Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ und der Kremmener Pfaffe war bei ihm, und Du weißt, wenn der da ist, so giebt es stets schlecht Wetter, denn Herr Werner mag das Augendrehen und die süßen Worte nicht leiden, welche er da zu sehen und anzuhören bekommt.«

      »Das geht mir selbst so. Die Schwarzkutten thun, als ständen sie schon mit einem Fuße im Himmel und hörten mit einem Ohre den Herrgott predigen, und doch wissen sie zu leben trotz einem Kriegsknechte, lieben die volle Kanne und die Weiber, essen sich dicke Bäuche an und schimpfen über andere ehrliche Christenmenschen, wenn denen einmal etwas Verzeihliches passirt. Wenn mir so Einer vor das Thor kommt, so gebe ich ihm seinen Trunk durch das Gitter und lasse ihn in Gottes Namen weiter laufen, denn ich meine, daß ich ihn nicht brauche, um über die Hölle hinweg zu kommen.«

      »Ganz meine Ansicht, Alter. Also ich geleitete ihn in den großen Bildersaal, wo die Holzendorfs mit ihren Frauen und Kindern aufgehangen sind, und da ich nicht wußte, ob ich gehen solle, so blieb ich an der Thüre stehen. Der Ritter hatte dem Humpen fleißig zugesprochen, was ich gleich an den kleinen Augen bemerkte, mit denen er den Mann anblinzelte, und frug ihn, wer er sei und was er wolle.

      »Ich komme von Sr. Gnaden, dem Herrn Burggrafen, und habe Euch ein Schreiben zu übergeben.«

      »Vom Burggrafen kommst Du? Was will denn der von mir?«

      »Das weiß ich nicht; beliebt nur das Schreiben zu lesen, dann werdet Ihr ja sogleich erfahren, was das Begehr des gnädigen Herrn ist.«

      »Des gnädigen Herrn? Geh’ zum Teufel mit Deinem gnädigen Herrn, der meine ist er nicht. Gieb her den Wisch!«

      Der Bote reichte ihm den Brief entgegen; Herr Werner nahm ihn, brach ihn auf und blickte lange hinein. Dann fragte er den Mann:

      »Weißt Du, was drin’ steht?«

      »Nein!«

      »Ja, wenn Du es auch nicht weißt, so wissen wir es beide nicht. Ich habe all’ mein Lebtage das Schreiben und Lesen nicht leiden mögen. Hört, Pater, habt Ihr es vielleicht gelernt?«

      »Ich möchte es doch meinen!« antwortete dieser.

      »So lest mir doch einmal vor, was in dem Dinge steht!«

      Der Pfaffe nahm den Brief, studirte ihn erst ein halb Stündlein lang von Anfang bis zu Ende und begann dann, ihn langsam vorzubuchstabiren. Es war eine heillose Leserei und ich hätte ihm am liebsten wegen der Behauptung, daß er es verstehe, Eins über den Kopf gegeben; aber endlich wurden wir uns doch darüber klug, daß der Burggraf meldete, er habe gehört, daß Herr Werner von Holzendorf dem Ritter Dietrich von Quitzow im Kampfe auf offenem Felde Hülfe geleistet und ihn dann nach Bötzow geführt habe, um ihn vor dem Arme der Gerechtigkeit zu verbergen. Herr Werner habe sich dadurch einer Felonia, oder wie das Ding geheißen war, schuldig gemacht und sei hiermit angehalten, sein Vergehen dadurch wieder gut zu machen, daß er den Ritter Dietrich sofort an ihn ausliefere.«

      »Das klingt streng und mannhaft, ganz so, wie ich es dem Burggrafen zugetraut habe!« fiel hier der Schloßvoigt dem Erzähler ein. »Aber unserm Ritter wird diese Forderung gar wenig behagt haben.«

      »Das könnt Ihr Euch denken! Er fuhr vom Stuhle empor, als hätte ihn eine Natter gestochen, riß dem Pfaffen das Schreiben aus den feisten Händen und frug ihn:

      »Ist es wahr, daß solches Zeug da in dem Wische steht, oder habt Ihr mir nur Lug und Trug vorgelesen?«

      »Bei der gebenedeieten Mutter Gottes, der hochgelobten, reinen Jungfrau Maria, es ist so, wie ich es Euch vorgelesen habe!« betheuerte der Gefragte, zitternd vor Angst bei dem Anblicke des Ritters, auf dessen Stirn die Zornesadern dick angeschwollen waren.

      »So! Ein solches nichtswürdiges Ansinnen macht mir der Burggraf, mir, dem Ritter Werner von Holzendorf, der noch niemals der Lüge und des Verrathes zu zeihen war!«

      Seine Augen sprühten Feuer, und seine Hände ballten sich; es wurde mir um die Seele des Boten angst, denn ich kenne den Herrn und wußte, was nun kommen werde. Er trat auf denselben zu und faßte ihn beim Wamms.

      »Und solch eine Botschaft wagst Du mir zu bringen? Meinen Freund und Waffenbruder soll ich verrathen und an Dein Nürnberger Gräflein ausliefern? Daß Du die Pestilenz kriegst, Du Schurke! Wie kannst Du Dich unterstehen, mit solch einem niederträchtigen Wische zu mir nach Bötzow zu kommen; wart’, ich werde Dir den Botenlohn auszahlen, wie Du ihn verdienst!«

      Er griff nach der hohen Lehne des Eichenstuhles, auf welchem er gesessen hatte, brach von derselben ein gar ergiebiges Stücklein herunter und bläuete ihn damit dermaßen durch, daß der arme, unschuldige Teufel, der keine Waffe besaß und sich auch gar nicht wehren durfte, um Hilfe schrie, daß es durch das ganze Schloß erschallte. Auf dieses Geschrei kamen die Mannen, welche in der Knechtestube zechten, alle herbeigelaufen und stürzten in den Saal. Aber dadurch wurde das Uebel nur noch ärger, denn sie befreiten nicht den Boten, sondern halfen dem Herrn zuschlagen, bis sie glaubten, daß der Bote genug habe.«

      »Das ist eine schlimme Sache,« meinte hier der Voigt. »Der Markgraf wird es nicht ungerügt lassen, daß man seinen Gesandten auf diese Weise abgefertigt hat, und ich glaube, unser Ritter wird seinen Jähzorn schwer büßen müssen!«

      »Mir hat der Mensch leid gethan; er lag regungslos am Boden, und ich glaubte gar, sie hätten ihn zu Tode geschlagen; aber Herr Werner faßte ihn beim Schopfe und schüttelte ihn dermaßen, daß er bald wieder lebendig wurde.

      »Was, Du armseliger Schlingel, Du willst Dich noch verstellen und thun, als ob es Dir an den Kragen gegangen sei? Wart, ich werd’ ein heiliges Wunder thun und Dich vom Tode erwecken! So, siehst Du, daß es hilft? Hier habt Ihr ihn. Werft ihn in den Thurm; da mag er nachdenken darüber, wie schön und lieblich es ist, dem Burggrafen zu dienen!«

      Die Knechte folgten diesem Befehle und schleppten ihn zur Thür hinaus, ich aber zog mich leise von dannen, denn mir that es leid um den Boten, und ich dachte mir wohl, daß der Ritter sein Beginnen später schwer zu büßen haben werde. Er mochte das hernach auch selbst eingesehen haben, denn er gab den Befehl, den Boten laufen zu lassen, und ließ ihm Thor und Gitter öffnen. Weit wird er nicht gekommen sein, denn er hinkte gar jämmerlich über die Zugbrücke, und ich sah, daß er sich draußen vor dem Graben niedersetzte, weil ihm seine wunden Glieder nicht mehr gehorchen wollten.«

      »Der wird uns beim Markgrafen eine arge Suppe einbrocken, die wir auszuessen bekommen, ohne daß uns der Dietrich davon helfen kann. Hat noch Nichts von seinem Aufenthalte verlautet?«

      »Nein; er scheint gut versteckt zu sein. Daß ihm Herr Werner dabei geholfen hat, das ist gewiß. Ich war mit dabei, als er den Ritt nach Friesack machte und habe ihn mit dem Quitzow davontraben sehen, während wir es mit dem fremden Ritter zu thun hatten.«

      »Das war in derselben Nacht, wo auch der Knecht verwundet worden ist, welcher bei mir liegt.«

      »Ein Knecht, sagst Du, der bei Dir liegt?«

      »Ja; Herr Werner brachte ihn mir des Morgens und befahl, ihn gut zu pflegen und alle Störung von ihm fern zu halten.«

      »Ist’s möglich! Sag’, wie sieht er aus?«

      »Es ist ein gar strammer, schwarzäugiger Gesell, vor dem man Respect bekommt, sobald er Einen nur anblickt. Ich glaube, ihm stände eine Rüstung besser zu Gesicht, als das alte Loderwamms, welches er anhat.«

      »Was ich da höre! Du, ich glaube, wir sind dem Dietrich auf der Spur. Im Stalle zu Bötzow steht ein Pferd, wie es kein Knecht, sondern nur ein ritterlicher Herr reitet, so edel und mit einem Sattelzeuge, welches grausames Geld gekostet haben muß. СКАЧАТЬ