Der Sturm-Heidehof. Emily Bronte
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Название: Der Sturm-Heidehof

Автор: Emily Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181768

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СКАЧАТЬ Herr – ich kenne seine Geschichte. Nur wo er geboren ist, weiß ich nicht, und wer seine Eltern waren, und wie er zuerst zu seinem Gelde kam. Und Hareton ist von ihm einfach aus dem Neste geworfen worden. Der arme Junge ist der einzige im ganzen Kirchspiel, der nicht weiß, wie arg er betrogen worden ist.«

      »Nun, Mrs. Dean, es wäre eine Tat der Barmherzigkeit, wenn Sie mir etwas von meinen Nachbarn erzählen würden; ich fühle, daß ich jetzt im Bett doch keine Ruhe finden könnte. Darum bitte, plaudern Sie ein Stündchen.«

      »O gewiß, Herr! Ich hole mir nur etwas Näharbeit, und dann bleibe ich sitzen, solange es Ihnen gefällt. Aber Sie haben sich erkältet, Sie frösteln. Sie müssen Haferschleim essen, das treibt die Erkältung heraus.«

      Die treffliche Frau eilte geschäftig davon, und ich rückte näher zum Feuer; mein Kopf war heiß, trotzdem mich Frostschauer schüttelten, auch fühlte ich mich so fieberhaft erregt, daß ich besorgt war, die Ereignisse von gestern und heute könnten ernste Folgen haben; diese Besorgnis habe ich auch jetzt noch. Mrs. Dean kam zurück und brachte eine dampfende Schüssel und ein Körbchen mit Näharbeit. Sie stellte den Napf auf den Kaminsims und zog ihren Stuhl zu mir heran, sichtlich erfreut, mich so zugänglich zu finden.

      »Ehe ich hierher zog«, begann sie, ohne eine weitere Aufforderung abzuwarten, »lebte ich auf dem Sturmheidhof. Meine Mutter hatte Mr. Hindley Earnshaw, Haretons Vater also, aufgezogen, und ich spielte viel mit den Herrschaftskindern. Ich machte auch Botengänge und half beim Heumachen und war immer bereit, irgend einen Auftrag, den irgendwer mir geben würde, auszuführen.

       An einem schönen Sommermorgen – soviel ich mich erinnere, war es zu Beginn der Ernte – kam der alte Mr. Earnshaw in Reisekleidung herunter. Er erteilte Josef allerlei Verhaltungsmaßregeln und wendete sich dann zu Hindley und Cathy und mir – denn ich frühstückte mit ihnen – und sagte zu seinem Sohn: »Nun, mein Junge, was soll ich dir mitbringen? Ich gehe heute nach Liverpool. Wünsche dir, was du willst, nur darf es nicht allzu umfangreich sein, denn ich werde hin und zurück zu Fuß gehen: sechzig Meilen jeder Weg, das ist ein langer Marsch.« Hindley wünschte sich eine Geige, und dann fragte der Herr Miß Cathy. Sie war kaum sechs Jahre alt, aber sie konnte jedes unserer Pferde reiten, und sie wünschte sich eine Peitsche. Auch mich vergaß der Herr nicht, denn er hatte ein gutes Herz, obschon er manchmal recht streng sein konnte. Er versprach mir, mir eine Tasche voll Äpfel und Birnen mitzubringen; dann küßte er seine Kinder, sagte Lebewohl und machte sich auf den Weg.

      Die drei Tage seiner Abwesenheit wurden uns sehr lang, und oft fragte die kleine Cathy, ob er denn nicht bald kommen werde. Mrs. Earnshaw erwartete ihn am Abend des dritten Tages zum Nachtmahl. Er kam jedoch nicht, und endlich wurden die Kinder es müde, zum Tor hinunterzulaufen, um nach ihm auszuschauen. Dann wurde es dunkel; sie sollten schlafen gehen, doch da sie so flehentlich baten, erlaubte man ihnen, aufzubleiben, und gegen elf Uhr öffnete sich die Tür, und herein trat der Herr. Er lachte und stöhnte und warf sich in einen Stuhl und bat sie alle, ihm nicht nahe zu kommen, denn er sei halbtot vor Erschöpfung – er möchte um alles in der Welt nicht noch einmal solchen Weg machen.

      Dabei öffnete er seinen großen Mantel, den er wie ein Bündel in den Armen trug. »Sieh hier, Frau«, sagte er. »Nie in meinem Leben hab ich mich mit einer Sache so abrackern müssen; aber du mußt es doch als eine Gabe Gottes hinnehmen, wenn es auch fast so schwarz ist, als käme es vom Teufel.«

      Wir drängten hinzu, und über Miß Cathys Kopf hinweg gewahrte ich ein schmutziges, zerlumptes, schwarzhaariges Kind, das groß genug war, um gehen und sprechen zu können. Wirklich, sein Gesicht sah älter aus, als das Catherines. Doch als es auf den Füßen stand, starrte es nur umher und wiederholte wieder und wieder ein Kauderwelsch, das niemand verstehen konnte. Ich empfand einen Abscheu vor dem Kind, und Mrs. Earnshaw schien nicht übel Lust zu haben, es aus dem Haus zu werfen. Sie sprang auf und fragte ihren Mann, wie er es fertig bringen könne, diese Zigeunerbrut ins Haus zu bringen, da sie doch ihre eigenen Kinder zu hüten und zu nähren hätten? Was er denn mit ihm zu beginnen gedächte, und ob er etwa toll geworden sei?

      Der Herr versuchte, die Sache zu erklären, aber er war wirklich halbtot vor Erschöpfung. Alles, was ich seinen Worten entnehmen konnte, war, daß er es hungernd und hilflos und so gut wie stumm in den Straßen Liverpools gefunden habe, wo er sich seiner annahm. Keine Seele wußte, wem es zugehörte, sagte er, und da sein Geld und seine Zeit beschränkt waren, habe er es für besser gehalten, es gleich mit sich heimzunehmen, anstatt sich dort noch unnütze Ausgaben zu machen; denn das hätte er nun mal beschlossen gehabt, es nicht in seiner hilflosen Lage zu verlassen. Also, das Ende war, daß meine Herrin des Grollens müde wurde, und Mr. Earnshaw hieß mich den Jungen waschen und rein anziehen und mit den Kindern schlafen legen.

       Hindley und Cathy hatten sich, bis der Friede wieder hergestellt war, darauf beschränkt, zuzuhören und den Neuankömmling anzustarren. Jetzt begannen beide in des Vaters Taschen nach den versprochenen Geschenken zu suchen. Hindley war ein Knabe von vierzehn Jahren, als er aber aus seines Vaters Mantel nur die Trümmer einer Geige herausfischte, heulte er laut, und als Cathy erfuhr, der Vater habe in der Fürsorge für den kleinen Findling ihre Peitsche verloren, schnitt sie dem dummen kleinen Kerl Grimassen und spuckte ihn zornig an – was ihr neben ihrem Kummer noch eine schallende Ohrfeige einbrachte. Die Kinder weigerten sich einmütig, den Buben bei sich im Bett oder überhaupt nur im Zimmer zu haben; und ich war auch nicht vernünftiger. Also setzte ich ihn auf den Treppenflur, in der geheimen Hoffnung, daß er am anderen Morgen fort sein würde. Durch Zufall oder durch den bekannten Klang seiner Stimme angezogen, kroch er zu Mr. Earnshaws Tür, und da fand ihn der Herr, als er am anderen Tag sein Zimmer verließ. Nachforschungen wurden angestellt, ich mußte bekennen, und als Vergeltung für meine Feigheit und Unmenschlichkeit wurde ich aus dem Hause gewiesen.

      Dies war Heathcliffs Aufnahme in die Familie. Als ich ein paar Tage später wiederkehrte – denn ich betrachtete meine Verbannung nicht als dauernd – fand ich, daß sie ihn Heathcliff getauft hatten. Dies war der Name eines Sohnes, der ihnen gestorben war, und jener Name dient dem Findling bis heute sowohl als Tauf- wie als Familienname. Miß Cathy und er waren nun dicke Freunde, aber Hindley haßte ihn, und – ich muß es gestehen – ich tat ebenso. Wir quälten ihn, wo wir nur konnten und behandelten ihn schändlich, denn ich war nicht vernünftig genug, meine Ungerechtigkeit einzusehen, und die Herrin sagte nie ein Wort, wenn sie sah, daß ihm ein Unrecht geschah.

      Er schien ein verschlossenes, doch geduldiges Kind; vielleicht war er auch an schlechte Behandlung gewöhnt. Er hielt Hindleys Püffen stand, ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Träne zu vergießen, und meine Schläge und Kniffe brachten ihn nur dazu, daß er tief Atem holte und die Augen aufriß, als habe er sich selbst zufälligerweise wehgetan, und ein anderer habe keine Schuld. Als der alte Earnshaw entdeckte, wie sein Sohn das arme vaterlose Kind – wie er es nannte – mißhandelte, wurde er ganz rasend vor Zorn. Er fühlte eine außerordentliche Zuneigung zu Heathcliff, glaubte alles, was er sagte (übrigens sagte er wenig genug und meist die Wahrheit) und verhätschelte ihn weit mehr als sein Töchterchen, das dafür zu wild und launenhaft war.

      So stiftete Heathcliff von Anbeginn Unfrieden im Hause, und nach dem Tode Mrs. Earnshaws, der nicht ganz zwei Jahre später eintrat, betrachtete der junge Herr seinen Vater eher als Bedrücker denn als Freund, und Heathcliff als einen, der ihm die Zuneigung des Vaters gestohlen hatte und die Rechte eines Sohnes dazu. Diese Ungerechtigkeit erbitterte ihn, und ich teilte seine Empfindungen. Als aber die Kinder an den Masern erkrankten und ich sie zu pflegen hatte und auf einmal die Sorgen einer Mutter auf mich nehmen mußte, änderte ich meine Ansicht. Heathcliff war gefährlich krank, und als es am schlimmsten um ihn stand, wollte er mich beständig an seinem Lager haben. Ich glaube, er fühlte, daß ich ziemlich viel für ihn tat, und er hatte nicht Verstand genug, zu merken, daß es ja nur meine Pflicht war, die ich erfüllte. Er war das bravste Kind, das je von einer Wärterin gepflegt wurde; und der Unterschied zwischen ihm und den anderen zwang mich, weniger parteiisch zu sein. Cathy und ihr Bruder plagten mich schrecklich; er dagegen war so geduldig wie ein Lamm, СКАЧАТЬ