Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ Mann muß schon weit sein, wenn er seither immer geht«, sagte Zacharias.

      »Nein,« sagte Katharina, »ich habe ihn bei den Dampfkesseln stehen bleiben sehen.«

      »Lauf ihm nach, Maulaffe!« rief Maheu.

      Das Mädchen setzte sich in Lauf, während ein Trupp Arbeiter zum Schachte hinaufging und anderen das Feuer überließ. Auch Johannes holte seine Laterne, ohne den Vater abzuwarten, mit ihm Bebert, ein dicker, kindlicher Junge, und Lydia, ein schwächliches Mädchen von zehn Jahren. Die Mouquette, die vor ihnen aufgebrochen war, brach in dem dunklen Treppengang in ein Geschrei aus, nannte sie schmutzige Rangen und drohte ihnen mit Maulschellen, wenn sie sie wieder in die Beine kniffen.

      Etienne plauderte in der Tat bei den Kesseln mit dem Heizer, der die Öfen frisch füllte. Es überlief ihn eiskalt bei dem Gedanken, daß er wieder in die finstere Nacht hinaustreten solle. Indes entschloß er sich zum Aufbruch, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte.

      »Kommt,« sagte Katharina, »es ist etwas da für euch.«

      Er begriff nicht sogleich; dann wallte die Freude in ihm auf, und er drückte dem Mädchen kräftig die Hände.

      »Dank, Kamerad... Ihr seid ein guter Junge, wahrhaftig!«

      Sie begann zu lachen, während sie ihn in dem roten Lichte der Feuerherde betrachtete. Es machte ihr Spaß, daß er sie für einen Jungen hielt, weil sie noch so schmächtig und ihr Haarknoten unter der Haube verborgen war. Auch er lachte zufrieden, und sie standen einen Augenblick mit frohen Gesichtern einander gegenüber. Maheu hockte in der Baracke vor seiner Kiste und zog seine Holzschuhe und Wollstrümpfe aus. Als Etienne kam, ward alles in vier Worten geregelt: dreißig Sous Tagelohn für eine anstrengende Arbeit, die er bald erlernen werde. Der Häuer riet ihm, seine Schuhe an den Füßen zu behalten, und lieh ihm einen alten ledernen Hut zum Schutze für seinen Schädel, eine Vorsicht, die der Vater und seine Kinder verschmähten. Man holte das Arbeitsgerät aus einer Kiste, wo sich zufällig auch die Schaufel der Fleurance vorfand. Als Maheu die Holzschuhe und die Strümpfe aller, sowie das Bündel Etiennes in der Kiste verschlossen hatte, verlor er plötzlich die Geduld.

      »Was macht denn dieser Tölpel von Chaval?« rief er. »Sicher hat er wieder eine Dirne auf einen Steinhaufen hingeworfen. Wir haben uns heute um eine halbe Stunde verspätet.«

      Zacharias und Levaque brieten sich ruhig die Schultern. Ersterer sagte schließlich:

      »Du wartest auf Chaval? Er ist vor uns gekommen und sogleich angefahren.«

      »Wie, du weißt das und sagst mir nichts davon? Vorwärts schnell!«

      Katharina, die ihre Hände wärmte, mußte dem Trupp folgen. Etienne ließ sie vorausgehen und stieg hinter ihr hinan. Wieder kam er durch ein ganzes Wirrsal von Treppen und dunklen Gängen, wo die nackten Füße das weiche Geräusch von altem Schuhwerk hervorbrachten. Schließlich befand man sich vor der hell beleuchteten Laternenkammer. Diese war ein durch eine Glaswand abgesonderter Raum voll Gestellen, wo in übereinandergelegten Fächern Hunderte von Davyschen Sicherheilslampen hingen, die, nachdem sie sorgfältig untersucht und nach dem gestrigen Gebrauch gereinigt worden, angezündet wurden und den brennenden Kerzen einer erleuchteten Kapelle glichen. Am Schalter empfing jeder seine Laterne, die mit seiner Ziffer gestempelt war, dann prüfte er sie und schloß sie selbst, während ein an einem Tische sitzender Beamter in einem Register die Stunde der Anfahrt verzeichnete. Maheu mußte einschreiten, um die Laterne für seinen neuen Eggenmann zu erwirken. Noch eine Vorsichtsmaßregel wurde beobachtet; die Arbeiter zogen an einem Kontrolleur vorüber, der sich vergewisserte, ob auch alle Laternen wohl verschlossen seien.

      »Alle Wetter, hier ist es nicht warm«, murmelte Katharina zähneklappernd.

      Etienne begnügte sich, mit dem Kopfe zustimmend zu nicken. Er stand wieder vor dem Schachte in der Mitte des weiten, vom Luftzug durchfegten Saales. Gewiß, er hielt sich für tapfer, und dennoch faßte ihn ein unbehagliches Gefühl der Aufregung an der Gurgel inmitten des Dröhnens der rollenden Hunde, der dumpfen Schläge der Signalhämmer, des heisern Geheuls des Sprachrohrs, angesichts des unablässigen Fluges der Kabel, welche durch die Wellen der Maschine mit voller Dampfkraft auf und ab gerollt wurden. Die Schalen stiegen auf und nieder gleich dem stillen Gleiten eines nächtlichen Tieres, immer wieder Männer verschlingend, welche der Schacht zu trinken schien. Er war jetzt an der Reihe; ihm war sehr kalt, aber er bewahrte ein nervöses Schweigen, über das Zacharias und Levaque sich lustig machten; denn diese beiden mißbilligten die Anwerbung dieses Unbekannten, besonders Levaque, der beleidigt war, daß man ihn nicht zu Rate gezogen hatte. Darum war denn auch Katharina ordentlich froh, als sie hörte, wie ihr Vater dem jungen Manne die Dinge erklärte.

      »Schauen Sie, oberhalb der Schale ist ein Fallschirm, eiserne Krampen, die sich in die Falzen einhaken, wenn die Leitung reißt. Die Schutzvorrichtung funktioniert aber nicht immer... Der Schacht ist in drei Abteilungen gesondert, die von oben bis hinunter durch Planken abgeschlossen sind; in der Mitte laufen die Schalen, links ist der Schacht der Leitern...«

      Doch er unterbrach sich, um mürrisch, aber nur halblaut zu sagen:

      »Aber was soll das heißen? Darf man uns so gottesjämmerlich frieren lassen!«

      Der Aufseher Richomme, der sich ebenfalls zur Anfahrt rüstete, und dessen Laterne mit frei brennender Flamme an seinem Barett hing, hörte diese Klage.

      »Hab' acht, die Wände haben Ohren!« brummte er in väterlichem Tone als alter Arbeiter, der für seine Kameraden gütig geblieben. »Die Vorbereitungen müssen doch getroffen werden. Da, wir sind schon dabei; steige mit deinen Leuten ein.«

      In der Tat harrte ihrer, fest in den Ankern sitzend, die durch Blechplatten und ein enges Drahtnetz geschützte Schale. Maheu, Zacharias, Levaque und Katharina schlüpften in einen rückwärtigen Kasten, und weil ihrer fünf dort Platz finden sollten, folgte ihnen Etienne; allein, da die guten Plätze schon besetzt waren, mußte er neben dem Mädchen niederhocken, dessen Ellbogen ihm den Bauch bearbeitete. Seine Lampe war ihm im Wege; man riet ihm, sie in ein Knopfloch seiner Jacke zu hängen. Aber er hörte nicht und behielt sie ungeschickt in der Hand. Das Einsteigen der Arbeiter dauerte fort über und unter ihnen; es war wie ein verworrenes Verladen von Vieh. Was ging denn vor, daß man noch immer nicht anfahren konnte? Sein ungeduldiges Harren schien ihm schon lange, bange Minuten zu währen. Endlich gab es einen Ruck, und alles versank, die Gegenstände um ihn her schienen zu entfliegen; er selbst hatte ein schwindelerregendes, beklemmendes Gefühl des Fallens, das ihm die Eingeweide zusammenzog. Es währte so lange, wie sie am Tageslichte waren und inmitten der rollenden Flucht des Gebälks durch die zwei Stockwerke des Aufnahmesaales fuhren. Als sie dann in die Finsternis des Schachtes hinabgesunken waren, war er wie betäubt und hatte nicht mehr das klare Bewußtsein seiner Empfindungen.

      »Nun sind wir angefahren«, sagte Maheu ruhig.

      Alle waren gutes Mutes; nur er fragte sich zuweilen, ob er steige oder sinke. Wenn die Schale gerade niederfiel, ohne die Falzen zu berühren, dann schien es, als sei sie unbeweglich; dann kam wieder ein plötzliches Erzittern, ein gewisses Hüpfen in den Balken, das ihm die Angst vor einer Katastrophe einjagte. Er konnte übrigens hinter dem Drahtgitter, an das er sein Antlitz drückte, die Wände des Schachtes nicht unterscheiden. Die Laternen beleuchteten nur undeutlich die zusammengepferchten Leiber zu seinen Füßen. Nur die frei brennende Lampe des Aufsehers in dem benachbarten Hund glänzte wie ein Leuchtfeuer.

      »Dieser Schacht hat vier Meter im Durchmesser«, fuhr Maheu in seiner Belehrung fort. »Die Verzimmerung müßte schon erneuert werden, denn das Wasser sickert auf allen Seiten durch ... Jetzt kommen wir auf dem Grund an; hören Sie?«

      Etienne СКАЧАТЬ