Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ volle Freude hatte.

      »Steht denn Cäcilie heute nicht auf?« fragte er.

      »Ich begreife es nicht«, antwortete seine Frau. »Mich dünkt, ich hörte sie schon sich bewegen.«

      Der Frühstückstisch war gedeckt; drei Tassen standen auf der weißen Tischdecke. Man schickte Honorine hinauf, daß sie nach dem Fräulein schaue. Doch sie kam sogleich wieder herunter, unterdrückte ihr Lachen und dämpfte ihre Stimme, als habe sie oben in dem Zimmer des Fräuleins gesprochen.

      »Ach, gnädiger Herr und gnädige Fraul... Wenn Sie das Fräulein sehen würden!... Sie schläft!... Sie schläft wie ein Jesuskind!... Man hat keine Vorstellung davon... Es ist ein Vergnügen, sie zu sehen...«

      Der Vater und die Mutter tauschten gerührte Blicke aus.

      »Wollen wir schauen?« fragte er.

      »Das liebe Kind!« murmelte sie. »Ich gehe schon.«

      Sie gingen zusammen hinauf. Dieses Zimmer war das einzige im Hause, das mit einigem Luxus eingerichtet war, mit blauer Seide überzogen, mit weißen Lackmöbeln ausgestattet. Die Eltern hatten dieser Laune ihres verhätschelten Kindes nachgegeben. In der verschwimmenden Weiße des Bettes, in dem Zwielichte, das durch den Spalt des Vorhanges auf das Lager fiel, schlief das Mädchen, eine Wange auf den nackten Arm gelehnt. Sie war nicht schön, zu frisch, zu gesund, reif mit achtzehn Jahren; aber sie hatte ein herrliches Fleisch, weiß wie Milch, kastanienbraunes Haar, ein rundes Gesicht mit keckem Näschen, das sich schier zwischen den Wangen verlor. Die Bettdecke war herabgeglitten, und sie atmete so sanft, daß ihr Atem selbst ihren -- schon kräftig entwickelten -- Busen nicht bewegte.

      »Der verdammte Wind hat sie gewiß gehindert, die Augen zu schließen«, bemerkte die Mutter leise.

      Der Vater winkte ihr, daß sie schweige. Beide neigten sich vor und betrachteten mit zärtlicher Liebe diese in jungfräulicher Entblößung daliegende Tochter, die sie so lange ersehnt hatten und die sie spät bekommen hatten, als sie kaum mehr auf ein Kind zu hoffen wagten. Sie fanden sie vollkommen, nicht zu dick, nie genug genährt. Sie schlief noch immer und ahnte nicht, daß sie da seien und mit ihren Wangen sie fast berührten. Doch jetzt zog ein leichter Schatten über ihr unbewegliches Gesicht. Sie zitterten, daß sie erwachen könne, und gingen auf den Fußspitzen hinaus.

      »Still!« sagte Herr Gregoire bei der Tür. »Wenn sie nicht geschlafen hat, muß man sie schlafen lassen.«

      »Soviel sie will, das liebe Kind,« erwiderte die Mutter. »Wir werden warten.«

      Sie gingen in den Speisesaal hinunter und ließen sich in ihre Lehnsessel nieder, während die Mägde, über den tiefen Schlaf des Fräuleins lachend, ohne Murren die Schokolade warm hielten. Er hatte eine Zeitung zur Hand genommen; sie strickte eine wollene Fußdecke. Es war sehr warm in dem Gemach; kein Laut kam aus dem stillen Hause.

      Das Vermögen der Grégoire, ungefähr vierzigtausend Franken Rente, bestand ganz und gar in einer Aktie der Bergwerke von Montsou. Sie erzählten gern von seinem Ursprung, der in die Zeit der Gründung der Gesellschaft fiel.

      Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war in der ganzen Gegend von Lille bis Valenciennes eine wahre Wut nach Kohlenschürfungen ausgebrochen. Die Erfolge der Unternehmer, die später die Gesellschaft von Auzin bilden sollten, hatten alle Köpfe erhitzt. In der Gemeinde wurde das Erdreich durchwühlt; Gesellschaften wurden gegründet, die Unternehmungen wuchsen über Nacht hervor. Doch unter allen hartnäckigen Kämpfern jener Zeit hatte der Baron Desrumeaux sicherlich das Andenken des scharfsinnigsten und unermüdlichsten hinterlassen. Vierzig Jahre lang hatte er gekämpft, ohne zu ermüden, trotz unaufhörlicher Hindernisse; die ersten Schürfungen waren vergeblich; neue Gruben wurden angelegt und nach monatelanger Arbeit wieder aufgelassen; Einstürze verschütteten die Gruben, Zechen wurden ersäuft, Arbeiter gingen dabei zugrunde, hunderttausende von Franken wurden in die Erde vergraben. Dann kamen die Verdrießlichkeiten der Verwaltung, die Angst der Aktionäre, der Kampf mit den Grundeigentümern, die entschlossen waren, die königlichen Unternehmungen nicht anzuerkennen, wenn man sich weigere, vorher mit ihnen zu unterhandeln. Endlich gründete er die Gesellschaft Desrumeaux, Franquenoix & Cie., um das Unternehmen von Montsou auszubeuten. Die Gruben begannen einen mäßigen Ertrag zu liefern, als zwei benachbarte Unternehmen von Cougny, Eigentum des Grafen von Cougny, und von Joiselle, Eigentum der Gesellschaft Cornille & Jenard, die Gruben der Gesellschaft Desrumeau mit ihrer furchtbaren Konkurrenz zu erdrücken drohten. Glücklicherweise kam am 25. August 1760 ein Vertrag zwischen den drei Unternehmungen zustande und vereinigte sie zu einer einzigen. Die Gesellschaft der Gruben von Montsou war gegründet, wie sie bis auf den heutigen Tag besteht. Man hatte den ganzen Besitz nach dem damaligen Münzfuße in vierundzwanzig Sous zerlegt; jeder Sou zerfiel in zwölf Denare; das machte zweihundertachtundachtzig Denare. Da jeder gleich zehntausend Franken war, repräsentierte das Kapital eine Summe von nahezu drei Millionen. Desrumeaux, am Ende seiner Kräfte, aber dennoch Sieger, bekam bei der Teilung sechs Sous und drei Denare.

      Zu jener Zeit besaß der Baron das Gut Piolaine, zu dem dreihundert Hektar Boden gehörten. Als Verwalter stand Honorius Grégoire in seinen Diensten, ein aus der Picardie stammender junger Mann. Dieser Grégoire war der Urgroßvater des Leon Grégoire, Vaters der Cäcilie. Als der Vertrag von Montsou zustande kam, hatte Honorius fünfzigtausend Franken Ersparnisse, die er in einem Strumpfe verborgen hielt. Der unerschütterlichen Zuversicht seines Gebieters nachgebend, holte er zehntausend Franken aus dem Strumpfe und erwarb einen Denar. Er zitterte dabei vor Angst, daß er seine Kinder berauben könne. Sein Sohn Eugen bezog in der Tat sehr magere Dividenden; da er sich auf den Fuß einer spießbürgerlichen Existenz eingerichtet und überdies die Torheit begangen hatte, die anderen vierzigtausend Franken des väterlichen Erbes in einer unglücklichen Geschäftsunternehmung zu verschleudern, führte er ein ziemlich bedürftiges Leben. Doch der Zinsenertrag des Denars stieg allmählich; die Wohlhabenheit begann mit Felix; ihm gelang es, einen Traum zu verwirklichen, den sein Großvater, der ehemalige Verwalter, seit seiner Kindheit gehegt hatte; er konnte die zum Nationalgut erklärte und zerstückelte Besitzung Piolaine um einen Pappenstiel an sich bringen. Die folgenden Jahre waren jedoch ungünstig; es galt die Abwickelung des revolutionären Umsturzes und das blutige Ende Napoleons zu überdauern. So zog erst Leon Grégoire in erstaunlicher Steigerung die Vorteile aus der zaghaften Kapitalsanlage seines Vorfahren. Mit dem Gedeihen der Gesellschaft wuchsen und gediehen auch diese armseligen zehntausend Franken. Seit dem Jahre 1820 trugen sie hundert Prozent, das sind zehntausend Franken, im Jahre i85o vierzigtausend Franken; vor zwei Jahren endlich war die Dividende auf fünfzigtausend Franken gestiegen; der Wert eines Denars, auf der Börse zu Lille mit einer Million angesetzt, war in einem Jahrhundert auf das Hundertfache gestiegen.

      Herr Grégoire, dem man bei dem Kurse von einer Million geraten hatte, seinen Anteil zu verkaufen, hatte mit seiner lächelnden und väterlichen Miene diesen Rat abgelehnt. Sechs Monate später brach eine Industriekrise aus, und der Denar sank auf sechsmalhunderttausend Franken. Doch er lächelte noch immer und bedauerte nichts, denn die Grégoires hatten ein beharrliches Vertrauen zu ihrem Bergwerk. Die Aktien würden sicher wieder steigen. In diese Zuversicht mengte sich, übrigens auch eine tiefe Dankbarkeit für einen Wert, der seit einem Jahrhundert die Familie so schön ernährte, daß sie die Hände in den Schoß legen konnte. Dieser Wert war gleichsam ihre Gottheit, die ihr Egoismus mit einem Kultus umgab; der Wohltäter der Familie, der sich in einem breiten Bette der Trägheit wiegte, an einer leckeren Tafel mästete. Das ging vom Vater auf den Sohn über: warum das Schicksal durch einen Zweifel erzürnen? Auf dem Grunde ihrer Treue lauerte ein abergläubischer Schrecken, die Furcht, daß die Million plötzlich zerfließen könne, wenn sie ihren Anteil zu Geld machten und es in das Spind legten. Sie hielten ihren Schatz für besser gehütet in der Erde, von wo ein Heer von Arbeitern, Geschlechter von Hungerigen ihn für sie heraufholten, jeden Tag etwas, je nach ihren Bedürfnissen.

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