Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ dunkler, angerauchter Ton sich scharf von den hellgelb getünchten Mauern abhob. Kein weiteres Einrichtungsstück; die Kleider hingen an Nägeln. Auf den Fliesen stand ein Krug neben einer roten irdenen Schüssel, die als Waschbecken diente. In dem Bette zur Linken schlief Zacharias, der älteste Sohn, ein Bursche von einundzwanzig Jahren, mit seinem Bruder Johannes, der eben sein elftes Jahr vollendete. In dem Bette zur Rechten schliefen zwei kleinere Kinder, Leonore und Heinrich, die erstere sechs, der letztere vier Jahre alt; einander in den Armen haltend, lagen sie da. Katharina teilte das dritte Bett mit ihrer Schwester Alzire, die für ihre neun Jahre so schwächlich war, daß Katherina sie neben sich kaum gefühlt hätte, wäre nicht der Höcker der Kleinen gewesen, den diese ihr in die Seite stieß. Die mit Glasscheiben versehene Tür stand offen; man bemerkte den Flurgang, eine Art Schlauch, wo Vater und Mutter ein viertes Bett einnahmen, vor dem die Wiege der jüngsten Tochter stand, die Estelle hieß und erst drei Monate zählte.

      Katharina machte inzwischen eine verzweifelte Anstrengung. Sie streckte sich und krümmte beide Hände in ihren roten Haaren, die struppig auf ihre Stirn und ihren Nacken niederfielen. Schmächtig für ihre fünfzehn Jahre, zeigte sie von ihren Gliedern außerhalb der engen Hülle, die ihr Hemd bildete, nur bläuliche Füße, die von der Kohle gleichsam tätowiert waren, und zarte Arme, deren Milchweiße sich lebhaft von der bleichen Farbe des Gesichtes abhob, das von dem fortwährenden Waschen mit schwarzer Seife schon verdorben war. Ein letztes Gähnen öffnete ihren etwas groß geratenen Mund mit prächtigen Zähnen, die in einem blutleer bleichen Zahnfleische saßen; in ihren grauen Augen lag noch der verhaltene Schlaf, und sie zeigte einen Ausdruck des Schmerzes und der Erschöpfung, der ihre ganze nackte Gestalt zu schwellen schien.

      Doch jetzt ward ein Gebrumme aus dem Flur hörbar; Maheu stammelte mit müder Stimme:

      »Alle Wetter, es ist Zeit aufzustehen!... Hast du Licht gemacht, Katharina?«

      »Ja, Vater; es hat unten vier Uhr geschlagen.«

      »Spute dich doch, Nichtsnutz! Hättest du gestern am Sonntag weniger getanzt, dann hättest du uns früher wecken können. Ist das ein Faulenzerleben!«

      Er brummte weiter; doch der Schlaf übermannte ihn; seine Vorwürfe verwirrten sich und gingen schließlich in einem neuen Schnarchen unter.

      Im Hemde und mit nackten Füßen ging das Mädchen in der Stube hin und her. Als sie am Bette Heinrichs und Leonores vorbeikam, warf sie die herabgeglittene Decke über sie; sie erwachten nicht aus ihrem festen Kinderschlafe. Alzire, die mit offenen Augen dalag, hatte sich wortlos umgewendet, um den noch warmen Platz ihrer älteren Schwester einzunehmen.

      »Los, Zacharias! Und du auch, Johannes!« rief Katharina und blieb vor ihren Brüdern stehen, die mit der Nase im Kopfkissen weiter schliefen.

      Sie mußte den Großen bei der Schulter fassen und schütteln; als er vor sich hin fluchte, entschloß sie sich, ihnen die Decke wegzuziehen. Sie fand es drollig und begann zu lachen, als sie die beiden Jungen mit den nackten Beinen strampeln sah.

      »Das ist blöd, laß mich in Frieden!« brummte Zacharias mürrisch, nachdem er sich aufgesetzt hatte. »Ich mag mag solche Spaße nicht... Herrgott, daß man schon wieder aufstehen soll.«

      Er war ein magerer, schlotteriger Kerl mit einem langen Gesichte, in dem einige spärliche Bartstoppeln saßen, und hatte die gelben Haare und die blutleere Blässe, die der ganzen Familie eigen waren. Sein Hemd hatte sich bis zum Bauche hinauf verschoben, er zog es herab nicht aus Schamhaftigkeit, sondern weil er fror.

      »Es hat unten vier Uhr geschlagen«, wiederholte Katharina. »Auf, auf! Der Vater wird bös.«

      »Scher' dich zum Teufel! Ich will schlafen«, sagte Johannes, zog die Beine an und schloß die Augen.

      Sie lachte wieder gutmütig. Er war so klein und seine Glieder so schwächlich mit ihren von den Skrofeln angeschwollenen Gelenken, daß sie ihn mit leichter Mühe in ihre Arme nahm. Allein er zappelte mit den Beinen; seine bleiche, faltige Affenfratze mit den grünen Augen, die durch seine großen Ohren noch breiter wurde, ward ganz bleich in ohnmächtiger Wut. Er sagte nichts, biß sie aber in die rechte Brust.

      »Böser Bube!« brummte sie, einen Schrei unterdrückend und den Jungen auf die Erde setzend.

      Alzire war nicht wieder eingeschlafen; sie hatte die Decke bis zum Kinn hinaufgezogen und lag stillschweigend da. Mit den klugen Augen eines Krüppels folgte sie den Bewegungen ihrer Schwester und ihrer Brüder, die sich ankleideten. Doch jetzt brach, ein neuer Streit an der Waschschüssel aus; die Jungen stießen das Mädchen weg, weil sie sich zu lange wusch. Die Hemden flogen über die Köpfe, während sie noch schlaftrunken sich wuschen, ohne jede Scham, mit dem ruhigen Behagen einer Tracht junger Hunde, die zusammen aufwachsen. Katharina war übrigens zuerst fertig. Sie schlüpfte in die Bergmannshose, legte die Leinwandjacke an, knüpfte die blaue Haube um den Haarknoten und glich in dieser sauberen Werktagsgewandung einem kleinen Mann. Nichts war von ihrem Geschlecht übriggeblieben, als ein leichtes Wiegen der Hüften.

      »Wenn der Alte heimkommt, wird er sich freuen, wenn er das Bett so zerworfen antrifft«, sagte Zacharias boshaft. »Ich werde ihm erzählen, daß du es getan hast.«

      Der Alte war der Großvater, Bonnemort, der bei Nacht arbeitete und bei Tage schlief. Das Bett kühlte denn auch nie aus; es schlief immer jemand darin.

      Ohne zu antworten, hatte sich Katharina daran gemacht, das Bett in Ordnung zu bringen. Doch seit einer Weile wurden hinter der Mauer aus der Nachbarschaft Geräusche vernehmbar. Diese Ziegelbauten, von der Gesellschaft aufs sparsamste hergestellt, waren so dünn, daß man jeden Laut hindurch hörte. Man lebte eng zusammengedrängt von einem Ende des Ortes bis zum andern; nichts von dem intimen Leben blieb verborgen, selbst vor den Kindern nicht. Ein schwerer Tritt hatte eine Treppe in Erschütterung gebracht; dann hörte man einen weichen Fall, dem ein Seufzer der Erleichterung folgte.

      »Schön«, sagte Katharina. »Levaque geht zur Grube, und Bouteloup geht zur Frau Levaque.«

      Johannes kicherte, und auch Alzires Augen funkelten lebhafter. Jeden Morgen belustigten sie sich in dieser Weise über die benachbarte Ehe zu dreien; es war ein Häuer, der einem Erdarbeiter Unterkunft gab; in dieser Weise hatte die Frau zwei Männer, den einen bei Nacht, den ändern bei Tag.

      »Philomene hustet«, begann Katharina wieder und spitzte die Ohren.

      Sie sprach von der Ältesten der Eheleute Levaque, einem großen Mädchen von neunzehn Jahren, der Geliebten Zacharias', von dem sie schon zwei Kinder hatte. Sie war übrigens so schwach auf der Brust, daß man sie am Sichtungswerk beschäftigte, weil sie zur Arbeit in der Grube nicht taugte.

      »Freilich, Philomene!« antwortete Zacharias. »Die schläft jetzt. Es ist doch eine Schweinerei, bis sechs Uhr zu schlafen.«

      Er schlüpfte in seine Hose; da schien ihm ein Einfall zu kommen, und er öffnete ein Fenster. Draußen herrschte noch immer tiefe Dunkelheit, und das Dorf erwachte allmählich; zwischen den Brettchen der Rolladen sah man nacheinander die Lichter aufblitzen. Da gab es einen neuen Zank; Zacharias neigte sich hinaus, um zu spähen, ob er nicht aus dem gegenübergelegenen Hause der Eheleute Pierron den Oberaufseher des Voreuxschachtes weggehen sehe, den man im Verdachte hatte, daß er bei der Frau Pierron schlafe; während Katharina ihm zurief, daß der Mann gestern seinen Tagesdienst in der Grube gehabt habe, und daß folglich Herr Dansaert diese Nacht nicht da geschlafen haben könne. Die Luft drang eiskalt herein; die beiden ereiferten sich; jeder trat für die Richtigkeit seiner Erkundigungen ein, als plötzlich ein heftiges Weinen losbrach. Es war Estelle, die in ihrer Wiege fror.

      Maheu erwachte augenblicklich wieder. Was hatte er denn in den Knochen, СКАЧАТЬ