Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber
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Название: Der Sternsteinhof

Автор: Ludwig Anzengruber

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ mit der Hand alle Schönheit entschieden von sich.

      »Ja, ich an deiner Stell‘ gäb‘ auch nix d‘rauf. Dein Bub‘ is a braver Bub‘, ein guter Bub‘, aber d‘Schönheit plagt ‚n just nit, und neb‘n der Zinshofer Dirn‘ kommt er gar nit auf. Heirat‘ ein Mann z‘tief unter sein‘ Vermögen, is er seiner Wirtschaft feind, heirat‘ er z‘hoch über sein‘ Schönheit, is er‘s seiner Ruh‘.«

      »Mein‘ liebe Matznerin, das is a dalket Reden! Für mein‘ Bub‘n is mer d‘Schönste g‘rad sauber g‘nug und wär‘ d‘Zinshofer Dirn‘ nur anderer Leut‘ Kind, so sorget ich nit.«

      »Verzeihst schon, aber so viel, wie du von dein‘m Muckerl, kann auch die Zinshofer von ihrer Helen‘ halten, denn jede Mutter hat ‚s schönste Kind und die Alte achtet‘ ‚s wohl für kein‘ Gnad‘, die vom Himmel fallt, wenn dein Sohn ihr‘ Dirn‘ zum Weib nähm‘! Mein liebe Kleebinderin (diese Ansprache überzuckerte jedesmal eine bittere Pille, die eine Alte der anderen einzugeben Lust hatte), halt‘ du dein‘ Bub‘n so hoch d‘willst, aber af‘s Kirchdach mußt‘ ‚n nit setzen; wo junge Leut‘ g‘nug af ebenen Boden ohne B‘schwer sich z‘sammfinden mögen, wird ihm kaum einer andern Mutter Kind dorthin nachsteigen. Freilich, ein arm‘s Hascherl wüßt‘ ich, daß sich lang‘ schon einbild‘t, er säß‘ so hoch über alle andern, und sich ‚n gern herunterholet, aber kein‘ Leiter find‘t, die hinanreicht.« Sie streichelte Sepherls Scheitel und tätschelte deren Wange. Die Dirne ward glührot im Gesichte und blickte wieder wundernd auf. Frau Resl erhob sich. »Nun, denk‘ ich, wär‘ g‘nug g‘schwätzt, vielleicht schon all‘s z‘viel; aber wenigstens weißt, woran d‘bist, Kleebinderin und wann d‘dazu schaust, so ließ sich wohl noch verhüten, was dir etwa nit in ‚Kram taugt. No, nix für ungut. B‘hüt‘ Gott!«

      »B‘hüt‘ Gott! kommt gut heim. Völlig verwirrt hat mich euer Reden. Gute Nacht!«

      »Gute Nacht, Kleebinderin!«

      Auf der Straße fragte die Dirne mit leiser, klagender Stimme: »Nun sag mir, mußten g‘rad‘ wir ihm ‚n Verdruß in‘s Haus tragen?«

      »Du Tschapperl, du! Hätten wir ihm den ersparen können?! Ich wollt‘ mir nur niemand bei der Kleebinderin zuvorkommen lassen; sie sollt‘ seh‘n, daß alte Freundschaft die erste am Platz is, und sie sollt‘ hören, was mich schon lang‘ druckt, zu sagen, nit meinetwegen, sondern dein‘twegen.«

      Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Morgen weiß er‘s, daß wir da waren, und dann schaut er mich mit kein‘ guten Aug‘ mehr an.«

      »Bisher hat er dich mit gar kein‘m ang‘schaut! Is dir so um sein Anschau‘n, kannst ja z‘frieden sein, wann er derweil auch nur böse Augen in dir stecken laßt. Kommt Zeit, kommt Rat.«

      Beide schritten längs des Baches dahin, von dem nun in der Abendkühle eine widerlich riechende Feuchte aufstieg.

      Allein gelassen, geriet die Kleebinderin, je mehr sich die Zeit dehnte, in immer größere Aufregung und Befürchtungen, der Falschheit ihres Sohnes wegen, so daß zuletzt die arme Alte ebensowenig an einer Stelle zur Ruhe kam, wie eine Maus in der Falle.

      Das Wirtshaus lag am andern Ende des Dorfes. Da der Garten etwas anstieg, so war eine Kegelbahn in demselben nicht anzubringen, weder in der Höhe noch der Quere nach; bergauf hätte kein Spieler die Kugel bis zu den Kegeln zu treiben vermocht, sie von selbst bergunter laufen zu lassen, dabei wär‘ weder Kunst noch Spaß gewesen, und quer, nach einer Seite überhängig, mußte es ja jeden Schub verreißen und käm‘ der beste Scheiber vor lauter Anwandeln zu keinem Spiel. Aber kegeln wollten die Bauern, und so war denn die Bahn vor dem Hause, längs der Straße angebracht und, wer einkehren wollte, mußte unter dem Vordach hindurch, an den lärmenden, meist hemdärmeligen Spielern vorbeigehen.

      Als der Kleebinder Muckerl mit der Zinshofer Helen‘ herankam, blickten alle verwundert auf.

      »Je, Muckerl, getraust du dich auch einmal von deine Herrgottl‘n weg?« rief der Wirt und folgte den beiden durch den Hausflur, an Gaststube und Küche vorbei, in den Garten nach.

      Der Bursche, der eben zum Schub angetreten war, verzog das Maul, verdrehte die Augen und ließ, als ob er über diese Begegnung auf das nächste vergäße, die schwere Kugel aus der Hand fallen, worauf er einen Schrei tat und auf einem Beine herumhüpfte, als sei das andere geschädigt worden.

      Es mußte das ein guter Spaß sein, weil ihn alle belachten.

      Im Garten war es kühl und fast einsam. An einem Tische saßen zwei alte Bauern und an einem zweiten ein Knecht mit einer Dirn.

      »Was soll ich bringen?« fragte der Wirt. »Wirst wohl ein‘ Wein woll‘n, ein‘ bessern, versteht sich und ein Backwerk? Wirst dich nit spotten lassen?«

      Versteht sich, daß der Muckerl sich nicht spotten ließ.

      »Sapramost,« rief einer der Bursche draußen, »ist aber die Zinshoferische sauber, die is die Schönst‘ word‘n von all‘n!« Auf der Bank hinter dem langen Tische, auf dem die Spieler ihre Krüge stehen hatten, saßen etliche Dirnen, die mochten, während der Schatz kegelte, zusehen oder untereinander plaudern, durften auch ab und zu einen Schluck nehmen. Hatte eine ein Glas mit süßem Weine vor sich und etwa gar ein Zuckerbretzel dazu, so war das eine große Aufmerksamkeit, oder sie – bezahlte sich‘s selbst.

      Bisher hatten sie ziemlich fremd gegeneinander getan und sich nur wenige Worte gegönnt. Oft sah eine die andere mißtrauisch von der Seite an und dann wieder von ihr weg, nach der Kegelbahn und verfolgte eifrig den Gang des Spieles oder tat wenigstens so, während sie mit dem Schatz zu liebäugeln versuchte und dabei auch beobachtete, »ob nit die daneben ein schlechts Mensch mache« und ihn ihr abzuwenden verlangt, wobei es allerdings vorkam, daß die Betreffende selbst einen Augenblick darauf vergaß, daß sie seit acht Tagen mit einem »Neuen« gehe und aus alter Gewohnheit dem »Früheren« zulächelte. Jetzt aber, wo mit einmal die Zinshoferische die Schönste sein sollte, rückten sie naserümpfend zusammen, zogen bedauernde und spöttische Gesichter und wußten wohl, wem das Bedauern und der Spott galt.

      »Merkwürdig,« sagte der Wirtshannsl, nebenbei bemerkt, seines Vaters beste Kundschaft, »merkwürdig, daß bis heut‘ keiner von uns um der ihr Sauberkeit g‘wußt hat!«

      »Kein Wunder,« sagte ein anderer, »wann hat man‘s voreh‘ auch zu G‘sicht kriegt? Nit außer, nit unter der Arbeit. Ihr Hütten liegt am untersten, untern End‘ und müß‘t mer erst g‘wußt hab‘n, was mer dort z‘suchen hat, eh‘ man sich nach Feierabend dahin müd‘ lauft, und in‘s Tagwerken hat‘s ihr Mutter nit g‘schickt.«

      Das war richtig, die Helen‘ hatte noch niemand arbeiten gesehen.

      Als jetzt ein stämmiger Bursche in die Ärmel seiner Jacke schlüpfte und sagte: »Die Schnur is aus, scheibt‘s ohne meiner weiter. Ich geh‘, mir die zwei Leuteln anschau‘n,« da schrien die Dirnen lachend: »Tu‘ dich nur nit in Kleebinder Muckerl verschau‘n!« Sie bildeten jetzt eine Kette und hatten gegenseitig die Arme um Nacken und Hüften geschlungen.

      »Sorgt‘s nur, daß euch keiner von euere Muckerln ausreißt,« sagte der Stämmige mit pfiffigem Augenblinzeln.

      Nicht lange, so war ein Bursche nach dem andern verschwunden und bei den Dirnen, die nun aneinanderrückten wie Schafe, wenn‘s donnert, blieb niemand zurück als der Wirtshannsl. Der Schalk wußte, daß er nun als der »einzig G‘scheite« bei den armen, vernachlässigten Geschöpfen einen Stein im Brette haben werde, und da verletzte Eitelkeit gar manche veranlaßte, sich so zu benehmen, als wäre ihr darum zu tun, die widerfahrene Kränkung auch zu verdienen, СКАЧАТЬ