Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ Dach der Schale aufgeschlagen, wie bei dem Beginn eines Wolkenbruches; jetzt verdichtete sich der Regen, floß in einem Strom, verwandelte sich zu einer wahren Sintflut. Das Dach war ohne Zweifel durchlöchert, denn ein Wasserfaden floß auf seine Schulter herab und durchnäßte ihn bis auf die Haut. Die Kälte ward eisig; man versank in feuchter Finsternis, dann fuhr man blitzschnell durch eine blendende Helle; es war wie die Erscheinung einer Höhle, wo Menschen sich bewegen, im Lichte eines Blitzes gesehen. Schon sank man wieder in das Nichts.

      Maheu sagte:

      »Das ist der erste Absatz. Wir sind jetzt dreihundertundzwanzig Meter tief... Achten Sie nur auf die Schnelligkeit.«

      Er hob die Laterne und beleuchtete einen Balken der Leitung, der mit solcher Geschwindigkeit dahineilte wie ein Schienengeleis unter einem mit vollem Dampfe dahinrollenden Zuge; darüber hinaus war noch immer nichts zu sehen. Es folgten noch drei Absätze, deren Helle man im Fluge durchfuhr. Der Regen prasselte mit betäubendem Geräusch durch die Finsternis hernieder.

      »Wie tief es ist!« murmelt Etienne.

      Ihm war, als währe dieser Fall seit Stunden, Er litt infolge der unbequemen Stellung, die er in dem Kasten eingenommen hatte, wagte aber nicht, sich zu rühren; besonders der Ellbogen Katharinas marterte ihn. Sie sprach kein Wort; er fühlte bloß, wie sie so eng an ihn gelehnt dasaß, daß sie ihn erwärmte. Als die Schale endlich am Grunde des Schachtes, in einer Tiefe von fünfhundertvierundfünfzig Metern hielt, hörte er erstaunt, daß der Abstieg genau eine Minute gedauert habe. Doch das Geräusch der Anker, die sich einhakten und das Gefühl der Festigkeit unter seinen Füßen gaben ihm sogleich seine gute Laune wieder, und zum Spaß redete er Katharina mit du an.

      »Was hast du nur unter der Haut, daß du so warm bist?... Dein Ellbogen ist mir in den Bauch gedrungen.«

      Da brach auch sie in ein Gelächter aus. Wie konnte er so albern sein, sie noch immer für einen Jungen zu halten? Hatte er denn die Augen verstopft?

      »In den Augen hast du meinen Ellbogen, nicht im Bauche«, erwiderte sie mit einem neuerlichen Heiterkeitsausbruche, den der überraschte junge Mann sich nicht zu erklären wußte.

      Die Schale leerte sich; die Arbeiter durchschritten einen Saal. Dieser Saal war in den Felsen gehauen, mit gemauertem Gewölbe, durch große Lampen mit frei brennendem Lichte erhellt. Die Verlader rollten die vollen Hunde mit dröhnendem Geräusche auf dem mit gußeisernen Platten belegten Boden dahin. Von den nassen Mauern ging ein Kellergeruch aus, eine nach Salpeter riechende Kühle, zuweilen durchweht von einem warmen Odem, der aus dem benachbarten Stalle kam. Vier Stollen öffneten sich hier klaffend.

      »Nach dieser Richtung«, sagte Maheu zu Etienne. »Wir sind noch nicht am Ziel; wir haben gute zwei Kilometer zurückzulegen.«

      Die Arbeiter trennten sich, verloren sich gruppenweise in der Tiefe dieser schwarzen Höhlen. Ihrer fünfzehn wandten sich nach dem linksseitigen Stollen; Etienne ging als letzter, hinter Maheu, dem Katharina, Zacharias und Levaque vorausschritten. Es war ein schöner Abfuhrstollen, quer durch die Schicht angelegt und von so festem Gestein, daß er nur stellenweise untermauert werden mußte. Einzeln schritten sie dahin, ohne ein Wort zu sprechen, in dem schwachen Lichte ihrer Laternen. Der junge Mann strauchelte bei jedem Schritte; seine Füße blieben in den Schienen stecken. Seit einer Weile ängstigte ihn ein dumpfes Getöse; es war wie das Grollen eines fernen Gewitters, das an Heftigkeit zuzunehmen und aus dem Innern der Erde zu kommen schien. War es der Donner eines Einsturzes, der die ungeheure Masse, die sie vom Tageslichte trennte, in Trümmer legte? Jetzt durchzuckte eine Helle die Nacht, und er fühlte den Fels erzittern. Als er sich gleich seinen Kameraden knapp an die Wand gestellt hatte, sah er vor seinem Antlitz ein großes weißes Pferd vorüberziehen, das vor einen Zug von Hunden gespannt war. Auf dem ersten Hunde saß Bebert und hielt die Zügel, während Johannes, die Fäuste auf den Rand des letzten Hundes gestemmt, mit nackten Füßen hinterdrein lief.

      Sie setzten ihren Marsch fort. Weiterhin kam ein Kreuzweg; hier öffneten sich zwei neue Stollen, und der Trupp teilte sich abermals; die Arbeiter verteilten sich nach und nach auf alle Werkplätze der Grube. Der Stollen war hier mit einer Holzvertäfelung versehen; Eichensparren stützten die Decke und bildeten um den leicht einfallenden Felsen eine Verkleidung von Gebälk, hinter der man die Schieferplatten mit ihrem Glimmerglanze und die plumpe, glanzlose, rauhe Masse des Sandsteines sah. Züge voller oder leerer Hunde kamen unablässig vorüber und kreuzten sich mit einem Dröhnen, das sich im Dunkel verlor, wie fortgezogen durch undeutlich sichtbare Tiere in gespensterhaftem Trabe. Auf einem Nebengleise lag einer langen schwarzen Schlange gleich ein Kohlenzug, dessen Pferd schnaubte, dermaßen im Dunkel verborgen, daß das kaum sichtbare Hinterteil des Tieres einem in der Wölbung niedergefallenen Blocke glich. Lüftungstüren öffneten und schlossen sich langsam. In dem Maße, wie man weiter kam, wurde die Galerie immer enger, immer niedriger, mit ungleichem Dache, das die Arbeiter unaufhörlich zwang, sich zu bücken.

      Etienne fuhr mit dem Kopfe hart an die Decke. Ohne den Schutz der Lederkappe hätte er sich den Schädel eingerannt. Indes folgte er aufmerksam den geringsten Bewegungen Maheus, dessen dunkler Schattenriß sich bei dem Lichte der Laternen abhob. Keiner der Arbeiter stieß sich, sie mußten jeden Ast an der Verzimmerung, jeden Vorsprung der Bergwand kennen. Der junge Mann litt auch durch den rutschigen Boden, der immer nasser wurde. Zuweilen kam er durch wahre Pfützen, deren Vorhandensein nur durch, das klatschende Geräusch der Füße verraten wurde. Doch hauptsächlich setzte ihn in Erstaunen der plötzliche Temperaturwechsel. Am Grunde des Schachtes war es sehr kühl, und in dem Abfuhrstollen, wo alle Luft der Grube ihren Durchzug hatte, wehte ein eisiger Wind, der zwischen den engen Mauern zu einem heftigen Sturme anschwoll. Je mehr man indes die anderen Wege einschlug, die nur eine spärliche Lüftung hatten, fiel der Wind und stieg die Wärme bis zu einer bleischweren, erstickenden Schwüle.

      Maheu hatte den Mund nicht mehr geöffnet. Er bog rechts in einen neuen Stollen ein und sagte bloß zu Etienne, ohne sich umzuwenden:

      »Der Wilhelmstollen.«

      In diesem Stollen war ihr Bau. Gleich nach den ersten Schritten stieß Etienne überall mit dem Kopfe und den Ellbogen an. Die abschüssige Decke senkte sich so tief hernieder, daß er in einer Länge von zwanzig bis dreißig Metern auf den Knien fortrutschen mußte. Das Wasser reichte ihm bis zu den Knöcheln. So hatte man einen Weg von etwa zweihundert Metern zurückgelegt, als er plötzlich Zacharias, Levaque und Katharina verschwinden sah, die durch einen schmalen Spalt, den er vor sich sah, entschlüpft zu sein schienen.

      »Jetzt gilt's emporzuklettern«, sagte Maheu. »Hängen Sie die Laterne in ein Knopfloch und halten Sie sich an der Verzimmerung fest.«

      Da verschwand auch er selbst. Etienne mußte ihm folgen. Dieser Kamin in der Ader war für die Arbeiter freigelassen und diente als Zugang für alle Seitenwege. Er hatte die Dichtigkeit der Kohlenschichte, kaum sechzig Zentimeter. Glücklicherweise war der junge Mann von schmächtiger Figur; denn ungeschickt, wie er noch war, rang er sich mit einem überflüssigen Aufwande von Muskelkräften empor, Schultern und Hüften einziehend, an die Hölzer der Verzimmerung sich klammernd, mit Hilfe der aufgestemmten Handknöchel vorwärts strebend. Fünfzehn Meter weiter oben fand man den ersten Seitengang; doch sie mußten weiter, denn der Schlag von Maheu und Genossen befand sich im sechsten Gange, in der »Höhle«, wie sie sagten. Von fünfzehn zu fünfzehn Metern lag ein Gang über dem andern; der Aufstieg wollte kein Ende nehmen durch diesen Spalt, der Rücken und Brust abschürfte. Etienne keuchte, als habe das Gewicht der Felsen ihm die Glieder zermalmt; seine Hände waren zerrissen, seine Beine todmüde, und vor allem fehlte es ihm an Luft, so daß er das Gefühl hatte, als wolle das Blut ihm die Haut sprengen. In einem Seitenwege sah er undeutlich zwei Geschöpfe hocken, ein kleines und ein dickes, die Hunde schoben; es waren Lydia und die Mouquette, schon bei der Arbeit. Er hatte noch, zwei Schläge zu erklettern. Der Schweiß blendete ihn; er verzweifelte daran, die anderen zu erreichen, deren gelenkige СКАЧАТЬ