Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen
Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742749215
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wenn man vom Haag herkommt, fast vereinzelt ein
großes Haus, das trägt über der Türe die Inschrift: IN
DEN HENNENBERG. – Den beiden Taufbecken legt
das Volk eine wunderbare Kraft noch heute bei und
hält sie in hohen Ehren. Unfruchtbare Frauen werfen
stillschweigend nach und nach eine Handvoll Sand an
die Becken, damit entlocken sie der Mutter Natur den
erwünschten Segen. –
Zu Delft in der schönen Hippolytikirche ist auf
einer Tafel diese Geschichte geschildert, und in der
Abtei zu Egmont soll ein Grabmal der Gräfin Margaretha
befindlich sein.
146. Der ewige Jäger
Die alten Grafen von Flandern hatten ein Schloß, des
Namens Wynendael, in dessen Nähe wohnte ein frommer
Bauersmann, der hatte nur einen einzigen Sohn,
aber der war nicht fromm und fleißig wie sein alter
Vater, sondern mit Leib und Seele der Jagd ergeben,
so daß er gar wenig daheim blieb oder seines Ackers
wartete, sondern immer nur in den Wäldern herumstreifte,
und da half kein Bitten und kein Drohen bei
dem schlimmen Buben. Nun kam der Alte zum Sterben
und fühlte sein nahes Ende und wollte vom Sohne
Abschied nehmen und ihm noch eine Ermahnung zurücklassen,
ließ daher denselben bitten, zu ihm zu
kommen, aber der Sohn blieb draußen, obgleich er
des Vaters nach ihm verlangende Worte vernahm,
nahm sein Jagdgewehr, pfiff seinen Hunden und ging
hinweg in den Wald. Darüber ergrimmte der sterbende
Alte und hob die Hände empor in Verzweiflung
und verfluchte den Sohn mit den Worten: So jage,
jage, jage in alle Ewigkeit – in alle Ewigkeit – und
sank zurück und war tot. Und seit dem Tage kam der
Verfluchte nie mehr nach Hause, in den Wäldern
hörte man ihn schreien: Jakko! Jakko! Jakko!, als
Raubvogel hörte man ihn kreischen, als Hund bellen,
und so muß er es forttreiben bis zum Jüngsten Tage,
wo nicht noch länger. Erst als um Wynendael allmählich
die Wälder ausgerottet wurden, verlor sich aus
dortiger Gegend der Spuk des ewigen Jägers und zog
sich höher hinauf, wo es noch Wälder gab.
147. Tückebold Kludde
In ganz Flandern und Brabant glaubt das Volk an das
Dasein eines bösen Geistes und nennt ihn Kludde,
aber auch Kleure. Er spukt überall und in allen Gestalten,
häufig zeigt er sich dem Mahr verwandt, erscheint
als altes mageres Pferd mit durchscheinenden
Rippen und struppiger Mähne, mischt sich unter die
des Nachts im Freien weidenden Rosse, und wenn
einer der Hüter meint, er besteige einen der besten
Hengste, um einen Ritt zu machen, so ist's der Geist
Kludde in Pferdegestalt, der mit ihm wild davonrennt,
als jage ihn der helle Teufel, bis er an ein Wasser
kommt, wo er den verzagenden Reiter hineinwirft.
Dann fängt der Geist Kludde an zu lachen, daß sich
entsetzt, wer dies Gelächter hört, und legt sich auf den
Bauch und wälzt sich vor Lachen, während sein Reiter
aus dem Wasser- oder Schlammbade sich angstvoll
herausarbeitet.
Manchesmal flackern vor dem Kludde zwei blaue
Flämmchen her, die nennen die Bauern und die Pferdeknechte
Stalllichter und halten dafür, daß die
Flämmchen des Geistes Augen seien. Kludde kann
sich zum Baum machen, klein wie ein Schlehenstrauch
und bis hoch in die Wolken wachsen; Kludde
kann dich als Schlange umringeln und als Hornisse
umsumsen, er schreckt dich als Fledermaus oder als
Kröte, er kann Katze sein und Maus, Frosch und
Ochse. Man hört ihn auch rufen, und sein Ruf lautet
Kludde! Kludde! So ruft er seinen Namen, wie der
Vogel Kuckuck, der verrufene Gauch. Er neckt und
plagt zu Lande wie zu Wasser; am Seegestade ist er
Neck, auf dem platten Lande Schreck, ein greulicher
Spuk, selbst Werwolf. Geist Kludde soll der Geist
eines Mannes sein, der mit dem Teufel ein Bündnis
hatte, und zu ruhelosem Wandeln auf Erden und Plagen
der Menschen verurteilt sein.
Einstens ging ein Mädchen mit ihrem Geliebten
und einem Freunde desselben über Land, und waren
in guten Gesprächen, da rief der Liebhaber mit einem
Male: Schaut dorthin! Was sehe ich dort? – Die andern
sahen nichts. – Was siehst du denn? – Kludde
ist's! Jetzt springt er als Hund! Seht, er streckt sich –
jetzt ist er ein Schaf – jetzt eine Katze – nein – da ist
er ein Baum geworden. – Die andern СКАЧАТЬ