Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber
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Название: Der Sternsteinhof

Автор: Ludwig Anzengruber

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ abgünstigen Augen und stieg verdrossen, den Hut im Nacken, die Händ‘ in den Hosentaschen, spreitbeinig den Weg hinan, den er herabgekommen war.

      Wenn auf dem langen Tische in der Gemeindestube des Sternsteinhofes die Schüsseln dampften, so trat der Bauer hinzu und sprach mit lauter Stimme das Tischgebet, Knechte und Mägde murmelten es nach, dann setzte er sich, langte paarmal mit dem Löffel, Vorkostens halber, nach dem Aufgetragenen, was den andern das Zeichen gab, sich, wie sie dem Rang nach in der Reihe saßen, die Teller voll zu schöpfen oder zu häufeln. Während die Dienstleute aßen, spielte der Bauer mit dem Löffel, beobachtete, ob nicht einer oder eine ein »heikliches« Gesicht machte, und richtete an einzelne kurze Fragen und Reden, zum Schlusse sprach er die Danksagung und ging mit Toni in die reiche Stube hinauf, wo sich‘s beide an einem sorgfältiger bestellten Tische wohl sein ließen, wie ihnen zukam, da sie es ja doch nach unseres lieben Herrgotts unstreitigem Willen besser auf der Welt haben sollten wie andere Leute.

      Abends nach der Mahlzeit, wenn die alte Kathel das Tischgeräte weggetragen hatte, blieben Vater und Sohn ungestört.

      Der Sternsteinhofbauer war, trotzdem er mit etwas vorgebeugten Schultern ging und saß, einen halben Kopf größer wie sein Bub, auch hatte er einen beträchtlichen Leibesumfang, und auf einem Stiernacken trug er den großen Kopf, mit der niederen breiten Stirne. Über den Hängebacken blinzelten kleine, graue, bewegliche Augen, beschattet von dichten Brauen, braun wie das kurzgeschorene Haar und der Backenbart, welcher vom oberen Rande der Ohren bis zu deren Läppchen reichte, eine knollige Nase ragte über einen Mund mit dicken, wulstigen Lippen, zwischen denen er den Atem schnaufend einsog und die Laute dröhnend hervorstieß.

      Den Toni beschäftigte die Frage, ob wohl der Alte um seinen Wiesenfrevel wisse? Er sollte darüber nicht lange im unklaren bleiben.

      Der Bauer beugte sich bis zur Tischkante vor, sah seinen »Einzigen« mit emporgezogenen Augenbrauen an und begann mit dem Kopfe wie ein Pagode zu nicken. »Bist mir a rarer Vogel, du!« summte er.

      »Warum, Vater?«

      »Warum? Warum? Wirst‘s wohl wissen warum, und daß ich das duckmäuserische Gefrag‘ nit leiden kann, weißt auch! Bist heut‘ leicht nit d‘ganze Wiesen querh‘nunter und querauffi gelatscht? Was denkst denn eigentlich dabei, wem du da sein Gut in Grund und Boden h‘neintrittst, ‚s meine oder ‚s deine? Ich mein‘ schier, ‚s wird ‚s meine sein, noch lang‘ nit ‚s deine, verstehst, und daß du mir ‚s meine schädigst, dageg‘n tu‘ ich Einspruch! Komm‘ du mir nur nit etwa mit der dalketen Red‘, daß ‚s ja doch ‚mal ‚s deine sein wurd‘, da hat‘s, wie g‘sagt, noch lang‘ hin, und wann du dich gleichwohl in dein‘ Gedanken als künftigen Eigner aufspielst, so ist dieselbe Urrassigkeit nur noch dümmer, und ich seh‘ wohl, es is a reine Gnad‘ vom Himmel, je länger er mich da af der Wirtschaft sitzen laßt und so lang‘ ich mich noch bissei rühren kann, denk‘ du auch nit an‘s Verheiraten und daß ich dir in d‘Ausnahm‘ geh‘! Noch lang‘ nit! Denn kaum wärst du da der Herr davon, rennest mer wohl mit lustige Brüderln gleich rudelweis über Felder und Wiesen und tretest n‘ Gottessegen in d‘Erd‘; das ist aber der Anfang vom Verwirtschaften, und da könnt‘ ich‘s wohl bald erleben, daß mein Ausnahmsstübel mit einmal kein Dach und keine Mauern mehr hätt‘! Ach, nein, ich hab‘ wohl mein findigen Notarjus, wann ich einmal geh‘ – noch denk‘ ich nit d‘ran – aber dann muß der mir d‘Sach so verklausulieren, wann gleich kein Stein vom Haus und kein fußbreit Boden mehr dein bleibt, daß doch ich da mein Verbleiben und Auskommen hab‘, und für den Fall löffel‘ du aus, was d‘ dir einbrockt hast, von mir darfst nit ‚s G‘ringste erwarten; als Ausnehmer kann ich kein‘ Einleger brauchen. Verstehst? Ja, da sitzt er, der Lalli, und laßt in sich h‘neinreden wie ein Stock.« Er schlug mit der Hand in den Tisch. »Sag‘ mir nur, ‚s eine möcht‘ ich doch wissen, was hast denn eigentlich af der Wiesen z‘suchen g‘habt?«

      »Aber gar nix nit, Vater. Freig‘standen, es war halt ein unb‘sinnt‘s Stückl.«

      »Ein unb‘sinnt‘s Stückl? Na ja, hab‘ mir‘s eh‘ denkt, dös is allweil dein‘ letzte Red‘. Bis zum Hals h‘nauf hab ich‘s schon, deine unb‘sinnten Stückeln! Komm‘ mir nit wieder damit!«

      »Es wird nix mehr vorkommen.«

      Der Alte erhob sich. »Sagst auch all‘weil, aber wann du glaubst, mit mir spaßen zu können, werd‘ ich dir doch ‚nächst ein‘ Ernst zeigen.«

      »Wird nit notwendig sein.«

      Der Bauer duckte den Kopf zwischen die emporgezogenen Achseln und ging murrend nach der Türe.

      »Gute Nacht, Vater,« rief Toni und sah ihm verstohlen schmunzelnd nach.

      Der Alte ging nach seiner Schlafkammer, die nichts enthielt als ein Nachtkästchen, zwei Stühle und ein Bett mit eisernem Gestelle; da hält sich kein Ungeziefer, und auf Strohsack, Roßhaarpolster und unter rauher Klotze schläft sich‘s am gesündesten, das hatte dem Sternsteinhofbauer einer versichert, der bei den Soldaten gewesen und trotz ausgestandener Strapazen hundert Jahre alt geworden war, und so weit hoffte er, es auch zu bringen. Er dachte, daß er noch lange nicht in‘s Ausgeding müsse, und an den »unb‘sinnten Stückeln« seines Sohnes immer eine gute Ausrede haben werde, wenn er vor der Zeit und zu dessen Gunsten auch nicht wolle.

      Das hätte der Toni wissen sollen; ihm würde über seinen nachsichtigen Vater das Lachen vergangen sein.

      6. Kapitel

      Am Morgen des zweiten Tages darnach lehnte der Toni vom Sternsteinhof an der Bretterwand einer Scheuer und schmauchte sein Pfeifchen. Er sah hinab nach dem Häuschen des Kleebinder Muckerl, der sich im Vereine mit dem alten Tagwerker Gregori mühte, eine große Kiste heraus und auf einen Schiebkarren zu schaffen; nachdem sie das fertig gebracht, bückte sich der Alte, um das Scheibband, das ihm von den Achseln herabbaumelte, an die Handhaben zu legen, dann spuckte er in die Fäuste, griff zu und fuhr des Weges.

      Die Helen‘, die unter ihrer Türe gestanden hatte, kam jetzt herzu, Muckerl faßte sie an der Hand, und beide schritten plaudernd, langsam hinterher. Die alte Kleebinderin lief in das Vorgärtel, nickte und sah ihnen lange nach.

      Die Dirne ging mit bloßem Kopfe, sie wird also den Holzschnitzer nur eine Strecke und nicht allzu weit begleiten.

      Toni paffte in kurzen, hastigen Stößen Rauchwölkchen aus seiner Morgenpfeife, während er den beiden, da unten wandelnden, immer kleiner werdenden Gestalten mit den Augen folgte, bis er sie ganz am oberen Ende des Ortes, nicht größer wie Krähen im Schnee, hinter der Wegkrümmung verschwinden sah. Er blickte um sich, und da er niemand in der Nähe merkte, machte er sich eilig davon, legte, fast laufend, die Strecke bis zur Brücke zurück, dort lehnte er sich an‘s Geländer, verschnaufte ein wenig und ging dann langsam zum Dorfe hinaus.

      Er schritt bedächtig immerzu, bis er auf Helene traf, die gerade unter dem Busche stand, wo sie sich damals verstohlenerweis mit Muckerl zusammengefunden.

      »Grüß‘ dich Gott, Dirn‘,« sagte Toni.

      »Auch so viel,« entgegnete Helen‘.

      »Wohin ‚s Weg‘s?«

      »‘n Muckerl hab‘ ich begleit‘, jetzt geh‘ ich wieder heim.«

      »So, ‚n Muckerl? Ist das dein Schatz?«

      »Ich wüßt‘ nit, warum ich dich in dem Glauben irr‘ machen sollt‘; er wird schier so was sein.«

      »Wundert mich.«

      »Daß ich ein‘ Schatz hab‘?«

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