Germinal. Emile Zola
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Germinal - Emile Zola страница 25

Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

isbn:

СКАЧАТЬ Nein.

      »Nur zwei Brote, Herr Maigrat. Ich bin ja vernünftig und verlange keinen Kaffee .... Nur zwei Brote zu drei Pfund täglich ....«

      »Nein!« schrie er endlich mit voller Kraft.

      Jetzt war sein Weib zum Vorschein gekommen, ein gebrechliches Geschöpf, das seine Tage über dem Geschäftsbuche hockend zubrachte und nicht aufzublicken wagte. Sie verschwand sogleich wieder, als sie das unglückliche Weib flehentliche Blicke auf sie richten sah. Man erzählte, daß sie das eheliche Bett den Schlepperinnen überließ, die zur Kundschaft des Ladens gehörten. Es war eine bekannte Sache: wenn ein Grubenarbeiter eine Verlängerung seines Kredites anstrebte, brauchte er nur seine Tochter oder sein Weib zu senden; ob schön oder häßlich, war gleichgültig, wenn sie sich nur Maigrat gegenüber willfährig zeigten.

      Frau Maheu, welche die Augen noch immer bittend zu Maigrat erhob, fühlte sich belästigt durch die Art und Weise, wie er sie mit seinen kalten, klaren Äuglein musterte und gleichsam entkleidete. Sie geriet in Zorn; als sie noch, jung war, bevor sie sieben Kinder geboren, würde sie begriffen haben. Sie ging weiter und zerrte Leonore und Heinrich mit sich, die aus dem Straßenschmutze Nußschalen aufgelesen hatten, deren Inneres sie untersuchten.

      »Das wird Ihnen kein Glück bringen, Herr Maigrat; merken Sie sich's!«

      Jetzt blieben ihr nur die Bürgersleute in der Piolaine. Wenn diese nicht hundert Sous hergaben, konnten sich alle hinlegen und verrecken. Sie wandte sich links und schlug den Weg nach Joiselle ein. Hier stand das Haus der Grubenverwaltung --- in dem Winkel, den die Straße bildete ---, ein wahrer Palast aus Ziegeln erbaut, wo die großen Herren aus Paris, Fürsten, Generale und Minister, alljährlich im Herbste große Essen gaben. Unterwegs sann Frau Maheu darüber nach, wie sie die hundert Sous verwenden werde: Sie werde zunächst Brot kaufen, dann Kaffee, ein Viertelpfund Butter, einen Scheffel Kartoffeln für die Frühsuppe und zum Abendbrot, endlich vielleicht ein wenig Fleischkäse, denn der Vater müsse Fleisch bekommen.

      Der Pfarrer von Montsou, der Abbé Joire, kam eben vorüber und hob seine Sutane in die Höhe, um sie im Straßenkote nicht zu beschmutzen. Er war von milder Gemütsart und tat, als kümmere er sich um nichts, um weder die Arbeiter noch ihre Herren gegen sich zu erzürnen.

      »Guten Tag, Herr Pfarrer!« grüßte die Maheu.

      Er lächelte den Kindern zu und ließ die Maheu mitten in der Straße stehen, ohne sich aufzuhalten. Die Maheu war jeder Religion bar; aber sie hatte sich plötzlich eingebildet, dieser Priester werde ihr etwas geben.

      Sie setzte also ihren Weg in dem schwarzen, teigigen Schmutze fort. Zwei Kilometer hatte sie noch zurückzulegen. Erstaunt über diese weite Wanderung ließen sich die Kinder immer mehr schleppen. Rechts und links vom Wege lagen noch immer wüste Stellen, von moosbedeckten Planken eingeschlossen, und rauchgeschwärzte Fabrikgebäude, von hohen Schloten starrend. Im Freien dehnten sich dann die flachen Felder endlos dahin, einem Meer von braunen Schollen gleich, in dem kein Baum sein Geäst ausbreitete, bis zur violetten Linie des Waldes von Vandame.

      »Mutter, trage mich!«

      Sie trug sie abwechselnd. Es gab Pfützen auf der Straße; sie hob ihre Röcke in die Höhe aus Furcht, allzu schmutzig anzukommen. Dreimal war sie nahe daran, auf dem glitschigen Pflaster zu fallen. Als sie endlich vor der Auffahrt des Hauses anlangten, stürzten sich zwei riesige Hunde mit so wütendem Gebell auf sie, daß die Kleinen entsetzt aufschrien. Der Kutscher mußte eine Peitsche nehmen und die Hunde zurückjagen.

      »Laßt eure Holzschuhe draußen und tretet ein«, sagte Honorine.

      Die Mutter und die Kinder standen unbeweglich in dem Speisezimmer, betäubt durch die plötzliche Hitze, sehr verlegen unter den Blicken des alten Herrn und der alten Dame, die in ihren Lehnsesseln ausgestreckt lagen.

      »Meine Tochter, walte deines Amtes«, sprach die alte Dame.

      Die Grégoire betrauten Cäcilie damit, ihre Almosen auszuteilen. Dies paßte zu ihren Begriffen von einer guten Erziehung. Man mußte mildtätig sein; sie sagten selbst, ihr Haus sei das Haus des lieben Gottes. Sie schmeichelten sich übrigens, die Wohltätigkeit mit Klugheit zu üben; denn es plagte sie die ewige Angst, betrogen zu werden und das Laster zu unterstützen. Darum schenkten sie niemals Geld, niemals! Nicht zehn Sous, nicht zwei Sous; denn es sei bekannt, daß ein armer Mensch, sobald er zwei Sous besitze, sie vertrinke. Ihr Almosen bestand stets in Naturalartikeln, besonders in warmen Kleidern, die zur Winterszeit an die armen Kinder verteilt wurden.

      »O, die armen Kleinen!« rief Cäcilie; »wie bleich sie von der Kälte sind! ... Honorine, hole das Bündel aus dem Schrank!«

      Auch die Mägde betrachteten die Unglücklichen mit Erbarmen und mit der Unruhe von Mädchen, die wegen ihres Mittagessens keine Sorge haben. Während das Stubenmädchen hinaufging, vergaß sich die Köchin, stellte den Rest des Kuchens wieder auf den Tisch hin und stand mit hängenden Armen da.

      »Ich habe gerade noch zwei wollene Kleider und zwei Tücher«, sagte Cäcilie. »Sie werden sehen, wie gut warm die armen Kleinen angekleidet werden.«

      Endlich fand die Maheu die Sprache wieder.

      »Vielen Dank, mein Fräulein«, stammelte sie. »Sie alle sind sehr gütig ...«

      Tränen füllten ihre Augen; sie glaubte sich der hundert Sous sicher und dachte nur an die Art und Weise, wie sie diese verlangen sollte, wenn man ihr sie nicht anbieten werde. Die Kammerfrau kam nicht sogleich zurück; es trat ein Augenblick verlegenen Schweigens ein. Die Kleinen hingen an den Röcken der Mutter und machten große Augen auf den Kuchen.

      »Sie haben nur diese zwei?« fragte Frau Grégoire, um das Stillschweigen zu brechen.

      »0, Madame, ich habe sieben.«

      Herr Grégoire, der sich wieder in seine Zeitung vertieft hatte, fuhr entrüstet auf.

      »Sieben Kinder! Aber warum denn, lieber Gott!«

      »Das ist unklug«, murmelte die alte Dame.

      Die Maheu machte eine unbestimmte Gebärde der Entschuldigung. Mein Gott, das kommt von selbst, man denkt gar nicht daran. Und dann: wenn die Kinder einmal größer werden, helfen sie mit erwerben und das Haus erhalten. Auch sie könnten sich ganz gut fortbringen, wenn der Großvater nicht wäre, der schon kaum mehr arbeiten könne, und wenn von den vielen Kindern nicht bloß drei so weit wären, zur Grube anzufahren, zwei Söhne und ihre älteste Tochter. Man müsse aber auch die Kleinen ernähren, die noch nichts leisten können.

      »Arbeiten Sie schon lange in den Gruben?« fragte Frau Grégoire weiter.

      Ein stummes Lachen erhellte das bleiche Antlitz der Maheu.

      »O ja, o ja .... Ich bin bis zu meinem zwanzigsten Jahre angefahren. Als ich mein zweites Kind hatte, sagte der Arzt, ich müsse zugrunde gehen, wenn ich noch länger in den Gruben arbeitete. Es schien mir die Knochen zu verderben. Übrigens heiratete ich damals und hatte in meiner Haushaltung genug zu tun .... Aber die Familie meines Mannes arbeitet seit einer Ewigkeit in den Gruben; der Großvater des Großvaters war schon dabei; sie taten mit bei dem ersten Spatenstich im Réquillartschachte.

      Herr Grégoire betrachtete sinnend diese Frau und ihre bedauernswerten Kinder mit ihrem wachsbleichen Fleische, ihren farblosen Haaren, die Entartung, in der sie verkümmerten, von Blutlosigkeit verzehrt, von der traurigen Häßlichkeit der Hungerleider. Es war wieder still geworden in dem Gemach; man hörte nur die Kohle knistern, von der ein Gasqualm aufstieg. Das warme СКАЧАТЬ