Название: Der Ochsenkrieg
Автор: Ludwig Ganghofer
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Der städtische Soldknecht und der gadnische Hofmann vertrugen viel. Sie schluckten munter und behielten klare Köpfe, während die andern bald in einen feuchtfröhlichen Dusel gerieten. Ein altes, dürres Bäuerlein, das die billige Schluckstunde eifrig nützte, kam in so mutige Laune, daß es, neben scheuer Ehrfurcht vor Marimpfel, gegen den lachenden Stadtknecht spöttische Redensarten zu werfen wagte.
Wieder ließ Malimmes die leergelupfte Bitsche füllen. »Leutgeb! Spring und bring! Ich zahl’s. Ich bin ein redlicher Kriegsmann und hab’s! Bin nit der deutsche König, der Atzung, Trunk und Herberg schuldig bleiben muß, seit ihm die Fürsten das letzte Hellerlein aus dem Säckel gerissen.«
»Haben tust du’s?« schrie das mutige Bäuerlein. »Woher denn hast du’s? Vom Sold wirst dir’s nit abgespart haben! Wie, Mensch, zeig deine Händ her! Hast Christnägel oder Geierkluppen? Kriegsleut sind schieche Greifer.«
»Wozu hätt’s denn der Bauer und Pfeffersack«, fiel Marimpfel ein, »wenn’s ihm der Kriegsmann nit nehmen sollt?«
Malimmes lachte. »Denen man nimmt, die verstehen’s nit.«
Der Gadnische Hofmann wartete mit Sprichwörtern auf. »Rauben ist keine Schand, das tun die Besten im Land. Mir flecket’s nit die Händ, wenn’s einen Ritter nit schändt.«
»Ist aber schon oft so ein Ehrenschilder gefangen worden und hat verschnaufen müssen im Hanfsamen.« Ein Griff, den das Bäuerlein nach dem Halse tat, erklärte deutlich, wie das Wort vom Hanfsamen gemeint war.
Marimpfel verlor die gnädige Laune und wollte mit der Faust über den Tisch hinüberschlagen. Doch Malimmes fing den Arm des Bruders auf. »Tu Fried halten, Herr Hofmann! Der Bauer hat recht. Wie die Fürnehmen das Beispiel aufstellen, so machen’s die Minderen nach. Drum ist es Gesetz geworden im Land: Schlupf durch, und alles ist erlaubt, laß dich fangen, und alles ist verboten.«
»Und du?« kreischte das Bäuerlein. »Bist noch nie nit erwischt worden?«
»Schon oft! Bin viermal schon im Hanfsamen gelegen, und jedesmal bin ich wieder ledig worden.« Malimmes spreizte auf dem Tisch die Fäuste auseinander und lachte vergnügt. »Ich stirb nit am Rappenholz. Vor achtzehn Jahr, auf meinem ersten Kriegszug, hat mir’s Zigeunerweibl im Ungerland geweissagt aus der Hand, es täten mich sieben Strick nit umbringen, erst vor dem achten müßt ich mich hüten.«
Ein lustiges Geschrei erhob sich um die Tafel her, man witterte abenteuerliche Schwänke und rückte neugierig zusammen.
»Vier Hänfene haben mir keinen Schaden getan. Drei kann ich noch ausprobieren und lachen dazu. Und eh sie den achten für mich drehen, schlupf ich in ein Kloster und laß mich zum Franziskaner weihen. Da hab ich den achten Strick um den Bauch, därf mir erlauben, was ich mag und brauch keine Angst nit haben um mein Hälsl!«
Im Dutzend kreischten die neugierigen Fragen durcheinander. Und Malimmes fing zu erzählen an.
»Den ersten Hänfenen haben sie mir selbigsmal im Ungerland geflochten, sieben Tag nach der Weissagung, die mir das Zigeunerweibl gemacht hat. Achtzehn Jahr alt bin ich gewesen. Ein fester Lackl! Aber gut gewachsen sein, ist ein Segen Gottes.«
Eine aufgeregte Stimme schrie: »Was hast du verbrochen, selbigsmal?«
»Für meinen Herren hab ich wie ein blinder Narr gefochten und hab mich tief in den ungerischen Haufen hineingeschlagen, bis mir der Bidenhänder in Scherben gegangen ist. Da haben sie mich bei den Ohren erwischt. Und fünf andre fromme Gnoten dazu. Und weil ich von uns sechsen der Längste gewesen bin, drum haben mich die Ungern für den Schlechtesten gehalten und haben mich zur Bußverschärfung aufgehoben auf die Letzt. Hab zuschauen müssen, wie sie die fünf hinaufgezogen haben auf einen Birnbaum neben der Straß. So große Birnen hat er noch nie getragen wie selbigsmal. Für jeden von den fünfen hab ich ein Vaterunser gebetet. Sind brave Kerle gewesen. Unser Herrgott wird sie selig haben in Gnad und Barmherzigkeit. ›So‹, sagt der Drosselmeister, ›jetzt haben wir gleich das halbe Dutzend voll!‹ Sagt’s. Und wirft mir den Hänfenen übers Köpfl. Mir ist ein lützel dumper zumut geworden. Anfangen müssen ist allweil schwer, beim Sterben nit anders als bei der Lieb oder sonst bei einem kunstvollen Ding. Und derweil mir übel gewesen, hab ich aufs Beten für mich selber ganz vergessen. Und muß meine Hand noch anschauen und muß mir denken ›Jetzt wird’s aufkommen, ob mein Zigeunerweibl eine Gans gewesen oder meine Hand ein Lugenschüppel!‹ Und da haben die vier Löwen des Drosselmeisters zugegriffen und haben mich auf den dicksten Ast hinaufgezogen.«
Um die Tafel her war eine fiebernde Spannung. Und eine junge Magd, der die blonden Zöpfe dick um die Ohren lagen, betete angstvoll: »Heilige Mutter, steh ihm bei!«
»Hinaufgezogen! Ja! Hängt einem ein feines Maidl um den Hals, ihr lieben Leut, das druckt linder als ein Hänfener. Und wie mir schon lützel blau wird vor den Augen, saust eine Staubwolke her übers Feld, und die unsrigen sind da und schlagen drein wie fleißige Bauren mit dem Drischel. ›Aushalten‹, schreit’s in mir. Ich pluster den Hals auf wie ein Truthahn und seh durch farbigen Nebel noch, daß einer auf hohem Gaul zu uns sechsen herreitet. Ich will noch sagen: Guck, mein Zigeunerweibl war ein gescheites Luder! Aber da geht mir kein Schnaufer nimmer durch den Hals, und es ist mir eine süße Finsternis durchs Leben geronnen. Jählings tu ich die Augen auf, lieg im schönsten ungarischen Gras, neben meiner liegen fünf stille Gnoten, die nimmer haben aufwachen mögen, und mein dicker Hauptmann steht vor mir: ›Wie geht’s, Malimmes?‹ Ich heb mich aus dem Gras und sag: ›Nit schlecht, Herr Hauptmann, aber krieg ich nit gleich ein Mäßl Wein, so wird mir das Zäpfl kitzeln, daß ich räuspern muß.‹«
Ein freudiger Jubel erhob sich am Tisch. Es macht den Menschen die Seelen warm, wenn sie einen lachen sehen, der dem kalten Tod entronnen. Zärtlich sagte die blonde Magd: »O heilige Mutter, dem hast beigestanden!« Marimpfel, in dem das Abenteuer des Bruders ein stolzes Wohlgefallen weckte, schob ihm die Kinne hin: »Schluck, Herzbruder, schluck, daß dich das Zäpfl nit kitzelt!« Und als Malimmes nach festem Trunk die Kanne niederstellte, drängten die aufgeregten Stimmen schon: »Das andermal? Wie war’s das andermal?«
»Das ist im Clevischen gewesen, vier Jährlein nach dem ungerischen Handel.«
Die Zärtliche fragte: »Hast im Clevischen auch so treu gefochten wie im Ungerland?«
»Nein, Maidl!« Malimmes bekam einen Zug von Ernst im Gesicht. »Da hab ich im trunken Übermut eine schieche Sache verübt.«
»Was denn für eine?«
»Dir sag ich’s nit! Junge Maidlen müssen nit alles wissen. Dem Kapuziner hab ich’s gebeichtet. Der hat arg geschumpfen. Und hat gesagt: ›Ich absolvier dich bloß, weil du sterben mußt!‹ So schiech ist die Sach gewesen, daß mein eigener Hauptmann mich zum Baum hat führen lassen, derweil ein grobes Unwetter am Himmel gehangen hat. An mein Zigeunerweibl hab ich gar nit denken mögen. Denn meine Straf ist redlich verdient gewesen. Auf dem Weg zum Eichbaum, der nit weit vom Geläger war, hat’s grau zu schütten angehoben. Derweil ich Reu und Leid gemacht hab, ist das Wasser von mir niedergeronnen. Unter dem Eichbaum bin ich neben dem Meister Ungut auf der Staffel gestanden. Und wie der Hänfene an den Ast gebunden war, tu ich ein Kreuz machen und sag: ›Stoß mich hinaus, Meister, ich hab’s verdient!‹ Und grad, derweil ich den Stoß verspür, da tut’s in den Lüften einen Böller als wie von der Cölnerin Unverzagt, und Feuer ist vom Himmel gefallen, daß die Welt wie in blauer Glut geschwommen hat. Der mächtige Eichbaum ist in Scherben gewesen. Wie die Fliegen, СКАЧАТЬ