Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer
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Название: Der Ochsenkrieg

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Tropf gegeben?«

      »Ich hab geschwiegen.« Lampert lächelte. »Aber einer hat mit der Faust auf den Tisch gehauen und hat geschrien: Eine Frage tun, auf die man nicht Antwort wüßt, wär Hinterlist und Niedertracht. Und da hat’s dann Händel und blutige Ohren gegeben.«

      Herr Someiner schüttelte mißbilligend den Kopf und nahm seinen Platz am Tisch wieder ein.

      »Vater! Das war zu Prag ein friedloses Leben in der letzten Zeit. Böhmisch und hussitisch, deutsch und katholisch, das hat man allweil für ein Ding genommen. Hie Freund, dort Feind! Auf der Straß, im Rat, in der Herberg, in den Bursen, überall ist der ewige Hader gewesen, und kein Tag ist vergangen ohne Schlagen und Stechen. Auf der Straß einmal, da bin ich in so einen Handel hineingeraten, ich weiß nicht wie. Und derweil ich dreinhauen will, da packt mich einer am Arm. Ist ein junger Mensch gewesen mit blassem Gesicht. Und hat mich angeschaut mit traurigen Augen und sagt: ›Nicht schlagen! Denken!‹«

      Der Amtmann nickte: »Das ist einer gewesen von meiner Art! Aber du hast nicht unrecht, in Händel kommt man, man weiß nicht wie. Weil die Leut das nicht lernen mögen: erst denken! Bis sie vor Weh und Müdigkeit zu denken anheben, ist das ärgste Unglück schon allweil geschehen.«

      Als Lampert wieder zu sprechen begann, kam etwas Traumhaftes in den Klang seiner Stimme, so daß jedes Wort erfüllt war wie vom Hauch eines Geheimnisses. »Wir zwei sind gute Kameraden worden. Er ist ein Medikus gewesen, und sein Lieblingswörtl hat geheißen: Tu die Augen auf! War ein Rechtgläubiger. Und hat doch gut von den Feinden der Kirch gesprochen. Eines Tages hat er midi beredet, daß ich mit ihm hinausgeritten bin zum Taborberg. Und wie wir hinkommen zum Zeltgeläger der Hussiten, sagt er wieder: ›Tu die Augen auf!‹ — Vater, da hab ich ein seltsam Ding gesehen.«

      Tief aufatmend streckte Lampert die Fäuste über eines der aufgeschlagenen Schuldbücher hin.

      »Wie tausend goldne Lanzen sind die Zeltspitzen in der friedsamen Sonn gestanden. Ein großes Volk beisammen! Und du hast keinen Hader und Zwist gesehen, hast kein Johlen und kein Geschrei vernommen. Ruhig haben die Leut geredet, und jeder ist seiner Werkung nachgegangen. Unter den Bauren sind Bürgersleut gewesen und adlige Herren. Aber die hat man nimmer auseinandergeschieden. Und die Frauen ohne Putz, ohne Gold und Edelstein. Das haben sie niedergetan auf den Tisch der Sach, von der sie sagen, daß es die gute wär.«

      »So ein Wörtl ist bald gesagt!« Herr Someiner wurde verdrießlich.

      »Und da sind wir zu der Mahlstätt gekommen, wo die Priester auf grüner Wies und in der Sonn den Kelch gereicht haben. Du weißt, sie sagen, daß man das Göttliche nicht nur speisen müßt, auch trinken. Das heilige Buch ist ihnen die einzige Lehr. Und Gleichheit vor Gott und Menschen verkünden sie, Gemeinschaft der Güter in Friedsamkeit.«

      Der Amtmann schüttelte den Kopf. Von dem, was in Lamperts leiser Stimme zitterte, quoll nichts hinüber zu ihm. »Narren, Narren!« sagte er hart. »Gefährliche Narren!«

      »Zu Tausenden sind die gewaffneten Mannsleut und die Maiden und Frauen auf den Knien gelegen. In Inbrunst haben sie gebetet und den heiligen Trunk genommen. Und bald da und bald dort ist einer aufgestanden, vom inneren Geist entzündet, und hat mit flammender Red gesprochen zu den Herzen des Volks. Und allweil ist die Anred gewesen: Brüder und Schwestern!«

      »Hätt heißen sollen: Verdrehte Köpf und hirnkranke Föhlen! Lang wird der ketzerische Wahnsinn nimmer dauern. In Österreich rüstet man schon. Man wird ihnen predigen mit Eisen und Feuer.«

      Lampert erhob sich. »Mit Feuer und Eisen wird man nimmer tot machen, was lebendig geworden in vielen. Hat man den Hus nicht totgemacht? Schau jetzt nach Böhmen hinüber! Ketzer? Mag sein, daß du recht hast! Aber ist nicht auch in den Gutgläubigen die Einsicht, daß es besser werden muß mit Kirch und Lehr? Und du, Vater? Bist du zufrieden mit deinen geistlichen Herren?«

      Der Amtmann trommelte ärgerlich auf einem Buche. Die Antwort fiel ihm schwer. Der Propst, der alte Dekan und ein paar von den Herren im Stift, das waren feste, redliche und aufrechte Männer. Aber diese jungen Chorherren und die übermütigen Domizellaren! Die entschlugen sich lustig der Regel und lebten, als wäre ihr Wunsch, das Kloster in ein weltliches Stift verwandelt zu sehen, schon erfüllt. Sie vergeudeten das Gut des Stiftes, kümmerten sich keinen Strohhalm um ihren geistlichen Beruf, so daß man zur Übung der Seelsorg bezahlte Kapläne anstellen mußte, derweil die Chorherren den Tag mit Jagen, Fischen und Beizen verbrachten, die Nacht mit Mummereien und Maidenspiel. Um den bürgerlichen Frauen und Töchtern leidliche Ruh vor diesen heiteren Herren zu schaffen, mußte die Gadnische Gemeinde im Badhaus die freie Wohnung stiften für die Hübschlerinnen, für die ›geschuhten Wachteln‹, die von Salzburg geflogen kamen. Um solcher Dinge willen hatte Herr Someiner schon manch einen zornigen Fluch verschluckt. Jetzt sagte er mürrisch: »Da redet man nicht davon. Im Amt muß Fürsicht allweil das erste sein.«

      »Ein Amt ist überall, Vater! Und drum ist überall die Fürsicht und das Dulden. Und überall die Sittenwildnis der Geistlichkeit.«

      Herr Someiner verlor die Geduld. »Die heilige Kirch und die Klerisei sind zwei verschiedene Dinge. Ein Knecht, der mißraten ist, macht den Herren nicht schlechter.«

      »Aber auch nicht besser.«

      »Bub!« Der Amtmann sprang auf. »Bist du heimgekomen, um mich in Gefahr zu bringen?«

      »Nein, Vater!« Lampert redete ruhig. »Aber das ist ein Ding, das mich schmerzt. Sollt man da nicht denken dürfen an Hilf?«

      »Du wirst den schmierigen Hafen der Zeit nicht sauber machen!« Dem Gestrengen schwoll die Zornader an der Schläfe. »Laß du die Hilf von denen kommen, die dazu berufen sind.«

      »Wären die geistlichen Herren nicht berufen als die ersten? Geistlich? Kommt dieses Wort nicht vom Geist her? Aber sie mästen den Leichnam eines faul gewordenen Lebens und lassen der Menschheit redlichen Geist versterben! Wer und was soll helfen, Vater?«

      Herr Someiner wollte heftig erwidern. Da hörte er Stimmen und vernahm von der Schreibstube draußen ein Podien an der Türe. Erschrocken flüsterte er: »Sei still, Bub! Da kommen Leut.« Der Zorn zitterte noch in seiner Stimme. »Laß dir raten! Red solch unbeschaffen Zeug nicht vor andern Leuten! Auch nimmer vor mir!«

      Während Lampert die Hand über die Augen preßte, ging sein Vater in die Schreibstube hinaus und sperrte die Flurtür auf. Und als er an Stelle Marimpfels und des Ramsauer Richtmanns, die er erwartet hatte, einen alten Mann und einen jungen Burschen in der schwarzen Tracht der Salzknappen gewahrte, brach der mühsam verhaltene Zorn aus ihm heraus. »Gotts Nöten, was ist das für ein Unfürm? Wie trauet ihr euch zu lärmen vor meiner Tür?«

      Der junge Burch lachte verlegen und zog den Kopf zwischen die Schultern. Und der Alte sagte scheu: »Gestreng Herr Amtmann, der Bub da, das ist der Ulrich Eirimschmalz, ist Stollenknecht bei uns seit Lichtmeß, ist ein Ausländischer, vom Rhein her, und ist in Herberg bei mir. Und der hat ein Ding gemacht, daß ich gemeint hab, ich müßte es dem Gestreng Herrn Amtmann weisen.«

      »Was für ein Ding? Ein schlechtes?«

      »Ich weiß nit, Herr! Schauet selber!« Und der Alte reichte dem Amtmann ein mürbes, zerknittertes Blättlein Papier.

      Herr Someiner nahm das Blatt, sah es an, zog die Augenbrauen in die Höhe und trat zum Fenster.

      »Komm, Bub! Mußt nit Angst haben!« sagte der Alte, trat mit dem jungen Burschen in die Amtsstube und drückte die Türe zu.

      Am Fenster betrachtete Herr Someiner das Blatt, auf dem drei schwarze СКАЧАТЬ