In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nun sage mir, wie es dir heute ergangen ist!« forderte ich ihn auf.

      »Schlecht, sehr schlecht!« antwortete er. »Ich stand bei meiner Arbeit in der Schmiede; da kamen die drei Reiter und blieben bei mir halten. Der eine, den ich nicht kannte, sagte mir, daß sein Pferd ein Nal[28] verloren habe. Ich bin nicht nur Demirdschi[29], sondern auch Nalband[30], Effendi, und war sogleich bereit, ihm ein neues Nal zu schmieden. Ich hatte mir nur ihn angesehen; aber während der Arbeit fiel mein Blick auf die beiden, die bei ihm waren, und da erkannte ich in dem einen den Steuereinnehmer Manach el Barscha aus Uskub.«

      »Kannte er auch dich?«

      »Ja.«

      »Wo habt ihr euch denn kennen gelernt?«

      »Vor vier Jahren in Raslug. Du mußt nämlich wissen, daß ich alle und jede Krankheit der Pferde kenne und auch die Arznei dafür. In Raslug und in der Umgegend war ein großes Sterben unter den Pferden ausgebrochen, und weil niemand helfen konnte, wurde ich geholt. Ich wohnte als Gast bei einem reichen Pferdehändler, der über 100 Pferde stehen hatte. Zu diesem kam Manach el Barscha, um ein Roß zu kaufen. Es wurden ihm mehrere vorgeführt. Eines davon hatte sich eine Erkältung zugezogen; es ließ den Speichel fließen. Der Steuereinnehmer sagte, es sei nicht der Schnupfen, sondern die böse Rotzkrankheit, und er werde bei der Gesundheitspolizei Anzeige machen. Er hätte von dem Händler gern ein Pferd als Preis des Schweigens erpreßt. Ich wurde gerufen und sagte, welche Krankheit es sei. Er stritt mit mir und schlug mich schließlich sogar mit seiner Reitpeitsche. Ich gab ihm dafür eine gewaltige Maulschelle, eine Ohrfeige, wie er wohl noch keine bekommen hatte; denn die Hand eines Schmiedes ist wie Horn und Knochen. Er ging wütend fort und zeigte mich an. Er war Steuereinnehmer, ich aber nur ein armer Schmied. Ich bekam zwanzig Hiebe auf die Fußsohlen und mußte auch noch fünfzig Piaster Strafe zahlen. Ich lag mehrere Wochen krank, ehe ich in die Heimat zurückkehren konnte. Du wirst mir glauben, daß ich ihn nicht lieben kann.«

      »Das läßt sich denken!«

      »Heute schlug ich dem Pferde das Eisen auf. Er beobachtete mich mit finstern Blicken und fragte mich dann, als ich fertig war, ob ich ihn noch kenne. Ich sagte ja, denn ich dachte nicht, daß dies mir schaden würde. Er sprach mit den andern einige Worte, und dann traten sie in das Haus herein. Ich war allein, denn mein Weib befand sich auf dem Felde, um Spinat für das Mittagessen zu holen. Was hatten die drei in der Stube zu suchen? Ich schloß die Schmiede zu, obgleich das Feuer noch brannte, und folgte ihnen. Aber kaum war ich eingetreten, so fielen sie über mich her. Es gab einen heißen Kampf, Effendi. Ein Schmied hat harte Muskeln und starke Nerven; aber sie rangen mich doch nieder und banden mich mit den Stricken, welche ich im Hause liegen hatte. Ich schrie vor Wut wie ein Stier. Da banden sie mir ein Tuch um den Kopf und schafften mich in den Keller. Eben als sie mich hinab trugen, kam mein Weib. Ihr ging es ganz ebenso wie mir. Wir wurden mit den Kohlen bedeckt, damit ja oben kein Laut gehört würde, und dann gingen sie. Ich hatte gar nicht an meinen Ajy gedacht, welcher sich hinter dem Hause befand, sonst hätte ich ihn losgebunden, bevor ich in das Haus trat.«

      »Wer ist Ajy?«

      »Mein Hund. Er heißt so, weil er so groß ist, wie ein Bär. Ich hörte ihn bellen, als ich schreiend mit ihnen rang; aber er konnte nicht los. Wäre er bei mir gewesen, so hätte er alle drei zerrissen.«

      »Du hast noch nicht nach ihm gesehen?«

      »Nein. Du weißt ja, daß ich noch nicht hinter das Haus gegangen bin.«

      »So tut es mir leid, daß ich dich betrüben muß!«

      »Betrüben? Ist etwas mit dem Hunde geschehen?«

      »Ja.«

      »Was? Sage es schnell!«

      »Er ist tot.«

      Der Schmied sprang auf.

      »Tot?« stieß er hervor.

      »Ja.«

      »Er war doch gesund und munter! Haben etwa diese drei ihn umgebracht?«

      »Sie haben ihm den Schädel eingeschlagen.«

      Er blieb einige Augenblicke lang wort- und bewegungslos; dann kam es zischend zwischen seinen Lippen hervor:

      »Sagst du die Wahrheit?«

      »Ja, leider!«

      »Tausendfache Todesangst und Verdammnis für die Hunde!«

      Mit diesem Ausruf sprang er fort, in die Schmiede, kam mit einem Holzbrand heraus und eilte hinter das Haus, um sich zu überzeugen, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Dort hörte ich seine mehr als zornige Stimme erschallen. Ich wollte die zu erwartenden Kraftworte nicht hören; darum blieb ich sitzen, bis er zurückkam. Er befand sich in einem solchen Grimm, daß ich noch mehr als genug jener starken Ausdrücke zu hören bekam, an denen die orientalischen Sprachen nichts weniger als arm sind.

      Während er sich in solchen Interjektionen erging, hielt ich Augen und Ohren nach der Gegend gerichtet, aus der der Erwartete kommen mußte; doch es war nichts zu sehen und nichts zu hören. Entweder hatte ich infolge der ungemeinen Schnelligkeit meines Pferdes ihm einen zu großen Vorsprung abgewonnen, oder er war durch irgend einen Umstand aufgehalten worden.

      Nach und nach beruhigte sich mein zorniger Schimin wieder. Er wollte nun auch von mir etwas hören und leitete seine Erkundigung durch die Frage ein:

      »Wirst du nun Zeit haben, mir deinen Namen zu sagen, Effendi?«

      »Man nennt mich Kara Ben Nemsi.«

      »So bist du ein Nemtsche, ein Germanly?«

      »Ja.«

      »Wohl ein Austrialy oder Prussialy?«

      »Nein.«

      »Oder ein Bawarialy?«

      »Auch nicht. Ich bin ein Saxaly.«

      »Ich habe noch niemals einen Saxaly gesehen; aber erst gestern war ein Mann aus der Stadt Triest in Austria hier, mit dem ich viel gesprochen habe.«

      »Ein Oesterreicher? Das höre ich mit Ueberraschung. Was war er denn?«

      »Ein Handelsmann. Er will Tabak, Seide und seidene Zeuge einkaufen. Es war ihm ein Sporen zerbrochen, den ich ihm reparieren mußte.«

      »Sprach er türkisch?«

      »Nur so viel, daß ich verstand, was er von mir wollte.«

      »Und doch sagst du, daß du sehr viel mit ihm gesprochen habest?«

      »Wir haben meist durch die Pantomime gesprochen.«

      »Hat er dir gesagt, wie er heißt?«

      »Sein Name ist Madi Arnaud gewesen. Er war ein sehr großer Sänger, denn er hat mir viele Lieder gesungen, welche mein Herz und die Seele meiner Frau erquickten.«

      »Wo kam er her?«

      »Von Tschirmen, wo er große Einkäufe gemacht hat.«

      »Und wo geht er hin?«

      »Zum СКАЧАТЬ



<p>28</p>

Hufeisen.

<p>29</p>

Schmied.

<p>30</p>

Hufschmied.