Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer
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Читать онлайн книгу Der Ochsenkrieg - Ludwig Ganghofer страница 33

Название: Der Ochsenkrieg

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ist ein übel Ding!« sagte Herr Pienzenauer. »So gehen Eigenmächtigkeiten der Unbesonnenen immer aus. Warum hast du diese einfache Sache nicht so geordnet, Ruppert, wie ich es wünschte? Ich habe dir doch deutlich gesagt, wie es gehalten werden sollte?«

      Der Amtmann stotterte: »Aber gnädigster Herr —«

      »Schweig!« Der Propst winkte. »Erst soll der andre reden. Wie war’s?«

      Marimpfel beschönigte nichts. Das hatte er nicht nötig. Wie der Älteste der Ramsauer, so blieb auch er als gewissenhafter Mensch und verläßlicher Hofmann streng bei der Wahrheit, die er gesehen hatte und beschwören konnte. Und doch bekam die Begebenheit des Tages nun schon ein drittes Gesicht.

      Die Pfändung war nach Marimpfels Meinung laut Befehl in strengster Ordnung vollzogen worden. Der Käser geriet in Brand, weil die dürren Schindeln auf den Herd fielen, auf dem noch die siegelwidrigen Kohlen glühten. Ein Hirte, der sich unbotmäßig aufspielte, bekam die verdiente Dachtel. »Ich brauch auch nit verschweigen, Herr, daß ich mit der sauberen Hirtin ein lützel scherzen hätt mögen. Das ist doch Hofmanns recht. Nit, Herr?«

      Auf diese Zwischenfrage gab Fürst Peter weder ein Ja noch ein Nein zur Antwort.

      Bei heiterem ›Scherzen mit der Hirtin‹ mußte Marimpfel ›so eine breshafte Krot‹, die ihm grob an den Hals gesprungen, von sich abbeuteln. »Der Lausbub hat gleich das Messer gezogen, und ich hab mich wehren müssen meines Leibs.« Und in der Ramsau hielt der Runotter, hinter ihm an die zweihundert Leute, meuterisch die rechtlichen Pfänder auf.

      »Der Runotter?« fragte der Propst erstaunt.

      »Der, Herr, ja! Arg weit hat er den Brotladen aufgerissen.«

      Weil Fürst Peter den Kopf schüttelte, erschien es dem Amtmann als Pflicht, von der Sehnsucht des Runotter nach einem Trunk aus dem eidgenössischen Freiheitskrug zu sprechen. Doch barmherzig verschwieg er dabei des Richtmanns freigeistiges Wort vom Menschen, der sein muß wie er ist.

      Und Marimpfel erzählte: »Ist auf mich los und hat mir den Gaul scheu gemacht mit seinem Stecken, daß ich ihn fortschieben hab müssen. Und da haben die Leut ein Schreien angehoben und haben mich einen Lumpenkerl geheißen. Noch allweil hab ich Ruh gehalten. Erst wie der Richtmann auf den Herren geschumpfen hat, da hab ich pflichtmäßig einen Griff nach dem Eisen getan. Hab’s aber nit gezogen, weil ich doch weiß: Der Herr ist lieber gütig als streng. Aber da verschimpft der Richtmann die Pfändung als ein Unrecht, bietet mir, ich soll die Küh vom Strick tun, und der Albmeister weiset mir einen papierenen Wisch —«

      »Ruppert?« fragte Herr Pienzenauer.

      »Das kann nur der Ochsenbrief gewesen sein!« beteuerte der Amtmann. »Ein ander Siegelrecht ist in matricula sigillorum nicht registriert. Kann sein, die Bauren haben den Hofmann verdutzen wollen.«

      »Ja, Herr«, nickte Marimpfel, »so ist mir’s fürgekommen. Und da hab ich —« In aller Aufrichtigkeit wiederholte er jene symbolische Geste. »Ist schon wahr, ich bin ein lützel zornig gewesen. Auf meinen Fürsten kann ich nit schimpfen hören. Also, ich sag noch: Mir ist Recht, was mein Herr gebietet. Und jählings springt mir der Albmeister an den Bauch. Ich wehr mich mit dem Ellbogen. Der Fußknecht, der jetzt im Hof liegt und nimmer reden kann, will mir helfen und fahrt mit dem Spießholz dazwischen. Da droht der Albmeister mit dem deutschen König. Und weil er geblutet hat, ist dem alten Manndl letzt wor den. Und da schreien die Ramsauer Mordio. Und her über uns mit Zaunhölzern und Messern. Und der Richtmann schreit nach einem. Und der springt aus des Albmeisters Haus, mit dem blanken Eisen —« Marimpfel verstummte.

      »Nun?«

      »Mein gütiger Herr Fürst soll mir verstatten, daß ich um Bluts willen den Namen verschwieg. Ich hab’s nit mögen zu einem schiechen Handel kommen lassen. Und hab Befehl gegeben: ›Hofleut! Durch!‹ Und die Ramsauer hinter uns her, mit Fluchworten und Unflat, mit Holztremmeln und Steinbrocken. Einen Fußknecht und einen Buben haben sie uns totgeschmissen. Jeder von uns hat einen blutigen Wisch abgekriegt.« Marimpfel zeigte die verbundene Faust. »Und derweil wir uns gewehrt haben unsres Leibs und Lebens, sind die Küh zum Teufel. Ein paar aus dem Meuterhaufen sind liegenblieben. Ist schon wahr, Herr, wie die angestochenen Keiler haben wir uns stellen müssen. Aber sechse gegen dritthalb Hundert! Die Ramsauer hätten uns all erschlagen, wär nit durch Gottes gütige Fürsicht der Reichenhaller mit seinen Reitern des Wegs gekommen.«

      »Wer?« fragte der Fürst erstaunt.

      »Der Propst vom heiligen Zeno. Vor seiner Trumpeten sind die Ramsauer durch. Und Herr Otmar hat uns christlich gesegnet und hat uns in Gütigkeit viel Stärkung und Verbandzeug bieten lassen aus seinem Karren.«

      »Oh?« Herr Pienzenauer erhob sich. Bei aller Erregung, die man ihm ansehen konnte, lächelte er seltsam. »Die armen Chorherren von Hall? Und schenken so reich? Da wird man ein höfliches Dankschreiben verfassen müssen.« Er blieb vor Marimpfel stehen. »Hast du die Wahrheit gesprochen?«

      Der Spießknecht streckte sich. »Bei meinem Eid und Leben, Herr!«

      Fürst Peter nickte. »Man wird deinen Sold erhöhen. Jetzt geh und laß dich pflegen! — Vogt! Man soll die Chorherren zum Kapitel rufen. Gleich!« Als Herr Pienzenauer mit dem Amtmann allein war, ging er schweigend durch die Stube.

      Die rote Sonne war erloschen. Das Fenster leuchtete noch als heller Fleck, doch in allen Winkeln des großen Raumes saß schon die graue Dämmerung.

      Dem Amtmann begann dieses lange Schweigen höchst unbehaglich zu werden. »Herr —«

      Da blieb der Fürst vor ihm stehen, mit den Fäusten hinter dem Rücken. »Mag das jetzt sein, wie es will. Die Ochsen sind erledigt. Jetzt sind andre Dinge da. Ein Dorf in Aufruhr. Unrecht und Mord — so oder so. Und hat sich auf der Salzburger Synode nicht ein Fuchs in ein Schäflein verwandelt, so wird noch Übleres nachkommen. Da muß man vorbeugen. Noch heut in der Nacht. Aber das verstehst du nicht, mein guter Ruppert! Du verstehst nur, daß man jetzt bestrafen und die Exekutierer schicken muß. Und da kann ich dir leider nicht unrecht geben. Ich muß die böse Suppe auslöffeln, die du mir eingebröselt hast.«

      Someiner verfärbte sich. »Ich hab mich streng nach dem Wort Euer Gnaden ans Recht gehalten.«

      Der Fürst schien in Zorn zu geraten. Doch er sagte ruhig: »Ans Recht? Mag sein. Aber mein Wort? Willst du mich unter die siebzehn einreihen, die nach deiner Meinung statt der siegelwidrigen Kühe auf dem Hängmoos fressen sollten? Hab ich dir nicht auch gesagt, du sollst verständig handeln? Sieben Tote! Ist das Verstand? Sieben Menschen um einen Schüppel Gras! Und alle Folgen dazu! Und so flink hast du das gemacht, daß die junge, gesunde Vernunft, die sich dagegen wehrte, deinen Streich nimmer hindern konnte!«

      »Freilich, jetzt«, stammelte der Amtmann, »wo ein unberechenbares Unglück geschehen ist, jetzt kann man leicht —«

      Herr Pienzenauer hob den Kopf. »Ruppert, du bist ein unfähiger Mensch! Jetzt hast du es bewiesen. Vermutet hab ich es schon lange. Und weil ich dich im Amte ließ, bin ich heute dein Mitschuldiger. Du hast drei Monate Zeit, um deinen Sohn in die Geschäfte einzuführen. Dann genieße die nötige Ruhe. Deine Bezüge werden dir belassen. Gott befohlen!«

      Ein rasch bimmelnder Hall. Auf dem Dach des Stiftes läutete die Kapitelglocke. Und da wußte man im Umkreis einer Stunde, daß Gefahr im Lande war, die schleunigen Rat verlangte.

      Als Ruppert Someiner mit schwachen Knien über die von Dämmerung umwobene Treppe hinunterstieg, befiel ihn plötzlich die wunderliche Erinnerung, daß er als Knabe einen großen СКАЧАТЬ