Multisystem-Erkrankungen erkennen und verstehen. Sibylle Reith
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Multisystem-Erkrankungen erkennen und verstehen - Sibylle Reith страница 24

Название: Multisystem-Erkrankungen erkennen und verstehen

Автор: Sibylle Reith

Издательство: Bookwire

Жанр: Медицина

Серия:

isbn: 9783754949412

isbn:

СКАЧАТЬ Diabetes mellitus.Bereitstellung von BlutfettenFettstoffwechselstörungen bis hin zu Adipositas.Der Blutdruck steigt, der beschleunigte Blutkreislauf intensiviert den Transport von Sauerstoff in die Zellen und Gewebe.Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwindel.Mitochondrien erhöhen die ATP-Produktion, als Nebenprodukt entstehen vermehrt freie Sauerstoff-Radikale.Zu viel oxidativer Stress entsteht. } Siehe Kapitel 5.5Freisetzung von NO und weiteren Signalmolekülen.Zu viel nitrosativer Stress entsteht. } Siehe Kapitel 5.5Das „Cortisol-Netzwerk“ ist dauerhaft hoch. Das Immunsystem wird heruntergefahren, das Schmerzempfinden sinkt.Störungen der Immunregulation, erhöhte Infektionsanfälligkeit, schlechte Wundheilung, dünne, brüchige, neurodermitische Haut. Cortisol bedingter Fettansatz im Gesicht, Nacken, Stamm und Abdomen.Die Stressantwort hat Vorrang vor der Schilddrüsen-, Wachstumshormon- und Geschlechtshormon-Achse.Ungleichgewichte bei den Schilddrüsen-, Wachstums- und Sexualhormonen.Der Sympathikus ist aktivHypertonie, Erregbarkeit, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen. Inaktivierung des Parasympathikus, mangelnde Regeneration � Burnout.Das Verdauungssystem wird zum Überleben nicht gebraucht und macht Pause.Magen-Darm-Störungen: Appetit-, Nahrungsverwertungsstörungen, Reizdarm.Herunterfahren weiterer Vitalfunktionen, z. B. Sexualität, die in Stress-Situationen nicht dem Überleben dienenGynäkologische/urologische Störungen, (z. B. Libido-, Erektionsstörungen, Menstruations-Beschwerden).in Stress-Situationen können wir nicht schlafen.Störungen des Schlaf-/Wachrhythmus.Mikro-Entzündungen entstehen als Antwort auf Stressoren.Dauerhafte, subklinische Entzündung/Silent Inflammation. Im ganzen Organismus, auch im Gehirn � Risiko für Depressionen.Der Verbrauch des Wohlfühlhormons Serotonin ist erhöht, die Synthese wird gehemmt.Serotonin-Mangel hat Auswirkungen auf unsere Stimmung, auf den Schlaf, auf Appetit, Sexualverhalten, auf die Temperaturregelung und auf die Schmerzwahrnehmung.Automatisierte Aktivierung archaischer GehirnfunktionenÜberlastungs-Störungen, Aggressivität. Langfristig: Abbau kognitiver Gehirnfunktionen, Gedächtnisstörungen.Die Skelettmuskulatur wird mit Blut und Nährstoffen versorgt, zur Vorbereitung für Kampf oder Flucht spannen sich viele Muskelgruppen an, was mit einem Zittern einhergehen kann.Muskelverspannungen, -verhärtungen, Schmerzen.Die Atmung wird schneller, der Puls steigt.Atemwegserkrankungen, Asthma.Hände und Füße schwitzen, der Mund wird trocken. Wir werden blass, wir bekommen eine „Gänsehaut“. Der einsetzende Harndrang kann dazu führen, dass wir vor Schreck unwillkürlich Wasser lassen.Neuro-vegetative Störungen.Alle Sinne sind angespannt, die Pupillen weiten sich. Die Konzentration richtet sich auf die Bedrohung, alles andere wird kurzzeitig ausgeblendet.Tunnelblick, kognitive Überlastung, Gereiztheit.

      3.2 Unterschwellige Stressoren

      Die (un-)heimlichen Stressoren

      In Kapitel 3.1 wurde die Antwort des Organismus auf sinnlich wahrnehmbare Reize geschildert. Nun wenden wir uns den sinnlich eher nicht-wahrnehmbaren, unterschwelligen Faktoren zu. Die beiden Bereiche lassen sich nicht trennscharf unterscheiden, sie sind ineinander verwoben.

      Die multifaktorielle Gesamtlast

      Im vorliegenden Buch wird die Gesamtheit der wahrnehmbaren und der nicht unmittelbar wahrnehmbaren Faktoren als „multistressorische“ bzw. „multifaktorielle“ Gesamtlast bezeichnet. Sie lassen sich grob in biologische, chemische, physikalische und psychische Faktoren einteilen.

      Der schwer nachzuweisende Zusammenhang zwischen „unsichtbaren“ Expositionen und deren Wirkung auf die Zellgesundheit ist von Interesse für das Verständnis von multisystemischen Erkrankungen: Welchen Anteil haben unterschwellige Umweltfaktoren an deren Entstehung?

      Ein Beispiel für Faktoren, die wir nicht wahrnehmen können, sind Viren. Viren blieben lange unentdeckt, weil sie nur aus einem DNA oder RNA-Faden, z.T. mit Proteinhülle, bestehen. Biologen schätzen, dass zehnmal mehr Viren als Bakterien in und auf unserem Organismus zu finden sind. Manche dieser Viren verursachen Erkrankungen, andere koexistieren mit uns oder wurden sogar Teil unserer DNA. Viren gehören zu den Faktoren, die – ebenso wie Rauch, Pflanzen- und Tiergifte oder Bakterien – unsere Menschheitsgeschichte schon lange begleiten. COVID-19 lehrt uns, dass Viren Meister in der feindlichen Übernahme unserer Zellsysteme sind.

Neuartige Stressoren/NoxenAbgase, Radioaktivität und Mikroplastik sind Beispiele für neuartige Stressoren. Wir können sie nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken. Unsere Sinne warnen uns nicht vor diesen potenziellen Gefährdungen.Fachsprachlich wird im Gesundheitswesen jede Art von Substanz, die potenziell schädlich wirken könnte, als „Noxe“ bezeichnet.

      3.2.1 „Novel entities“ – Neuartige Substanzen

      Internationale Wissenschaftler um den schwedischen Professor Johan Rockström veröffentlichten erstmals 2009 das Konzept der „Planetaren Grenzen“. 3.2.1/1 Steffen et al. Sie benannten neun globale Prozesse, die das Gleichgewicht unserer Erde bedrohen. Einer dieser globalen Prozesse betrifft anthropogene Stoffeinträge, das sind von Menschen durch moderne Technologien neu geschaffene und in die Umwelt eingebrachte Substanzen und Emissionen. Diese Substanzen wurden in der Studie unter dem englischen Begriff „novel entities“ (Deutsch: „Neue/Neuartige Stoffe/Substanzen“) zusammengefasst.

      Abb. 3.2.1/1 Belastung vorindustriell und heute

      Dazu gehören

       sämtliche durch menschliches Handeln erzeugte neue Substanzen, wie z. B. synthetische organische Schadstoffe/Chemikalien (Xenobiotika) inklusive Nanomaterialien und Mikrokunststoffe oder radioaktive Materialien.

       Natürlich vorkommende Elemente (z. B. Schwermetalle), die durch anthropogene Aktivitäten quantitativ zunehmen, sowie modifizierte Lebensformen, (wie genetisch veränderte Organismen oder Produkte der synthetischen Biologie) die das Potenzial für unerwünschte geophysikalische und/oder biologische Wirkungen haben.

      Die globale Einführung der novel entities in die Umwelt ist sowohl aus umweltpolitischer wie auch aus medizinischer Sicht besorgniserregend:

      1 Weil diese Substanzen persistierend sind, d.h. sie verbleiben über unabsehbar lange Zeiträume in der Umwelt.

      2 Sie sind über große Distanzen wie Klimazonen oder Kontinente hinweg mobil und entsprechend weit verbreitet. Wir sehen das z. B. in Funden von Mikroplastik im arktischen Eis.

      3 Zum dritten haben Novel entities Auswirkungen sowohl auf lebenswichtige Prozesse im „System Erde“, wie auch auf lebenswichtige Prozesse im Organismus von Tier und Mensch.

Die novel entities haben das Potential, unerwünschte geophysikalische oder biologische Effekte im System Erde auszulösen und gleichzeitig ebenso unerwünschte Effekte im menschlichen Organismus zu bewirken – die Folgen sind hier wie da potenziell irreversibel.

      Gefährlichkeitsprofile der neuen Substanzen

      Wir befinden uns mitten in einem Freisetzungs-Experiment mit globalen Auswirkungen. Von einem regelhaft durchgeführten Screening neuartiger Substanzen, bevor sie in die Umwelt freigesetzt werden, sind wir derzeit weit entfernt. Potenziell gefährliche Strahlen, Substanzen und Gase begleiten uns durch den Alltag und sind behördlich zugelassen – doch die gesundheitlichen Risiken sind unabsehbar.

      Späte Lehren aus frühen Warnungen

      Im Jahr СКАЧАТЬ