Название: Jenseits der Todesschwelle
Автор: Hubertus Mynarek
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783742710857
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In den bisherigen Ausführungen dieses Kapitels wurden vor allem Aussagen bereits Verstorbener, also Jenseitiger, wiedergegeben. Im Großen und Ganzen stimmen damit die Aussagen Diesseitiger überein, die ein Nahtoderlebnis hatten. Auch sie berichten nicht über ein Gericht Gottes an der Schwelle zwischen Leben und Tod und auch nicht über Hölle und Himmel im dogmatisch-kirchlichen Sinn.
Aber was ist überhaupt ein Nahtoderlebnis? Nahtoderlebnisse lassen sich – grob vereinfacht – in vier Kategorien unterteilen: Da geht es zum ersten um die Erfahrungen von Menschen, die reanimiert, also wiederbelebt worden sind, nachdem sie »klinisch tot« waren. (Als »klinisch tot« gilt, wer noch reanimiert werden kann, dessen Gehirnzellen also durch Sauerstoffmangel noch nicht irreparabel geschädigt worden sind. Der klinisch Tote befindet sich in einer Phase zwischen Herzstillstand und Hirntod, den die Mehrheit der Mediziner als eigentlichen Tod des menschlichen Organismus ansieht, als sein unumkehrbares Lebensende, weil dann das Gehirn keinerlei lntegrationsfunktionen gegenüber den körperlichen Organen mehr ausüben kann. Die Dauer dieser Phase wird unterschiedlich festgesetzt, im Allgemeinen auf höchstens fünf Minuten. Aber es gibt Sterbeerfahrungen, in denen die Zeit zwischen dem Eintreten des Herzstillstandes und der Wiederbelebung sehr viel länger war als diese fünf Minuten. Es gibt eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die die Schulmedizin nicht oder kaum für möglich hält. Aber auch die Schulmedizin kennt Fälle, in denen Menschen nach dem Herzstillstand viel längere Zeit überlebten, z. B. reanimierte Erfrorene, deren Unterkühlung offenbar bewirkte, dass ihre Gehirnzellen mit einem Minimum an Sauerstoff auskamen. Auch bei Vergiftungen kommt es vor, dass die Hirnströme nicht mehr messbar sind, der Hirntod also eingetreten zu sein scheint, der Patient aber dennoch wiederbelebt werden kann).
Zum zweiten gelten als Nahtoderlebnisse die Erfahrungen Sterbender, die gar nicht klinisch tot waren, sich aber kurz vor ihrem Tod noch über diese Erfahrungen vor Anwesenden äußern konnten. Zum dritten gelten als Nahtoderlebnisse auch die Erfahrungen jener, die weder klinisch tot noch Sterbende waren, aber durch schwere Krankheiten oder Unfälle dem Tod nahe waren. Und schließlich geht es bei Nahtoderlebnissen viertens auch um die Erfahrungen unheilbarer Kranker, unter großen Schmerzen Leidender, die mit Opiaten, halluzinogenen
Drogen, LSD u. ä. behandelt wurden.
Die Mitteilungen der Menschen, die zu einer dieser vier Kategorien gehören, sind also keine Berichte aus dem Jenseits, wie sie uns durch Medien oder die sogenannte Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) übermittelt werden. Es sind Mitteilungen an der Schwelle zum Tod, im Grenzgebiet des Todes, aber noch aus dem Diesseits. Aber auch als solche sind sie höchst interessant und aufschlussreich. Und sie bestätigen die oben dargelegten Aussagen der Jenseitigen, der tatsächlich Verstorbenen, dass es kein von einem Gott ausgeübtes Gericht über den Sünder nach dem Tod und keine von diesem Gott verhängte Hölle gibt, wohl aber ein »ethisches Selbstgericht« der im Sterben oder fast im Sterben befindlichen Personen.
Dieser ethische Zentralkern des notwendigen menschlichen Reifungsprozesses scheint also auch durch Sterbeerfahrungen und den sogenannten Lebensfilm bestätigt zu werden. Es gibt eine große Anzahl von Aussagen und Berichten Sterbender oder klinisch Totgewesener. Sie unterscheiden sich, wie nicht anders zu erwarten, natürlich in vielen Hinsichten. Trotzdem gibt es unabhängig von Geschlecht, Altersstufe, nationaler, rassischer, weltanschaulicher oder religiöser Zugehörigkeit einige erstaunliche Gemeinsamkeiten, die in allen Aussagen wiederkehren. Ein solcher gemeinsamer Grundzug ist die ethische Komponente. Bei Todesgefahr oder im Vorgang des Sterbens scheint das ganze Leben in dichtester, konzentriertester Form und trotzdem in allen wichtigen Einzelheiten wie in einem Film vor dem geistigen Auge des Gefährdeten oder Sterbenden abzulaufen. Noch erstaunlicher ist, dass der Sterbende bzw. in Todesgefahr Schwebende alle diese Einzelheiten in ihrem sittlichen Wert erkennt und beurteilt.
Zur Illustration sei hier die Erfahrung des Züricher Architekten Stefan von Jankovich angeführt. Jankovich war nach einem schweren Autounfall etwa fünf Minuten klinisch tot. In dieser Zeit hatte er ein Sterbeerlebnis, das mit einer großartigen Bewusstseinserweiterung verbunden war. Es kam auch bei ihm zu dem für Sterbende offenbar typischen Ablaufen des Lebensfilmes. Er berichtet: „Der Lebensfilm war bisher mein großartigstes Erlebnis. Ich konnte als Beobachter ganz deutlich sehen, wer ich bin und wie ich bin! Eine dramatische Vorführung des eigenen Charakters mit allen in mir vorhandenen guten und schlechten Eigenschaften. Eine Selbsterkenntnis, wie sie sonst nie möglich ist, wurde dargeboten. Ein schmerzliches Erwachen: bin ich wirklich so? … Der Lebensfilm zeigte mir, dass wir für alle Taten und auch Gedanken die Verantwortung zu tragen haben … Bei der Beurteilung spürte ich, dass das ganze Leben eine Probe war, voll mit Problemen … Wichtig war, wie man diese Probleme, diese Situationen, im Sinne der Harmonie löste … Ich betrachtete mich von allen Seiten und hörte zu, was ich selber sagte. Ich registrierte mit allen meinen Sinnesorganen, was ich sah, hörte, spürte, und auch was ich gedacht hatte. Auch die Gedanken wurden irgendwie Wirklichkeit.“ Etwa 2000 Szenen seines Lebens seien auf dem Lebensfilm gewesen, jede Szene sei in sich abgeschlossen gewesen, habe einen regelrechten Anfang und ein logisches Ende gehabt, er selbst habe sich bei all diesen Szenen immer zugleich als Hauptdarsteller und Beobachter gesehen. Jankovich war von seinem Sterbeerlebnis derart erfasst, dass er versuchte, selbst den Papst mit dem Inhalt dieses Erlebnisses bekanntzumachen. Während des Schweiz-Besuches von Johannes Paul II. am 16. Juni 1984 bekam er in Luzern Gelegenheit, sein diesbezügliches Buch und einen Brief dem Papst mit ein paar kurzen Erklärungen persönlich zu überreichen. In diesem Brief heißt es u.a.: „Als mein Geist aus meinem Körper herausgetreten war, erfuhr ich mit unbeschreiblicher Intensität und Klarheit sehr vieles, was einem Menschen im Erdenleben verhüllt ist. Der ablaufende Lebensfilm, welcher mit einer kosmischen Beurteilung verbunden war, zeigte mir den ursprünglichen Sinn des Lebens und dessen Ziel: die geistige Entwicklung. Merkwürdigerweise ist mir auch der Sinn meiner früheren Inkarnationen, die als Lehrgang, als Teilstrecke zu Gott gewertet wurden, klargeworden. Der Inhalt der Begriffe wie Liebe, Gnade, Gut, Böse, Vergebung, Erlösung, Leben, Tod, Leiden, Glaube, Wahrheit usw., ist mir in einem anderen, viel klareren Licht als früher beleuchtet worden Ich bin mir bewusst, dass meine Erlebnisse vom ewig-göttlichen Standort her gesehen ganz bescheiden sind, doch glaube ich fest daran, dass die daraus gezogenen Folgegedanken nützliche Denkanstöße für alle Menschen abgeben können. Ich kann meine Erlebnisse sehr gut in meinen christlichen Glauben integrieren. Für mich bedeuten sie nützliche Ergänzungen, die die Menschen auch von der Kirche erwarten.“73
Rein wissenschaftlich ist selbstverständlich auch das, was Stefan von Jankovich СКАЧАТЬ