Название: Kein Duke zum Verlieben!
Автор: Katherine Collins
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738027266
isbn:
»Annabell …«
Was auch immer Nathan sagen wollte, wurde vom Öffnen der Zimmertür verschluckt. Der Schein einiger Kerzen erhellte den Eingang und anscheinend genug von den Begebenheiten im Raum, dass eine Frauenstimme, die er erst verspätet als die der Lady Windermere erkannte, zu kreischen begann. Im Nu füllte sich das Zimmer mit einigen Gästen der Hausparty, die genüsslich die pikante Szenerie aufnahmen. Vergeblich versuchte Nathan, die völlig aufgelöste Annabell abzuschirmen, aber ihre Tante hatte kein Erbarmen mit der schamlosen Nichte und zog ihr die schützende Decke vom Bett. Erbost sprang Nathan auf, packte kurzerhand nach den Armen der unwillkommenen Gäste und schob sie mit verbitterter Gewalt aus dem Raum. Mit dem Schließen der Tür riet er dem von Weinkrämpfen geschüttelten Mädchen schroff: »Zieh dir etwas an.« Da sie nicht sofort Folge leistete, ging er zu dem im Bett kauernden Mädchen und zwang es, ihn anzusehen. In ihren übergroßen, blauen Augen stand verständnislose Hoffnungslosigkeit vermischt mit Schmerz, der ihn schlucken ließ. Er hatte sie nicht verletzen wollen. War sich doch sicher gewesen, warten zu können, nur um den Entschluss baldmöglichst über Bord zu werfen und mit dem Reichen des kleinen Fingers gleich den ganzen Leib seiner armen, kleinen Annabell zu verschlingen. Aber für Bedauern war nun keine Zeit.
»Der Ausgang dieser Geschichte tut mir ehrlich leid, aber es ist besser, wenn du dich jetzt anziehst, damit du deinen scheinheiligen Anklägern nicht völlig schutzlos gegenüberstehst. Glaub mir, du wirst es bereuen, im Nachthemd vor sie zu treten.«
Zittrig nickte sie, wobei ihr große Perlen salzigen Nasses aus den Augen flossen. Ungelenk stieg sie aus dem Bett und holte aus dem Schrank ein leichtes Vormittagskleid, um es überzuziehen. Kaum war es ihr gelungen, mit bebenden Fingern die Knöpfe zu schließen, da flog die Tür auf, und der Duke of Kent stürmte in das schmale Schlafzimmer, dicht gefolgt von Lord Windermere.
»Verdammt, Nathan!«, brüllte der Duke außer sich vor Zorn.
»Verfluchtes, undankbares Miststück!«, bellte Windermere fast gleichzeitig und hob drohend die Faust.
»Ich habe dich gewarnt, Nathan! Nun ist das Maß voll! Entscheide dich für eine Laufbahn, bring deine Geschäfte in Ordnung, und zum Ende des Monats will ich dich in Uniform sehen!« Albert sah verärgert von seinem sittenlosen Bruder zu seiner Gespielin und presste schockiert hervor: »Gott, sie ist doch noch ein Kind!«
Nathan ballte die Hände zu Fäusten und ließ die Litanei seines Bruders über sich ergehen; erst als sich sein Bruder abfällig über das Mädchen äußerte, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Lass sie aus dem Spiel!«
Albert musterte Nathan angewidert.
»Wie alt ist sie? Zwölf? Vierzehn? Gott, was ist nur in dich gefahren? Ich hoffe, du hast sie wenigstens nicht genötigt!«
Abschätzend sah er Annabell von oben bis unten eingehend an. Immer noch von wilden Schluchzern geschüttelt, stand sie mit schützend vor der Brust verschränkten Armen in der hintersten Ecke des Zimmers und hielt den Blick unverwandt auf ihre Zehenspitzen gerichtet. Albert hatte das Mädchen am Abend kennengelernt, und sie war ihm wie die mädchenhafte Tugend in Person erschienen. Auch die jüngeren Cousinen sprachen mit bewundernden Worten von ihr, und selbst seine Verlobte hatte ihm vom liebreizenden Wesen der Anverwandten erzählt. Kaum zu glauben, dass sie seinem Bruder in der kurzen Zeit, die sie mit Nathan verbracht hatte, so verfallen sein sollte. Begütigend legte Albert ihr die Hand auf den Scheitel.
»Hab keine Angst, mein Kind, ich werde dafür sorgen, dass mein ruchloser Bruder seine Pflicht an dir erfüllt.«
Erschrocken sah Annabell auf und starrte den Duke ungläubig an, der seinerseits Nathan scharf ansah und befahl: »Du wirst sie heiraten, bevor du dem Militär beitrittst!«
»Oh Gott, nein«, flüsterte Annabell erschüttert und brach zusammen. Nathan, der sie die ganze Zeit im Auge behalten hatte, fing sie auf und legte sie zärtlich auf ihrem Bett ab. Während er die Decke über sie ausbreitete, warf er dem Duke einen kalten Blick zu.
»Ich denke, wir sollten alles Weitere woanders besprechen, damit Annabell endlich etwas Ruhe bekommt.«
Kapitel 3 Der Tanz um den heißen Brei
Themse Ufer unweit von London, Ende Oktober 1797
Annabell war stets informiert, wo sich seine Gnaden, ihr Gemahl aufhielt. Sie plante ihre Auftritte in der besseren Gesellschaft gewissenhaft, um die Gefahr, ihm wieder zu begegnen, so gering wie möglich zu halten. Leider ließen sich Begegnungen nicht völlig vermeiden, genauso wenig, wie sie es schaffte, dem nervtötenden Lord Argyll erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Etwas, was wesentlich schwieriger war, gab es doch keinen Spitzel, der ihr von den Zielen des Lords unterrichten konnte. An einem sonnigen Nachmittag nahm Annabell in Gesellschaft ihres Schwagers und ihrer Schwester an einem Picknick an der Themse teil, ein Ausflug, bei dem Annabell weder seine Gnaden noch Lord Argyll erwartet hatte. Trotzdem fand sie sich unerwartet in den Armen seiner Lordschaft wieder, als sie sich unbedachterweise etwas von der Gruppe entfernte, um einen Moment allein zu sein. Unbemerkt schlich er sich von hinten an sie heran und drehte sie herum, wobei er seine Hände um ihre Mitte legte.
»Bell, ich habe sehnlichst auf diesen Augenblick gewartet!« Der Lord grinste seine Beute verführerisch an und verstärkte seinen Halt um ihre Hüfte, als sie versuchte, ihn von sich zu stoßen.
»Nehmen Sie sofort Ihre Hände von mir!«, befahl Annabell verärgert und trat nach dem Bein des unverschämten Mannes. Leider traf sie ihn nicht mit voller Wucht, da sie von ihren Röcken behindert wurde. Argyll zog sie enger an seine Brust und vergrub sein Gesicht in der Fülle ihrer blonden Haare.
»Ah, Sie riechen wie ein Rosengarten! Ich beneide jeden Zentimeter Stoff Ihres verhassten Kleides, da es ihm erlaubt ist, sich an Ihre samtige Haut zu schmiegen«, flüsterte er und bereitete ihr mit dem Klang seiner Stimme eine Gänsehaut. Sie wusste nicht viel über Zweisamkeit, aber eines wusste sie sicher: Der Tonfall gehörte ins Schlafzimmer und sollte keineswegs bei einem vermeintlich unbedarften Mädchen angewendet werden. Wutentbrannt zischte sie: »Lassen Sie mich …«
Er ließ sie nicht ausreden, sondern senkte seinen Mund auf ihren, um ihr einen Kuss zu rauben. Annabell biss ihm in die Unterlippe und stieß ihn von sich, als er, überrascht von ihrem Angriff, seine Umklammerung löste. Die Überraschung in seinem Gesicht gab ihr ihre Contenance zurück, und sie hob stolz den Kopf. Sie trat aus seiner Reichweite, wobei sie seine Lordschaft nicht aus den Augen ließ und sich ihrer einwandfreien Erscheinung versicherte. Erleichtert, dass ihre Frisur nicht in Mitleidenschaft gezogen war, fuhr sie ihn an: »Ich verlange, dass Sie aufhören, mir aufzulauern, Mylord!«
»Auflauern?« Lord Argyll erholte sich von seiner Überraschung und breitete nonchalant die Arme aus. »Liebes, du missverstehst meine Intention.« Er grinste sie an. »Obwohl ich von deinem Bestreben, deine Unschuld zu wahren, entzückt bin!«
Annabell schnaufte ungläubig. »Unterlassen Sie Ihre Unverschämtheiten!«
Der Lord zwinkerte ihr zu. »Du wirst sie noch zu schätzen wissen, Cherie.« Mit einem Schritt war er bei ihr und ergriff ihre geballte Hand, um sie an seine Lippen zu ziehen. »Glaube mir, du wirst den Tag hindurch danach lechzen, meinen Liebesworten zu lauschen.«
Annabell war zu abgestoßen, um ein Wort über die Lippen zu bringen. Zu genau stand ihr die Erinnerung vor Augen, wie Damen tatsächlich nach der СКАЧАТЬ