Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ da ab baute der Per Hansen jeden Morgen vorm Frühmahl und jeden Abend, sobald sie mit dem Essen fertig waren. Alle taten mit und hatten ihre helle Freude dran.

      Für den Hans Olsen wie für Tönset‘n nahm es sich aus, als wären Trolle in des Per Hansen Grund und Boden gefahren; obgleich der mitsamt der ganzen Familie tagsüber den Acker bestellte, wuchs dort aus der Erde eine ungeheuerliche Gamme.

      Der Per Hansen pflügte und eggte und hackte, und er baute, und er fand alles miteinander so überaus kurzweilig, daß er nicht auch nur die geringste Zeit mit Schlafen vergeuden konnte. Als er aber am vierten Morgen die Decken abwarf und in die blaue Dämmerung hinauswollte, da lag die Beret wach und paßte ihm auf. Kaum daß er sich regte, nahm sie ihn fest in die Arme: Er müsse liegenbleiben; das gehe keinesfalls so weiter, auch er sei nur ein Mensch! Und so sanft und freundlich redete sie ihm zu, daß er nachgab und liegenblieb. — Aber Ruhe fanden seine Gedanken darum doch nicht. — Die Beret meinte es zwar gut; sie verstand nur nicht, mit wievielerlei er sich zu tragen hatte, — Plänen, die er zusehen mußte, auf der Stelle auszuführen! — Ja, die Beret! Nicht glaubte er, daß es ihresgleichen gab; wie hatte sie sich in den beiden letzten Tagen mit der Hausarbeit beeilt! War dann mit dem Gössel an der Hand zu ihnen auf den Acker gekommen, hatte dort das Kind im Grase spielen lassen und den Mannsleut geholfen und hatte dabei volle Arbeit geleistet, ganz wie ein Mann. Und alles bloß, um es ihm zu erleichtern, — und jetzt wachte sie hier und paßte auf ihn auf! — Und als sie so viel geeggt und zerhackt hatten, daß sich das Pflanzen lohnte, da hatte die Beret aus ihren verschiedenen Fächern und Behältern alle Saatsorten der Welt hervorgesucht, von denen er nicht wußte, wo oder wann sie sie erwischt hatte. Kohlrabi und Möhren, und sowohl Zwiebeln wie auch Tomaten, und wahrhaftig, hatte sie nicht sogar auch Melonen mitgebracht! Ja, so ein Weib! Er konnte ihr gern die Liebe tun, noch ein wenig liegenzubleiben, wenn sie so schön darum bat! — —

      Ob es nun mit rechten Dingen zuging oder nicht, jedenfalls war beim Per Hansen ein stattlicher Acker bereits umgepflügt und eine große Hütte wartete auf ihr Dach, als der Hans Olsen und die Solumbuben ihre Behausungen kaum erst gedeckt und mit dem eigentlichen Pflügen gerad erst begonnen hatten. — Tönset‘n war jedoch schon erheblich weiter — der Per Hansen mußte das ja zugeben — und war jetzt schon dabei, Kartoffeln zu setzen. Aber der hatte ja auch nicht soviel im Kopfe gehabt; als der im Frühjahr herkam, war sein Haus bereits instand gewesen, so daß er bloß einzuziehen gehabt, — der winzige Stall, den er sich jetzt dazu gebaut, der war nicht mehr als eine gute Tagesleistung —, und Pferde hatte er auch; nein, für den war‘s keine Sache, vorwärts zu kommen!

      Eines Nachmittags spät waren beim Per Hansen alle Kartoffeln, die er aus Sioux Falls mitgebracht hatte, in die Erde gelegt. »Nur ein Auge für jedes Loch, das ist genug bei solchem Boden!« hatte er die Beret ermahnt, die die Knollen zerschnitt. Auch aller Same, den sie so vorbedacht gewesen mitzunehmen, war gepflanzt. — — Der Acker sah größer aus, als er in Wirklichkeit war. Er hob sich von all dem Grün rundum scharf ab; aus der Entfernung machte es einen Eindruck, als hätte jemand einen schwarzen Flicken auf ein unendlich großes grünes Tuch genäht. Für den Per Hansen, der sich jetzt das fertige Werk anschaute, nahm sich der Flicken sehr gut aus. Vor nicht langer Zeit war er hergekommen und hatte doch schon mehr in die Erde gebracht als jemals, seit die Beret und er selbständig zu wirtschaften begonnen. Und wie würde das erst nächstes Frühjahr werden!

      »Heute abend gönnen wir uns ein richtiges Festmus, Beretmutter,« sagte er zu ihr, »um damit zu segnen, was in die Erde gekommen ist!« Er stand noch immer an seinem Acker und sah darüber hin; und seine Augen leuchteten.

      Die Beret war müd von der Arbeit; der Rücken schmerzte, daß sie meinte, er werde ihr brechen; auch sie sah über die bestellte Flur; aber sie konnte daran keine Freude gewinnen. — Es ist gut, daß wenigstens er sich so freut, dachte sie traurig. Auch mit mir wird es mit der Zeit besser werden. — Sie sprach es nicht aus. Sie nahm das Kind bei der Hand und ging heim. Hier maß sie die Hälfte von dem, was Buntscheck heute morgen gegeben, ab, goß Wasser dazu, bis sie genug hatte, holte Grütze aus einem Beutel und bereitete das Mus. Ehe sie es auftrug, tat sie in jede Schüssel ein kleines Butterauge, — ein Äuglein, das sich gerade noch offenzuhalten vermochte, und streute darauf ein paar Krümel Zucker; das war so üppig angerichtet, wie sie es bieten konnte, und sogar eher mehr. Aber als sie die Freude der Buben sah und all die Lobworte des Per Hansen hörte, da wurde auch ihr ein wenig leichter ums Herz, da nahm sie noch Zucker aus der Tüte und streute ihn oben drauf. — Und dann lächelte sie und war froh, daß sie nichts von dem schmerzenden Rücken gesagt! —

      VIII

      Die Hütte des Per Hansen wurde wirklich beinahe groß wie ein Königshof! Und das veranlaßte Tönset‘n, als er zu Besuch kam, zu folgendem Ausbruch:

      »Kannst du mir sagen, Per Hansen, soll das hier eine Hütte vorstellen? Oder gar am Ende gleich Kirche und Pfarrhof unter demselben Dach? — Ich mein‘, du bist nicht recht gescheit, Mann! Im Leben kriegst du kein Dach zustande über diesem Ungetüm! Schon für die Hälfte gäbe es hier herum nicht genug Weidengerten! — Mach du dich bloß bald dahinter, es wieder abzutragen, Gevatter!«

      »Hast freilich recht,« schmunzelte der Per Hansen. »Aber jetzt steht es einmal da. Ich meinte halt, ich könnt‘ gerad so gut gleich auch für meine Söhne bauen; die müssen dann jeweils, wenn sie heiraten, erst ein Stück des Daches decken. Und Dachrasen gibt‘s doch von hier bis zur Küste des Stillen Ozeans!«

      Aber Tönset‘n ließ sich in seinem tiefen Ernst nicht erschüttern:

      »Das da hat gar keinen Sinn, Per Hansen, — fang du bloß an, wieder abzutragen!«

      »Ja, dann muß ich halt wohl!« antwortete der Per Hansen trocken.

      Es war durchaus nicht sonderbar, daß Tönset‘n beim Anblick dieses Bauwerks stutzte; es war gänzlich unähnlich dem, was er selber gebaut, und jedem andern, das er bisher gesehen; ob überhaupt in ganz Amerika noch ein zweites so albernes Haus zu finden war! Tönset‘ns eigenes war vierzehn Fuß breit und sechzehn lang; das der Solumbuben war nur vierzehn im Geviert; der Hans Olsen war großartig gewesen und hatte das seine achtzehn Fuß lang und sechzehn Fuß breit angelegt. Aber Per Hansens Hütte, — die war achtzehn Fuß breit und dreißig Fuß lang! Und sie hatte zwei Räume — einen achtzehn zu achtzehn, den anderen zwölf zu achtzehn — durch eine Wand getrennt; des einen Tür ging nach Süden, des andern nach Osten. Zwei Türen in einer Rasenhütte, — du großer Gott, welcher Wahnsinn! Und in dem kleineren Raum hatte er die Erde ausgestochen, so daß hier der Fußboden einen Fuß tiefer lag als in dem andern! — — — Du erlebst es noch, dachte Tönset‘n bei sich, daß der Mann in seiner Verdrehtheit gleich auch einen Turm anbaut!

      Tönset‘n mißbilligte! Erstlich war das von dem Per Hansen schiere Großmannssucht — denn es handelte sich doch nur um eine vorläufige Rasenhütte. Sodann aber war es unmöglich! Denn wenn der auch bei Tag mit der Laterne suchte, fand er nie im Leben genug Weidengerten für das Dach; das brauchte ja fast ein ganzes Himmelsgewölbe über sich! Tönset‘n trabte schnurstracks zum Hans Olsen und bat ihn, sofort mit dem Manne ein Wörtlein Vernunft zu reden. — Nein, meinte der, damit wolle er nichts zu tun haben. Der Per Hansen brauche für seine stattliche Familie, die sich vielleicht noch vergrößerte, wohl auch ein stattliches Haus; — übrigens wisse der Mann, was er tue.

      »Nein, schau, das tut er eben nicht!« Und damit begab sich Tönset‘n zu den Solumbuben, die in Amerika sowohl geboren wie erzogen waren und wußten, was sich gehörte und sich nicht gehörte. Sie müßten also mit dem Per Hansen reden! Aber auch die wollten nicht heran: es sei des Per Hansen Sache, wie er sich sein Haus bauen wolle. — Da mußte Tönset‘n es aufgeben. Aber es war doch gar zu ärgerlich mit anzusehen, wie ein braver Mann es so dumm anfing! — —

      Der Per Hansen hatte schon, СКАЧАТЬ