Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742749215
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nicht, ja eines Abends, als er spät und trunken nach
Hause kam, schimpfte und schalt er den Hülfsgeist.
Das Klabautermännchen verschwand. Am andern
Tage lag die Frau des Bauern krank, das Vieh fiel in
den Ställen, in den Strümpfen, die der Bauer nach und
nach mit harten Talern gefüllt und wohl verborgen
hatte, staken Kohlen und faule Kartoffelscheiben, die
Felder hatte ein Hagel zusammengeschlagen und
furchtbar verwüstet, das Haus hing auf eine Seite und
drohte den Einsturz. Der Bauer ging in sich, bereuete,
gelobte Besserung – das war alles vergebens. Hohnlachen
erscholl um das Haus herum, das mehr und mehr
verfiel. Der Bauer starb in Armut und Elend.
Ein armer Bauernbursche liebte heftig ein reiches
Mädchen und sie auch ihn, aber der Vater sagte nein.
Wer nicht tausend blanke Gülden besitzt und aufzählt,
die sein eigen sind, wird nicht mein Schwiegersohn,
sagte er. Der arme Bursche schlich traurig heim,
mochte seine Barschaft gar nicht zählen, er hatte nicht
hundert Batzen, geschweige tausend Gulden. Ging
hinaus zu Feld und Busch und dachte: Was liegt am
Leben, wenn es nicht Liebe krönt? Willst's abwerfen.
Siehe, da stand ein Klabautermännchen vor ihm, wie
hergeschneit oder aus dem Boden herausgewachsen,
und fragte ihn: Was fehlt dir? – Da klagte ihm der
Bursche sein Leid. Wenn's weiter nichts ist, sagte der
Klabautermann, zähle doch nur erst einmal dein
Geld. – Ich hab's gezählt, es langt nimmer. – Hast nur
nicht recht gezählt, geh, zähl noch einmal, es muß
treffen! – Der Bursche ging, halb ungläubig, halb hoffend;
er zog seine kleine Habe hervor und begann zu
zählen und zählte und zählte und zählte immerfort, bis
tausend Gülden voll waren, und da war's alle, nicht
einer darunter, nicht einer darüber. Welch ein Glück!
Er rannte wieder ins Feld hinaus, er wollte danken, er
rief: Kaboutermänneken! Kaboutermänneken! – Ja
guten Morgen, da war kein Kaboutermänneken weder
zu hören, noch zu sehen. Nun lief er heim, hob und
schleppte seinen Schatz zum reichen Bauer hin, zählt'
ihm die blanken Gülden vor, bekam des Mädchens
Hand und des Alten Segen und wurde ein glücklicher
Mann.
Im Kasteelberg bei Beveren im Hennegau wohnten
auch Kaboutermannekens. Die wuschen den Leuten
die Wäsche gegen Empfang von etwas Butter, Eiern,
Milch, Mehl und wenigem Geld, bleichten sie auch
im Mondenscheine ganz blütenweiß und hielten oft,
derweil die Wäsche bleichte, in den Waschkufen
einen Ball. Hernachmals sind die Männchen fortgezogen,
man weiß nicht warum und wohin. Nur ein ganz
altes blieb zurück. Das sehen bisweilen die Leute droben
auf dem Berge sitzen, es hat einen eisgrauen Bart,
der langt bis auf die Füße nieder, es sitzt und sinnt
und schmökt seine Pipe und macht mit den Daumen
die Mühle, ganz wie ein echter alter Holländer.
152. Nix Flerus
Nixen wohnen in Holland allenthalben, sie heißen
dort Neck, in der Mehrzahl Necker, und führen auch
zum öftern noch besondere Namen. Zu Lessinghe bei
Ostende, am Canal de Furnes, war ein Bauernhof,
darinnen hauste ein Nix, des Namens Flerus, als hülfreicher
Hausgeist, welcher gleich Kludde und Lodder
die Macht hatte, sich in jede Gestalt zu verwandeln.
War ein Pferd krank und konnte seinen Dienst nicht
tun, und man rief Flerus, so kam Flerus als Pferd und
arbeitete für drei Pferde. Den Mägden erleichterte er
ihre Arbeit auf alle Weise und verlangte nichts für
alle Dienste, als daß ihm abends ein wenig Milch und
Zucker hingestellt wurde. Dieser gute und willige
Hülfsgeist wurde durch den einfältigen Vorwitz von
ein paar jungen leichtfertigen Dienstmägden auf
immer von dem Hause getrieben. Sie gedachten den
Neck zu necken, es bekam aber schlecht. Eines
Abends riefen sie: Flerus! Flerus kam, da schoben sie
ihm seine Milch hin, hatten aber statt Zuckers Knoblauch
in dieselbe getan. Da schüttelte sich Flerus,
warf ihnen die Schale nach dem Kopf und rief zornige
Worte:
Milch und Lauch!
Flerus zieht weg,
Und das Glück auch!
und verschwand. Nie sah und hörte man ihn wieder
auf jenem Hofe, und von Stund an ging dort alles den
Krebsgang, bis andere Besitzer den Hof bekamen, der
noch bis heute der Flerushof heißt.