In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Sonne hatte sich immer mehr gesenkt und war sodann hinter den fernen Bergen verschwunden. Ich konnte auf eine nur kurze Dämmerung rechnen und ließ den Rappen galoppieren, bis ich abermals an ein ziemlich breites Wasser kam und da bemerkte ich, daß unterhalb meines Haltortes eine Brücke über dasselbe führte.

      Ich ritt zu ihr hin und fand eine Straße. Als ich über die Brücke gekommen war, sah ich – zum ersten Male in der Türkei einen Wegweiser. Er bestand aus einem Felsstück, das aus der Erde ragte und auf das man mit Kalk zwei Worte geschrieben hatte.

      Hätte ich die Bedeutung oder vielmehr den Zweck dieses Steines nicht erraten, so wäre ich von dem ersten der beiden Wörter »Kylawuz« eines Genauen unterrichtet worden, denn dieses Wort heißt eben Wegweiser.

      Das andere Wort aber lautete »Dere Kiöj«. Daß dieses ein Dorf bedeute, das wußte ich; wo aber lag es? Der Wegweiser war da; das Wort stand auf demselben; aber leider war der Stein oben abgeplattet, und auf dieser horizontalen Abplattung standen die beiden Worte.

      Grad aus führte das Ding, das ich soeben Straße genannt habe, und nach rechts hin, dem Wasser entlang, führte ein ebensolches Ding. Welches dieser beiden »Dinge« aber ging nach Dere Kiöj? Welchen Nutzen brachte mir dieser >erste< Wegweiser?

      Ich überlegte, daß der Wasserlauf, an dem ich mich befand, der Burgas wohl nicht sein könne, und daß, folgte ich ihm, ich zu weit nördlich kommen würde. Daher beschloß ich, gradaus zu reiten.

      Es wurde mittlerweile ganz dunkel. Ich sah gar nicht, ob mein Pferd das »Ding« noch unter den Hufen hatte, wußte aber, daß ich mich auf den Rappen verlassen konnte.

      So war ich denn wohl gegen eine halbe Stunde weiter getrabt, als das Pferd unter leisem Schnauben den Kopf auf und nieder bewegte.

      Ich strengte meine Augen an und bemerkte rechts von mir einen breiten, dunklen Gegenstand, von dem aus eine Erhöhung gegen den düsteren Himmel strebte. Es war ein Haus mit einem hohen Schornstein.

      Sollte dies die gesuchte Schmiede sein? Dann befand ich mich ja ganz in der Nähe von Koschikawak, das ich suchte.

      Ich ritt näher an das Haus heran.

      »Bana bak – hört!« rief ich.

      Niemand antwortete.

      »Sawul, alargha – holla, aufgeschaut!«

      Es blieb ruhig. Auch bemerkte ich kein Licht. Sollte das Haus unbewohnt, vielleicht eine Ruine sein?

      Ich stieg vom Pferde und führte es ganz an das Mauerwerk heran. Rih begann wieder zu schnauben. Das kam mir verdächtig vor. Trotzdem er ein Araber war, hatte er doch von mir eine indianische Schulung erhalten. Wenn er in dieser Weise schnaubte, das heißt, wenn er durch die weit geöffneten und vorgestreckten Nüstern die Luft so prüfend einsog und dann in einzelnen, möglichst leisen Absätzen wieder ausstieß, dann war ganz sicher »etwas nicht richtig im Staate Dänemark«.

      Ich zog also die beiden Revolver hervor, und begann, das Haus an seiner Außenseite zu untersuchen. Es war einstöckig und lang gestreckt. Die Türe war verschlossen. Ich klopfte mehrere Male vergebens. Links von ihr fand ich drei ebenfalls verschlossene Fensterläden, in dieser Gegend eine Seltenheit. Rechts von ihr fand ich eine zweite, viel breitere Türe, die mit einem Hängschlosse versehen war. Daneben aber standen und lagen verschiedene landwirtschaftliche und andere Gegenstände, die mir die Gewißheit gaben, daß das Haus eine Schmiede sei.

      Ich ging weiter – um die Ecke herum. Ich fand aufgehäuftes Holzwerk, das jedenfalls zum Verbrennen bestimmt war. Hinter dem Hause gab es ein kleines Viereck, eingezäunt mit Pfählen, die in die Erde gestampft waren, so wie man es in deutschen Dörfern für Schweine oder Gänse herzustellen pflegt. Das Viereck schien leer zu sein, denn es war nicht die mindeste Bewegung zu bemerken.

      Und dennoch schnaufte grad hier mein Rappe weit mehr und ängstlicher als vorher. Er schien sich zu scheuen, ganz an die Umzäunung heranzutreten.

      Ich will nicht sagen, daß dies mir geradezu verdächtig vorgekommen sei, aber es war mir doch eine Veranlassung, meine Vorsicht zu verdoppeln. Das Haus war verschlossen, also bewohnt. Sollte man aber eine Wohnung in solcher Gegend und des Nachts ohne alle Aufsicht lassen? Es war leicht möglich, daß hier wenigstens etwas Ungewöhnliches vorgekommen sei, und ich nahm mir vor, die Sache weiter zu untersuchen.

      Da mir das Pferd dabei nur hinderlich war und es auch leicht in eine unvorhergesehene Gefahr kommen konnte, so mußte ich das wertvolle Tier sichern. Ich brauchte zum Anhobbeln[27] weder Pflock noch Lasso, weder Strick noch Riemen; vielmehr ließ ich es mit den Vorderbeinen in die Zügel treten. Es war dadurch so gefesselt, daß es sich nicht weit entfernen konnte, selbst wenn es dies ganz gegen seine Gewohnheit hätte tun wollen. Und sollte es ja während meiner Abwesenheit in irgend einer Weise bedroht werden, so war ich überzeugt, daß es sich mit den Hinterhufen auf das tapferste zur Wehre setzen werde.

      Nun erst trat ich ganz an die Umpfählung heran und zog eines der Wachshölzchen hervor, von denen ich mir in einer Spezereihandlung in Edreneh einen kleinen Vorrat gekauft hatte. Ich brannte es an und leuchtete über die Umzäunung hinein.

      Da lag ein Tier, riesig groß und lang und dicht behaart, grad wie ein Bär. Das Flämmchen erlosch; es war nun wieder dunkel. Welch ein Tier war das? War es lebendig oder tot? Ich nahm die Büchse herab und stieß es an. Es regte sich nicht. Ich stieß kräftiger, und dennoch blieb es unbeweglich. Das war nicht Schlaf, sondern Tod.

      Ich stieg, da mir die Sache nun doch verdächtig vorkam, über die ungefähr vier Fuß hohen Pfähle, bückte mich nieder und befühlte das Tier. Es war kalt und steif, also tot. Das Fell war an mehreren Stellen klebrig. War das Blut?

      Ich betastete den Körper. Ein Bär war es nicht, denn ich fühlte einen langen, zottigen Schwanz. Man sagt zwar, daß es auf den Höhen des Despodo-Dagh, Schar-Dagh, Kara-Dagh und Perin-Dagh noch vereinzelt Bären gebe. Ich will das nicht in Abrede stellen; aber wie sollte sich ein solcher grad hierher verlaufen haben, um in dieser Verzäunung zu verenden? Und wäre er in dieser Umgegend erlegt worden, so hätte man ihn gewiß nicht hier herein geworfen, ohne ihm vorher das Fell zu nehmen, ganz von dem sehr brauchbaren Fleisch abgesehen.

      Um zu sehen, mit welcher Art von Tieren ich es zu tun habe, fühlte ich nun nach den Ohren. Sapristi! Der Kopf des Tieres war zerschmettert, und zwar so, daß es eines sehr schweren Instrumentes bedurft hatte!

      Ich brannte ein zweites Hölzchen an und sah nun, daß das erschlagene Tier ein allerdings wahrhaft riesiger Hund war, wie ich noch keinen gesehen hatte.

      Wer hatte ihn erschlagen, und warum war dies geschehen? Der Besitzer des Tieres hatte es jedenfalls nicht getan. Und ein Fremder, der so etwas tut, kann dabei keine andere als nur eine böse Absicht verfolgen.

      Ich begann zu ahnen, daß hier ein Verbrechen begangen worden sei. Zwar drängte sich mir die Frage auf, was das grad mich angehe, und warum grad ich mich in Gefahr begeben solle; aber ich hatte Grund, zu vermuten, daß die Schmiede dem Bruder des Rosengärtners gehöre, und da fühlte ich denn doch die Verpflichtung, die Sache näher zu untersuchen.

      Wenn ich dabei an Gefahr dachte, so geschah dies wohl mit vollem Recht. Die Täter konnten sich ja noch im Hause befinden. Vielleicht verhielten sie sich ruhig, weil sie den Hufschlag meines Pferdes gehört und also meine Ankunft bemerkt hatten.

      Wie aber an sie kommen? Sollte ich die Ankunft meiner Gefährten erwarten? Was konnte bis dahin im Innern des Hauses geschehen! Nein, ich mußte handeln.

      Ich hatte die vierte Seite, die westliche Giebelseite des Hauses, noch СКАЧАТЬ



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