Germinal. Emile Zola
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Germinal - Emile Zola страница 26

Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

isbn:

СКАЧАТЬ sie denn so lange?« rief Cäcilie ungeduldig. »Melanie, geh hinauf und sage ihr, das Bündel liege im Schranke unten links.«

      Herr Grégoire schloß inzwischen laut die Betrachtungen, welche der Anblick dieser Hungerleider in ihm angeregt hatte.

      »Es gibt viel Ungemach hienieden, das ist wahr; allein, gute Frau, es muß auch gesagt werden, daß die Arbeiter nicht sehr vernünftig leben ... Anstatt einen Spargroschen beiseite zu legen wie unsere Bauern, trinken die Grubenarbeiter, machen Schulden und haben schließlich kein Brot für Weib und Kinder.«

      »Der gnädige Herr hat recht«, antwortete Frau Maheu ernst. »Man geht nicht immer den richtigen Weg. Das sage ich immer den Taugenichtsen, wenn sie sich beklagen ... Ich habe es noch gut getroffen, mein Mann trinkt nicht. Dennoch geschieht es an lustigen Sonntagen, daß er über den Durst trinkt. Das ist aber auch alles. Das ist von ihm um so löblicher, als er vor unserer Heirat soff wie ein Schwein, -- mit Respekt sei es gesagt ... Trotz seiner vernünftigen Lebensführung kommen wir zu nichts. Es gibt Tage, -- wie heute wieder -- wo Sie alle unsere Schubfächer umkehren können, ohne einen Heller darin zu finden.

      Sie wollte ihnen die Sache mit den hundert Sous beibringen und fuhr fort, mit ihrer weichen Stimme von der verhängnisvollen Schuld zu sprechen, anfänglich schüchtern, dann immer breiter und drängender. Sie bezahlten längere Zeit regelmäßig ihre Halbmonatsraten; aber eines Tages blieb man damit im Rückstande, und dann war's aus, sie konnten den Rückstand nicht mehr nachholen. Das Loch ward immer größer; die Männer wurden von einer Arbeit angewidert, die ihnen nicht soviel einbrachte, daß sie ihre Schulden bezahlen konnten. Es war alles vergebens, man saß im Quark bis an sein Lebensende. Man müsse übrigens alles begreifen: ein Grubenarbeiter muß einen Schoppen trinken, um den Kohlenstaub hinabzuschwemmen. Damit fängt er an, und wenn dann der Jammer kommt, sitzt er Tag und Nacht im Wirtshause. Möglich auch -- und dies soll gegen niemanden eine Klage sein --, daß die Arbeiter nicht genug erwerben.

      »Ich glaubte,« sprach. Frau Grégoire, »daß die Gesellschaft euch Wohnung und Heizung gibt.«

      Frau Maheu schielte nach der Kohle, die im Kamin brannte.

      »Ja, ja, man gibt uns Kohle; sie ist nicht sehr gut. aber sie brennt doch .... Was die Wohnung betrifft, so haben wir dafür nur sechs Franken monatlich zu zahlen; das scheint sehr wenig, und dennoch fällt es uns schwer, diese Miete zu bezahlen .... Wenn man mich heute in Stücke schnitte, brächte man nicht zwei Sous aus mir heraus. Wo nichts ist, da ist nichts.«

      Der Herr und die Dame schwiegen, behaglich in ihren Lehnsesseln liegend und allmählich gelangweilt und verdrießlich gemacht durch das Auskramen dieser Jammergeschichten. Sie fürchtete, sie verletzt zu haben, und fügte mit der ruhigen Miene einer praktischen Frau hinzu:

      »Ach, ich sage es nicht, um mich zu beklagen. Die Lage ist einmal so, man muß sich damit abfinden, um so mehr, als wir uns vergebens dagegen wehren würden; es würde uns doch nichts helfen. Es bleibt das Beste, sein Leben ehrlich durchzubringen dort, wohin der liebe Gott uns gestellt hat. Nicht wahr, gnädiger Herr und gnädige Frau?«

      Herr Gregoire stimmte ihr lebhaft zu.

      »Liebe Frau,« sagte er, »mit solchen Gesinnungen ist man über jedes Unglück erhaben.«

      Honorine und Melanie brachten endlich das Bündel. Cäcilie öffnete es und holte die zwei Kleider hervor; sie legte noch Tücher dazu, auch Strümpfe und Fäustlinge. All dies wird vorzüglich passen, meinte sie. Sie beeilte sich und ließ die ausgewählten Kleidungsstücke durch die Mägde rasch einpacken. Ihre Klavierlehrerin war angekommen, und darum schob sie die Grubenarbeiterin mit ihren zwei Kindern zur Türe.

      »Wir sind ganz mittellos,« stammelte Frau Maheu; »wenn wir wenigstens ein Hundertsousstück hätten ...«

      Sie blieb mitten im Satze stecken, denn die Maheus waren stolz und bettelten nicht. Cäcilie blickte unruhig auf ihren Vater; doch dieser schlug die Bitte rundweg ab mit einer Miene, als erfülle er eine Pflicht.

      »Nein, das liegt nicht in unseren Gewohnheiten. Wir können nicht.«

      Das Mädchen, von dem verstörten Gesichte der Mutter bewegt, wollte die Kinder wenigstens erfreuen. Diese schauten noch immer starr auf den Kuchen; sie brach zwei Stücke davon ab und gab sie ihnen.

      »Hier, das ist für euch.«

      Dann nahm sie die Kuchenstücke wieder zurück und wickelte sie in ein altes Zeitungsblatt, indem sie sagte:

      »Teilt das zu Hause mit euren Geschwistern.«

      Unter den zärtlichen Blicken ihrer Eltern schob sie die Kinder zur Türe hinaus. Die armen Kleinen, die kein Brot hatten, gingen von dannen, respektvoll den Kuchen in ihren starrkalten Händchen heimtragend.

      Die Maheu zog ihre Kinder auf dem Straßenpflaster fort; sie sah weder die wüsten Felder noch den schwarzen Schmutz noch den fahlen Himmel, der sich um sie zu drehen schien. Als sie wieder durch Montsou kam, trat sie entschlossen bei Maigrat ein, den sie so eindringlich mit ihren Bitten bestürmte, daß sie schließlich zwei Brote, Kaffee, Butter und sogar ein Hundertsousstück mitnahm; denn der Mann wucherte auch auf die Woche. Nicht sie wollte er, sondern Katharina; sie begriff es, als er ihr sagte, sie möge ihre Tochter wegen des Einkaufes senden. Man werde schon sehen, sagte sie. Sie setzte im Stillen hinzu, Katharina werde ihm Maulschellen versetzen, wenn er ihr zu nahe kommen solle.

       Drittes Kapitel

      Es schlug elf Uhr im Turm der kleinen Kirche des Arbeiterdorfes der Zweihundertundvierzig; diese Kirche war eigentlich eine aus Ziegeln erbaute Kapelle, in welcher der Abbé Joire am Sonntag die Messe las. Aus der Schule nebenan, gleichfalls aus Ziegeln erbaut, hörte man die lallenden Stimmen der Kinder, trotzdem die Fenster wegen der Kälte geschlossen waren. Die zwischen den vier Blöcken von gleichartigen Häusern sich hinziehenden breiten Straßen, eingekeilt in kleine, aneinanderstoßende Gärtchen, waren verödet; und diese vom Winter verheerten Gärtchen breiteten sich in der Trübseligkeit ihres Mergelbodens aus, in dem die letzten Gemüse wie schmutzige Höcker staken. Die Schornsteine rauchten, in den Häusern wurde die Mittagssuppe gekocht; da und dort sah man ein Weib längs der Häuser auftauchen, dann eine Tür öffnen und verschwinden. Vor allen Häusern, von einem Ende der Straße bis zum andern, tröpfelte es aus den Abzugsröhren in die davor stehenden Bottiche; zwar regnete es nicht, aber der graue Himmel hing voll feuchten Dunstes. Dieses Dorf, in einem Stück mitten in die weite Hochebene hineingebaut, von schwarzen Straßen wie von einem Trauerband eingesäumt, zeigte keinen hellen Punkt als seine roten Ziegeldächer, die von dem Platzregen unaufhörlich blankgewaschen wurden.

      Als Frau Maheu heimkehrte, machte sie einen Umweg, um Kartoffeln bei dem Weibe eines Aufsehers zu kaufen, die noch von der Ernte her einen Vorrat übrig hatte. Hinter einer Reihe krüppelhafter Pappeln -- der einzigen Bäume in dieser flachen Gegend -- stand eine Gruppe vereinzelter Gebäude, Häuser zu vier und vier, von Gärten umgeben. Es war dies ein neuer Versuch, den die Gesellschaft machte, um ihren Aufsehern eine Begünstigung zuzuwenden; dieser Teil der Ansiedelung wurde deshalb von den Arbeitern »Das Dorf der Seidenstrümpfe« genannt, während sie in gemütlicher Verhöhnung ihres Elends das eigene Dorf »Schuldenzahler« nannten.

      »Uff! Endlich sind wir da«, sagte die mit Bündeln beladene Frau Maheu, als sie die mit Schmutz bedeckten, todmüden Kinder Leonore und Heinrich ins Haus schob.

      Vor dem Feuer saß Alzire und wiegte die unaufhörlich schreiende Estelle in den Armen. Da sie keinen Zucker mehr hatte und nicht wußte, wie sie das Kind zum Schweigen bringen solle, tat sie schließlich, als wolle sie ihm СКАЧАТЬ