BePolar. Martha Kindermann
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Название: BePolar

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolarTrilogie

isbn: 9783748590385

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СКАЧАТЬ ernte dankbare Blicke meiner Mitschüler. Nicht alle hatten ihre Anweisung verstanden. Hoffentlich bemerkt keiner, dass ich gerade um einige Zentimeter gewachsen bin.

      Der ›Ascenseur‹ nimmt Fahrt auf und befördert uns ins Untergeschoss der Einrichtung. Ich verspüre einen kalten Luftzug und ein Schauer läuft mir über den gesamten Rücken. Wenige Sekunden später sind wir am Ziel. Die Decken hier unten sind niedrig und die Beleuchtung dürftig. Die gefliesten weißen, sterilen Wände erinnern mich mehr an eine pathologische Einrichtung als an Forschungsräume einer elitären Schule. Vor uns liegt ein langer Gang, der sich im Grundriss kaum von den Zimmerfluren unterscheidet. Zwei Türen zur linken, zwei Türen sowie eine große Stahltür zur rechten und am Ende des rechten Ganges die Pforte zu einem Theatersaal, Aula oder ähnlichem – nehme ich an.

      »Die Klassenzimmer. Ihr dürft gern hineinschauen. Wir treffen uns in zehn Minuten wieder hier.« Ihre Worte sind kaum verklungen, als sich die Klasse bereits in alle Winde zerstreut hat. Caris zieht mich in das erstbeste Zimmer. Ich habe keine Ahnung, welcher Unterricht in diesem Raum stattfinden soll. Die größte Wand besteht vollständig aus Spiegeln und in der Mitte führt ein langer Steg auf diesen zu. An den Seiten sind vier Bänke mit je zwei Stühlen positioniert und in der hinteren Ecke versperrt eine milchige Glaswand die Sicht auf eine Hintertür.

      »Oh, ein Laufsteg.« Caris schlägt die Hände vor's Gesicht und geht leicht in die Knie. Sie berührt vorsichtig die Wände, die Bänke, die Spiegel, die Milchglaswand und kommt völlig verzaubert wieder bei mir an. Ihre Augen leuchten und es macht den Anschein, als sei ihr größter Kindheitstraum soeben erfüllt worden – ein Laufsteg, was wenn sie recht hat? Ich nahm an, unser Ziel sei es, Teil der Regierung zu werden und nicht, den Titel Miss Polar zu ergattern. Ich hoffe, dass sie sich irrt. Ich hoffe, dass sie sich irrt. Ich hoffe stark, dass sie sich irrt. So – drei Wiederholungen sollten genügen! Auf Highheels und Hochsteckfrisuren lege ich nicht sonderlich viel Wert. Die Vorstellung daran, wie sich meine männlichen Mitschüler in diesem Unterrichtsfach schlagen würden, bringt mich allerdings zum Schmunzeln.

      Ich reiße Caris aus ihrem Dornröschenschlaf und schiebe sie auf den Gang und ab ins nächste Zimmer. Hier drinnen bekomme ich sonst nur Beklemmungen.

      Aus dem Nachbarraum sind laute Stimmen zu vernehmen und wecken meine Neugierde. Die Tür ist von innen verstellt, also klopfe ich an und wir werden hineingelassen. Zwei Jungs stehen auf einem mattierten Boden und machen sich kampfbereit. Sie sind barfuß und haben die Hosenbeine nach oben geschlagen. Der Größere von beiden, ein muskulöser Sunnyboy mit blonder Surferfrisur, lockt seinen Gegner mit der Hand und kassiert den ersten Fausthieb. Er wehrt sich und schmückt den Angreifer mit einem stattlichen Veilchen. Endlose Minuten vergehen, in denen Schläge ausgeteilt und Tritte eingesteckt werden. Als der kleine Dunkelhaarige mit den Tunneln in den Ohren zu Boden geht und das Handgemenge beendet, stürzen drei Mädchen ängstlich auf die Matte und alle anderen verlassen das sinkende Schiff auf schnellstem Wege.

      Kuno lehnt an der Tür und hält die Hände zu einer Schale geformt.

      »Ein kleiner Obolus für die Helden des Rings?« Er grinst breit und schließt sich dem Zug der Flüchtenden an. Dann wendet er und steckt seine unverkennbare Visage erneut durch die Tür.

      »Spar deine Kräfte Henner, der nächste Gegner wird dir nicht einen ganzen Kopf unterlegen sein.«

      »Nimm den Mund nicht so voll, Kuno! Ich werde nämlich darauf zurückkommen. Ein Zahn weniger ständ dir gut zu Gesicht!« Kuno verschwindet.

      Die drei Mädchen haben sich mittlerweile um den Sieger versammelt und helfen ihm auf die Beine. Henner, wie ich ja nun weiß, nutzt sein schauspielerisches Talent, um den Ladies ernsthafte Verletzungen vorzuspielen. Ein Mädchen mit roten Haaren und riesigen Lippen kommt ihm ungebührlich nah und zieht neidvolle Blicke auf sich.

      »Falls du mich beeindrucken wolltest, kann ich dir gratulieren. Ich mag Männer, die ordentlich austeilen können. Vielleicht schützt du in Zukunft deinen hübschen Kopf. Mit Brei darin nützt er dir nichts mehr.« Sie lässt ihren Zeigefinger langsam an seinem Arm hinabgleiten und wartet auf eine Reaktion seinerseits. Henner ignoriert sie jedoch und wendet sich seinem Opfer zu.

      »Alles gut, Marlon?« Er streckt ihm die Hand entgegen, zieht ihn in die Senkrechte und schlägt ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dieser zuckt kurz zusammen und tut es ihm dann gleich.

      »Logo, Alter, freu mich schon auf die Revenge!« Männer – es ist nicht zu fassen. Schlagen sich halb tot und gehen anschließend als dicke Kumpel von Bord.

      Die Rothaarige und ihre beiden Schatten folgen den Jungs mit einigem Abstand und werfen uns zum Abschied missbilligende Blicke zu.

      »Wer ist die denn?«, frage ich Caris, deren Augen pures Gift versprühen.

      »Von denen hältst du dich besser fern. Lana und Ebba stehen nur unter dem falschen Einfluss, aber diese Taranee, mit ihren vollen Lippen und dem tollen Duft, wird ihrer Haarfarbe mehr als gerecht.« Normalerweise bilde ich mir meine Meinung lieber selbst und lasse mich nicht von anderen auf eine Seite ziehen. In diesem Falle aber schätze ich Caris' Warnung sehr hoch ein und vertraue ihren Ratschlägen. Mit Zicken kam ich noch nie sonderlich gut klar. Abstand halten hingegen gehört definitiv zu meinen Stärken.

      Nachdem wir den seltsamen Sportraum verlassen haben, in dem mit großer Wahrscheinlichkeit ›Nahkampf‹ unterrichtet wird, folgen wir Ceydas Anweisung und finden uns am Ausgangspunkt ein.

      »Alle wieder vollzählig? Dann kann es ja weiter gehen.« Ich werde nicht schlau aus dieser Frau, aber das macht es umso interessanter. »Wir begeben uns nun in den gesicherten Bereich unserer Einrichtung und ich bitte um Disziplin und ungeteilte Aufmerksamkeit. Hier wird intensiv geforscht und jede Störung von außen kann zur Ergebnisverfälschung führen.« Fräulein Hammerschmidt hat für diese Worte ihr ernstes Gesicht aufgesetzt und sieht uns über die Gläser ihrer Brille mit hochgezogener Augenbraue durchdringend an. Das Zimmer zu unserer Rechten ist mit einer schweren Brandschutztür versehen. Daneben ist ein Scanner angebracht, um die Tür vor unbefugtem Eindringen zu schützen. Alle verhalten sich so leise, dass nur Ceydas Rollen auf den Fliesen zu hören sind.

      »Ihr werdet später an einem der Terminals euren Fingerabdruck hinterlassen, um Zugang zum Laboratorium zu erhalten.« Ich hoffe, irgendwer gibt uns eine Einführung in die Bedienung dieser Dinger. Was Technik anbelangt, bin ich ein hoffnungsloser Fall, denn normalerweise habe ich Fenja für solche Angelegenheiten. Die gute Fee drückt ihren Daumen an den Scanner und die Tür öffnet sich mit einem leisen Zischen – ein Geräusch, als ließe man langsam die Luft aus einem Reifen. Als die Tür vollständig zur Seite gefahren ist, signalisiert uns Ceyda, ihr geräuschlos zu folgen und rollt vornweg. Der Ort ist angsteinflößend. Der Raum ist weiß gefliest vom Boden bis zur Decke und die gegenüberliegende Wand ist mit großen blinden Glasfenstern bestückt. Vor diesem venezianischen Spiegel stehen in einer langen Reihe, weiße, schmale Tische mit flachen Drehhockern. Die Tischleuchten sind zurzeit die einzige Lichtquelle. Neben der Spiegelwand führt eine kleine Tür zu einem Zimmer hinter dem Glas. Hier gibt es eine zahnarztähnliche Liege mit großer, verstellbarer Deckenleuchte und daneben steht ein rollbarer Apparat, der einem Computer sehr nahe kommt. Mir scheint, es sei eine Art Folterkammer, in der fragwürdige Versuche an Menschen durchgeführt werden. Oder ich habe zu viele schlechte Filme gesehen – wahrscheinlicher, denn von medizinischem Besteck oder anderen Folterinstrumenten fehlt jede Spur.

      Als wir uns wieder zum Ausgang begeben, fällt mir ein großer Lautsprecher über der zischenden Tür auf. Sicher kann Professorin Pfefferhauser so Kontakt zu den Dozenten und Studierenden aufnehmen. Wir verlassen den Raum genauso still, wie wir gekommen sind, und schleichen Ceyda, wie die Küken ihrer Entenmama, hinterher. Im Flüsterton teilt sie uns mit, dass dies das Labor für Transinduktion sei СКАЧАТЬ