Schule – quo vadis?. Peter Maier
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Название: Schule – quo vadis?

Автор: Peter Maier

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783752956931

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СКАЧАТЬ der gegenwärtig propagierten „Selbstlerneuphorie“ der Schüler ist aus Sicht der Praxis zu warnen. Führungsfreude des Lehrers sind im Klassenzimmer ebenso gefragt wie Einfühlsamkeit. Die Schüler sollten gefördert und gefordert werden. Der Beziehungskompetenz des Lehrers kommt dabei eine immerwährende Bedeutung zu. Die Rehabilitierung des Pädagogischen ist somit eine optimistische Gegenoffensive zu den strukturellen und technokratischen Sackgassen der gegenwärtigen Bildungsdebatte. (vgl. S. 17).

      9. These

      Die Aufgabe des Lehrers ist es, eine Klasse souverän und zugleich motivierend zu leiten. Es ist seine Kunst als „Schulmeister“, die Kompetenzen seiner Schüler nachhaltig zu mehren, ohne sich aber im heutigen Methodenwust zu verlieren. Es kommt also entscheidend auf den Lehrer, seine Persönlichkeit und seinen realen Einfluss auf den Bildungsprozess seiner Schüler an. Vor dem Hintergrund dieser Perspektive wird jeder Hoffnung auf Erlösung durch einen bloßen Schul-Systemwechsel in der Bildungspolitik der Boden entzogen. (vgl. S. 17).

      10. These

      Die Schule sollte in Zukunft nicht andauernd „neu“, sondern vielmehr „richtig“ gedacht werden. Dies bedeutet, nur vordergründigen Reformaktivismus zu stoppen, die personale Ausstattung der Schulen zu verbessern und die psychologische Qualifizierung der Lehrerausbildung auszuweiten. Dies würde Raum für eine wirkliche Bildungswende geben. Der Berufsalltag des Lehrers wäre dann immer noch anspruchsvoll und herausfordernd, aber weniger auslaugend. (vgl. S. 18).

      Zudem ist festzuhalten: „Was erfahrene Lehrer von Bildungsjournalisten und Bildungsprofessoren unterscheidet, ist ihr solides Wissen um das Erfreuliche, Problematische und Mögliche in der Schule, quasi aus erster Hand...“ (S. 18).

      Kann eine externe Evaluation überhaupt das Wesentliche erfassen?

      Diese Ausführungen von Michael Felten über Schulpolitik und Strukturreformen wie auch über die Rolle des Lehrers sollen in einem einzigen Punkt noch ergänzt werden: bezüglich der von ihm bereits erwähnten „externen Evaluation“. Es mag sinnvoll sein, Schulen von Zeit zu Zeit zu überprüfen, um neue Impulse geben und sie irgendwie vergleichen zu können. Es ist sehr verständlich, dass die meisten Schulleiter hoffen, dabei gut abzuschneiden und im schulinternen Ranking möglichst weit vorne zu landen. Dennoch möchte ich auf eine große Illusion hinweisen, die entsteht, wenn man einen Evaluationsbericht zu wörtlich oder zu ernst nimmt; oder wenn man gar meint, dass damit das eigentliche Wesen des Unterrichts erfasst und ein abschließendes (Wert)Urteil über eine Schule als Ganzes gefällt werden kann.

      Man kann die Struktur einer Schule beschreiben, die Art der Leitung und ihre Effektivität feststellen; man kann den Methodeneinsatz im Unterricht bewerten und vielleicht noch die Stimmung bei Schülern, Eltern und Lehrern in einer Statistik erfragen. Das sogenannte Kerngeschäft „Unterrichten“ ereignet sich jedoch immer in den Klassenzimmern selbst – zwischen Lehrern und Schülern. Auch dazu kann manches wahrgenommen werden, wenn die Evaluatoren einige wenige Unterrichtsstunden besuchen und diese an Hand von vorgegebenen Fragebögen bewerten und abhaken.

      Das Eigentliche geschieht jedoch aufgrund der Beziehung zwischen dem Lehrer und seinen Schülern – Stichwort „Erziehung durch Beziehung“. Denn nur, wenn das Klima stimmt, nehmen die Kinder und Jugendlichen vom Lehrer auch Wissen auf und an. Wie aber soll diese Beziehung zwischen Lehrer und Schülern „gemessen“ werden? Wenn ein Pädagoge seine Schüler nicht grundsätzlich liebt, sollte er die Finger von diesem anspruchsvollen, herausfordernden und zugleich schönen Beruf lassen. Wie sollen Liebe und Menschlichkeit „festgestellt“ werden? Und wie soll die Magie des Unterrichts, ohne die es auf Dauer auch nicht geht, kontrolliert, beschrieben, evaluiert oder eben „gemessen“ werden?

      Hier sehe ich die Grenze jeder externen Evaluation und im übrigen auch jeder Bewertung bei einem schulinternen Unterrichtsbesuch. Weil aber dieser beziehungsmäßige, emotionale, magische Bereich des Unterrichts und des Tuns des Lehrers mit einem nur rationalen Messinstrument wie einem Evaluationsfragebogen letztlich nicht wirklich eingefangen, bewertet und kontrolliert werden kann, bedeutet dies jedoch nicht, dass dieser Bereich dann unwichtig wäre.

      Die Schüler jedenfalls haben gerade für die Beziehungsebene feine Antennen und es gibt schnell Störungen, wenn im Kontakt zum Lehrer etwas nicht stimmt. Sie wollen einen Menschen aus Fleisch und Blut und mit Stärken und Schwächen vor sich haben, an dem sie sich orientieren und reiben und von dem sie Zuwendung und Bestätigung bekommen können. Damit ist das zweite große Bildungsziel neben der Wissensvermittlung berührt: Persönlichkeitsentwicklung, Charakterbildung und Werteerziehung. Diese Aspekte des Unterrichts spielen sich vor allem auf einer emotionalen Ebene ab – sehr vergleichbar mit dem Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern. Wie aber soll solch ein entscheidender emotionaler Bereich des Unterrichts mit einer rationalen Methode wie einer Evaluation wirklich und in der Tiefe erfasst werden können?

      Eine gute Schule ist nur mit guten Lehrern möglich. Eine funktionsfähige Schulverwaltung beispielsweise, die in einer Evaluation durchaus „gemessen“ werden kann, schafft jedoch noch keine gute Schule, sie kann höchstens für bessere Rahmenbedingungen sorgen, unter denen dann anregender Unterricht stattfinden kann. Diese Tatsache muss immer bewusst bleiben, wenn eine Schule einer externen Evaluation unterzogen wird.

      Nun soll im nächsten Punkt noch auf die Situation der Schüler näher eingegangen werden. Dabei ist mir klar, dass ich als Lehrer natürlich parteiisch bin. Dennoch hoffe ich, auch einigen Stimmen von Schülern Raum geben zu können; oder andere zu hören, die an den Schülern nah dran sind.

      All die Reformanstrengungen, die seit dem Pisa-Schock in den einzelnen Bundesländern gemacht wurden, gingen fast ausschließlich von oben aus, das heißt von den Kultusbehörden. Die eigentlich Betroffenen wurden oft gar nicht dazu gehört: die (meist verbeamteten) Lehrer und die Schüler. Diese beiden Gruppen müssen das annehmen, umsetzen, hinnehmen oder sogar ausbaden, was eifrige Reformer von oben her inszeniert haben und weiterhin inszenieren. Geht eine Reform dann schief, wird argumentiert, dass man es immerhin probiert habe. Sowohl geglückte als auch missglückte Reformversuche werden aber auf dem Rücken von Lehrern und vor allem Schülern ausgetragen.

      In der ganzen Bildungsdiskussion, die seit dem Pisa-Schock tobt, kommen viele Experten oder die, die sich dafür halten, zu Wort. Selten hört man jedoch auf die Betroffenen selbst. Nur wenige Lehrer haben den Mut, etwa über ein Buch zur Diskussion beizutragen – immerhin als Experten für Pädagogik in der Praxis. Dieses Buch möchte daher solch eine Lehrerstimme in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion sein. Was aber ist mit den Schülern? Gibt es überhaupt Plattformen, auf denen diese Hauptbetroffenen zu Wort kommen können? Werden Schüler gefragt, welche Schule sie sich denn wünschen würden, wenn sie entscheiden könnten?

      Schülerkongress „Basis 15“

      Genau in diese Richtung geht auch folgender Zeitungsartikel, der den Schülern eine Stimme geben will: „Alle reden immer über uns. Aber niemand fragt uns.“26 Hierbei geht es um die bayerische Landesschülervereinigung, die Anfang März 2015 in Nürnberg das Schüler-Symposium „Basis 15“ für mehr Mitsprache organisiert hat. Dazu haben sich 400 Schüler aus ganz Bayern getroffen. Der einhellige Wunsch: Schule soll demokratischer werden. Die Vorsitzende ist Luka Fischer, 17, Schülersprecherin am Gymnasium Tutzing. Sie erläutert in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung kurz vor Kongressbeginn die wichtigsten Anliegen ihrer Schüler-Organisation.

      Bei den Streitthemen G 8/G 9 oder der Gemeinschaftsschule sollen die Schüler mehr mitbestimmen können: „Alle reden immer über uns, das Kultusministerium, die Eltern und die Lehrer auch. Aber niemand fragt uns oder spricht mit uns. Dabei können wir Schüler СКАЧАТЬ