Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3 - Dr. Phil. Monika Eichenauer страница 7

СКАЧАТЬ in Beirut. Das Bild wurde unmittelbar nach der Ausrufung des Waffenstillstandes am 15. August 2006 geschossen.

      Das Elend, die Zerstörung, die Toten werden besichtigt wie Tiere in einem Zoo: Das bekommt man schließlich nicht jeden Tag geboten.

      Ebenso wenig bekommen Menschen die Live-Versteigerung zweier Organe für drei Patienten jeden Tag geboten: Zuschauer stimmen per Handy für ihren Favoriten ab. Einer wird sterben - zwei leben. Nur ein Fake, um auf die Organspendeproblematik aufmerksam zu machen?!! Das Thema wird im vorliegenden Buch aufgegriffen. Es wird verständlich machen, warum Aufmerksamkeit auf diese Art und Weise erregt wird. Aufmerksamkeit auf lebensnotwendige Themen zu lenken scheitert in Deutschland nicht selten an Strukturen und Gesetzen.

      Soziale Auswirkungen im täglichen Zusammenleben von Menschen gewinnen an Bedeutung. Im Rundfunk ist zum Thema vom Bemühen der Reichen zu hören, sich gegen die zahllosen Obdachlosen in den südamerikanischen Großstädten zu schützen. Aber auch Los Angeles wird genannt: Hier leben die Stars aus Film und Fernsehen freiwillig hinter hohen Mauern wie in einem modernen Hochsicherheitstrakt. Armut und Kriminalität werden zu einer zwangsläufigen Einheit, wie es in dem Bericht hieß, die in Gettos entsteht. Das Luxusleben von „Oben“ spiegelt sich in den Regenpfützen zu Füßen der Menschen „Unten“ wider. Sie bleiben vor den Toren, Türen und Mauern des Reichtums stehen. Bettler werden mit Bußgeldern belegt (Münster, RN, 21.1.11).

      Der private Kokon, mit denen Menschen noch hoff(t)en, sich vor diesen Umbrüchen schützen zu können, wird durch Wirtschaft und Politik substanziell verdünnt. Die staatlichen und ökonomischen Krakenarme der Wirtschaft saugen Geld, Existenz, Lebensboden und Seele der Bürger ab. Sie werden u.a. kontrolliert, ob sie nicht einen Quadratmeter mehr an Wohnraum bewohnen, als vorgeschrieben. Als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, Menschen auch noch das Letzte, was sie haben, nehmen zu können: Geld, Wohnung, Würde. Der Wettbewerb gerät außer Kontrolle, verkehrt sich in Not und Elend und wird zur unlösbaren Aufgabe von Politikern. Die Wirtschaft dreht ihre Argumente, weshalb sie menschenfeindliche Entscheidungen trifft, im nächsten Halbsatz mit dem Argument Arbeitsplätze schaffen und international konkurrenzfähig bleiben zu wollen, wieder um. Wenn es hoch kommt, stehen entsprechend handelnde Firmen eine bis drei Wochen in den Medien. Dann folgen andere Themen, die in der Öffentlichkeit von Interesse sind – die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind dann mit ihren existenziellen Problemen und den psychosozialen Problemen allein. Sie folgen dann dem Weg, der politisch dafür vorgesehen wurde: Harz - IV, kleinere Wohnung und zahlreiche Folgeprobleme, die Partner, Familie und Kinder belasten und auf Jahre prägen.

      In unserem Land werden die Lebensmittel der „Tafeln“ knapp, weil es immer mehr Menschen gibt, die auf diese Lebensmitteln angewiesen sind. In Dortmund waren es 2005 ca. 500.000 Menschen, die sich Lebensmittel von den Tafeln holten – 2007 waren es bereits 700.000 Menschen (WR, 2. Juni 2007). Davon sind 23,5 Prozent Kinder. Inzwischen gibt es einen „Bundesverband Deutsche Tafel Sorge“ – die Armut wird in Privatinitiative verwaltet. Proteste und Aufklärung über die gesellschaftlichen Verhältnisse dokumentieren, aber ändern nicht. Die Politik betrachtet von außen, was die Menschen im Inneren dieser unteren Gesellschaftsklasse erleben und was sie ertragen: Wie kommt der Betroffene mit diesem Umschwung seiner Existenz klar? Wie kann er damit leben? Wie kann ein Kind damit leben, nachts keine Decke zum Zudecken zu haben, weil die Eltern kein Geld haben? wie ein Lehrer an einer Sonderschule auf Nachfrage, weshalb ein Kind so müde sei, von ihm erzählt bekam? Wie kommt ein Lehrer in Deutschland damit klar, montags morgens erstmal mit der gesamten Klasse in die Duschen der Turnhalle zugehen, damit die Kinder sich duschen, weil er sonst vor Gestank in der Klasse nicht unterrichten kann?

      Für die gesellschaftliche Schicht mit Kapital, kurz Oben genannt, entwickeln sich die globalen wirtschaftlichen Formen zu unermesslichen Reichtum. Die Möglichkeit zu einem besseren Leben wird für 3/4 der Bevölkerung in eine Zukunft verlegt, die im Nebel liegt. Ein Horizont, eine Kontur ist nicht in Sicht. Für Oben ist die Nebenwirkung der Globalisierung Reichtum.

      Aber auch der Wirtschaft gehen die Krisen nahe, sie muss sich neuen staatlichen Auflagen fügen und sich notwendige Änderungen als Aufgaben stellen. Weniger wegen der Menschen, sondern aufgrund der vielfältigen Nebenwirkungen des Kapitalismus und angesichts nicht wegdiskutierbarer Folgen der Klimakatastrophe und Naturkatastrophen, die neue Produktionsbedingungen und Produkte erzwingen Die Autoindustrie muss sich neu orientieren, und Flüge ins Ausland sollen mittels erhöhter Preise reduziert werden! Die Ideologie des immer schneller, immer effektiver, immer weiter und immer billiger kehrt sich um: Die Vorteile, die diese Entwicklung nahm, treten nun als Umweltschäden ins Rampenlicht. Die Folgen wurden nicht bedacht. Der Bund der deutschen Industrie (BDI) argumentiert nun selbst, die Politiker hätten die Ziele Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit offensichtlich aufgegeben und müssten jetzt mit den Konsequenzen zurechtkommen, zum Beispiel mit der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland. Die Wirtschaft droht mit weiteren Arbeitsplatzverlusten (WR, 28. Juni 2007), als habe sie in Deutschland in den vergangenen Jahren kein Geld verdient. Besinnung kehrt Oben nicht ein – aufrechterhalten bleibt stattdessen die Polarität Selbstwert/Mensch – Mehrwert/Gewinn. Wobei Selbstwert, Identität und letztlich der einzelne, der ganze Mensch verlieren. Das Leben wird zunehmend freudlos und schwierig. Mit Arbeitsplatzverlusten reiht sich ein Problem nach dem anderen auch im Leben derer auf, die Arbeit haben und unter dem Stress leiden, der ihnen aufgebürdet wird, um sie zu behalten. Gesetzliche und ökonomische Strukturen zwingen jeden Menschen in Zwangsanpassungen, die einzelne Menschen oftmals eigentlich gar nicht wollen. Für immer mehr Menschen endet der Weg in dieser Gesellschaft in der Einsicht: Friss oder stirb! Fressen oder gefressen werden! Damit, mit diesem Regelkreis des Stammhirnes, sind Menschen wieder in der Steinzeit angelangt und müssen lernen und differenzieren, was ihnen gut tut, und was nicht. Diese Orientierung, genau aufzupassen, gilt nun auch in der Gesundheitswirtschaft. Das natürliche Wesen von Gesundheit, das den Menschen eigen ist, und ehemals hehre Ziele des Gesundheitswesens, wird durch das Wesen der Ökonomie ersetzt.

      Die Spitzen menschlicher Moral und Ethik tanzen im Kapitalismus einerseits mit höchst entwickelten, auf die Spitze getriebenen und strukturierten Motiven ökonomischer Gewinnsucht, die sich im Handeln der mit diesen Prinzipien identifizierten Manager ablesen lassen, und andererseits, erbarmungsloser Niederstrukturierung von Leben und Existenz der breiten Masse, die auf den moralischen und ethischen Grund angekommen, um ihr Leben kämpfen. Der Klassiker der Menschheitsentwicklung, der mit dem Bestreben, das menschliche Wesen aus dem Dschungel in und mittels Kultur zu verfeinern und zu befreien und es zum Herrscher der Welt, zur Krone der Schöpfung werden zu lassen, sieht sich plötzlich Naturgewalten in Form natürlicher und gesellschaftlicher Katastrophen gegenüber. Kultur ruft im Ergebnis mittels Verkehrung wieder Natur auf den psychischen Plan. Der Seele wird die Luft genommen. Gewünscht war die Entwicklung einer Wirtschaft, die dem Wohl aller Menschen dient. Die Realität zeigt eine Gegenwart, die das menschliche Wesen massenhaft seiner Quelle zuführt, in der sich die Geister scheiden: Fressen oder gefressen werden. Momentan wird noch gesagt, wir wollen das Gute. Geschaffen wird oftmals das Böse. So auch im Gesundheitswesen der Gesundheitswirtschaft. Dieser Punkt wurde bereits von Goethe in Faust benannt: Der Geist, der stets das Gute will und stets das Böse schafft. Verzeihung, wir sind in der Zeit unserer Kultur, dank des Kapitalismus, bereits vorgerückt: Der Geist, der stets vorgibt, das Gute zu wollen, und sowohl das Gute, wie das Böse, dank entsprechender manipulierter Kommunikation, schafft. Wobei das Gute zu untersuchen wäre, ob es wirklich das Gute ist, das dem Wohl des einzelnen, wie dem Wohl aller dient.

      Der Tanz um das Gute und das Böse ist in vollem Gange. Natürlich nun auch im Gesundheitswesen, einem wirtschaftlichen Markt, der unermessliche Gewinne auf alle Zeiten, solange Menschen leben werden, garantieren soll. Das Gute im beruflichen Bereich, der mit menschlicher Gesundheit und Krankheit zu tun hat, wäre ein Handeln, das den Menschen unter zur Hilfenahme aller Möglichkeiten, gesund erhalten und kurieren möchte. Das Böse wäre, ihn schlicht zu benutzen, um Gewinne zu erwirtschaften und ihn zu zerstören. Ein Gesundheitswesen müsste die Essenz einer hoch stehenden Kultur widerspiegeln, die über Heilungsmittel СКАЧАТЬ