BePolar. Martha Kindermann
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Название: BePolar

Автор: Martha Kindermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BePolarTrilogie

isbn: 9783748590385

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СКАЧАТЬ Bist du so richtig in ihn verliebt? Wirst du ihn heiraten? Denn dann möchte ich ein grünes Brautjungfernkleid tragen, gut?« Rhea rutscht ein wenig zur Seite, dreht den Kopf zu mir und atmet tief durch.

      »Das waren jetzt verdammt viele Fragen auf einmal, Süße.« Wahrscheinlich hat sie recht. Die meisten meiner Freunde haben niemanden, mit dem sie offen über Jungs oder Liebe sprechen können, bei uns beiden hat das schon immer funktioniert. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum Rhea nicht auszieht. Ich würde es mir wünschen.

      Sie nimmt mir den Joghurt aus der Hand und stellt ihn neben ihrem ab. Dann schnappt sie sich meine Hand und schaut mir tief in die Augen.

      »Roya, ich werde nirgendwo hingehen und in den nächsten zwölf Monaten auch sicher nicht meine Umzugskartons packen, okay?«, sie wartet auf eine Reaktion. Was soll ich dazu sagen? »Ach Maus, Entin ist wirklich ein ganz, ganz lieber und ja, ich glaube, ich habe ihn sehr gern. Bis zum Ende der Assistenzzeit bin ich allerdings mit meiner Arbeit verheiratet und wahrscheinlich auch noch darüber hinaus. Du kannst also eine ruhige Kugel schieben. Das grüne Kleid werde ich schon nicht vergessen.«

      »Und wann schleppst du ihn endlich mal hier an? Vor Papa brauchst du doch keine Angst zu haben, der ist froh, dass du auf Männer stehst.« Wir kichern und sie nimmt mich erneut in den Arm.

      »Da kennst du Papa aber schlecht. Weißt du, was er mit Soto vor dem Abschlussball gemacht hat?« Ich schüttle nichtsahnend den Kopf. »Dann frag ihn bei Gelegenheit. Sollte er die Courage besitzen, dir die Wahrheit zu erzählen, wirst du meinen Entschluss verstehen, Entin, solange es geht, von ihm fernzuhalten.«

      »Manno, jetzt hast du mich noch neugieriger gemacht. Stell ihn mir wenigstens vor. Ich könnte nach der Schule rein zufällig im Krankenhaus auftauchen und dann…«

      »Dann wird er wie immer beschäftigt sein«, schneidet sie mir das Wort ab. »Er leitet ein Forschungsprojekt von unvorstellbarer Wichtigkeit und kann sich keine Auszeit erlauben.«

      »Nicht einmal für die liebreizende Schwester seiner gutaussehenden Assistenzärztin?« Wir erliegen einem Lachanfall und entwerfen Horrorszenarien, in denen Pa Entin in ein Bettlaken einnäht, Rheas Tür zumauert oder ihn anderweitig drangsaliert.

      Bis zum Abendbrot haben wir solch einen Muskelkater, dass aufrechtes Gehen oder Sitzen zu einer Zerreißprobe wird.

      Tag 2

      »Da ist sie, Ceyda Hammerschmidt – die ›Gute Fee‹.« Caris spricht sehr leise und ich habe zu tun, sie in dem Wirrwarr der anderen zu verstehen. Eine große, massige Frau steht in der Mitte des Ufos und gönnt sich eine kleine Auszeit. Sie ist um die vierzig, trägt ebenfalls einen Overall, Turnschuhe auf Rädern, einen riesigen Afro, passend zu ihrem dunklen Teint, und eine runde Sonnenbrille mit Klappvisieren. Ich weiß nicht, aus welchem Film sie gekrochen ist, aber ihre Aura ist überwältigend.

      »Schläft die?«, höre ich jemanden halblaut fragen. Er könnte recht haben. Möglicherweise ist sie gar nicht echt, immerhin rührt sie sich keinen Millimeter.

      »Das ist deine Chance, Kuno!« Ein hagerer Typ mit blonden Strubbelhaaren wird von zwei anderen nach vorn geschoben. Er schnipst dreimal lautlos mit erhobenen Händen, dreht sich lässig um die eigene Achse und schenkt uns sein schönstes Angebergrinsen mit Frontzähnen, die wenigstens einen Zentimeter breit auseinanderstehen. Seine Segelohren sind so überdimensional groß, dass ich Angst habe, er könnte jeden Moment abheben und doch ist er der mutigste Ritter aus unseren Reihen und wagt sich auf unbekanntes Terrain.

      Mit kleinen, vorsichtigen, fast tänzelnden Schritten nähert er sich dem Ufo und setzt einen Fuß auf die Scheibe. Als er den anderen hinterherziehen will, beginnt sich der Untergrund wie wild zu drehen und Kuno landet auf dem Hinterteil. Im gleichen Augenblick beginnt Ceyda zum Leben zu erwachen. Wie ein Roboter nimmt sie all ihre Körperteile wieder in Gang und scannt die Gruppe auf fehlende Personen. Kuno geht wie ein begossener Pudel zurück in die Reihe und hält sich den Po. Die anderen Jungs klopfen ihm anerkennend auf die Schultern, obwohl es ihnen vor Lachen kaum möglich ist.

      »Guten Abend, ihr Lieben«, meldet sich die Fee auf Rollschuhen zu Wort und klappt mit einem kurzen Drücker die Visiere ihrer Sonnenbrille nach oben, ohne Kunos peinlichen Auftritt mit nur einer Silbe zu erwähnen. Hut ab. »Mein Name ist Fräulein Hammerschmidt, aber nennt mich ruhig Ceyda.« Ihre Stimme strahlt eine solche Wärme aus, dass man sie sofort ins Herz schließen muss. »Ich bin eure Ansprechpartnerin in allen Gefühlsfragen, koordiniere die Stundenpläne, teile Arbeitsgruppen ein, bin als Studienberaterin tätig oder werte diverse Arbeiten aus. Wie ihr seht, mag ich technische Spielereien, was es euch ermöglicht, mich rund um die Uhr zu erreichen. Ein Klick, ein Drücker, ein Piep – egal, ich bin schneller zur Stelle, als ihr ›Hilfe‹ rufen könnt.« Sie lockert ihre Knie und fährt ein paar Mal hin und her, um allen ihre Ausrüstung präsentieren zu können. Walky Talkys, Tablets in Mini, Midi und Maxi, ein Babyphon mit Videoanzeige, ein Pieper, Stethoskop, Nachtsichtgerät, Taschenlampe, Lupe, Messer, Schuhanzieher. All das holt sie aus ihren Taschen, klappt es aus ihren Schuhen oder lässt es einfach erscheinen. Der Wahnsinn. In meinem Kopf dreht sich alles.

      »Jeder von euch verfügt über ein personalisiertes Tablet, mit welchem ihr problemlos mit mir in Kontakt treten könnt. Die Wunder der Technik zeigen mir auch zu jeder Zeit, wo ihr euch aufhaltet und ob eure Vitalfunktionen im Normbereich angesiedelt sind. Letzteres war natürlich ein Spaß!!!« Sie lacht herzlich. So eine Frau wird in dieser leistungsorientierten Bildungsstätte sicher viel zu tun haben.

      »Die große Halle – Dreh- und Angelpunkt der Akademie.« Sie hebt die Hände beim Fahren anmutig in die Höhe und animiert uns dazu, die Schönheit des Raumes zu bestaunen. Hohe weiße Wände, das wunderschöne Farbenspiel des Glasdaches, die Endlosigkeit der Flure – es ist ruhig und friedlich hier, wenn auch etwas zu trist für meinen Geschmack. »Womöglich kommt euch alles trist und farblos vor.« Meine Worte – seltsam. Sofort stellen sich bei mir die Armhaare auf. »Dies zu ändern wird eure erste Aufgabe sein. Die Einrichtung ist recht karg«, wohl eher gar nicht vorhanden, »aber ihr strotzt vor Innovationen, um mit ein wenig Farbe und neuem Mobiliar den Ort zu eurer ganz persönlichen Oase zu machen.« Das kann ja heiter werden. Ich nehme gern den Pinsel in die Hand und habe auch kein Problem, mir die Finger schmutzig zu machen, das ist nicht der Punkt. Pinke Farbe im Eimer, um den anderen Mädels ein gemütliches Heim zu schaffen, stört mich allerdings sehr. Caris wirft mir einen unsicheren Blick zu. Vermutlich teilen wir uns diesen Gedanken.

      »Neben der Tür befindet sich eines unserer Terminals. Diese verfügen über verschiedenste Funktionen, welche ihr zu gegebener Zeit kennenlernen werdet. Erster Punkt im Menü: ›Design‹. Jeder Schüler darf die eigenen Entwürfe speichern und nach Belieben abrufen.« Ein Raunen geht durch die Reihen und ich sehe in weit aufgerissene Augen, soweit ich blicken kann. Caris greift meine Hand.

      »Puh, Glück gehabt, Roya. Ich dachte schon, wir müssen uns alle einigen – eine Horrorvorstellung! Aber so – wie cool. Ich brauche auf jeden Fall Lavalampen, Palmen und einen großen Liegestuhl.« Das sind tolle Ideen und ich hätte auch nichts dagegen, sofort mit den Skizzen zu beginnen, wäre da nicht Ceyda und ihre Bemühungen, den gackernden Hühnerhaufen zum Schweigen zu bringen. Das kann nur eines bedeuten – der fröhliche Teil kommt später.

      »Ihr dürft euch wieder beruhigen, denn bis morgen Nachmittag bleibt genügend Zeit, um sich der Aufgabe zu widmen.« Sie klappt die Visiere der Brille herunter und wieder hoch und schielt auf ihr Klemmbrett. Dann zerreißt sie die obere Notiz, zerknüllt das Papier und wirft sie gekonnt in den Papierkorb hinter uns. Seltsam, ich könnte schwören, dass hier vorher kein Papierkorb stand.

      »Liebe Schüler, wir setzen unsere СКАЧАТЬ