Das Schweigen der Prärie. Ole Edward Rölvaag
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Название: Das Schweigen der Prärie

Автор: Ole Edward Rölvaag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hatte die Erklärung das Grauen zerstreut, überlegten sie aber recht, so war der Trost, daß die Indianer die Kühe an sich gelockt, nicht gerade viel wert; denn wo war der Indian jetzt, und wie sollten sie ihm das Vieh wieder abnehmen ? Hatte er es genommen, dann war er auch entschlossen, es zu behalten.

      Da ging Tönset‘n schnurstracks auf den Per Hansen los und sagte schnell und entschieden: »Potztausend, Per Hansen, verhält sich das wirklich so, dann mußt du, der du so gut Freund mit den Indians bist, morgen in aller Frühe hinter den Biestern her, — unsere Kühe müssen wir wiederhaben!«

      »Ja, meiner Treu,« unterstützte ihn die Kjersti; »wie sollten wir wohl unser Leben fristen, wenn uns der Tropfen Milch fehlen tät? — Brich du nur sogleich auf!«

      Der Per Hansen hatte bisher schweigend ins Weite gesehen. Bei Kjerstis Bemerkung war es, als habe ihn plötzlich etwas gestochen, er federte in die Luft wie ein Ball: »Das wäre gerad eine passende Aufgabe für dich, Syvert, und den Sam! — Komm, Alte, jetzt gehn wir heim und legen uns.«

      Damit ging er, und alle sahen, jetzt war der Per Hansen zornig.

      X

      An dem Abend kehrte die Ruhe erst spät in Per Hansens Hütte ein; die Spannung wollte nicht weichen.

      Der Große-Hans war nicht mit auf dem Hügel gewesen; aber der Ole hatte ihn, als er nach Hause kam, hinter der Hütte gesucht und erzählt, was der Sam gesagt und auch er selber meine, nämlich, daß der Indian bestimmt die Kühe geraubt habe! Und damit hatte er sich hinein und ins Bett begeben.

      Der Vater und die Mutter waren bereits beim Auskleiden; der andre Bub kam immer noch nicht. Die Mutter ging ihn draußen suchen, rief seinen Namen und ging um die Gamme herum. Es war jetzt fast dunkel. Sie bekam Antwort vom Dachfirst; da oben saß der Bub und starrte in die Nacht. Sie mußte ihn erst hart anlassen und mit dem Vater drohen, ehe er schließlich heruntergerutscht kam, hineinschlich, sich die Kleider abstreifte und ins Bett kroch.

      Als der Vater und die Mutter soeben am Einschlafen waren, kam ein entsetzliches Aufschluchzen aus dem Bett des Buben; darauf Stille, lautlose Stille; dann wieder ein riesenhaftes Schluchzen. — Die Mutter fragte hinüber, ob ihm denn schlecht sei? Und jetzt brach es erst richtig los. Er warf sich und krümmte sich und heulte, daß ihm der Atem verging. Die Mutter suchte ihn mit lieben Worten zu beruhigen, und das Unwetter im Dunkel schien sich besänftigen zu wollen. Aber da kam ein Kreischen, wie wenn ein Blasebalg sich mit Wind füllt, dann ein tränenersticktes Jammern: »Bunt-scheck! — Bu-hunt-scheck!«

      »Nein, bleib du liegen, Beret! Ich stehe auf und nehme das Büblein!« Und der Per Hansen zog sich bereits die Hosen über; er wisperte, daß er kaum zu verstehen war.

      »Komm einmal her, mein Hansel; will dir etwas erzählen!« Er hob den Buben auf, nahm eine Jacke von der Wand, wickelte ihn darin ein, und dann ging er mit ihm hinaus. Auf den Holzstoß, den sie vom Sioux River heimgefahren, setzte er sich mit ihm hin. Und da fingen sie dann an zu plaudern; zunächst der Vater allein; aber allmählich begann zwischen den Schluchzern auch der Große-Hans etwas einzuflechten. Der Wind blies ihnen die Regentropfen gerade ins Gesicht, fragte, ob sie toll seien, hier um diese Zeit des Tages zu sitzen, und vermochte doch nicht, sich ihre Beachtung zu erzwingen.

      Des Vaters liebes, gemütliches Plaudern linderte des Großen-Hans Kummer.

      »Ist auch gar zu verkehrt, daß wir nicht zwei Ponys haben! Sonst hättest du morgen mit mir nach den Kühen reiten müssen!«

      Wußte denn der Vater, wo sie seien, kam es zwischen zwei Schluchzern.

      »Aber freilich, das kannst du dir doch denken!«

      Diese Versicherung veranlaßte den Großen-Hans, sich auf des Vaters Schoß zusammenzukuscheln und sich einem zuversichtlichen Behagen hinzugeben, das überaus guttat.

      Hatte der Indian sie geholt?

      »Aber bewahre, nein! — das waren redliche Indians, sag‘ ich dir! — Ja, das hast du doch selber gesehen?«

      »Aber wo sind denn die Küh‘?«

      »Oh, die sind nur so weit vom Hof weggezackelt, daß sie nicht mehr haben heim kommen können. — Morgen in der Frühe reite ich nach ihnen.«

      Nach dieser Zusicherung entstand eine lange Pause; der Große-Hans fühlte sich unerhört wohl und geborgen, das Schluchzen versiegte.

      »Die Indians skalpieren keine Kühe, oder doch ?«

      »Aber nein! Solche Barbaren sind die doch nicht!«

      »Das sind auch bloß Menschen?«

      »Gewiß, das sind auch bloß Menschen, siehst du!«

      »Kühe wären auch nichts für Krieger!«

      »Nein, das ist sicher und gewiß!—Noch dazu für Häuptlinge!«

      Es war schon spät geworden; der Regen fiel noch immer. Der Vater meinte, jetzt müßten sie zusehen, ins Bett zu kommen. Aber dem Großen-Hans schien es gar zu gut zu gefallen.

      »Reitest du zeitig morgen früh?«

      »Ja, das werd‘ ich wohl.«

      »Bleibst du lange?«

      »Das hängt davon ab, wie weit weg ich muß.«

      »Und es ist auch gar nicht gefährlich, wenn der Indian zurückkommt, während du weg bist, — ich kann doch mit ihm reden!«

      »Und ob du das kannst! Nein, solange ich dich daheim weiß, hat es keine Gefahr!«

      Der Per Hansen trug den Buben ins Bett.

      Und jetzt war der Große-Hans gleich eingeschlafen. Aber mitten in der Nacht setzte er sich im Bette auf: »Jetzt komme ich, Buntscheck,« rief er, ringelte sich darauf auf dem Kissen zusammen und schlief weiter.

      XI

      Kaum dämmerte der Tag, da schürte der Per Hansen schon das Feuer im Herd und setzte den Kaffeekessel über. Die Frau war wach. Er hieß sie liegenbleiben; sie stand jedoch schweigend auf, zog sich an und richtete das Essen für ihn. Ein Lämpchen brannte; das Tageslicht war noch zu schwach.

      Er saß am Tisch, hatte zu essen begonnen; der Kaffee sollte auch gleich fertig sein; die Frau bereitete ihn am Herd. In ihrem Wesen lag Entschiedenheit; er fühlte es trotz ihres Schweigens.

      Die Beret hatte die Nacht durchwacht und dies Bild vor den weitoffenen Augen nicht schwinden sehen: Unendliche grünblaue Stille ohne Zuflucht oder Versteck, flach, gedehnt und stumm. — Ein paar Kühe weideten auf ihr, — jawohl, ein paar Kühe, leibhaftig — und im nächsten Nu waren sie verschwunden!

      Es hatte sie aus diesem Bild etwas Unheimliches angeweht. Sie hatte sich mit Befürchtungen und Ängsten gequält und damit ihr Entsetzen nur noch gesteigert — — und jetzt wollte er aufbrechen und Gott weiß wie lange wegbleiben, ohne daß sie wußte, wo er sich aufhielt! — — Gewiß war es der Indian gewesen; denn wer sollte es sonst gewesen sein? — Und er, der Per, stets so schnell zupackend und furchtlos und gleich mit ganzer Seele dabei!— — Der Schweiß brach ihr aus vor Angst um ihn. —

      Und das wurde СКАЧАТЬ