Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ ungekrönter König in den Billig-Metropolen der Welt werden. Aber zusätzlich wird diese Anpassungsfähigkeit nicht belohnt. Das liegt nicht in der Natur des Systems.

      Menschen haben am Ende des Monats so viel Geld auf dem Konto, wie sie brauchen, um den nächsten Monat zu überleben. Wenn sie Glück haben, können sie hoffnungsvoll noch ein paar Euro zum Erhalt ihrer Illusion mittels Lottospiel, um den Jackpot zu ergattern, investieren. Oben ist existenzielle Sicherheit im Überfluss insofern gewahrt, wie man in der Lage ist, das System geschickt so zu erhalten, wie es ist. Selbstverwirklichung hinsichtlich Fähigkeiten und Vorlieben werden gefördert und gesichert. Freude und Fortschritt sind so selbstverständlich wie das tägliche Brot.

      Diese Menschen kennen sich in der Welt aus, Reisen und Bildung sind selbstverständlich. Man könnte auch sagen, ihnen gehört die Welt. Elegant wie letztlich schemenhaft und unverbindlich, aber mit psychologischem Appell an Groß-gesinntheit, formuliert Peter Sloterdijk in seinem Buch „Im Weltinnenraum des Kapitals“ (2005) die konsequenzreiche Zweiteilung von Mensch, Leben und Kultur:

      „Daß aber die Seelen mit den Weltformen wachsen, in den Steppen, in den Städten und in den Reichen, ist eine der Tatsachen, von denen die Philosophie ihren Ausgang nahm: sie könnte ihr auch bei der jetzt angesichts der globalen Situation nötigen Metamorphose die Richtung andeuten. Zur Zeit der Polis vertrat Aristoteles die Meinung, dass Bürger nur sein könne, wem großseelisches Empfinden (megalopsychìa) zur zweiten Natur geworden sei. Man sieht nicht recht ein, warum das für die Zeitgenossen der nationalstaatlichen und globalen Ära nicht mehr zutreffen sollte, bloß weil diese jetzt Kreativität statt Großgesinntheit sagen. Die Kreativen, so heißt es hin und wieder, sind jene, die das Ganze daran hindern, in schädlichen Routinen zu versinken. Vielleicht ist die Zeit gekommen, die Phrase beim Wort zu nehmen.“ (Sloterdijk, 2005, S. 414-415).

      Der letzte Satz konfrontiert, bissig und hilflos zugleich, im Appell ein Eingeständnis an Abhängigkeit in reflexiv freiwilliger Selbstauskunft. Konfrontation auf der Metaebene mittels eigenen Handwerks wie letztlich Mund, den wir alle haben, zeigt, edel und wach, spitz auf ein Sprichwort, das da heißt: „Der Klügere gibt nach.“ Insofern haben alle Nicht-Kapital-Besitzenden den Bestrebungen des Oben nachgegeben und spielen den Spielverderber, in dem sie in der Regel nicht zu gleichen und vernichtenden Mitteln greifen und griffen. Sie zeigen durch ihr Leben und ihren Möglichkeiten der Meinungsäußerung auf, was nicht im Staate und im Weltinnenraum des Kapitals in Ordnung ist. Nun ist es an ihnen, an den Kapitalbesitzern und ihrer höfisch-demokratischen Gefolgschaft, der Welt zu zeigen, ob Hoffnung und Unterstellung von Edelmut oder Großgesinntheit begründet sind. Hinter dieser Hoffnung steht der Verdacht, dass es möglicherweise Größeres und Ehrenvolleres gibt, als das, was kapitalistische Kultur an Bild von der Seele, Menschenliebe und Naturliebe bis jetzt zu bieten hat(te). Von Verwirklichung, gar Selbstverwirklichung von Mensch und Seele in diesen Zusammenhängen zu sprechen, verbietet sich von selbst. Kapitalistische Teleologie arbeitet mit gegenteiligem Ziel, hält aber Menschen noch am seidenen Faden, um sie für die Arbeit, die angeboten wird, zu erhalten. Aber, wenn es zu viele Menschen werden, die keine Arbeit haben, die am Rande der Existenz in Städten und Steppen nur noch vegetieren, was geschieht dann?

      Bietet da der Weltinnenraum des Kapitals tatsächlich nur die Lösung Krieg und Akzeptanz steigender Unmenschlichkeit, weil Menschen anfangen, sich gegenseitig Hölle und Abgründe in Verhalten und Lebensformen als Folge kapitalistischer Kulturauswüchse durch selbst Erlittenem und in Leben wie Alltag Weitergegebenem, zu spiegeln und sich damit einer durchgreifenden Gesetzlichkeit ausliefern und sich letztlich selbst erlegen?

      Es fehlt ein Schritt, ein Ruck, von Oben, zu tun, was getan werden muss, um Leid, Not und Verelendung in eine lebenswerte Richtung für alle zu bringen. Denn in psychosoziale erste Hilfe wie langfristige Unterstützung werden Steuergelder nur sehr rar und selten investiert. Berufe im psychosozialen Sektor sind verglichen mit Einkommen in der Wirtschaft völlig unterbezahlt. Dies zeigt den Stellenwert für Mensch und Menschenhilfe wie auf einem Barometer in der Kultur an. Letztendlich, wäre zynisch hinzuzusetzen, ändert Hilfe ja auch nichts? Denn Kern und praktikable Basis weltweiten Lebens im Weltinnenraum des Kapitals bleibt unangetastet. Dieser Raum ist Tabu für Unten. Damit soll nicht gesagt sein, dass man sich Oben über diese Zusammenhänge im Klaren ist.

      Eher dürften sie in Gänze nicht von Interesse sein. Das, was nicht von Interesse ist, bringt Symptome, Krankheiten, Verelendungsformen, Heimat- und Familienverlust und generell grauenvolle seelische Nöte hervor. Sie schlagen sich Bahn in körperlichen und psychischen Krankheiten, weil kein Mund da ist, der einfach erklärt, wie Seele, Psyche und Körper mit sozioökonomischen Verhältnissen verbunden sind.

      Wohin die Seelen derer von Unten wachsen und welche psychischen Abwehrmuster gefunden werden müssen, um individuell einigermaßen ökonomische Entwicklungen dieser Art zu überleben, ist auch international noch ungewiss. Es sind zum Teil Seelen von Menschen, die durch schwerste Misshandlungen und Vergewaltigungen in den „Steppen“ für ihr Leben gezeichnet worden sind, wenn sie die Massaker überhaupt überlebten, und die dann nie wieder ein normales Leben führen werden. Aktuell spreche ich zum Beispiel von den massenhaft vergewaltigten Frauen und Mädchen im Kongo und anderswo auf der Welt. Dokumentarfilm: „Im Schatten des Bösen.“ Sie finden ihn bei SWR und Arte als Pdf: AI 080702-2.pdf. Oder unter dem Stichwort des angegebenen Titels des Film im Internet. Amnesty International veröffentlicht Daten aus verschiedenen Ländern zu Vergewaltigung und Missbrauch von Frauen und Mädchen unter http://.etracker.de/app?et=NTmjLs. Diese Amnesty-Auflistung ist im Anhang 1 des vorliegenden Buches nachzulesen. Aber auch Avaaz{1} wird sich in diesem Jahr 2010 insbesondere des Menschenhandels annehmen:

      „Millionen von Frauen und Mädchen werden jährlich verkauft und zur Prostitution gezwungen – 2 in jeder Minute. Wir können diese jungen Mädchen vor dem Horror retten. Bitte unterstützen Sie die neuen Avaaz-Aktionen, um den Handel für immer zu stoppen.“

      Die Opfer der Gegenwart werden ihr Leid somatisieren müssen: Denn wer sollte sich in der Gegenwart der Millionen von Mädchen und Frauen annehmen, die in der Prostitution versacken? Auch mittels K.O._Tropfen werden nun unzähöige junge Frauen im IN- und Ausland (z.B. Lloret de mar) unwisentlich missbraucht und vergewaltigt. Lebenspläne zerschlagen sich nicht selten aufgrund derartiger Taten, wie am 29. September im ZDF dokumentiert wurde. Die M;ädchen und Frauen können sich nicht an die Taten erinnern und konstruieren verzweifelt Tat und Erleben... Sie sind gezeichent an Leib und Seele für Jahrzehnte, wenn nicht bis zum Lebensende.

      Wie in Band 1 ausgeführt, ist mit langwierigen transgenerationellen Übertragungen auf Jahrzehnte bei den Nachkommen dieser Menschen aufgrund derartig politischer Verhältnisse, in die kein Staat der Welt und keine Organisation zum Schutze von Menschen eingreift oder eingreifen kann, zu rechnen. Damit bleibt es auf lange Sicht so, wie es immer schon war?

      Die Folgen in den Seelen der Menschen von Unten in den sozial vernachlässigten Städten und Stadtteilen in Deutschland und Europa, die jeden Tag aufs neue versuchen, ihren Fuß auf den rechten Weg zu setzen und scheitern, sind unabsehbar. Irgendwann werden sie vielleicht in der Gro so sein, wie man es ihnen sowieso bereits prophezeite, so wie im Roman von Max Frisch „Andorra“ (1972) beschrieben. Und da die exakte Entwicklung so ungewiss ist – schließlich muss sich ja nicht immer wieder alles in gleicher Form wiederholen, muss dennoch hoffnungsfroh dazwischen geschoben werden – ist die Notwendigkeit gegeben, sich mit den realen Bedingungen, Folgen und Fakten für sie, wie für uns alle, auseinander zu setzen.

      Mit der Maßgabe der positiven Richtungsänderung des Not Wendenden, von Opferung und Zerstörung auf die Zielgerade zu Heilung und körperlicher, psychischer und seelischer Unversehrtheit zu bringen, sind als Notfallbegrenzung sofort für derart eindeutige Fälle, wie aktuell СКАЧАТЬ