Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber
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Название: Der Sternsteinhof

Автор: Ludwig Anzengruber

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sagte er, indem er sich auf das Brückengeländer stützte. »Unterhaltet euch gut.«

      Helen‘ war boshoft genug, ihm ein »Auch so viel« zuzurufen, dann eilten die Dirnen mit flinken Füßen den Hügel hinan.

      »Wirst sehen, Helen‘,« keuchte Sepherl, der es nicht gelingen wollte, den halben Schritt, den sie gegen die Kameradin zurückblieb, einzubringen. »Wirst sehen, wieviel und was ‚s all‘s da oben gibt; ganz weg wirst sein darüber.«

      Helene lächelte mit den geöffneten Lippen, zwischen denen sie im raschen Gehen die Luft einsog. Sie nahm sich vor, nicht »ganz weg« zu sein.

      Aber was sind menschliche Vorsätze ungekannten und ungeahnten Eindrücken gegenüber? Die alte Schaffnerin empfing die beiden Mädchen mit herablassender Freundlichkeit, bewirtete sie mit einer Schale Kaffee, ein seltenes Getränk für Leute von da unten, das sollte die richtige Stimmung hervorrufen, denn leerer Magen macht trübe Augen, dann ging es an‘s »Umsehen«.

      Bei Sepherl war dabei nichts Neues zu sehen, sie schenkte all‘ dem Aufgezeigten und Vorgewiesenen einen flüchtigen Blick – wobei ihre Augen immer noch verwundert genug taten, um die ehrgeizige Frau Bas‘ bei guter Laune zu erhalten, – und machte sich das Vergnügen, auf Helenens Gesicht zu achten; diese brauchte sich anfangs gar nicht Gewalt anzutun, um das gleichgültigste von der Welt beizubehalten, denn als es im Erdgeschosse durch die Gesindestuben ging, fand sie eben nur mehr Stuben und mehr Hausrat auf einem Flecke, als sie sonst Gelegenheit hatte, beisammen zu sehen, indeß weder die einen noch der andere vom Gewohnten sich unterschieden. Als sie aber über den Hof nach den Wirtschaftsgebäuden folgte, die mit den blanken, handlichsten Geräten, ja mit Maschinen vollbestellt waren, zu deren Gebrauchserklärung sie allerdings noch stolz mit dem Kopfe nickte und ein erheucheltes Verständnis murmelte, als sie an den Scheuern mit den aufgehäuften Vorräten vorbeikam und im Geflügelhofe Hunderte von girrend, krähend, quakend und kollernd sich brüstenden Tieren sie wirre machten und als sie endlich in den übergroßen Ställen vor einer ganzen Herde Vieh stand, ein Stück immer schöner als das andere, da waren ihre Augen denn doch allmählich größer geworden, und befangen schlich sie nebenher, als es zurück nach dem Wohnhause ging, dessen Oberstock nun erstiegen ward.

      Was sie da sah, als sie mit eingehaltenem Atem von Stube zu Stube ging, an Notwendigem in ausgesuchter Form und an Entbehrlichem, das breit, wie hier nicht zu entraten, an seinem Orte stand, der reiche Vorrat an Wäsche und Kleidern, der ihr einen halblauten Schrei der Verwunderung erpreßte, als die Schaffnerin die Schränke aufschloß, der große versperrte Schrank, dem sie einen scheuen Blick zuwarf, als sie hörte, er wäre bis an‘s oberste Fach mit reichem Geschirr und Silbergeräte angefüllt, endlich die eiserne Kasse, der weder ein Dieb noch das Feuer ankonnte, worin der Bauer bar mehr liegen hatte, als alle Dörfler da unten zusammen mit Häusern und Gründen schwer waren, und vor der sie fast andächtig die Hände faltete, all‘ das verschmolz in ihr zu einem Bilde der Macht und Herrlichkeit des Reichtums.

      Gedrückt und verschüchtert verließ sie das Haus und atmete froh auf, als es nach dem Garten ging. Die beiden Dirnen wurden übrigens von der Alten auch nur dahin geführt, weil sich dort, von einer großen Rebenlaube aus, am schönsten weisen ließ, was für Liegenschaften zum Sternsteinhofe gehörten. Es war viel Grund und Boden, aber den Eindruck ausschließlichen Besitzes machte er doch nicht, er reichte nicht, bis wo Himmel und Erde in eins verschwammen, und rings lag doch auch viel fremdes Eigentum. Die Schaffnerin setzte den Dirnen noch ein Gläschen Wein vor, damit diese, wie sie wohlwollend bemerkte, wieder zu Leben kämen, dann entließ sie die beiden sehr zufrieden darüber, ihnen Anlaß gegeben zu haben, das weniger als je zu sein.

      Eine gute Strecke legten die Mädchen schweigend zurück, dann blieb Helene stehen und sah nach dem Hofe. »Hast recht g‘habt, Sepherl,« sagte sie, »man kann wirklich ganz weg sein.«

      »Gelt ja?« sagte die.

      »Denk‘ nur,« fuhr Helene fort, »Die, welche ‚mal den Bub‘n vom Sternsteinhof-Bauer kriegt,… er hat ja wohl nur den ein‘?«

      »Wie d‘ fragen magst! Freilich, nur ‚n Toni.«

      »Die den einmal kriegt und da oben hinauf zu sitzen kommt, die muß‘s schon so gut haben, wie‘s kein‘ Prinzessin auch nit besser haben kann!«

      »Pah, was d‘ red‘st! Einer Prinzessin, die g‘wöhnt is, vom goldenen Geschirr zu essen und daß die Soldaten vor ihr, G‘wehr h‘raus‘ schreien, der fehlet noch viel! Meinst denn, so a recht a reiche Bauerstochter bekäm‘ da sonderlich mehr unter d‘Händ‘, als ‚s von ihr‘s Vaters Hof her g‘wöhnt is? So arme Menscher wie wir, glaubeten sich dort freilich wie im Himmelreich, aber von uns kommt keine h‘nauf.«

      »Schwerlich,« seufzte Helen‘.

      »Gar nit, sag‘ ich dir! Du denk‘st nit, wie stolz die allzwei sein, der Alte wie der Junge. Kein‘ Dirn‘ im Ort, so viel wir ihrer auch sein, halt‘ der Toni auch nur des Dank‘s für‘s Grüßen wert.«

      »Da g‘schieht nur denen recht, die ihn anred‘n,« rief Helen‘, »ich grüß ihn nit!«

      »Und wenn er sich ja unterstünd‘,« fuhr Sepherl fort, »auf unsereine ein Aug‘ z‘werfen, sein Vater schlug‘ ihm allzwei aus‘m Kopf.«

      »G‘schäh ihm so wegen mir, – Gott verzeih‘ mir d‘Sünd«, – aber ich könnt‘s zufrieden sein, dann müßt‘s der Alte trotz‘m Sternsteinhof billiger geben, und um den nahm‘ ich auch ‚n blinden Toni.«

      »Pfui, wie du auch nur so grauslich daherreden magst, wo du doch schon für dein‘ Teil ein‘ Bub‘n hast, auf den d‘ stolz sein kannst! Der Toni vom Sternsteinhof, wie reich er is, stellt sein‘ Tag nix vor als ein‘ Bauern, geg‘n den is wohl der Kleebinder Muckerl ein ganz anderer. Dazu is der hochmütige Sternsteinler – wann d‘ ihn dir je von der Näh‘ betracht‘ hast, mußt mir recht geben – weitaus nit der Schönste und Stärkste, und er kann doch wahrlich nit, wie der Muckerl, was ihm an Kräftigkeit und Hübschheit fehlt, ausgleichen durch sein‘ Künstlichkeit und sein‘ Bravheit und sein‘ Gutheit.«

      »Schau, was du all‘s über ihn weißt,« lachte Helen‘, »schier werd‘ ich mit dir eifern müssen, es hat völlig ‚a Anschein, ols ob d‘ in mein Muckerl verliebt wärst.« Sepherl wandte ihr errötendes Gesicht ab. »Geh‘ zu, sei nit törig.«

      »Brauchst ja nit rot z‘werden, wenn es nit wahr ist,« neckte Helene. Es machte ihr Spaß, da sie sich den unbestreitbaren Besitz des Burschen von Sepherl geneidet dachte, diese durch lose Reden zu ärgern. Sie schlug ihr derb auf die Achsel. »Na, trutz‘ nit! Wann dir gar so um ihn is, kannst ihn ja hab‘n. Gib mir ein gut Wort, so laß‘ ich‘n dir.«

      »Hast du auch nur ein‘ Laut von mir g‘hört, der dir das Recht gibt, ein‘ solche Red‘ wider mich z‘führ‘n?« zürnte Sepherl. »Daß der Muckerl kein‘ andere will wie dich, und selbst wenn er eine möchten tät, mich schon af d‘Allerletzt, das weißt, und weil du ‚s weißt, so laß‘ dir auch sagen, daß dich solch‘ unb‘sinnt Schwätzen nur selber verunehrt und ich mich für dein G‘spött noch allweil z‘gut halt‘!«

      »Bist du aber empfindlich,« sagte Helene, über die Achsel nach ihr blickend. »Wann der Bub‘ mein is, so werd‘ ich mir doch über das Meine ein‘ Spaß erlauben dürfen? Und sag‘ ich scherzweis, ich tät‘ dir ‚n gönnen, so darf das doch dich nit beleidigen, die ‚n für so ein‘ Ausbund halt‘! Das im G‘spaß, im Ernst aber – is er, wie er is, ich bin auch, wie ich bin – vermocht‘ ihn ein‘ andere nur an‘ klein‘ Finger z‘fassen, kannst mir glauben, daß ich ‚n ihr schon nit mehr streitig machet!«

      Ja, so durfte die СКАЧАТЬ