Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Schuldigkeit, Piet, das weißt Du. Ich wollte, ich könnte Dir Liebe und Freundschaft erweisen jetzt, morgen und allezeit bis an mein Ende; aber Du lässest Dich kaum jährlich einmal sehen und bist dann immer nur eine Stunde hier, und da willst Du auch noch nach dem Beutel greifen? Piet, Du bist ein schlimmer Mensch, geh’, das kann ich Dir nimmer verzeihen!«

      Das ging dem alten Seemann tiefer hinab in das Herz, als er es merken lassen wollte. Er kannte Mutter Quail seit langen Jahren, hatte sie liebgewonnen und freute sich stets königlich auf die Heimkehr und auf ihr treues, ehrliches Gesicht, welches allemal vor Freude erglänzte, wenn er durch die Thüre trat. Und nun war sie bös und zwar so bös, daß sie ihm nimmer verzeihen konnte! Da gab es nur ein Mittel: er langte unter die Klappe seines dicken, wetterfesten Seemannsrockes und brachte ein Packet zum Vorschein, dessen Umhüllung gar sorgfältig mit Wachs und Schnurwerk versehen war. Die Rührung, welche ihre letzten Worte in ihm hervorgebracht hatten, männlich beherrschend, schob er es ihr in die Hände und griff nach dem alten, verwitterten Hute, um sich nun schleunigst zu entfernen. Aber da hatte er sich verrechnet, denn noch war er nicht bis an die Thür gekommen, so stand sie vor ihm, die eine Hand herausfordernd in die Hüfte gestemmt und mit der andern das Packet ihm vor das Gesicht haltend.

      »So? Also so ein schlechter Bursch bist Du geworden? Beschenken soll ich mich lassen, aber meinen Dank magst Du nicht? Gleich gehst Du zurück an Deinen Platz und wartest, bis ich das Ding da geöffnet habe! In mein Haus soll Niemand treten, den ich nicht herein haben will; aber hinaus darf auch mir Keiner gehen, so lange er noch hier zu bleiben hat!«

      Das war ein Befehl, und wenn Mutter Quail ins Kommandiren kam, so sah sie ganz aus wie Eine, gegen die nicht gut eine Widerrede zu gebrauchen ist. Piet Liebenow war ein Schiffer, der nicht gewohnt ist, ein Wort zweimal auszusprechen, weil es schon beim ersten Male gehört und befolgt werden muß; er war auf seinem Fahrzeuge Herr über Leben und Tod, aber hier – ja hier stand er auf fremdem Boden, hier hatte nur die Wirthin zu befehlen, und ihrem Willen war Gehorsam zu leisten. Er trat zurück und beobachtete die Spannung, mit welcher Mutter Quail an der Umhüllung des Geschenkes arbeitete.

      Endlich war dieselbe entfernt, und ein lauter Ruf der Freude überzeugte den Kapitän, daß sein Geschmack das Richtige getroffen habe.

      »Ein Tuch, ein blaues Tuch mit rothen Blumen und goldgelben Sternen! Wie herrlich, wie prächtig! Piet Liebenow, Du bist ein Mann, der es noch bis zum Admiral bringen wird! So ein kostbares Tuch schenkt selbst der Lord-Major seiner Frau nicht, und die Weiber werden auf der Gasse stehen bleiben, um sich über den Staat, den ich darin mache, zu Tode zu ärgern!«

      Vorsichtig nahm sie das Geschenk mit den Fingerspitzen aus einander und drapirte es sich zur Probe um die vollen, runden Schultern.

      »Nein, diese Pracht und Herrlichkeit! Aber, was steht Ihr denn dabei, Constabel, und sagt kein Wort dazu?« wandte sie sich an Sam Haberland. »Denkt Ihr etwa, ich wüßte in einem solchen Tuche nicht zu gehen?«

      »Blitz und Donner, Mutter Quail, wer das behaupten wollte, dem spränge ich mit beiden Fäusten ins Gesicht. Ich kann nur keine Worte finden, weil ich vor lauter Bewunderung nicht weiß, was ich sagen soll. Aber das ist gewiß, wenn ich mir einmal so eine kleine, nette Gondel suchte, um nicht für das ganze Leben ohne Weib und Kind zu sein, ich würde mein Spriet zuerst zu Mutter Quail richten, um zu fragen, ob ich die Hochzeitsflagge hissen darf!«

      »Geht, Ihr böser Mensch, mit Eurem Geschwätz!« rief sie, aber es war ihr doch anzumerken, daß sie nicht ganz unzufrieden mit seiner Rede sei.

      »Und,« fuhr er, auch unter das Wamms langend, fort, »wenn ich Euch so in dem Tuche stehen sehe da, so ist es mir, als fehle nur noch die Haube und die Krause, um Euch unwiderstehlich zu machen.« Er zog bei den letzten Worten ebenfalls ein Päcktchen hervor und langte es der glücklichen Wittwe hin.

      »Constabel, Herr Constabel, wollte sagen: mein lieber Sam Haberland, was treibt Ihr denn da für sonderbare Dinge? Ich glaube gar, Ihr wollt eine Königin aus mir machen. Laßt doch nur einmal sehen, was Ihr mir hier eingewickelt habt.«

      Sie öffnete die Hülle und schlug dann vor Entzücken die Hände in einander.

      »Nein, ist das aber eine Freude! Spitzen, französische Spitzen von dieser Breite und so fein wie Spinnwebe! Wird das eine Haube werden und eine Krause um den Hals! Sam Haberland, ich habe Euch gleich von allem Anfange für einen reputirlichen Mann gehalten; Ihr seid zu jeder Zeit im »Menschenfresser« willkommen und könnt Euch setzen, wohin es Euch beliebt!«

      »So ist es recht, Mutter Haifisch!« stimmte Piet Liebenow bei. »Ich hape dem Constapel von Dir erzählt, und als ich an das Land ging, um mir das Tuch zu holen, hat er sich nicht zurückhalten lassen und gemeint, er müsse Dir auch ein Weniges mitpringen, opgleich er Dich noch nicht gesehen hape; denn, mußt Du wissen, Du stehst in Respect pei allen Schiffsmannen so weit das Wasser reicht. Nun aper müssen wir gehen, sonst versäumen wir die peste Zeit. Lepe wohl, meine alte, gute Kampüse; denke an den Piet Liepenow und pleipe so vielmal gesund, als goldgelpe Sterne und rothe Plumen hier auf dem plauen Tuche sind!«

      Kapitel 5: Auf der Flucht

      Wo im Kreise Nieder-Barnim des preußischen Regierungsbezirkes Potsdam jetzt die Stadt Oranienburg zu finden ist, lag früher Schloß und Dorf Bötzow an der Havel, wo zu der Zeit, von welcher wir berichten, Herr Werner von Holzendorf hauste. Er war ein gar mannhafter Ritter, wacker im Streite, bieder und treu von Character und nur etwas jähzornigen Gemüthes. Er hatte stets zu den Quitzows gestanden, die sich in aller Noth und Fährlichkeit auf ihn verlassen konnten, und wir haben gesehen, wie er Herrn Dietrich in jener Fluchtnacht bei Dechtow getroffen, ihn gegen seinen Verfolger in Schutz genommen und nach Bötzow in Sicherheit gebracht hat.

      Aber diese Sicherheit war nur eine augenblickliche und keineswegs für die Dauer, denn in der Gegend um Bützow besaßen die Quitzows mehr Feinde als Freunde, und selbst unter den Knechten Werners gab es einige, auf die er sich selbst nicht verlassen konnte, sondern gegen die er vielmehr ein gerechtes Mißtrauen zu hegen hatte. Deshalb war es ihm lieb, daß er mit Dietrich unbeobachtet in das Schloß gekommen war, wo dieser sich augenblicklich seiner ritterlichen Kleidung entledigen und das Gewand eines gewöhnlichen Reisigen anlegen mußte, um so wenig als möglich erkannt zu werden.

      »Es will mir wenig behagen, daß ich aus Furcht vor niedrigen Leuten in diese Lappen fahren soll,« hatte der flüchtige Ritter während dieser Beschäftigung gesagt, »aber wenn ich meines Lebens schonen und mir die Freiheit bewahren will, so muß ich mich in diese Sache fügen. Ich bin schlimmer daran, denn der ärmste Bettler, da ich nicht nur Hab und Gut verloren habe, sondern auch von den Meinigen geschieden und geächtet bin. Aber ich hoffe zu Gott, daß die Zeit kommen wird, in welcher ich meine Feinde mit der Schärfe des Schwertes auf das Haupt schlage. Noch stehen mir mächtige Freunde zur Seite, zu denen ich gehen werde, um mir ihre Hilfe zu suchen, und dann, Herr Werner, werde ich Euch belohnen können für die Treue, welche Ihr mir immer und auch heut’ bewiesen habt.«

      »Sprecht nicht von Lohn, Ritter Dietrich,« antwortete Werner, indem er einen gewaltigen Humpen mit Bier füllte, welches er der Sicherheit wegen selbst aus dem Keller geholt hatte. »Da, trinkt! Ihr werdet der Erquickung bedürfen; aber Ruhe und Pflege könnt Ihr auf Bützow wohl nicht finden, vielmehr erfordert es die Sorge um Eure Sicherheit, daß ich Euch unverzüglich weiter bringe. Schloß Neumühl, welches mir gehört, ist nur von einem alten, tauben Voigte bewohnt, welcher Euch niemals gesehen hat und also auch nicht kennen wird. Dorthin wollen wir mit einander reiten, und ich hoffe, wenn ihr das Schloß nicht verlaßt und überhaupt es vermeidet, von Menschen gesehen zu werden, so könnt Ihr dort verborgen bleiben so lange es Euch gefällt.«

      »Ihr seid ein werther Freund, und Euer Plan will mir gar wohl gefallen! Laßt sogleich frische Pferde satteln; obgleich ich müde bin, wird es mir doch nicht schwer werden, den Ritt bis Neumühl noch auszuhalten.«

      »Erlaubt, СКАЧАТЬ