Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber
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Название: Der Sternsteinhof

Автор: Ludwig Anzengruber

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ und singend, entgegnete die Dirne: »Zuwarten und aufdringen ist nit mein‘ Sach‘.« Sie befühlte ihre vollen Arme, die sie vor sich über der Bettdecke liegen hatte, den einen mit dem andern. »Mit solche Arm‘ braucht mer nur festz‘halten, was einem taugt, unter dö, was darnach greifen.«

      »Freilich wohl, dalkete Gredl! Aber laßt mer sich einmal d‘rauf ein, dann halt‘t mer nit nur, mer wird auch g‘halten und mag nit loskommen.«

      Das Mädchen kehrte sich gegen die Wand und gähnte. »Pah, wär‘ mir d‘rum, riskieret ich halt ein blaues Fleckel.«

      3. Kapitel

      Der Sonntag hat seine festliche Stimmung vom ersten Läuten der Kirchenglocken, das in der Morgenluft verklingt, bis nachmittags, wo man, vom Segen heimkehrend, wieder über die heimische Türschwelle tritt; darnach aber, wenn die Sonne sich neigt und die Vögel zu lärmen aufhören, während »Manner und Buben« im Wirtshause damit anheben, beginnt für jene, die in den Stuben sitzen, für die Bäuerinnen, für die Bursche, die kein Geld haben, für die Bauern, die es sparen wollen, für die Unkräftigen, die vom Siechtum eben erstanden sind oder sich in dasselbe gelegt haben, eine verlassene, nachdenkliche, ja, langweilige Zeit.

      Gegen das Verlassensein hilft freundnachbarlicher Besuch, gegen die Nachdenklichkeit unterhaltsame Ansprache, welche auch der Langweile nicht aufzukommen gestattet. Es war daher recht christlich von der alten Matzner Resl am oberen Ende des Ortes, daß sie sich entschloß, die Kleebinderin am unteren Ende desselben heimzusuchen. Die alte Resl befand sich nicht einmal allein auf ihrem Stübel, sie hatte da jederzeit ihr einzig Kind, die Sepherl, um sich, mochte sie übrigens auch einen kleinwenig selbstsüchtigen Anlaß zu dem Besuche bei der Mutter Muckerls haben, so soll das der Christlichkeit ihres Unternehmens keinen Abbruch tun; wer kann im Verkehr unter Menschen diese Schwäche hoch aufnehmen, die selbst der Frömmste im Verkehr mit Gott nicht los wird, durch den er für sich die ewige Seligkeit zu gewinnen hofft.

      So gingen denn Mutter und Tochter die schmale Straße zwischen der Häuserzeile und dem Ufer des Baches dahin. Sepherl war eine mannbare Dirne, mittelgroß, mehr sehnig als voll gebaut, was, wie die Rauheit ihrer Hände, von früher, harter Arbeit herrühren mochte; sie hatte ein rundes, gutmütiges Gesicht, das schönste in selbem waren große, frische, blaue Augen, die sie oft, wie wundernd, weit aufriß, und daher rührte wohl die dünne, in der Mitte gebrochene Falte, die ober den Brauen von einer Schläfe zur anderen lief. Ihr Mund war klein, wie im Wachstum zurückgeblieben und nahm sich, geschlossen, die blutroten Lippen in tiefe Winkel verlaufend, wie der eines Kindes aus, das dem Weinen nahe ist.

      Die alte Kleebinder saß bei geschlossener Türe am Fenster, als die beiden in das Vorgärtchen traten. Sie beeilte sich ihnen entgegen.

      »Bist allein,« sagte die Resl.

      »Ja, mein Muckerl is in‘s Wirtshaus.«

      »Ich weiß.«

      »Tut euch setzen. Sepherl, nimm dir den Sessel aus dem Eck dort. Is recht schön, daß ihr euch wieder einmal anschau‘n laßt«

      »Freut uns, wann wir dir nit ung‘legen kommen. Heut‘ is a schöner Tag und ‚n Weg von uns her kann mer wohl für ein‘ klein‘ Spaziergang rechnen. Es wär‘ auch gar nit unlustig zu gehen, tat‘ nur der Bach nit sein, der stinkt so viel.«

      »Ja, so viel stinken tut er,« sagte Sepherl mit dünner Stimme und wunderte sich hinterher, das heißt, sie machte große Augen, sei es über die üble Eigenschaft des Baches, oder weil sie, ungefragt, dazwischen gesprochen.

      »Dich sieht mer aber fast gar nit außer Haus, Kleebinderin?«

      »Ich komm‘ so viel schwer ab. Weißt ja, Matzner Resl, mein Muckerl arbeit‘t heim. Feldarbeit braucht kein Nachräumen, aber Stubenarbeit braucht‘s, man glaubt nit damit fertig z‘werden. Ja, er schafft aber auch fleißig die ganze Woche über. No, wollt‘ er sich heut‘ einmal lustig machen, hab‘ ich mir gedacht, soll er.«

      »Hast recht, Kleebinderin. Ich kann nit anders sagen, als daß du recht hast. Er is a braver Bub‘ und gönnt dir, als seiner Mutter, ja auch alles Gute.«

      »Das tut er. Der liebe Gott mag ihm‘s lohnen.«

      »Amen!« sagte die alte Resl, dann deutete sie nach der oberen Lade eines breiten Wäscheschrankes. »Gelt, jetzt is wohl wieder Geld da d‘rein, wie der alte Kasten schon seit viel Jahr‘ nimmer beisamm‘ g‘seh‘n hat?«

      »Es is schon ein‘s d‘rein,« sagte die Kleebinderin, vom Ellbogen auf die Hände dazu beteuernd schüttelnd, »ich sag‘ nit, daß kein‘s d‘rein wär‘, aber so viel, wie du vermeinst, mein‘ liebe Matznerin, wohl nit! Mußt ja bedenken, daß aus ‚n harten Zeiten her noch Schulden zu zahlen waren, und was ‚s Arbeitszeug kost‘t und d‘Farben, wie hoch d‘Fracht z‘steh‘n kommt und was ein‘m d‘Steuer abbricht, Jesus, du mein!« Sie beugte sich, beide Hände auf die Knie gestützt, vor und sprach zur Diele hinab. »Kannst mir‘s glauben, wann d‘besten Freund‘ kämen, nit ein‘ Heller hätten wir zu verleihen.«

      »Mein‘ liebe Kleebinderin, wer so gut als ich weiß, wie ein‘m nach nothafter Zeit jeder z‘ruckg‘legte Groschen anlacht, dem leid‘t ‚s d‘Freundschaft nit, daß er davon borgen kommt. Mußt also nit meinen, ich hätt‘ an dein‘ Geldtruhen klopfen woll‘n.«

      »Glaub‘s eh nit, bist ja von je a Sparmeisterin g‘west.«

      »Mußt auch nit glaub‘n, ich vermut‘ gar so viel bei dir. Gott sei Dank, rechnen hab‘ ich noch nit verlernt. Es is wahr, ös habt‘s jetzt ein schön‘s Einkommen, und der Muckerl is rechtschaffen fleißig, aber dafür will er halt auch sein‘ Aufheiterung haben, wie ja billig is; doch das leucht‘ ein‘m ein, daß du kein Haus sparen kannst, bei dem Aufwand, den er macht.«

      »Mein Muckerl?« »Na ja, und es wird ihm ‚s auch niemand verdenken, daß er sein jung‘ Leben g‘nießt und sich wie andere Bursche mit‘n Schatz in‘s Wirtshaus setzt.«

      »Mein Muckerl? Mit ein‘ Schatz?«

      »Und sauber is die Zinshofer Helen‘, da laßt sich nix sag‘n.«

      »Die Zinshofer Dirn?«

      »Und gegen d‘Armut, die ‚s plagt, kommt ja der Muckerl auf. Schand‘ macht‘s ihm keine, sie kann sich seh‘n lassen neben ihm, wie er‘s jetzt h‘rausputzt hat von Kopf bis zun Füßen.«

      »Von Kopf bis zun Füßen, sagst? O, der scheinheilige Lotter! Und ich wüßt‘ um die ganze G‘schicht nit einmal von Füßen an, wenn nit das kecke Mensch, um mich z‘ärgern, die Schuh‘ und Strumpf g‘wiesen hätt‘, die er ihr kauft hat.«

      »Jesses! – So ein Unbedacht! – Heilige Mutter Anna! – Hätt‘ ich nur nix g‘sagt!« Die alte Resl legte nach jedem dieser An- und Ausrufe die Hand vor den Mund, aber nur, um sie sofort wieder wegzunehmen, und nach dem letzten faßte sie nach den Händen von Muckerls Mutter. »Mußt mir nit bös‘ sein, Kleebinderin.«

      »Ich muß dir wohl danken,« entgegnete diese niedergeschlagen, »daß du mir noch heut‘ rechtzeitig damit in‘s Haus‘ kommen bist und ich nit morgen vor all‘n Leuten im Ort ein‘ Narren gleichschau‘.«

      »Nimm‘s nit übel, Kleebinderin, daß ich‘s frei bered‘, mir is gleich die Sach‘ nit recht richtig vorkommen, und ich mocht‘ schwer daran glauben, aber sag‘ selber, mußt‘ ich nit? Könnt‘ ich mir denken, du wüßtest um nix? Freilich war mir rätselhaft, wie sich‘s hat schicken mögen, daß dir mit einmal СКАЧАТЬ