Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ vor denen man sich fürchten mußte! — — Den Lebensbedarf mußte man sich vier Tage weit heranschaffen und dazu eine Ausrüstung vorbereiten wie zu einer Lofotfahrt.— — Und wenn plötzlich etwas zustieß, — ja, was würde dann geschehen?

      Nein, hier war nicht Bleibens für Menschen. — Wenn die Kinder hier aufwuchsen, mußten sie dann nicht werden wie die roten Kinder der Öde, — oder gar noch schlimmer? — — Hier waren ja keine andern, sahen sie keine andern, kamen niemals andere vorbei! Niemals würde es hier anders werden!

      Vielleicht war es eine Fügung gewesen, daß die Kühe verschwanden? Auch die andern mußten dann doch einsehen, daß Menschen hier nicht hausen konnten. — Vielleicht sah auch er es ein? — — Sie wußte nicht, ob sie geschlafen hatte, als der Mann sich zu regen begann. Ihr letzter Gedanke aus der durchwachten Nacht fiel ihr ein, und sie entsetzte sich davor, jetzt, wo das Lämplein in der Stube brannte. Nachts war es ihr als Glücksfall erschienen, wenn die Kühe unauffindbar blieben; jetzt erfüllte es sie mit Schrecken.

      »Du ziehst doch nicht etwa allein davon?« fragte sie vom Herde her.

      Er hatte ihr noch nichts von seinem Vorhaben gesagt.

      »Werd‘ halt zusehen.«

      »Bleibst du lange?«

      »Oh, schau lieber erst nach mir aus, wenn ich komme. — Ich bleibe vielleicht über Nacht.«

      Sie schenkte ihm jetzt schweigend den Kaffee ein.

      »Wo reitest du hin?« fragte sie dann.

      »Das weiß ich noch nicht akkurat genau; — es geht wohl nach Osten.«

      »Ich finde es weder recht noch billig, — jetzt sag‘ ich‘s gerad heraus!« Sie ging mit dem Kessel wieder zum Herd. »Nein, es ist weder recht noch billig,« wiederholte sie noch nachdrücklicher.

      Etwas in ihrer Stimme hakte sich in ihm fest. »Nein, nein,« sagte er kleinlaut; »aber wir können wohl nicht umhin, die Kuh wieder herzuschaffen.«

      »Das müssen doch auch die andern. — Können die sich behelfen, geht es auch an für uns!« kam es erregt.

      »Du weißt ja aber doch, Beret,« suchte er versöhnlich darzutun, »daß wir unbedingt nach dem Vieh suchen müssen. — Der Hans Olsen ist jetzt nicht abkömmlich wegen der Mahd; — und den andern traue ich eben nicht gar soviel zu, — hier ist nicht unter vielen zu wählen.«

      »Scheint es denn dir recht,« fuhr sie auf, »daß ich mit den Kindern allein bin? Du fährst ins Weite hinaus, ich weiß nicht, bleibst du einen Tag oder eine Woche! — Warum können denn nicht der Sam und der Henry reiten? Auf die wartet niemand daheim!« Sie sah nicht auf; in ihren Worten lag aufgedämmte Leidenschaft.

      Nein, jetzt war sie unbillig, fand der Per Hansen; aber sie verstand es wohl nicht besser! »Schau, ich meine halt, es ist zu keines Nutz und Frommen, wenn jene Burschen reiten.«

      »Dann muß Tönset‘n heran.«

      Jetzt weinte sie, hörte er.

      »Ja, der, gewiß — dann kämen die Kühe bestimmt zum Vorschein!« sagte er, und auch ihm war das Weinen nahe.

      Sie stand jetzt am Fenster und sah schweigend in einen grauen Tag hinaus.

      Der Per Hansen trank eilig den Kaffee, stülpte sich den Hut auf, ging zur Tür, öffnete und trat hinaus. — Er blieb stehen: Durfte er die Beret so zurücklassen? — Er konnte doch gar nicht begreifen, was seit kurzem über sie gekommen war. Sie hatte einen klareren Verstand als irgendein Mensch, den er kannte, und dann redete sie einsichtsloser daher als ein schlechterzogenes Kind? Was war bloß über sie gekommen, seit sie hier draußen waren? — — Nein, er durfte sie gewiß nicht so zurücklassen?

      Aber er ging doch zum Holzstoß, nahm Sattel und Zügel und zäumte das Pferd, — zauderte dann wieder.

      XII

      Ehe er sich noch entschloß in den Sattel zu steigen, hörte er Schritte und wandte sich dem Hause zu. Jetzt kommt sie! durchfuhr es ihn, und dann wird‘s allright, und ich kann weg, — es eilt auch!

      Aber die Schritte kamen aus einer andern Richtung; der Hans Olsen kam herbei. Wollte der etwa reiten? Ja, das war etwas anderes; denn so einem Mann gelingt alles. — Aber es schien, als wolle es sich bald aufklären und Heuwetter werden.

      — — Der Per Hansen fühlte, als der Nachbar näher kam, so deutlich: der hätte gerade jetzt nicht kommen sollen — nein, nicht gerade jetzt! Und es fehlte die gewohnte Unbefangenheit, als er ihn begrüßte:

      »Bist schon so früh unterwegs?«

      »Ja, auch du bist zeitig auf den Beinen, sehe ich. Dacht‘ es mir schon und wollte noch mit dir reden. Du willst sie also suchen?«

      Der Per Hansen sah vor sich hin und antwortete erst nach einer Weile:

      »Einer muß doch wohl reiten. — Es ist das beste, du eilst dich mit der Mahd, daß wir sie hinter uns bringen. Ich versteh mich halt wenig auf solches Gerät.«

      »Ich weiß, du bist geschwinder auf solcher Fahrt als ich; drum ist‘s vielleicht das beste, es geschieht nach deinen Worten. — Weißt du, was die Sörrina mir gestern abend erzählte?«

      Der Per Hansen antwortete nicht, war just nicht aufgelegt zum Rätselraten. Er sah den Nachbar an, sein Denken aber kreiste um die Hütte. — Sie hörte sie wohl sprechen? Ob sie nicht herauskam?

      »Ja, siehst du, die Sörrina hat die Kuh im Verdacht, seit gestern morgen stiertoll zu sein!«

      Der Per Hansen kam mit einem gewaltigen Ruck zur Wirklichkeit zurück: »Nein, was du nicht sagst, Hans Olsen!«

      »Ja, das also erzählte mir die Sörrina! Die Kuh ist doch nicht etwa darauf verfallen, nach Filmore zurückzutraben und die andern mitzunehmen? — Das war‘s, was mir heute nacht so beiläufig einfiel, und ich meint‘ halt, ich müsse es sogleich mit dir bereden.«

      Ja, das war denn doch eine verständigere Lösung als dem Sam sein Gefasel! Der Per Hansen hatte plötzlich alles Herzeleid vergessen, er lachte geradezu bubenhaft ausgelassen.

      »Ho ho! Die ist also ins Dorf, deine Kuh, und hat die andern mit in Versuchung und Sünde gelockt!«

      »Ja, wer weiß?«

      »Ho, da sagst du etwas Gescheites!« Der Per Hansen band das Pferd los und sprang rasch in den Sattel: »Jaja, ich mußt‘ heut nacht an die Trönder denken, und jetzt reite ich dorthin. — Es ist ungewiß, wann du mich wiedersiehst; schau derweil für mich nach dem Rechten.« Er hielt noch einen Augenblick, warf einen Blick auf die Hütte und sagte leise: »Schick unbedingt heut abend die Sörrina her; und eil dich mit der Mahd, — es klärt bald auf!«

      Er ritt ans Haus, um die Türseite herum, hielt einen Augenblick, räusperte sich, lauschte und ritt dann seines Weges.

      An das Ostfenster preßte sich ein Frauengesicht, rotgeweint, und sah ihn in dem blaugrauen Tag immer kleiner werden, zuletzt verschwinden. Ihr kam es so vor, als sinke er immer tiefer in den Boden; das Blaugraue hob sich und überspülte ihn.

      Bald wußten alle, СКАЧАТЬ