Название: Der Sturm-Heidehof
Автор: Emily Bronte
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754181768
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Meine Worte erfüllten sich nur zu sehr. Mr. Earnshaw war außer sich über die Sache. Mr. Linton kam am folgenden Morgen zu uns und las dem jungen Herrn Hindley über sein Erziehungssystem derart die Leviten, daß er ernstlich aufgerüttelt wurde. Heathcliff bekam keine Prügel, aber man sagte ihm, daß er fortgejagt werden würde, falls er es wagen sollte, noch ein Wort mit Miß Catherine zu wechseln, und Mrs. Earnshaw nahm sich vor, die junge Schwägerin nach ihrer Heimkehr gehörig im Zaum zu halten. Dazu mußte sie natürlich List anwenden, nicht Gewalt. Mit Gewalt hätte sie hier nichts ausgerichtet.
VII.
Cathy blieb fünf Wochen auf Drosselkreuz – bis zu Weihnachten. Da war ihr Fuß geheilt und ihr Betragen sehr gebessert. Die Herrin besuchte sie häufig und begann die Erziehung, indem sie versuchte, durch Schmeichelreden und schöne Kleider, die sie ihr schenkte, ihr Selbstgefühl zu heben; beides nahm Cathy willig an. Und als sie dann heimkehrte, war es nicht ein zerzauster Wildling, der ins Haus gesprungen kam, um uns an den Hals zu fliegen, sondern von einem hübschen schwarzen Pony stieg würdevoll eine junge Dame. Unter ihrem Federhut quollen lange braune Locken hervor, und sie trug ein schleppendes Tuchkleid, das sie, als sie hereinrauschte, mit beiden Händen hochheben mußte. Hindley hob sie vom Pferd und rief entzückt: »Nun, Cathy, du bist wahrhaftig eine Schönheit! Ich würde dich kaum erkannt haben; du siehst aus wie eine Dame. Isabella Linton kann nicht bestehen neben ihr, nicht wahr, Frances?«
»Isabella hat nicht ihre natürliche Anmut«, entgegnete seine Frau. »Aber Cathy muß nun auf sich halten und darf hier nicht wieder verwildern. Ellen, nimm Miß Cathy Hut und Mantel ab – warte, Herzchen, du wirst deine Locken zerzausen – laß mich die Hutbänder lösen.«
Ich nahm ihr den Mantel ab und nun sah man ein prächtiges Seidenkleid und glänzende Lackschuhe. Ihre Augen lachten, als die Hunde zur Begrüßung an ihr in die Höhe sprangen, aber sie wagte kaum, sie zu liebkosen, weil sie für ihr kostbares Gewand fürchtete. Sie küßte mich sanft, denn da ich gerade beim Kuchenbacken gewesen war, war ich ganz mehlbestaubt, und daher konnte sie mich nicht umarmen. Und nun sah sie sich nach Heathcliff um. Mr. und Mrs. Earnshaw beobachteten ängstlich die Begegnung der zwei; sie wollten daraus ihre Schlüsse ziehen, ob Hoffnung vorhanden sei, die beiden Freunde einander zu entfremden.
Heathcliff war zunächst nicht zu finden. Wenn er schon vor Cathys Abwesenheit nachlässig und unsauber gewesen war, so war er es seither zehnmal mehr. Niemand außer mir schenkte ihm auch nur so viel Beachtung, ihn einen Schmutzfink zu nennen und dafür Sorge zu tragen, daß er sich wenigstens einmal in der Woche Gesicht und Hände wusch; denn Kinder seines Alters haben selten eine Vorliebe für Wasser und Seife. So kam's, daß sein Gesicht und seine Hände braunschwarz waren vor Schmutz, seine Haare ungekämmt und sein Anzug, den er drei Monate lang in Moor und Staub getragen hatte, gräßlich verwahrlost. Er tat also recht daran, sich hinter einen Sessel zu verkriechen, als er statt des erwarteten kleinen Wildmädels so ein strahlendes graziöses Dämchen eintreten sah.
»Ist Heathcliff nicht hier?« fragte Cathy, die Handschuhe abstreifend; ihre Finger waren durch wochenlanges Nichtstun weiß und zart geworden.
»Heathcliff, komm nur hervor«, rief Mr. Hindley, den die Enttäuschung des Knaben amüsierte, und der sich freute, den schmutzigen Burschen gerade jetzt ihr gegenüberzustellen. »Komm her und begrüße Miß Cathy, wie die anderen Leute.«
Cathy hatte inzwischen ihren Freund in seinem Versteck entdeckt und flog an seinen Hals. Sie küßte ihn oft und herzhaft, hielt dann plötzlich inne, schob ihn von sich und brach in Lachen aus: »Wie furchtbar schwarz und wild du aussiehst! Und wie – wie komisch! Und wie grimmig du dreinschaust. Aber das kommt wohl daher, daß ich an Edgar und Isabella Linton gewöhnt bin. – Nun, Heathcliff, hast du mich vergessen?«
Sie hatte einigen Grund, diese Frage zu stellen, denn Scham und Stolz ließen ihn gar finster blicken, und er rührte sich nicht.
»Gib ihr die Hand, Heathcliff«, sagte Mr. Earnshaw, »heut sei es dir ausnahmsweise erlaubt.«
»Nein«, sagte der Junge, der endlich die Sprache wiederfand, »ich dulde es nicht, daß man mich auslacht. Ich ertrage es nicht!«
Und er wäre davongelaufen, wenn Miß Cathy ihn nicht festgehalten hätte.
»Ich wollte dich nicht auslachen«, sagte sie. »Ich konnte nicht anders. Gib mir die Hand, Heathcliff! Warum schmollst du? Es ist ja nur, weil du so merkwürdig aussiehst. Wenn du dich gewaschen und gekämmt haben wirst, so ist alles in Ordnung; aber du bist so schmutzig.«
Sie blickte besorgt auf seine schwarzen Hände und dann auf ihr Kleid, das durch die Berührung mit seinem Anzug kaum gewonnen haben konnte.
»Du brauchst mich nicht anzufassen!« rief er, ihren Blicken folgend, und entriß ihr seine Hände. »Ich werde so dreckig sein, als es mir gefällt, und ich liebe es, dreckig zu sein, und ich will dreckig sein!«
Damit stürzte er kopfüber aus dem Zimmer, unter dem Gelächter der Herrschaft und zur großen Verwunderung Catherines, die nicht begreifen konnte, wie ihre harmlosen Bemerkungen solch einen Ausbruch schlechter Laune gezeitigt haben konnten.
Nachdem ich Catherine beim Umkleiden und Ordnen ihrer Sachen geholfen, meine Kuchen in den Ofen geschoben und in Wohnzimmer und Küche mächtige Feuer angezündet hatte, wie es sich für den Weihnachtsabend gehört, gedachte ich mich auszuruhen und mit Liedersingen zu unterhalten. Josef hatte sich zu Andachtsübungen auf seine Kammer zurückgezogen, und Mr. und Mrs. Earnshaw zeigten dem kleinen Fräulein allerlei Spielereien, die sie den Lintons als Erkenntlichkeit für ihre Liebenswürdigkeit schenken sollte. Man hatte die Nachbarskinder für den nächsten Tag eingeladen, und die Einladung war unter einer Bedingung angenommen worden: Mrs. Linton bat, daß man ihre Lieblinge jenem »ungezogenen fluchenden Burschen« fernhalte.
Ich blieb also einsam. Ich roch den starken Duft des Backwerks im Ofen und bewunderte die blanken Küchengeräte, die glänzende, mit Stechpalmzweigen geschmückte Uhr, die auf einem Tablett aufgestellten silbernen Krüge, die zum Nachtessen mit warmem Ale gefüllt werden sollten, und vor allem die fleckenlose Reinheit des sauber gekehrten und gescheuerten Fußbodens, dem ich besondere Sorgfalt hatte angedeihen lassen. Ich fand alles reinlich und nett und war zufrieden mit mir. Und dann erinnerte ich mich, wie früher, wenn alles gerichtet war, der alte Earnshaw in die Küche zu kommen pflegte und mich ein braves Mädel nannte und mir als Christgeschenk einen Schilling in die Hand drückte. Und weiter dachte ich – an seine Vorliebe für Heathcliff und seine Besorgnis, daß es dem Armen nach seinem Tode schlecht ergehen könne. Und das weckte natürlich in mir Betrachtungen über die jetzige Lage des armen Jungen, und statt zu singen, wie ich beabsichtigt hatte, begann ich zu weinen. Ich sagte mir aber bald, daß es richtiger sei, den Versuch zu machen, sein Schicksal erträglicher zu gestalten.
Ich erhob mich also und ging in den Hof, um nach ihm zu sehen. Er war nicht weit; ich fand ihn dabei, das glänzende Fell des neuen Ponys zu striegeln und – wie immer um diese Zeit – den anderen Tieren Futter zu geben.
»Beeile dich, Heathcliff«, sagte ich, »die Küche ist so gemütlich, und Josef ist oben in seiner Kammer. Eile dich, und ich will dich hübsch anziehen, ehe Miß Cathy herauskommt, und dann könnt ihr beisammensitzen und habt den Herd ganz für euch allein und könnt bis zum Schlafengehen miteinander plaudern.«
Er fuhr in seiner Arbeit fort und sah nicht einmal auf zu mir.
»Komm – wirst du kommen, ja? Ich habe etwas Kuchen für jeden von euch, fast genug; und es wird eine gute halbe Stunde dauern, bis du sauber angezogen bist.«
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