Der Ochsenkrieg. Ludwig Ganghofer
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Название: Der Ochsenkrieg

Автор: Ludwig Ganghofer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ macht, bin ich auf dem schönen Glatteis schlittengefahren bis vor das warme Glutpfändl des Herzogs hin. Der schaut, ich weiß nit wie. Und fragt mich: ›Nüremberger, woher so flink?‹ Ich sag: ›Gradaus vom Himmel her. Und einen schönen Gruß vom heiligen Petrus bring ich.‹ Der Herzog macht ein paar Augen, als wüßt er nit, ob er lachen oder sich ärgern soll. Und sagt: ›Warum bist du, wenn du schon vor des Himmels Tor gestanden, nit auch hineingegangen?‹ Ich sag: ›So hab ich tun wollen, gnädigster Herr! Aber der Petrus hat mich nit durch die himmlische Maut gelassen. Und hat befohlen: Kehr um, ich darf dich nit allein in den Himmel lassen, es ist so fürgesetzt im Buch der Ewigkeit, daß du selbander kommen mußt mit dem Herzog Heinrich von Laridshut.‹«

      Malimmes mußte warten, bis sich der lustige Aufruhr am Tisch ein bißchen legte.

      »Ich sag’s. Und der Herzog verfärbt sich ein lützel, schmunzelt aber gleich und ruft: ›Der Mann soll leben! Hütet seine Gesundheit und gebt ihm sicheres Geleit bis Nüremberg!‹ Und wie ich mit dem Freimann wieder heimgefahren bin nach Landshut, schauet, da hat mich, weil ich so lang mit meiner dünnen Hos auf dem kalten Eis gesessen bin, halt auch ein lützel gefroren. Und ich sag zum Freimann: ›Gelt, da siehst du’s, man soll den Tag nit vor dem Abend loben, schau, jetzt geht’s mir auch nit besser als dir!‹«

      Am Tische ging ein Spektakel los, so laut, daß man das einzelne Wort nicht mehr verstand. In heiterem Aufruhr schrien sie alle durcheinander und fingen darüber zu streiten an, ob der Herzog Heinrich von Landshuf einen abergläubischen Schreck verspürt oder den Galgenspaß mit einem barmherzigen Herrenscherz erwidert hätte. Während dieses Streites schlich sich die blonde Magd mit heißem Gesicht zu Malimmes hin, schlang ihm plötzlich den Arm um den Hals und flüsterte ihm ins Ohr: »Magst mich haben?« Er lachte, küßte sie schnell auf die glühende Wange, gab ihr einen Schlag auf die runde Seite und sagte: »Dummes Gänsl, du! Aber ein richtiges Weibl bist! Lauft der Tod einem Mannsbild nach, so rennt dem Tod noch allweil ein Weibl voraus, das flinker ist.«

      Der Knecht des Runotter war in die Stube getreten. Marimpfel sprang auf und schrie: »Wo ist dein Bauer? Warum kommt er nit?«

      »Mein Bauer laßt dir sagen, er wartet noch, bis ich heimkomm. Dann muß er wieder zur Arbeit ins Holz.« Gleich nach dem letzten Wort machte der Knecht sich wieder davon.

      Dem Gadnischen Hofmann schwoll der Kamm. »Wart, Bauer! Dir sag ich ein Wörtl!«

      Da faßte Malimmes den Arm des Bruders und mahnte freundlich: »Tu dich besinnen! Sei gescheit!«

      »So gescheit wie du bist, bin ich schon lang gewesen.« Marimpfel befreite seine Faust, stieß ein paar der lustig Streitenden aus seinem Weg und verließ die Leutstube. Draußen fluchte er wie ein Bauer bei der Fron. Und als er im Sattel saß, bekam der Gaul so grob die Sporen, daß er ein paar rasende Sätze machte.

      Zugleich mit dem jungen Knecht erreichte Marimpfel das Hagtor des Runotterhofes. Ein weites, sauber gehaltenes Gehöft. Wie ein viereckiger Hügel lag der von Geflecht umhürdete Düngerhaufen vor den zwei niederen Stallgebäuden, in denen es stille war. Eine große Scheune. Und daneben das Wohnhaus, ein schwerer Holzbau, fest und klobig, grau vor Alter. Weiße Tauben gurrten auf dem steilen Dach, das halb die Sonne hatte und halb im Schatten von drei alten, mächtigen Ulmen träumte. Hinter den Bäumen lag ein Gärtchen mit blühenden Blumen.

      Außer dem jungen Knecht, der mit dem Reiter gekommen war und gegen die Ställe ging, war niemand zu sehen.

      »Bauer!« schrie Marimpfel und hatte mit dem ungebärdigen Gaul zu schaffen.

      Keine Antwort ließ sich hören, niemand kam.

      »Gotts Teufel und Bohnenstroh! Was ist denn? Bauer! Bauer!«

      Da rief der Knecht von den Ställen her: »Der Bauer ist im Haus. Wirst wohl hinein müssen.«

      Marimpfel sprang aus dem Sattel, warf den Zügel des Gaules über einen Pflock und trat in den dunklen Flur. Zur Linken stand eine Tür offen. Die führte in einen großen, niederen Raum mit fünf kleinen Fenstern. Der Boden war mit Lehm glatt ausgeschlagen und mit rötlichem Sand bestreut. Wände und Decke bestanden aus dem braunen Gebälk des Hauses. Ein großer Ofen, gemauert. Und eine Bank um den ganzen Raum herum. In der Fensterecke ein schwerer Tisch mit vier dreibeinigen Stühlen davor. Und im Mauerwinkel ein hölzernes Kreuz mit frischen Wacholderzweigen.

      Bei einem der kleinen Fenster saß Runotter, die Faust über die Tischplatte hingestreckt, ein Fünfzigjähriger, schwer, fest und knochig, in verwittertes Lederzeug gekleidet. Das glatt auf die Schultern fallende Haar war halb ergraut, das Gesicht von Gram und Arbeit hart versteint. Doch in diesem Gesichte glänzten die gleichen Augen, ruhig und blau, wie in den Gesichtern seiner beiden Kinder.

      Als der Bauer den Spießknecht kommen sah, erhob er sich. »Gottes Gruß in meinem Haus!«

      Schon auf der Schwelle fing Marimpfel zu brüllen an: »Du Kerl! Was bist denn du für einer —«

      »Der Richtmann Runotter bin ich. Oder muß ich meinen weißen Stab holen, daß du merken kannst, mit wem du redest?«

      Diesem ruhigen Ernste gegenüber kam Marimpfel zur Besinnung. Eines Richtmanns Stab und Würde mußten auch einem Hofmann heilig sein. Der Spießknecht schwieg. Er musterte den Mann mit funkelnden Augen, und sein Zorn erstickte in einem halben Lachen. Dann sagte er grob: »Bauer! Du bist befohlen vor meines Herren Spruch. Und mußt mir folgen. Auf der Stell.«

      Runotters ernster Blick schien in dem Gesicht des Spießknechtes lesen zu wollen. »Meines Herren Wort in Ehren! Ich komm.« Er rief zu einem Fenster hinaus: »Heiner, tu mir den Schimmel zäumen!« Und sagte zu Marimpfel: »Gleich bin ich wegfertig.« Er trat in eine Kammer.

      Als er wiederkam, war er zum Ritt gestiefelt, trug auf dem Kopf die geschirmte Eisenschaller und um die Brust den plump geschmiedeten Holdenküraß, über dem das Schwert an stählerner Kette hing.

      Marimpfel machte zuerst verdutzte Augen, dann fragte er spottend: »Willst fechten mit dem Amtmann?«

      »Das nit. Aber was Weg heißt, ist unsicher. Man sieht ach für.« Draußen klang der Huf schlag eines schreitenden Pferdes. »Komm!«

      In der Sonne führte Heiner den Schimmel vom Stall herüber, ein kleines, festes Rössel, das mit einem Strick gezäumt war und keinen Sattel hatte, nur einen Gurt, an dem die Bügel hingen.

      »Bauer!« Marimpfel lachte. »Dein Gaul hat einen schiechen Heubauch. Da wird er schnaufen müssen neben meinem Roß.«

      »Fest schnaufen ist gesund.«

      Die beiden stiegen auf, und als sie zum Hagtor ritten, warf der Bauer einen sorgenvollen Blick über sein Gehöft.

      Vom Leuthaus hörte man den Lärm der lustigen Kumpanei.

      Marimpfel drehte den Kopf nicht. Auf der Straße brachte er seinen Gaul in jagenden Trab. Der Schimmel schnaufte wohl, blieb aber hinter dem Roß des Hofmanns nicht zurück.

      Poch plötzlich, als der Wald begann und das dumpfe Rauschen des nahen Windbaches den Hufschlag der Pferde übertönte, blieb der Schimmel stehen.

      Lachend fragte Marimpfel: »So, Bauer? Mußt deinen Heiter schon rasten lassen?«

      »Das nit.« Mit ernsten Augen sah der Bauer den Spießknecht an. »Der Schimmel ist stehengeblieben, weil er das so gewöhnt ist, daß ich halten und ein lützel lusen muß, sooft ich da vorbeikomm, wo der Windbach rauscht. Und wo ich. an einen denken СКАЧАТЬ