Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber
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Читать онлайн книгу Der Sternsteinhof - Ludwig Anzengruber страница 9

Название: Der Sternsteinhof

Автор: Ludwig Anzengruber

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Warnung bin ich eingedenk g‘west, so viel ein‘s bei ein‘m solchen Blindekuhspiel noch z‘seh‘n vermag, hab‘ ich auch g‘seh‘n, z‘erst an mir h‘runter, daß ich mich in der Säubrigkeit nit ihr an d‘Seit stellen kann, denn ein wenig z‘nebenher an ihr hin, wo ich manch‘s g‘merkt hab‘, was mir nit hat g‘fallen mög‘n und noch nit g‘fallen mag, aber trotzdem kenn‘ ich kein‘ andern Wunsch und Will‘n, als sie zu hasdien und zu halten. Ja, sie is eitel, unwirtschaftlich und trutz‘, wie viel‘ sind das aber auch, um die sich nit d‘Müh‘ lohnen möcht‘, es ihnen abz‘gwöhnen? Sie aber – das war gleich mein Denken – könnt‘ wohl noch recht, ganz recht werd‘n, wann sie allweil um dich wär‘, wann‘s von dir zulernet! D‘rum hab‘ ich g‘hofft, weil ich nit von ihr lassen kann und sie mir doch auch gut is, daß du sie doch einmal, mir z‘lieb‘, leiden kannst!«

      »Ja, weil du das eine nit kannst, soll ich‘s himmelweit andere können,« murmelte die Kleebinderin. »So sein die Kinder! Von ihr‘m ersten Schrei an müssen sich die Eltern in sie schicken. Dös klein bissel Folgsamkeit, was g‘rad‘ nur die Zeit, von wo‘s d‘Kinderschuh‘ antun, bis wo sie ‚s vertreten haben, nebenherlauft, is gar nit der Red‘ wert. Na, wolln‘s einmal überschlafen. Gute Nacht!«

      »Gute Nacht, Mutter,« sagte Muckerl und zog, tief einatmend, die Decke an sich.

      Die Kleebinderin begann nun eine ernste Selbstschau zu halten. Wozu war auch das leidige Gezänk? – rückte sie sich vor. – Bin doch nit gar so alt, daß ich mir nimmer vorstell‘n könnt‘, wie ein‘m jung z‘Mut is. Warum will ich Heu gegen ‚n Wind häufeln und mein‘m Bub‘n die Dirn verleiden, ohne die er nit sein mag, statt mich z‘freu‘n, daß sie ihm gut is? Weil ich nit will, daß ein‘m andern g‘fallt, was mir nit, und eigentlich hab‘ ich‘s doch nur gegen die alte Zinshoferin, die hat nie was taugt, aber was kann die junge für ihr‘ Mutter? Muß ‚s just derselben nacharten? Kreuzbrave Eltern hab‘n oft schlechtgeratene Kinder; ‚s kann doch auch einmal umkehrt der Fall sein. Wenn d‘Helen‘ erst da im Haus sein wird, wo ‚s nix Unrecht‘s sieht noch hört, und sie laßt sich bedeuten, gar so unlenksam wird sie ja nit sein, warum sollt‘ sie nit a brav‘ Weib abgeben, für‘n Muckerl schon gar, der g‘wiß a braver Mann wird?! Eher als nit! Aber all‘ dös hätt‘ ich vorhin bedenken soll‘n, statt, daß ich unvernünftig mich in d‘Hitz‘ red‘, bis ich vor Gift und Gall nimmer ausweiß. Bin doch wahrhaftig recht a bösartig‘, eigensinnig‘ alt‘ Weib! —

      »Muckerl,« rief sie halblaut, »schläfst schon?«

      »Nein, Mutter.«

      »Ich denk‘ just, daß mer der Leut‘ G‘red‘ und Zwischentragerei ein End‘ macht und die Sach‘ fein schicksam einfädelt, dürft‘ wohl g‘raten sein, die Zinshoferischen zu uns z‘laden. Taugt dir‘s, so hätt‘ ich nix dagegen, wann du ‚s am nächsten Sonntag herüberbitt‘st.«

      »Ja, Mutter.«

      Mehr sagte er nicht, aber darüber, wie er es sagte, war die alte Frau recht vergnügt.

      So fanden sich denn am Sonntag-Nachmittag die vier Leute im Kleebinderhäusel zusammen. Die beiden Bäuerinnen saßen sich gegenüber und sagten sich weder Liebes noch Leides, sondern sprachen vom Wetter und vom Wirtschaften: die Kleebinderin, ihrer Überlegenheit bewußt, redete ein Langes und ein Breites, und die Zinshoferin, öfter verstohlen gähnend, warf Kurzes und Schmales dazwischen. Helene bezeigte sich mehr respektvoll als freundlich, sie sah meist vor sich nieder, selten blickte sie nach Muckerl, der ihr gegenüber saß und kein Auge wandte. Er war der einzige, den die Langeweile nicht anfocht, weil er sich ganz rückhaltlos zufrieden und glücklich fühlte.

      Vom nächsten Tage ab galt es im Dorfe für ausgemacht, daß nunmehr alles zwischen dem Kleebinder Muckerl und der Zinshofer Helen‘ in Richtigkeit sei. Die Dirne blieb sich übrigens in ihrem Verhalten ganz gleich, was die alte Kleebinderin veranlaßte, immer nachdrucksamer mit dem Kopfe zu schütteln. Es eilte der Helen‘ gar nicht, sich bei der Mutter Muckerls einzuschmeicheln, sie suchte deren Umgang nicht und hielt ihr bei Begegnungen gleichmütig Stand, so wie sie auch die Neigung des Burschen weder ermutigte noch ablehnte; ja, einem weniger Gutmütigen hätte sie sicher das Schenken verleidet, sie verstand sich zu keiner Bitte und zu keinem Danke.

      Hatte sie Kleider oder Schuhwerk abgetragen, so sagte sie zu Muckerl: »Nun, schau‘ einmal, wie schnell das ruiniert! Sein doch recht betrügerische Leut‘, die so was verkaufen mögen, und du laßt dir auch alle schlechte War‘ aufhängen.« Oder wenn es sie nach irgend etwas verlangte, einem Schmuckgegenstande und derlei, so fragte sie: »Meinst nit auch, daß das schön wär‘ und mich kleiden möcht‘?« Er suchte dann bessere Ware und auch das Schöne und Kleidsame herbeizuschaffen.

      Sie schlug es dem Muckerl rundweg ab, sich von ihm nochmal in das Wirtshaus führen zu lassen. Er tauge eben nicht unter Leute und darum sei es schwer, mit ihm unter ihnen zu sitzen. Am Kirchtag aber – das verspricht sie – geht sie mit ihm auf den Tanzboden.

      »O, du mein Gott,« klagte die Kleebinderin, »die Dirn‘ hat ein‘ Stolz, wie ich nie ‚glaubt hab‘, und je mehr der Bub‘ unterduckt, je stolzer tut sie und mit allem stellt er sich zufrieden.«

      Er stellte sich nicht zufrieden, er war es wirklich. Lieber wie eine, die sich z‘gring acht‘t, muß ihm doch die Dirn sein, die sich vielleicht ein bissel z‘hoch halt‘t, aber doch nit zu gut für ihn. Nein, das tut sie nit. Er weiß ja, was ihm auf nächste Kirchweih‘ bevorsteht! Es war noch ziemlich lange bis dahin.

      5. Kapitel

      Daß schöne Mädchen gerne unscheinbare neben sich dulden, dürfte nicht schwer zu erklären sein, und daß letztere sich den ersteren aufdrängen, hat seinen Grund wohl darin: weil im Umgange mit einer so viel Umworbenen vielseitigere Aufschlüsse über das zu erwarten stehen, was nun einmal der großen Mehrzahl der Menschen das Interessanteste im Leben ist und bleibt, über das Lieben und Geliebtwerden. Daß sich die Minderhübschen dabei auch mit der Hoffnung trügen, gelegentlich einen der herzwunden Abgewiesenen für sich in Beschlag zu nehmen, mag im allgemeinen wohl nur eine boshafte, durch nichts begründete Anschuldigung sein.

      Unter den Dirnen, die sich zu Helen‘ gesellten, war auch die Matzner Sepherl. Die Harthändige mit den wundernden Augen wußte sich einzuschmeicheln, sie pries so rückhaltlos die Schönheit der Kameradin, und andernteils wußte sie den Muckerl nicht genug zu loben, so daß sie es nur rechtschaffen recht fand, daß die Schönste nicht mit einem der g‘mein‘ Bauersleut‘, sondern mit einem so Kunstfertigen und Ausbündigen hausen wolle, was ganz angenehm zu hören war.

      Sepherl teilte auch mit Helene die neidische Bewunderung des Sternsteinhofes, während alle andern da unten am Fuße des Hügels sich mit dem gotteingesetzten Unterschiede zwischen reich und arm zufrieden gaben und von keinem Wunschhütchen träumten, das sie auf den Gipfel versetzen könnte.

      Sepherl war schon zu öfteren Malen auf dem reichen Hofe gewesen, sie hatte dort eine alte Base, die seit dem vor Jahren erfolgten Tode der Bäuerin dem Hauswesen vorstand; diese brave Schaffnerin tat sich nicht wenig auf ihre Bedeutung zugute, schätzte aber ganz richtig, daß sie selbe nur dem mächtig‘ großen Anwesen verdanke, und ließ sich bei günstiger Gelegenheit gerne dazu herbei, ein oder das andere Dorfkind darauf herumzuführen und zu verblüffen. Ein paarmal hatten die beiden Dirnen die Alte aufgesucht, ohne mehr als deren allerdings wohnliches Stübchen vom ganzen großen Sternsteinhof gesehen zu haben, dann aber wurden sie auf den nächsten Sonntagnachmittag geladen, wo die Herrenleute »aus« sein würden und auch wenig Gesinde sich daheim verhalten werde.

      Es war ein sonniger Herbstnachmittag, an dem die beiden Dirnen in Begleitung Muckerls längs des Baches durch das Dorf schritten, bis wo in der Mitte desselben, der Kirche gegenüber, die Brücke über СКАЧАТЬ