Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ihm ablief.

      Nicht etwa so zu verstehen, als hätte sich Tönset‘n etwas von Per Hansens Vorhaben versprochen. Er hatte die ganze Nacht vergrübelt, die Kjersti ausgefragt, wie die Kühe sich beim Kommen der Indianer verhalten hätten, und war des Morgens aufgestanden in der unerschütterlichen Überzeugung, daß der Sam des Rätsels Lösung gefunden habe. Für Tönset‘n gab es nur die Frage, wie sie ohne Blutvergießen und Krieg zu den Tieren gelangten. Als er hörte, der Per Hansen sei zu den Tröndern geritten, war er außer sich. Daß der Hans Olsen auch davon nicht abgeraten hatte! Ja, er war geradezu zornig auf den Per Hansen. Der war also gar nicht der mutige Kerl, für den er sich ausgab! Begriff der denn nicht, daß er die Verantwortung für das Finden der Kühe trug? Er war mit dem Raubgesindel gut Freund geworden, hatte sie verhätschelt, statt sie dahin zurückzujagen, wo sie hergekommen waren; hatte sogar Geschenke von ihnen angenommen! Was vertrödelte er die Zeit mit Schmausen bei den Tröndern am Sioux? Die Kühe mußten sie zurück haben und zwar sofort!

      — — Tönset‘n hielt mit seiner üblen Laune nicht hinter dem Berge.

      Die Mißstimmung drückte übrigens alle; jeder tat seine Arbeit, die Augen waren aber woanders.

      Der Abend brachte weder den Per Hansen noch die Kühe. Man spürte nicht Lust, sich schlafen zu legen; man schaute aus, wartete. Hans Olsens ganzer Hausstand saß bei der Beret; Tönset‘n und die Kjersti kamen auch herzu, nachdem sie erst beim Hans hineingeschaut und keine Menschenseele angetroffen hatten. Die Solumbuben fanden es auch nicht spaßig, daheim zu bleiben, und kamen gleichfalls. — — Aber auch bei Per Hansen fehlte die rechte Gemütlichkeit. Die Beret schaffte so wortkarg und abwesend und dabei so wunderlich ruhig, als ginge sie das alles gar nichts an.

      Als sie sich aber anschickten zu gehen, sagte sie gelassen, gleichsam grübelnd und wie zu sich selber: »Ich kann das nicht begreifen! Jetzt ist es Nacht; und der Per Hansen tummelt sich draußen in der Endlosigkeit allein herum! Und hier schwätzen vier Männer die Zeit fort? Es ist doch wohl ebensosehr ihr Vieh, wie das seine. Nein, ich begreife es nicht.«

      Sie sah niemanden dabei an. Ihre Worte schwebten durch die Stube; niemand äußerte etwas dazu, — es war auch nicht leicht, eine Antwort darauf zu finden; aber das Unbehagen wurde dadurch nicht geringer.— —

      Als die andern gegangen waren, verhängte sie die Fenster, dicht und verläßlich. Sie konnte sich nicht legen, solange alles da draußen zu ihr hereinstarrte. — Die große Lade zog sie vor die Tür.

      XIII

      Am nächsten Tage waren die Buben nicht vom Dach herunterzubekommen; sie waren gleich nach dem Frühstück hinaufgeklettert. Der Vormittag verging; es wurde Mittag. Der Ole kam zwar zum Essen herunter, aber der Große-Hans blieb oben. Der Mutter erschien das verständlich, sie ließ ihn gewähren. Es wurde Vesper, und noch war nichts zu sehen.

      Da ließ sich plötzlich vom Dach her eifriges Unterhandeln vernehmen, und der Ole rief mit lauter Stimme herunter:

      »Jetzt — jetzt kommt der Vater! ja, dort kommt er!« — —

      »Und die Kühe hat er mit!« Das rief der Große-Hans.

      »Wir müssen‘s sogleich den andern erzählen!« sagte der Ole. »Aber zu allererst der Mutter!« sagte der Große-Hans; er hatte schon vergessen, daß sie ihr die Nachricht soeben zugebrüllt hatten. Die Buben rutschten mit Windeseile vom Dach, rissen die Tür auf, sagten beide im gleichen Atem, jetzt komme der Vater, sausten davon. Zuerst zum Hans Olsen, dann zu Tönset‘n und schließlich nach Norden zu den Solumbuben. Auf jeder Stelle dieselbe Nachricht: »Jetzt kommt der Vater!« — das war der Ole. »Und die Kühe hat er mit!« — das war der Große-Hans.

      Und wirklich: dort kam der Per Hansen auf dem Pony und trieb alle Kühe vor sich her. Sobald der Zug deutlicher sichtbar wurde, überzählte man die Kühe. — — Das war doch aber sonderbar? Sahen sie etwa doppelt? — Und man zählte noch einmal; und das Ergebnis blieb dasselbe: jeder bekam eine Kuh zuviel heraus! Vier sollten es sein, und dort trabten fünf, ein Irrtum war nicht möglich! Sie kamen aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur — der Per Hansen auf dem Pony als letzte!

      Als die Leute sich sattgesehen, begab sich jede Menschenseele ganz selbstverständlich zu Per Hansens Gamme. Ein jeder wollte zu seiner Kuh; und alle wollten erfahren, wo er diese beiden Tage zugebracht, und insbesondere: Was hatte es mit der fünften Kuh auf sich?

      Der letzte Punkt wurde zuerst aufgeklärt; ehe noch der Zug dicht herankam, erkannten sie, daß die fünfte Kuh gar keine Kuh war! Nein, keine Kuh, sondern ein einjähriger Stier.

      Der Per Hansen auf dem Pony war fast nicht wiederzuerkennen; das Gesicht war arg bestaubt und von dem ständig rinnendem Schweiß ganz streifig. Zu allererst jedoch sahen sie etwas, was er vor der Brust hängen hatte, etwas, was gewissermaßen einer Art Spind ähnelte. Du lieber Himmel, war das nicht ein Vogelbauer aus Latten gezimmert? Und innen drin ein Hahn mit zwei Hennen! —

      Auch die Beret stand vor der Tür; sie ging ihm entgegen, ohne die andern zu beachten; die verhielten sich übrigens so wunderlich, wagten sich nicht recht zu ihr hin, wichen eher zurück, als sie kam.

      »Kannst du mir sagen, was du da mitbringst?« fragte die Beret mit weicher Stimme, aber leise, als scheue sie sich.

      Der Per Hansen löste sich den Bauer vom Hals.

      »Oh,« sagte er müde, fast stumpf, »da ich schon einmal so weit gereist, hielt ich es fürs beste, zugleich etwas auszurichten.« Er reichte ihr den Bauer. »Hier hast du also deine Hühner. Weiß zwar nicht, ob sie noch lebendig sind?«

      Die Beret ging mit dem Bauer zum Haus hinauf. Und jetzt umdrängten sie ihn, die andern, und wollten Bescheid über alle Widerwärtigkeiten, die er erlebt.

      Tönset‘n aber redete vorneweg: »Kannst du mir sagen, Per Hansen, was du da für einen Burschen bei den Kühen herumlaufen hast?«

      Etwas wie ein Grinsen legte sich über das verschwitzte Gesicht.

      »Der da? — oh, das ist bloß ein Trönder.«

      »Nein, bist du toll! Ja, dann wird er wohl taugen! — Wo hast du denn den erwischt?«

      Der Per Hansen stieg ab und reichte dem Großen-Hans die Zügel. »Gib dem zu saufen und versorge ihn gut! — Wo ich den erwischt habe? — Ich verführte eine nette Trönder-Bäuerin dazu, ihn mir auf ein Jahr zu borgen. Ich versprach ihr zehn Dollar für sein übriges Leben. Das sind genau 2,50 auf deinen Teil, Syvert. Aber schau, das kommt dir auf die Dauer billiger, als alle Jahre ganz Dakota Territory nach deiner Kuh abzusuchen!«

      Die Sörine und die Kjersti konnten sich gar nicht genug damit tun, dem Per Hansen warm und nachdrücklich zu danken. Das Gescheiteste aber verlautbarte diesmal die Kjersti, so schien es dem Per. Als sie sich nämlich den ganzen Bericht bis zu Ende angehört hatte, wie weit und wie lang er geritten, da sagte sie still und nachdenklich:

      »Wenn die Lust schon in einem stummen Tier so gewaltig ist, wie muß sie dann erst in einem Menschen hausen! — Den Streich vergeß ich dir nimmer, Per Hansen!«

      Und sie lachten alle miteinander. —

      Die Merkzeichen im Gras

      I

      Der Per Hansen wurde weiter und weiter in das Märchen hineingetragen, in jenes wundersame Märchen, worinnen СКАЧАТЬ