Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Читать онлайн книгу Das Schweigen der Prärie - Ole Edward Rölvaag страница 18

Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ machte eine kurze, steife Verbeugung, wandte sich und ging. — Es war ein hochgewachsener, stattlicher Mann, männlich und schön anzusehen.

      »Ist der Kerl besessen?« rief der Per Hansen. »Verstehst du, was er damit meint?«

      »Er will dir das Pferd schenken!« rief der Große-Hans, und seine Augen waren ganz rund.

      Der Per Hansen eilte dem Mann nach. »Das geht aber nicht an!« rief er.

      Doch der Indianer kletterte schon auf den Wagen und fuhr davon.

      »Nein, so etwas!« staunte der Per Hansen; er hatte den Zügel um den Arm. »Und mit Sattel und allem Geschirr!«

      Der Große-Hans schlug Rad. Noch nie in seinem ganzen Leben war er je so glücklich gewesen.

      VII

      Am Abend darauf kamen die Stadtfahrer mit vielen Merkwürdigkeiten heim und wußten die seltsamsten Neuigkeiten zu berichten.

      Der Hans Olsen, der für den Per Hansen Waren im Werte von 15 Dollar in bar erhandelt und überdies einen Pflug und eine Egge gegen Bürgschaftsleistung ertrotzt hatte, fuhr zuerst dort vor und lud ab. Nein, die Menge Tüten und Pakete und Säcke und Kruken! Und die Egge so schmuck rot und blau und grün bemalt! Und wie stattlich sie sich auf der Hofreite ausnahm! Ihr Sitz schwebte hoch oben in der Luft, — der sah aus wie ein Thronsessel! Der Große-Hans mußte auch sogleich hinauf und den ausprobieren!

      Bei Tönset‘ns stand eine Mähmaschine, die Gras wie auch Weizen mähen konnte; und auch deren Sitz schwebte hoch oben in der Luft!

      Beim Hans Olsen war an dem Abend festliche Zusammenkunft. Tönset‘n und der Per Hansen waren als erste zur Stelle. Da gab es viel zu bereden und zu bereinigen. Das geliehene Geld war zurückzuzahlen; und das war keine einfache Sache; denn bald war diese Maßeinheit, bald jene zur Anwendung gelangt. Alle hatten sie gegenseitig Schulden — es wurde zugeteilt und zurückgegeben. Der Hans Olsen, der noch am ehesten aus dem Vollen wirtschaften konnte, war jetzt geradezu Besitzer eines Warenlagers.

      Der Per Hansen kümmerte sich im Augenblick weniger um die Waren; er war wissensdurstig und wollte vor allem Bescheid über alle Widerwärtigkeiten unterwegs und in der Stadt. Hatten sie viele Leut gesehen? — Wonach hatten die gefragt? — Hatten sie Westfahrer getroffen? — Wie standen die Aussichten? — — Und sei der, mit dem sie gehandelt und der ihm den Pflug und die Egge auf Borg anvertraut hatte, ein anständiger Bursch? Ob wohl ein ehrliches und treuherziges Gesicht noch mehr auf Borg bekäme — denn er brauche noch viele Herrgottsdinge!

      Der Hans Olsen wußte zu berichten, daß der Mann zwar einen ganz guten Eindruck mache, aber Engländer sei, so daß man nicht mit ihm reden könne, — und das, fand der Per Hansen, sei eine schlimme Neuigkeit. »Teuer ist er, meiner Treu, auch, aber was soll man hier draußen anders erwarten?« Daß der mit mehr herausrücke, glaubte der Hans Olsen kaum! Zuerst habe der Mann rundweg alles Borgen abgeschlagen. Aber dann habe der Syvert so lange und so verständig verhandelt, daß der Mann schließlich nachgegeben hatte unter der Bedingung, daß sie sich beide für Pflug und Egge unterschrieben. Übrigens hätten sie da auch schon so viel gekauft gehabt, daß er schon um deswillen nicht gar zu querköpfig hätte sein können.

      Trotz all des Erlebten schien es den Stadtfahrern doch, daß die Daheimgebliebenen das Merkwürdigste zu erzählen wußten. Hatte der Per Hansen nicht einen Indianerhäuptling, der schon so gut wie krepiert gewesen, wieder zum Leben erweckt ? So und nicht anders hatte die Kjersti ihrem Manne unverzüglich berichtet.

      »Ja,« meinte der Hans Olsen in stiller Bewunderung, »das ist so eigen mit dir, Per Hansen; ob du nun stehst oder gehst, so handelst du richtig und stellst deinen Mann! Ich hatte große Lust, dich auf diese Fahrt mitzunehmen, und wir hätten uns auch so einrichten können — haben es am Abend vorher hin und her überlegt, ich und der Syvert; aber — dann fühlten wir beide, daß wir unbesorgter fahren könnten, wenn du daheimbliebst. — Muß wohl eine Fügung gewesen sein!«

      Und Tönset‘n nickte zu dem allen ja und amen.

      Der Per Hansen begegnete der Anerkennung mit großer Bescheidenheit; er holte tief Atem, um etwas zu sagen, fand nicht gleich die rechten Worte und mußte noch einmal ansetzen.

      »— O ja, — ja ja! Davon wollen wir nicht mehr reden. Übrigens tat ich auch nicht weiter was Besonderes. — Aber gern will ich eingestehen, daß, als ich den Ole nach der Langen Marie schickte, ich gerade nur noch den allernötigsten Mut in mir hatte. — Da kamen sie, dreißig Mann hoch, und hier stand ich mit drei aufsässigen Weibsleuten allein, — das war nicht gerad einfach!«

      »Will‘s gern glauben!« lachte der Hans Olsen. »Ein Wunder, daß du nicht von dem ganzen Kram weggelaufen bist!«

      »Ja, aber wo hätt‘ ich denn hinsollen? Und die hatten zudem Pferde. — Aber das dacht‘ ich bei mir, daß, wärest du, Hans Olsen, so nahe gewesen, daß ich dich hätte zurückrufen können — ja und dich ebenso, Syvert, — ich hätt‘ gern mehr als die eine Hand dafür gegeben!« —

      Bald kamen auch die beiden Solumbuben, und jetzt waren alle beisammen. —

      Als es schließlich auch an diesem Abend einmal heimwärts ging, fand die Kjersti, daß der Syvert sich doch gar so sonderbar vorwärts bewege. Wie sie auch ihren Schritt einzurichten suchte, er lief entweder voraus oder zackelte hinterher, und geschah das, so überholte er sie mit einem solchen Schwung, daß er sich eben noch auf den Beinen hielt. Und dann stand er still! Stand! Und immerfort brummelte er dazu vor sich hin.

      »Kannst du mir sagen, was du da in einem hin schwätzest und schwaderst, Syvertmann? Gehst du etwa im Schlaf inmitten der Prärie?«

      »Ja, wenn ich das wissen tät!« seufzte er tief. »Hab‘ so was noch nicht erlebt. Mir ist — so — so schwindlig in den Füßen!« Und er segelte kopfüber davon wie ein vollgetakeltes Boot über einen mächtigen Wogenkamm. — »Ich meine fast — ja, ich mein‘ bestimmt, das ist der — der — der Schnaps von der Sörrina!«

      »Oh, ist es nichts Schlimmeres, dann geht‘s wohl auch vorüber!« tröstete die Kjersti.

      VIII

      Zwei Tage später traf das große Mißgeschick ein. Und nach Art rechter Mißgeschicke überkam es sie mitten im schönsten Wohlergehen, als niemand Unheil ahnte.

      Es war um die Vesperzeit. Der Hans Olsen war beim Heuen; die neue Maschine klirrte und dröhnte über die Prärie, schnitt das Gras so fein und so dicht überm Boden, daß es eine Wonne war zuzuschauen. Ja, das war freilich etwas anderes, als mit einer Sichel auf Felsgrund zu hämmern! — Alle Mannsleut waren beim Start zugegen gewesen; und der Per Hansen war mit dem festen Entschluß heimgegangen, sich zum Winter mindestens noch eine Kuh zu beschaffen, und sollte er sie stehlen müssen. —

      Der Per Hansen legte heute die letzte Hand ans Dach. Die Buben halfen; auch die Beret machte sich ab und zu dabei nützlich. Der Vater plauderte mit den Buben und sie mit ihm; bisweilen schwätzten sie so laut und lachten so ausgelassen, daß das Gössel durchaus zu ihnen aufs Dach hinaufkrabbeln wollte. Etwas weiter weg war der Pony angepflöckt; der war bald so zahm, daß sie ihn frei laufen lassen konnten; denn die Buben verhätschelten ihn, wann und wo sie nur konnten!

      Tönset‘n brach Neuland auf und ließ sich vom Sam dabei helfen. Der Syvert schaffte jetzt an seinem Acker, daß es verschlug, das sah der Per Hansen wohl. Abwarten, Vater Syvert! — Aber nein, heute mochte er sich nicht sputen. Ab und zu rief er der Beret СКАЧАТЬ