Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Schweigen der Prärie - Ole Edward Rölvaag страница 19

Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ sollten sie überm Dach etwas verstehen, mußte sie tüchtig laut sprechen! — Es schien ihr jetzt hier draußen schon besser zu gefallen.

      Der Henry Solum grub beim Bach einen Brunnen.

      Ein jeder war bei seiner Arbeit; die Freude an rüstigem Tun regte sich in der kleinen Siedlung. —

      Und dann war es da, — plötzlich!

      Die Kjersti entdeckte es. Zur Vesper war sie mit einem Schluck Kaffee und einem Bissen draußen bei den Männern gewesen — seit der Städtereise waren sie mit allem reichlich versehen. Als sie wieder in die Hütte wollte, fiel ihr ein, daß sie Tüpfel, die Kuh, beim Heimkommen weder drüben noch beim Hause gesehen. Die Kuh war doch wohl da? — Sie ging ein Stück und sah sich um. Und sie strengte die Augen an, daß sie tränten, und das Herz pochte; aber die Kuh war auf der ganzen weiten Prärie nicht zu erblicken. Auch von den andern Kühen nicht eine!

      Schnurstracks lief sie zur Sörine und rief, in die Hütte stürmend:

      »Kannst du mir sagen, wo deine Kuh ist?«

      »Kuh?« Mehr vermochte die Sörine beim Anblick des aufgeregten Gesichtes vor ihr nicht vorzubringen.

      »Das ist akkurat, was ich dich frage, Sörrina! — Nein, o nein!«

      »Du schreckst mir die Seele aus dem Leib! Die Kuh ist doch wohl, wo sie immer ist?«

      Beide Frauen eilten vor die Tür.

      Und richtig: weit und breit keine Kuh!

      »Durchgebrannt sind sie!« kam es verzweifelt von der Kjersti.

      »Aber sie sind doch nicht stracks in den Boden gesunken, soviel ich weiß!«

      »Wo sind sie aber dann!« jammerte die Kjersti.

      »Wir müssen sogleich die Männer benachrichtigen.« Entschlossen rannte die Sörine zu ihrem Mann aufs Feld.

      Der Hans Olsen hielt die Pferde an, als er die beiden Frauen hintereinander angelaufen kommen sah.

      »Die Rinder? Pö, ist das alles?« Nein, von denen habe er nichts gesehen; die seien gewiß nicht weit weg. — Er saß so hochgemut auf der neuen Maschine, die so prächtig ging, daß er auch nicht daran dachte, sich schrecken zu lassen. »Ist doch arg, wie stutzig die Weiber sind! Du lieber Himmel — die Rinder kommen schon zur Melkzeit ans Tageslicht!«

      »Wir müssen sogleich auf die Suche!« Die Sörine sagte das so bestimmt, daß auch er sich bequemen mußte, Umschau zu halten. — — Nirgends ein Vieh zu sehen! Jetzt wurde es auch ihm bedenklich; er stieg herunter, spannte aus, warf sich auf das eine der beiden Pferde und ritt den Hügel hinauf. »Wir müssen auch den Per Hansen benachrichtigen!« entschied die Sörine. Sie war jetzt ärgerlich und ängstlich zugleich.

      Auch bei dem Per Hansen hatte sich bisher niemand um die Kühe gekümmert; jeden Tag waren sie sich selbst überlassen gewesen, immer in Sichtweite geblieben, und, wenn es Abend wurde, pünktlich zum Melken heimgekommen.

      Der Per Hansen ließ sich ebensowenig aus dem Gleichgewicht bringen: die Rinder taten sich gewiß irgendwo am Bache gütlich und kamen zur Melkzeit schon herauf.

      Jetzt aber kam der Hans Olsen geritten und berichtete ernstlich beunruhigt, daß auf der ganzen weiten Prärie nichts Lebendiges zu erblicken sei.

      Da kamen auch dem Per Hansen Bedenken; er und die Buben kletterten vom Dach herunter.

      »Nimm den Pony, du Ola, und reit‘ an den Bach; erst aufwärts, dann abwärts. Siehst du unterwegs nichts, mußt du Tönset‘n und die Solumbuben benachrichtigen.«

      Der Per Hansen blieb einstweilen bei der Meinung, die Kühe kämen zu ihrer Zeit zurück. Es schien heute früh Abend zu werden; waren die Kühe bis dahin nicht sichtbar, mußten die Männer zusammenkommen und beraten; die Biester waren doch wohl nicht vom Erdboden verschlungen.

      IX

      Der Abend zog herauf. Vor jeder Gamme hielt man Ausschau. Keine Kuh zeigte sich. Die Beunruhigung wuchs und das Grauen, jener schwarze, schleichende Schatten, der sich über alles legt, wo Leben auf unerklärliche Weise verschwindet. Der Südwest blies; Wolkenbänke zogen regnend herauf; sie hingen so tief, daß sich das Gras in der Ferne, wo sich die Ebene unter sie schmiegte, zu beugen schien.

      Drückende Unheilstimmung störte das Nachtmahl in jeder der Hütten. Beim Per Hansen weinte das Gössel herzzerbrechend, weil es Buntscheck, als die Mutter sie das letztemal molk, nicht mehr gestreichelt hatte. Es hatte beim Abendbrotrichten sogleich gefragt, ob denn die Mutter heut abend nicht melke, und da hatte die nicht das Herz gehabt, ihm die Wahrheit zu erzählen, sondern gesagt, sie habe bereits gemolken. Das Kind hatte ein Gefühl, als sei es um ein Anrecht betrogen, hatte angefangen zu heulen und sofort zu Buntscheck gewollt. Die Mutter tröstete: Buntscheck sei gleich nach dem Melken fortgereist und komme erst morgen zurück. Jetzt schluchzte das Gössel am Halse der Mutter und forderte von ihr das Versprechen, nie wieder die Kuh ohne es zu melken. Der Große-Hans hörte zu und legte den Löffel weg, — stand leise auf, schlich sich gesenkten Auges hinaus hinter die Hütte. Nein, er konnte nicht weiter essen! Buntscheck, die er so oft umhalst und geherzt hatte, Buntscheck war weg!

      Der Ole, der sich für fast erwachsen hielt, schluckte zwar noch immer Mus und Milch mit möglichst gleichgültiger Miene. Er sah dem Bruder nach, als der hinausging, und meinte großartig, die Kühe sollten etwas besehen, wenn er sie erst zu fassen kriegte! Eine ordentliche Tracht aufs Hinterteil, daß sie den Schabernack nicht wiederholten! Der Vater warf dem Buben ein paar Blicke zu, daß der ganz klein wurde, plötzlich auch satt war und den Löffel weglegte. Draußen glaubte er zu hören, wo der Bruder war; er kletterte aber aufs Dach und kauerte sich hin. —

      Man versammelte sich auf dem Hügel beim Per Hansen. Zuletzt kamen der Per Hansen selbst, die Beret und das Kind, die ja den kürzesten Weg hatten; der Ole trödelte hinterdrein, der Große-Hans ließ sich nicht blicken.

      Der Abend senkte sich über die Ebene. Im Süden, wo sich die Wolken zusammenschoben, zog die Nacht herauf. Lebendiges war nicht zu sehen, kein anderer Laut zu hören als der sausende Wind unter dem lastenden Himmel. — — Der Abend trug den Menschen Erinnerungen zu, — Erinnerungen an Geschichten, die sie vor langen, langen Zeiten in einem fernen, fernen Lande hatten erzählen hören. Da sollte es nicht gar so unerhört gewesen sein, daß Mensch und Vieh durch Trollzauber verschwand. — Ja! Es hauste wohl so mancherlei Seltsamkeit zwischen Himmel und Erde, wenn man‘s bedachte! — Daß sich derlei jedoch auf der flachen Prärie begab, wo nicht einmal eine Felswand oder ein Waldhügel zu finden war, die sich hätten plötzlich auftun und verschlingen können, ja, das war und blieb unerklärlich! —

      Stumm dachten sie alle die gleichen Gedanken. — Kühl wehte der Wind, zupfte hie und da ein paar Regentropfen von den Wolkenbänken.

      Der Sam begann auf und ab zu schreiten. »Ich glaube nun,« sagte er, »daß wieder einmal der Indian die Hand dabei im Spiele hat.« Er lenkte mit diesen Worten aller Blicke auf sich. »Wir haben ja doch mit eignen Augen gesehen, wie teufelswild die Kühe wurden, als an jenem Abend der Indian kam; und das hat er wohl auch selbst gesehen und ist hier gewesen und hat sie mitgelockt. — Da also müssen wir suchen, Mannsleut!« Der Sam sprach mit Nachdruck und einer gewissen Entschiedenheit; er hatte das Rätsel gelöst, war sich dessen bewußt und fühlte überlegene Ruhe.

      Seine Mutmaßung schlug sogleich an, sie bot doch zum mindesten eine Erklärung; die Frauen СКАЧАТЬ