Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sie leise; in den Worten lag eher ein Vorwurf als Angst.

      Erbittert dachte er an den Auftritt von vorhin!

      Als sie keine Antwort bekam, setzte sie hinzu: »Die Kjersti weint, und mit den andern steht es nicht viel besser. Jeder möge für das Seine sorgen, — komm gleich mit heim!«

      Dieses Verhalten war der Beret so unähnlich, daß Per Hansen sich zu täuschen glaubte.

      »Gib jetzt zunächst den Kessel her!« sagte er. Und nun war der Große-Hans ja auch wieder zur Stelle: »Erzähl ihnen, Hans, es müsse reines Wasser sein, — ganz reines — und heiß muß es sein,« wies er ihn an.

      Und nun hatte er Zeit für die Frau. »Der Kjersti geschieht heut nacht nichts Schlimmes! Meinst du aber, du könntest nicht dabei mittun, einem Menschen aus großer Not zu helfen, so magst du heimgehen,— gib mir die Sachen!« Ihre Worte von vorhin schellten ihm wieder vor den Ohren, und seine Worte klangen barsch; und er freute sich dessen.

      Die Beret schwieg, blickte ihn unsicher an und errötete.

      Der Kessel wurde ans Feuer gesetzt.

      Und jetzt bereitete der Per Hansen jene bei allen Nordlandsfischern so hochberühmte ›Pferdekur‹ vor. Auf einen guten Eßlöffel Pfeffer und Salz in der Tasse goß er Whisky, setzte die Flasche — sie war noch halb voll — auf die Erde und bedeutete den Mann zu trinken!

      Der Mann roch an der Tasse und lächelte, setzte sie an den Mund, nahm einen Schluck, schmatzte — und schnitt entsetzliche Grimassen!

      »Sag ihm, du Großer-Hans, er müsse alles auf einmal hintergießen! Er überlebe es sicher; aber kratzen tät‘s freilich.«

      Der Mann trank den Rest in einem Zuge.

      »Und jetzt hilf mir, Alte! Tröpfle den Whisky auf die Hand, während ich ihn hineinreibe. Tut nichts, wenn‘s auf die Wunde kommt; aber immer nur ein Tropfen auf einmal, — — höh, hast du schon je eine so versaute Hand gesehen!«

      Sie folgte seinen Anordnungen; ihre Hand zitterte dabei. Er sah, ihr Gesicht war heiß; an den Augenwimpern hingen Tränen. Und jetzt schellten jene Worte ihm nicht mehr in den Ohren.

      Er rieb geraume Zeit und verbrauchte viel Whisky, ließ sich dann von ihr die Flicken geben, tauchte sie in das jetzt kochende Wasser, drückte sie aus und legte sie um, den einen um den andern; er brauchte sie sämtlich. Der Mann stöhnte und wimmerte.

      »Und jetzt, Beretmutter, brauchten wir eine reine und trockene Hülle; aber dafür hast du wohl nichts mit?«

      Sie überlegte, band sich dann die Schürze ab und reichte sie ihm. Es war ihre beste, wußte er.

      »Gerad recht, Beretmütterlein! gerad recht! — Und jetzt gehst du mit der Mutter heim, du Großer-Hans; Grund zum Fürchten ist hier nicht, das seht ihr wohl ? — Die Kühe nehme ich später selber mit!«

      »Und du?« fragte sie bange.

      »Ich bleibe vorläufig hier. Der Umschlag muß jede halbe Stunde gewechselt werden, sonst geht der Alte, weiß der Kuckuck, drauf. — Und nun geht, ihr beiden!«

      Die Beret zögerte; sie sah ihn schweigend an; ihr Mund zuckte. Nahm dann den Großen-Hans bei der Hand und ging.

      VI

      Der Per Hansen hielt die Nacht über Krankenwache und wechselte die Umschläge nach der Uhr; jedesmal rieb er mit ein paar Tropfen aus Hans Olsens großer Flasche ein. Daß der Schmerz nicht zunahm, war an dem Manne zu sehen; jetzt schlummerte er sogar ab und zu.

      Mitternacht kam heran. Das ganze Lager schlief. Die Männer lagen, in ihre bunten Decken gewickelt, wie Mumien, die Füße zum Feuer gekehrt. Von Zeit zu Zeit erhob sich einer und legte Brennwerk auf — immer derselbe.

      Die Nacht war still und erhaben.

      Der Per Hansen fühlte, daß er müde und schläfrig wurde; jetzt hieß es sich zusammenreißen, wollte er die Hundewache Norw. Seemannsausdruck für die Mittelwache von 12 bis 4 Uhr nachts. bestehen!— — — Da plötzlich setzte er sich hellwach auf: Im Grase raschelten Schritte; — blieben stehen; — lauschten. Der Kranke schlief, ebenso das ganze Lager. Wer mochte das sein? — Er stand auf, trat näher zum Feuer. Da ließen sich die Schritte wieder vernehmen, wurden fest, kamen heran: Die Beret stand im Lichtkreis und sah ihn an.

      Der Per Hansen fing ihr Bild ein, und es durchströmte ihn gut und warm.

      »Komm du nur her!« sagte er leise. »Hier schlummert das ganze Haus.«

      Sie kam mit gesenkten Blicken zu ihm auf die andere Seite des Feuers. Das Gesicht war rot und verschwollen. Sie hat gewiß geweint, dachte er, und es reute ihn bitter, daß er sie mit harten Worten angelassen. Er faßte sie bei der Hand: »Du Armes! Hast dich jetzt wieder gefürchtet?«

      Es zuckte in ihrem Gesicht, aber zu reden vermochte sie nicht; sie hockte sich auf den Boden. Er setzte sich daneben, legte den Arm gut um sie und faßte ihre Hand. — Da begann sie leise zu schluchzen; er streichelte ihr die Hand: »Sollst sehen, der Alte übersteht‘s,« fühlte aber sogleich, daß sich das gar seltsam anhörte und fragte nach den andern in der Siedlung.

      Sie gab nicht Antwort; er hörte den Indianer sich bewegen und sah hin. Der Mann starrte sie beide mit seinen dunklen Augen an.

      Der Per Hansen erneuerte den Verband, der Mann saß jetzt aufrecht; die Beret sah zu. »Wenn du etwas hättest, die Lappen festzubinden, so daß sie sich beim Trocknen nicht lockerten, würden sie die Wärme länger halten,« sagte sie leise.

      »Da hast du freilich recht! Wer‘s bloß hätte!«

      Sie kehrte sich ab und nestelte an ihren Strümpfen, kam dann schüchtern heran und reichte ihm das eine ihrer Strumpfbänder. »Geht das?«

      »Geht das! — O nein, du Beret, du Beret! Gerad, was wir brauchen!« Und er legte den Verband diesmal fester an. »Dem Alten geht‘s besser, — ich seh‘s an seinen Augen, und die Hand ist auch nicht mehr so hart!«

      Als der Indianer mit dem Umschlag versehen war, stand er auf, ging zu einem der Wagen, kam mit drei Decken zurück und reichte sie dem Per Hansen.

      »Ja, so ist‘s, Beret, wenn man bei redlichen Leuten zu Gast ist! — Jetzt kann der Alte sich eine Stunde allein überlassen bleiben, und wir wollen in die Kojen!« Er wickelte sie in die eine Decke, sich selber in die zweite; dann kehrten sie die Füße zum Feuer und zogen die dritte gut über sich. »Und jetzt schlaf, du meine Gold-Beret!« Sie schlummerte sofort ein und erwachte erst, als über der östlichen Prärie der Morgen sich rötete.

      Die Indianer blieben noch einen Tag und eine Nacht.

      Erst um die Mittagszeit des dritten Tages zogen sie nach Norden weiter. Die kranke Hand sah noch übel genug aus; aber die Gefahr war einstweilen vorüber. Der Per Hansen hatte eine Armschlinge gemacht, in der der Mann die Hand jetzt trug.

      Dort fuhren sie ihres Weges.

      Aber was war das? Da kam ja der Alte auf die Hütte zu und führte ein völlig gesatteltes Pferd am Zügel hinter sich her! Weiter oben am Abhang wartete ein Wagen.

      Der Mann wollte vielleicht seinen Dank abstatten, dachte der Per Hansen СКАЧАТЬ