Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ und das glaube ich, dann ist er eher schon im Westen von uns als noch im Osten — und deshalb ist es halt nicht leicht zu sagen, wo man suchen soll!«

      Der Hans Olsen setzte sich mit einem Ruck, die Frau suchte sich neben ihm Platz. Seine Besorgnis und mehr noch die Vermutung, die er eben angedeutet, beunruhigten ihr unerschrockenes Herz.

      »Mir ist so leid um die arme Beret und um die Kleinen! — Er konnte mit ihr auch nicht gar so schnell vorwärts, weißt du; — sie trägt gewiß wieder ein Kind!« Nach einer Weile setzte sie hinzu: »Heut nacht träumte ich so bös von ihnen.«

      Der Mann sah ihr ins Gesicht. »An derlei dürfen wir uns nicht kehren. — Übrigens bedeuten böse Träume nur Gutes; das sagte die Mutter immer. — Aber ich werde mir meiner Lebtag nicht verzeihen, daß ich nicht auf ihn habe warten können!« Er stand auf und legte wieder Rasen zurecht. »So war‘s freilich immer mit dem Per Hansen, daß er nie jemandes Hilfe annehmen wollte; und das kann auch zu weit gehen !«

      Jetzt kam ein stämmiger, kurzer, blondbärtiger Mann von der südlichen Erdhütte her den Abhang herauf. Er hatte rote Backen, einen hurtigen Gang, geschwinde Augen und bewies, als er zu sprechen begann, ein gewandtes Mundwerk. Die Hände hatte er im Hosengurt stecken, die Ellbogen standen weit ab, — der Mann sah breiter aus, als er war.

      »Da kommt Tönset‘n,« sagte die Frau; »red‘ jetzt mit ihm. Ich meine bestimmt, ihr solltet nach ihnen ausschauen!«

      »Hast sie schon im Fernrohr, Hans Olsen?« fragte der Ankommende, ohne erst zu grüßen. »Da gibt‘s ein warmes Nest, wo mit Weiberhilfe gebaut wird!«

      Hans Olsen richtete sich auf. »Hast sie wohl auch nicht gesehen, du Syvert?«

      »Gesehen? Das ist es ja gerade, was ich hier immerfort erzähle! Seit mehr als einer Stunde hab‘ ich sie observiert! Und einer, der so hoch in die Luft hinaufragt wie du, wird sie doch erst recht haben sehen können! Gleich sind sie hier!«

      »Nein, was du nicht sagst! Wo sind sie denn?« riefen der Hans Olsen und die Sörine zugleich.

      »Ja schau, er ist mit seinen Ochsen halt ein wenig vom Kurs abgekommen. Hat wohl Ebbe und Flut nicht genügend berechnet! — Guckt einmal nach Westnordwest! — — — Nein, der Bursch legt sich nicht zum Ersaufen hin, wo so wenig Wasser ist wie hier! — Bin doch neugierig, wieviel zu weit nach West er geraten ist?«

      Die beiden andern sahen in die angedeutete Richtung. Wahrhaftig! Dort schneckte sich ein Wagenzug durch die Ebene heran.

      »Meiner Treu, ich glaube, da haben wir sie!« sagte der Hans Olsen leise, fast, als wage er nicht, sich seiner Freude ganz zu überlassen.

      »Da sind sie also! Im Westen! — Nein, o nein!« rief die Sörine.

      »Setz‘ du nur geschwind deinen Kaffeekessel auf, Mutter Sörrina!« Mundartliche Aussprache von Sörine. ermunterte Tönset‘n. »Die Kjersti kommt sogleich und bringt unter der Schürze etwas mit, vermute ich recht. — In einer halben Stunde sind die verlorenen Schafe wieder in der Hürde.«

      »Freilich, Sörrina!« pflichtete der Hans Olsen bei. »Hol das Beste heran, was du zu bieten hast. — Nein, du Per, du Per! — Und von Westen!«

      Tönset‘n räusperte sich jetzt und zwinkerte verschmitzt der Frau zu. »Du, Mutter Sörrina,« tuschelte er geheimnisvoll, »wenn du gar so lieb wärst und nachschauen tätest, ob noch ein Tropfen in des Hans Olsen großer Flasche ist! Ja, nicht als wollte ich etwas haben — bewahre mich, wo werd‘ ich! Aber das arme Weib, das so lange hat karren müssen! Und des Per Hansen Eingeweide sind halt vielleicht auch ein bissel durcheinander!«

      Alle drei lachten und Tönset‘n am meisten. Und er half Rasenstücke tragen, während die Sörine ging, um alles zum Empfang vorzubereiten.

      II

      Kaum war die halbe Stunde um, so kam der Zug über die Anhöhe herabgesickert. Der Per Hansen ging noch immer voran, der Große-Hans daneben, der Ole den Ochsen als Treiber zur Seite, und die Beret und das Gössel saßen im Wagen, — Buntscheck zottelte hinterher und ließ ein langes, kräftiges Begrüßungsbrüllen erschallen, als sie das andere Vieh auf der Prärie weiden sah.

      Und bei des Hans Olsen Zelt standen sie zum Empfang bereit: der Hans Olsen und die Sörine und Tönset‘n mit seiner Kjersti; das Dirnlein aber hatte nicht Geduld zum Warten; es lief dem Zug entgegen, nahm den Großen-Hans bei der Hand und wollte vor allen Dingen wissen, ob es ihn in den Nächten auch sehr gegruselt habe.

      Die Ochsen mußten sich hügelauf tüchtig in die Sielen legen.

      »Nein, aber vertrödelt doch nicht so die Zeit!« rief ihnen der Per Hansen entgegen. »Es ist doch mitten in der Schicht, — ihr habt wohl hier im Westen nichts zu tun?«

      »Vesperzeit, siehst du, Per Hansen!« kicherte Tönset‘n. »‘s ist akkurat Vesperzeit! Und da haben wir halt gemeint, wir könnten auf dich warten!«

      »Hast schließlich doch hergefunden?« schmunzelte der Hans Olsen und wollte des Per Hansen Hand gar nicht mehr loslassen.

      »Hergefunden? —Das mußt‘ einer doch, wo es nur immer geradeaus der Nase lang geht! Und ihr hattet auch die ganze Strecke ordentlich und nett abgesteckt. — — So! Und dies also wäre Gosen im Lande Ägypten ?«

      »Höh-höh!« nickte Tönset‘n. »Akkurat Gosen! Jawohl! Wir haben vor, ihm diesen Namen beizulegen, falls dir nicht andere Narreteien einfallen.«

      Die Beret und das Gössel waren inzwischen glücklich von dem Bretterende heruntergeklettert; die beiden andern Frauen wollten sich ihrer sogleich annehmen. Aber die Beret mußte sich erst einmal lange umschauen, ehe sie mit ihnen ging.

      — Hier also sollten sie bleiben? — — Hier? — Sie betrachtete die halbfertigen Gammen, die Menschen, und es fuhr ihr durch den Sinn, daß sich hier Verkehrtes zusammenbraue; — die Vorstellung ängstigte sie nun schon tagelang, und sie vermochte sie nicht zu verjagen. Sie würgte sie. Nein, es hieß sich mit aller Macht zusammennehmen, — sie konnte doch nicht inmitten des Jubels um sie herum losweinen!

      Sie ging den beiden andern Frauen ins Zelt nach und mußte sich schnell setzen.

      Sörine umsorgte sie freundlich: »Zieh dich aus, Beret; es wird dich erfrischen, die Kleider zu wechseln. Hier ist ein weiter Rock, den kannst du derweile überwerfen! — Und hier ist Wasser; mach dir das Haar und laß dir gute Zeit, dich herzurichten, — laß dich nicht stören, wenn ich und die Kjersti aus und ein laufen!«

      Die beiden andern gingen; sie saß immer noch reglos. Kaum aber waren die beiden draußen, da trieb es sie an den Zelteingang, sie mußte hinaussehen. — Ich begreife nicht, wie Menschen es hier aushalten? dachte sie. Hier gibt es ja nichts, wohinter man sich verbergen kann! — Das edelgeschnittene, schöne Gesicht war von Nachdenken beschwert. Sie wandte sich ins Zeltinnere und begann sich die Kleider aufzunesteln, hielt aber gleich darauf inne, um die Zeltstange mit all den Kleidungsstücken anzustaunen; die glich leibhaftig dem Riesen, den sie sich als Kind immer vorgestellt hatte, — sie konnte das Bild lange nicht loswerden. —

      Inzwischen wartete draußen der Ole, die Hand auf dem einen der Ochsen; die Erwachsenen schienen vergessen zu haben, daß auch er noch auf der Welt war; das wurde nächstens langweilig, — die wurden ja niemals fertig mit dem Geschwätz, und er hatte doch auch noch etwas mitzureden!

      »Wollen wir ausspannen, СКАЧАТЬ