Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ berichtete er, mit der ausgestreckten Hand die Richtung bezeichnend, in welcher der Ort lag.

      »Ist es dort möglich, eine Erfrischung zu bekommen?«

      »Vielleicht.«

      »Höre, Bursche,« mengte sich jetzt einer der beiden Begleiter mit in das Gespräch, »Du scheinst mir ein sehr einsylbiger Kauz zu sein, aber ich mache Dich darauf aufmerksam, den Mund etwas besser aufzuthun, wenn wir ihn Dir nicht etwa öffnen sollen!«

      Dietrichs Auge überflog den Sprecher mit einem verächtlichen Blicke; dann drehte er sich zur Seite und fuhr in seiner Beschäftigung fort.

      »Nun?« frug der junge Herr, jetzt selbst etwas ungeduldig. »Kannst Du uns Niemanden nennen, uns den Weg zeigen oder, was noch besser wäre, uns nach Grabsdorf führen?«

      »Namen brauche ich Euch nicht zu sagen, denn Ihr werdet abgewiesen oder aufgenommen von einem Jeden, wie es ihm eben paßt. Den Weg habe ich Euch schon gezeigt; da hinter der Waldesecke liegt das Dorf, und mein Mitgehen ist also nicht nothwendig.«

      »Aber wir halten es doch für besser, daß Du uns begleitest,« entgegnete der Reisige. »Lege Deine Hacke weg und komme mit uns!«

      »Das werde ich wohl bleiben lassen!«

      »Das wirst Du wohl thun müssen!« lautete die drohende Erwiderung, indem der Sprecher sein Pferd näher an Dietrich drängte.

      »Wollt Ihr es mir vielleicht gebieten?« frug dieser, indem seine Hand sich fester um den Stiel der Hacke legte und sein dunkles Auge kampfeslustig blitzte. »Ich bin ein armer Bauersmann, aber ich habe Niemandem Gehorsam zu leisten als unserm Herrn, dem Ritter Werner von Holzendorf!«

      »Dem Herrn Werner gehört Grabsdorf? Daran habe ich gar nicht gedacht!« fiel der Jüngling ein, indem er sich an seine Begleitung wendete. »Wie ist es denn da um unsere Sicherheit bestellt, Ihr Mannen?«

      »Der Ritter Werner von Holzendorf sitzt als Markgräflicher Hauptmann auf Schloß Bötzow; er ist ein Diener des gnädigen Herrn, und so dürfen wir wohl auf seinem Grund und Boden weilen.«

      »Das lügt Ihr!« rief ihm Dietrich, sich vergessend, dazwischen. »Wer hat Herrn Werner zum markgräflichen Hauptmann gemacht? Wohl der Burggraf? Und wer ist es, der Euch die Unwahrheit berichtete, daß der Ritter ein Diener des »gnädigen Herrn« sei, wie Ihr zu sagen beliebt? Wohl auch der Burggraf selbst?«

      »Sei ruhig Gesell, sonst schlagen wir Dich auf den Mund! Wie kannst Du es wagen, den Herrn Markgrafen Friedrich von Zollern einen Lügner zu nennen, da sein erlauchter Sohn, der Prinz Johann, selbst sich vor Dir befindet!«

      Bei diesen Worten leuchtete es blitzartig über Dietrichs Angesicht. Welch’ ein Glück, welch’ ein Zufall! Bot sich hier nicht eine treffliche Gelegenheit zur Rache, eine Gelegenheit, sich die theuersten Vortheile zu erringen? Doch schnell beherrschte er sich und antwortete mürrisch:

      »Das habe ich nicht gewußt und bekümmere mich auch gar nicht um Eure dummen Geschichten. Aber da Ihr der Prinz seid, so will ich Euch den Weg zeigen!«

      Seine Hacke auf die Schulter nehmend, schritt er von dannen, ohne sich viel umzusehen, ob die Drei ihm auch folgten.

      Die Gedanken, welche er vor Ankunft der drei Reiter gehegt hatte, waren vollständig verschwunden und ganz anderen gewichen, welche jetzt gleich eilenden Pfeilen seinen Kopf durchschwirrten. Es dünkte ihm, als sei es ihm jetzt in die Hand gegeben, sein Schicksal auf glücklichere und hoffnungsreichere Wege zu bringen. Das Vorhaben war kühn und gewagt, ja, es war vielleicht nur durch eine That auszuführen, welche, wenn auch von seinen Freunden bewundert und gutgeheißen, doch vom Munde seiner Feinde mit dem Namen eines Verbrechens bezeichnet würde. Sollte er den günstigen Augenblick muthvoll ergreifen oder ihn unbenutzt vorübergehen lassen? Nicht Unentschlossenheit oder gar Feigheit war es, welche ihn diese Frage aussprechen oder vielmehr denken ließ, nein, aber die Folgen seiner That, wenn er sie wirklich ausführte, waren so gewaltige, so tief eingreifende und weittragende, daß sie wohl überlegt werden mußten.

      So schritt er, in tiefes Sinnen versunken, langsam dahin, und die Drei folgten ihm, ein wortloses Schweigen beobachtend. Da plötzlich rief Einer der beiden Reisigen:

      »Gottlob, dort kommen einige von unserer Gesellschaft, die uns suchen werden, aus dem Busche. Ich erkenne den Herrn Nymand von Löben an seinem großen Schecken, mit welchem er voranreitet!«

      So war es auch. Eine Anzahl Reiter nahten von der Seite her, und aus der Richtung, welche sie innehielten, war zu schließen, daß auch sie die Absicht gehegt hatten, Grabsdorf zu erreichen. Jetzt hielt der Vorderste von ihnen seinen Schecken an und beschattete mit der vorgehaltenen Rechten das Auge; er hatte den Prinzen erkannt, wandte sich mit einem frohen Rufe an die ihm Folgenden und kam nun mit ihnen im Galoppe über die Felder dahergesprengt.

      »Dank sei der heiligen Jungfrau, Prinz, daß wir Euch endlich wiederfinden!« rief er. »Wir haben große Sorge wegen Euch gelitten, als wir sahen, daß Ihr uns verloren seiet. Darum meine ich jetzt, daß – — —« er unterbrach bestürzt seine Rede; sein Auge war auf Dietrich gefallen. »Um Gott, mein lieber Junker, in welcher Gesellschaft muß ich Euch da treffen! Irrt sich mein Auge nicht, so ist dieser Knecht kein Anderer, als der Ritter Dietrich von Quitzow, den wir verfolgen und suchen. Der Holzendorf hat ihn in Grabsdorf vor unserm Forschen versteckt gehalten!«

      Wie eine zündende Rakete fuhr dieses Wort unter die Reiter.

      »Dietrich von Quitzow?!« rief’s wie aus einem Munde, und aller Hände streckten sich nach ihm aus. »Haltet ihn, haltet ihn fest, damit er uns nicht entrinne!«

      War er bisher darüber unschlüssig gewesen, was er thun und beginnen werde, jetzt gebot ihm die gefährliche Lage, in welcher er sich befand, zu handeln. Mit einem raschen Sprunge saß er hinter dem Prinzen auf dessen Pferde, rieß ihm die Zügel aus der Hand und zog, die Hacke in der gewaltigen Faust schwingend, das Thier vorn in die Höhe, um es durch die Feinde zu treiben.

      »Ja haltet mich, Ihr feilen Memmen, haltet mich, wenn Ihr könnt!« donnerte er und schlug den Nächsten von ihnen über den Kopf, daß er zusammensank. »Noch bin ich frei, und wer mich haben will, der mag mich greifen!«

      Der Schrecken über die Kühnheit seines Handelns und die Gefahr, in welcher sich demzufolge der Prinz befand, hielt ihre Glieder gelähmt, und als nun endlich Bewegung unter sie kam, war er längst zwischen sie hindurch und jagte in weiter Entfernung von ihnen über den Bruch.

      »Ihm nach, ihm nach!« rief es. Flüche und Verwünschungen erschollen; mit lauten Rufen und kräftigen Stößen suchte man die Pferde anzufeuern, und es begann eine Jagd, die für Dietrich gefährlich hätte werden können, wenn nicht der Vorsprung, welchen er hatte, so groß und sein Pferd das beste im ganzen Trupp gewesen wäre. Aller Grimm, alle Schnelligkeit, der man sich jetzt befleißigte, halfen nichts; der rasch entschlossene und verwegene Mann und mit ihm der Prinz waren und blieben für die Nachfolgenden verschwunden.

      Kapitel 6: Detlev

      Auf der Straße von Lenzen nach Grabow, welche wir schon kennen, ritten zwei Männer dahin, denen ein reisiger Knecht folgte. Es waren Herr Henning von Bismarck und der junge Detlev aus dem Zauberhause zu Tangermünde.

      Beide beobachteten ein tiefes Schweigen. Sie näherten sich jetzt immer mehr der Gegend, in welcher das Ziel ihres Rittes lag, dessen Resultat ein höchst zweifelhaftes war. Herr Henning trug sich mit gar ernsten Gedanken. Er kannte den Ruf, in welchem die Bewohner von Garlosen standen, wußte auch, daß sie ihm nicht freundlich gesinnt seien und hegte jetzt in Beziehung auf seine Sicherheit Bedenken, welche desto größer wurden, СКАЧАТЬ