei berührte er unversehens die Hand vom Großen-Hans; die war so rundlich und so gut und warm; und schon recht fest im Fleisch dafür, daß es nur eine Kinderhand war. — Er hielt die Bubenhand lange umschlossen. Und die schweren Gedanken schwanden, der Mut kam zurück: freilich würden sie sich durchhelfen! Er schob vorsichtig die Decke fort, kroch leise wie ein Mäuslein darunter hervor, schlüpfte in die Hosen und zog die Schuhe an.

      Draußen flimmerte der Nebel so stark, daß er blendete; die nächste Umgebung schwamm in kupfergrünem Licht; weiter weg ging alles in Blau über, das wiederum in einer blauschwarzen, grünlich getönten Finsternis verschwand.

      Der Per Hansen suchte sich den Nordstern, drehte sich, bis er ihn über der rechten Schulter hatte, sah auf die Uhr, tat ein paar Schritt, wandte sich und sah nach den Wagen und dem Stern, machte darauf geschwinde kehrt und schritt nach Westen aus.

      Die Bewegung tat gut und er lief beinahe. Dort grasten die Ochsen, — armes Vieh! Die hatten es verdient, sich den Wanst zu füllen! Er bereute auch nicht, daß er sie sich eingehandelt hatte. Buntscheck lag näher bei den Wagen, er sah sie nur als dunklen Fleck im Dunst. Der Kuh mußte der Schatten, der so geschwinde davonglitt, aufgefallen sein; sie gab ein langes Brüllen von sich. Ärgerlich rannte der Per Hansen ein Stück, damit sie sich nicht noch einmal versuchte: Wenn sie jetzt bloß nicht die Beret geweckt hatte! —

      Er steuerte in der Richtung, wo sich nach seiner Meinung der höchste Punkt befand; von Zeit zu Zeit hielt er an, um zu sehen, ob er noch die Wagen erkennen könne. Schließlich versanken sie in Nacht; es schluckte in seiner Kehle; er biß die Zähne zusammen und marschierte drauflos.

      Die Anhöhe war weiter entfernt, als er es sich gedacht. Als er endlich oben anlangte, war er bereits über eine Stunde unterwegs; er rechnete aus, daß er mindestens vier Meilen Gemeint sind stets englische Meilen = 1,609 km. vom Lager entfernt sein müsse. — Jetzt gab er sich daran, das Gelände zu befahren, aber nicht ohne vorher noch einmal auf die Uhr, den Nordstern und den Stand des Mondes zu sehen und sich die Richtung zum Lager einzuprägen.

      Jenseits des Hügels änderte die Landschaft ihr Aussehen; das Gelände fiel stärker ab; der Buschwald stand dichter. Das Mondlicht flimmerte seltsam zwischen dem Geäst.

      Aber Per Hansen war jetzt ruhig und gefaßt. Jeder Sinn war gespannt. Zunächst durchsuchte er den Höhenzug oberhalb der Waldgrenze nach Norden zu, vornübergebeugt, die Augen an den Boden geheftet. Und als er nichts, aber auch gar nichts von dem fand, was er suchte, ging er zum Ausgangspunkt zurück und begann von neuem, durchsuchte ungefähr dieselbe Strecke in genau entgegengesetzter Richtung. Auch bei diesem Kreuzen entdeckte er nichts.

      Jetzt begann er längs des Waldsaumes aus- und einzugehen; jedes grasfreie Fleckchen beschnupperte er, schürfte darin mit den Hacken, kreuzte dann weiter. Der Schweiß lief an ihm herunter.

      So hatte er sich wohl eine Viertelstunde lang gemüht, als er hart am Waldrand wieder auf eine größere flache Lichtung gelangte; in ihrer Mitte war im Grase ein großer runder Fleck. Der Per Hansen witterte; er warf sich vor ihm auf die Knie wie der Geizige vor einem kostbaren Schatz. Er bebte; die Hand, die nach unten griff, zitterte — richtig! hier hatte ein Feuer gebrannt! Es konnten seither noch nicht viele Tage vergangen sein, die Asche roch noch frisch. Er fühlte, daß ihm die Augen naß wurden, so trübe, daß er sie trocknen mußte.

      Und jetzt begann er auf allen vieren auf dem Abhang herumzukriechen. Plötzlich richtete er sich auf den Knien auf: er hielt etwas in der Hand: »Ja, Gott‘s Tod! Das ist doch ein frischer Pferdeapfel!« Freude jauchzte aus ihm. Er zerrieb den köstlichen Fund zwischen den Fingern, roch daran: es war kein Zweifel möglich!

      ``Sollt‘ mich doch wundern, ob die heut nacht weit ab sind?«

      Er stand auf, ging rank und stolz wie einer, der einen ausnehmend guten Fischzug getan, und machte sich daran, die ganze Höhe bergab zu untersuchen: Schadete nicht, wenn er die Furt heut nacht schon fand; dann verlor er morgen damit keine Zelt! — Das Gestrüpp wurde dichter, je tiefer er hinabkam. Ja, das hier war also Split Rock Creek. Und hier hatten sie gelagert, ganz wie Tönset‘n es gesagt. — Als er erst das Bachufer erreicht hatte, fand er auch bald den Übergang, den die andern benutzt hatten; denn da lagen die Wagenspuren so tief und frisch, als seien sie erst von heute. — Er sah sich eine Weile am Ufer um. War das auch wirklich die beste Stelle ? Das Ufer auf der andern Seite schien ein Steilhang zu sein? — Er durchwatete in Stiefeln den Bach. — Nun, die Steigung war nicht schlimmer, als daß die Ochsen sie gut zwingen konnten; hinterm Bachrand kam ein kleiner Absatz, dann ging es in mäßiger Steigung bergauf. — Gerade wollte er den Fuß auf die Kante der Böschung setzen, da blieb er wie auf den Hügel genagelt stehen.

      »Was in Gottes weiter Welt — !«

      Er bückte sich, СКАЧАТЬ