Jenseits der Todesschwelle. Hubertus Mynarek
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Название: Jenseits der Todesschwelle

Автор: Hubertus Mynarek

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783742710857

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СКАЧАТЬ und sie überschreitet klinisch unwiderruflich die Todesschwelle). Es handelt sich also um ein naturgemäß subjektives Sterbeerlebnis. Aber auf unsere Subjektivität, auf ihre tiefsten Erlebnisse sind wir, wie bereits gesagt, ganz entscheidend für unseren Reifeprozess und unsere Bewusstseinserweiterungen angewiesen. Und es ist doch erstaunlich und beachtenswert, dass alle Berichte Sterbender oder in Todesgefahr Befindlicher einige wesentliche Übereinstimmungen aufweisen und vor allem die ethische Beurteilung des eigenen Lebens in diesen Aussagen und Berichten stets eine so wichtige Rolle spielt. Der Mensch hat seinem Lebensplan gemäß eine in seinem tiefsten Sein verwurzelte Berufung zur ethischen Höherentwicklung und Vervollkommnung. Kein Wunder, dass dieser Lebensplan und die Art, wie man ihn realisiert oder verfehlt hat, in einem so entscheidenden Augenblick wie dem des Todes oder der Todesgefahr noch einmal ganz virulent und intensiv im Bewusstsein gegenwärtig werden. Selbsterkenntnis, Selbstarbeit, Selbstvervollkommnung und Selbstveredelung sind jedenfalls der Sinn des menschlichen Lebens auf der Erde, gleichgültig, ob wir nur einmal auf ihr sind (und dann entsprechend in irgendeiner Art von jenseitigem Purgatorium oder Fegefeuer weiterreifen müssen) oder mehrmals wiederkehren.

      Auch der berühmte Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung, dem 1944 ein Sterbeerlebnis nach einem Herzinfarkt widerfuhr, schildert den Vorgang des menschlichen Selbstgerichts: „Es war, als ob ich alles, was ich je gelebt oder getan hatte, alles, was um mich geschehen war, nun bei mir hätte. Ich könnte auch sagen: Es war bei mir, und das war ich. Ich bestand sozusagen daraus. Ich bestand aus meiner Geschichte und hatte durchaus das Gefühl, das sei nun Ich.“74

      Ähnlich hatte ja auch Jankovich behauptet: „Meine Seele war ein ganz sensibles Gerät, mein Gewissen wertete mein Handeln sofort aus und beurteilte mich selbst und meine Taten.“ Jankovich geht sogar so weit, dass er aufgrund seines Todeserlebnisses meint, unsere herkömmlichen Moralbegriffe hätten „im Jenseits keine Gültigkeit. Seit jener Zeit bin ich allen menschlichen Moralbegriffen gegenüber kritisch eingestellt.“75 Kommentar des Magazins „Der Spiegel“ dazu und zu einer ganzen Reihe weiterer Nahtoderlebnisse: „Sterbende nehmen ihr Lebenspamorama also nicht passiv entgegen wie einen Film, sondern sie sind zugleich Zuschauer, Hauptdarsteller und Kritiker. Sie sind Richter in eigener Sache.“76

      Auch die Ärztin und Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, die um die tausend Fälle wiederbelebter Patienten untersucht hat (vornehmlich in der Psychiatrischen Abteilung der Universität von Chicago) und die wohl die berühmteste Sterbeforscherin (Thanatologin) ist, vor allem seit ihrem Aufsehen erregenden Buch „Interviews mit Sterbenden“, betont, sie sei vor der Konfrontation mit den mannigfachen Erfahrungen Sterbender in religiösen Dingen recht gleichgültig gewesen, ein „Wischi-Waschi-Protestant“. Erst das habe sie „eigentlich religiös gemacht: dass es offenbar keinen strafenden, verurteilenden Gott gibt“, aber jeder die „großartige … Chance“ habe, „sein eigener Richter zu sein … Was wir Himmel und Hölle nennen, existiert dann also gar nicht.“ Allerdings könne es „sehr wohl die Hölle sein“77, wenn sich jemand in allen Details seiner Lebensgeschichte überprüfen müsse und dann merke, wie sehr er seinem Lebensprogramm, seiner Lebensbestimmung zuwidergehandelt und dabei auch anderen schwer geschadet habe.78

      Ein anderer berühmter Sterbe- und Todesforscher, wie Frau Kübler-Ross ein Pionier der Thanatologie, ist Raymond A. Moody. Er promovierte nach dem Studium der Philosophie (Spezialgebiete: Logik, Linguistik, Ethik) zum Dr. phil., begann dann ein Studium der Medizin, promovierte auch da zum Dr. med. und ergänzte dieses Studium noch durch eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Nervenheilkunde. Dr. Moody hat, vor allem als Psychiater an der Universitätsklinik von Virginia, insgesamt 300 Fälle von Menschen untersucht, die klinisch tot gewesen waren, dann aber doch reanimiert werden konnten und ihm über ihre Erfahrungen an der Todesgrenze berichteten. Über diese Erfahrungen und deren Deutungsmöglichkeiten hat Moody zwei klassische Bücher publiziert, die in deutscher Übersetzung im Rowohlt-Verlag erschienen sind. Es sind dies die Bücher: „Leben nach dem Tod“ und „Nachgedanken über das Leben nach dem Tod.“79

      In beiden Büchern betont der Autor, dass die Mehrheit der wiederbelebten Patienten das Modell eines Jenseits mit Lohn und Strafe, mit Gottesgericht, Himmel und Hölle als mit ihren Erfahrungen nicht übereinstimmend abgelehnt habe. In den meisten Fällen hätten das auch jene gemacht, die mit diesem Modell aufgewachsen waren und vorher die entsprechende dogmatische Denkweise pflegten. Kein Patient, so Moody, sprach von Himmelstoren, goldenen Wegen, geflügelten Engeln oder von einer Flammenhölle mit furchterregenden, womöglich noch gabelschwingenden Teufeln.

      Allerdings berichtet auch Moody aufgrund seiner Erfahrungen mit Sterbenden, dass in der Phase des Übergangs zwischen Leben und Tod oft eine Lichtgestalt auftrete, zwar kein Gott, aber ein gestalthaftes Licht, das eine wunderbare Wärme und Güte auf den Sterbenden ausstrahle, jedoch zugleich als Hilfe bei der durchdringenden Gewissenserforschung fugiere. Ebenfalls als Fragesteller: Bist du schon bereit, das Diesseits für immer zu verlassen? Was bringst du als deine Lebensernte hinüber? Fragen, die aber von dem Lichtwesen offenbar nicht anklagend gestellt werden. Vielmehr vermittelt es dem Sterbenden eine Erleuchtung von durchdringender Klarheit, wodurch erst die umfassende, alles erkennbar machende Gewissenserforschung des an der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits Stehenden ermöglicht wird.

      Halten wir uns aber zunächst noch einen Moment bei der Lichtgestalt selbst auf. Moody charakterisiert sie auf der Grundlage der von ihm durchgearbeiteten Berichte als „ein sehr helles Licht“, das „seine Helligkeit … sehr rasch bis zu überirdischer Leuchtkraft steigert“. Es greife trotz seiner „unbeschreiblichen Helligkeit“ die Augen in keiner Weise an, blende nicht noch hindere es daran, andere Dinge in der Umgebung wahrzunehmen. Dieses Licht sei aber keine Sache, es sei zweifelsfrei „ein lebendes Wesen, ein Lichtwesen … es hat personalen Charakter und besitzt unverkennbar persönliches Gepräge.“ Es ströme „unbeschreibliche Liebe und Wärme“ auf den Sterbenden aus. „Er fühlt sich davon vollkommen umschlossen und ganz darin aufgenommen, und in der Gegenwart dieses Wesens empfindet er vollkommene Bejahung und Geborgenheit. Er fühlt eine unwiderstehliche, gleichsam magnetische Anziehungskraft von ihm ausgehen. Er wird unausweichlich zu ihm hingezogen“, spürt, dass eine „uneingeschränkte Liebe und Bejahung“ von diesem Wesen ausgeht.80

      Die Kommunikation des Sterbenden mit der Lichtgestalt geschieht nicht mittels seiner Sinnesorgane. Er hört keine Stimme, keinen Laut, nichts Akustisches, keine Worte aus der eigenen Muttersprache. Er fängt vielmehr Gedanken auf, diese allerdings ganz direkt, ganz ungehindert und ungehemmt, so dass er sofort genau weiß, was das Lichtwesen will bzw. ihm mitteilt. Es handelt sich hierbei um eine durch nichts verfälschte Gedankenübertragung, so dass jegliches Missverständnis, „auch jegliches Lügen dem Licht gegenüber von vornherein ausgeschlossen“ ist.81 Der Sterbende versteht den Sinn der vom Lichtwesen ausgehenden Gedankenströme augenblicklich und sonnenklar. Aber er hat gewisse Schwierigkeiten, sie nach seiner Wiederbelebung in die menschliche Sprache zu übersetzen. Er kommt ja aus einer anderen Dimension, einem anderen „Raum“ in unsere diesseitige Welt zurück.

      Obwohl das Lichtwesen von denen, die Nahtoderlebnisse hatten, recht übereinstimmend charakterisiert wird, geben sie ihm nach ihrer Reanimation unterschiedliche Namen, die aus ihrer eigenen Vorstellungs- und Glaubenswelt herkommen. Reanimierte mit christlichem Hintergrund identifizieren die an sich anonyme Lichtgestalt meist mit Christus, reanimierte Juden, Muslims, Hindus und Buddhisten mit einem Engel, einem Abgesandten, geistlichen Führer oder einem Boddhisatva, wobei aber besagtem Engel weder Flügel noch Harfe noch menschliche Gestalt zugesprochen werden.

      Hier der Bericht einer wiederbelebten Christin, der eine Variante dieser Identifizierungen noch anschaulicher macht: „Ich hörte die Ärzte noch sagen, ich sei tot – und von jenem Augenblick an hatte ich dann das Gefühl, durch Finsternis, eine Art eingegrenzten Raum, zu fallen oder eher vielleicht zu schweben. Das kann man nicht richtig beschreiben. Es war alles pechschwarz, nur ganz weit in der Ferne konnte ich dieses Licht sehen, dieses unglaublich helle Licht. Am Anfang schien es nicht sonderlich groß zu sein, doch wuchs es immer СКАЧАТЬ