Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer
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Название: Der Ochsenkrieg

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ leise und heiter, »so schiech ist keine Lebensstund, daß sie nit noch ein Bröselein Süßigkeit haben könnt! Aber paß auf, jetzt mußt du auch tun, was ich schaff.«

      »Alles, Bub!« Sie umklammerte ihn.

      »Laß luck ein lützel!« Er suchte in seiner Tasche. »Da hast du fünf güldene Pfennig. Tu’s nit verlieren, gelt! Und jetzt lauf die Straß hinaus zum Taubensee! Wenn du viele Reiter kommen hörst, so tu nit erschrecken. Ich glaub, die reiten zum Schwarzenbach. Eh sie dich einholen, birg dich in den Stauden. Und sind sie vorbeigeritten, so lauf wieder. Weißt du des Mareiners Haus?«

      Das Mädel nickte an seinem Hals.

      »Kann sein, das Haus ist leer. Kann sein, ein altes, müdes Weibl ist da. Dem steck zwei güldene Pfennig in jeden Strumpf. Sag, die tät ihr einer schicken, der am Zäunl gestanden. Sonst tu kein Wörtl reden, nit von dir und nit von mir! Und mach dich wieder davon!«

      »Aber —«

      »Was?«

      »Der ander Pfennig?«

      Er küßte sie auf die Wange. »Den heb dir auf! Von mir.«

      Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das nit! Darfst mir alles tun! Das nit!«

      Malimmes lachte. »Da mußt mir halt den überschichtigen Pfennig wieder bringen.«

      »Wann?« Das Mädel schmiegte die Wange an seinen Hals. »Und wo?«

      »Wenn’s tagen will, kannst hinter dem Schwarzeck droben warten, auf dem Steig zum Hängmoos. Kann sein, ich komm. Kann auch sein, daß ich ausbleib. Da brauchst mich nimmer suchen.«

      Das hatte er ruhig gesagt. Und dennoch fing das Mädel, von dunkler Angst befallen, an seinem Hals zu zittern an.

      »Flink! Tu folgen!« Er packte sie fest, stellte sie auf die Füße und stand selber auf. »Mach weiter! Ist nimmer viel Zeit.«

      Sie küßte ihn und suchte mit den Lippen die böse Narbe. Und flüsterte: »Wirst sehen, das heilet wieder. Ganz. Und da bist du der Schönste von allen.«

      Er gab ihr lachend einen Schlag auf die dralle Schattenseite. »Spring jetzt! Flink!«

      Traudi rannte davon und kam zurück. »Wenn aber das alte Weibl nimmer da ist?«

      Eine Weile schwieg er. Dann sagte er hart: »Da tu, was du magst!« Er hob den Bidenhänder aus dem Gras und lauschte gegen den Windbach.

      Hinter dem Leuthaus verhallte das flinke Schuhgeklapper des Mädels.

      Nun wieder die ruhige Nacht mit dem eintönigen Wellengesang im schwarzen Tal und mit den funkelnden Sternen in der stahlblauen Höhe.

      Nach dem Stande dieser weisenden Himmelslichter mußte Mitternacht schon lange vorüber sein.

      Da streckte sich Malimmes.

      Er hatte vom Windbach her ein Geräusch vernommen, wie wenn ein starker Brunnenstrahl auf einer hölzernen Kufe trommelt. Rasch verstärkte sich dieser Lärm und wurde zu einem Pochen von hundert eisernen Hämmern.

      Malimmes trat in den Hof, drückte das Tor zu und schob die zwei schweren Sperrbalken in die Zwingen. Mit ruhiger Hand bekreuzte er das Gesicht, zog den Bidenhänder blank und hakte die Lederscheide wie einen Gürtel um die Hüfte.

      Das Gehämmer dieser vielen Hufe kam immer näher, ohne seinen wirren Takt zu verlangsamen.

      »Es stimmt. Das geht vorbei. Die reiten zum Schwarzenbach.«

      Durch das Schuberloch des Tores guckte Malimmes auf die Straße hinunter. Nun kam’s. Und das war wie ein langer, schwarzer, flinker, vielfüßiger Nachtdrache, der hurtig seine Ringe schob und die Stacheln seines Rückens auf und nieder zucken ließ. Nun tauchte das Ungeheuer, das aus der Finsternis gekommen, in die Finsternis hinein.

      Kamen bis in einer halben Stunde die flüchtenden Ramsauer auf ihrem andächtigen Bittgang nicht so weit, daß der schützende Mantel des heiligen Zeno sie umhüllte — dann wird dieser eisenschuppige Drache seinen Durst an ihnen stillen und Blut saufen.

      Das waren an die vierzig Reiter gewesen. So viele berittene Soldknechte unterhielt das Stift zu Berchtesgaden nicht. Es mußten auch die Domizellaren, die jüngeren Chorherren und die wehrhaften Bürgersöhne mit ausgeritten sein.

      Das Gehämmer der vielen Hufe klang schon wieder wie das Getrommel eines starken Brunnenstrahls auf einer hölzernen Wanne, wurde schwächer in der Ferne und versank im Rauschen der Ache.

      »Jetzt noch ein Stündl. Und die Raubleut kommen.«

      Malimmes schloß am Hagtor den Guckschuber, verwahrte den Bidenhänder in der Scheide und ging zum Haus hinüber.

      Aus den offenen Fenstern der großen Stube quoll ein trüber, zuckender Schein in die Nacht heraus. Der kam von den Talglampen, die neben dem Totenbrett des Haussohnes brannten. Und diesen Schein durchwirbelte der dünne, scharf duftende Rauch der Wacholderzweige, die zu Füßen des Toten in einem Kohlenbecken brannten.

      Lautlos trat Malimmes zu dem Fenster, das neben der Haustür war, und spähte in die Stube. Den Jakob, dessen Totenbrett auf der Erde lag, konnte er nicht sehen. Er sah nur den Qualm der Talglampen und die züngelnde Wacholderflamme, in der die brennenden Nadeln wie weißglühende Sternchen flogen. Und hinter diesem Schleier von Rauch und Licht gewahrte Malimmes die zwei schweigenden Menschen auf der Ofenbank. Runotter saß gebeugt, mit den Fäusten auf den Knien, und das niederhängende Grauhaar umhüllte sein Gesicht mit dunklem Schatten. So saß er regungslos. Nur manchmal hoben sich seine Schultern unter einem schweren Atemzug.

      Jula, deren Arme schlaff herunterhingen, hielt den Kopf an den Ofen gelehnt. Die langsam gleitenden Augen suchten im Leeren. Diese Augen waren heiß und trocken. Doch in der Blässe des versteinerten Gesichtes waren graue Striche, die vom Lampenruß beschmutzten Wege der eingedorrten Tränen.

      Immer machte Malimmes heimliche Zeichen zu ihr hin. Ihre irrenden Augen blieben blind. Und einmal, als Malimmes schon glaubte, sie hätte ihn gesehen, beugte sie sich nieder und legte einen frischen Wacholderzweig in die Glutpfanne.

      Das junge Feuer prasselte, und den wehenden Rauch durchflogen die blitzenden Sternchen.

      Mühsam atmend hob Runotter das Gesicht.

      »Geht nit die Nacht schon dem Morgen zu?«

      »Ich weiß nit, Vater!«

      Er sah sie an. Lange schwieg er. Dann sagte er langsam: »Geh, Kind, und such deine Ruh! Für dich ist morgen auch wieder ein Tag.«

      »Laß mich bleiben!«

      »Wär das erstemal, daß du deinem Vater nit recht geben tätst.«

      Jula stand auf.

      Und Runotter sagte: »Schau, Tod ist Tod, und Leben muß Leben sein. Und mir ist wohler, wenn ich weiß, daß du ein lützel Ruh hast.«

      Sie nickte.

      Lange blieb sie neben der sternigen Wacholderflamme stehen und sah auf die Erde hin. Dann ging sie zum Tisch — und kam zurück — und mit einer plumpen СКАЧАТЬ