Schule – quo vadis?. Peter Maier
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Название: Schule – quo vadis?

Автор: Peter Maier

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783752956931

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СКАЧАТЬ auf die Bildung genannt werden, die Hattie gefunden hat:

       Kreativität, Schülerpersönlichkeit, Motivation oder Konzentration, Ausdauer und Engagement der Kinder (Domäne „Lernende“);

       Familienstruktur, Sozioökonomischer Status, Fernsehen oder Elternunterstützung beim Lernen (Domäne „Elternhaus“);

       Schulleitung, Schulgröße, Inklusive Beschulung oder Klassenzusammenhalt (Domäne „Schule“);

       Fachkompetenz, Lehrerbildung, Klarheit der Lehrperson oder Lehrer-Schüler-Beziehung (Domäne „Lehrperson“);

       Leseförderung, Werte- und Moralerziehung, Vokabel- und Wortschatzförderung oder Outdoor-/Erlebnispädagogik (Domäne „Curricula“);

       Ziele, Lerntechniken, Freiarbeit, Individualisierung, Feedback, Forschendes Lernen oder Problemlösen (Domäne „Unterrichten“).

      Die beiden Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung von Visible Learning („Lernen sichtbar machen“), Wolfgang Beywl und Klaus Zierer, erklären die „Effektstärke“, die das zentrale statistische Vergleichsmaß schlechthin in Hatties Werk ist, so: „Diese bezeichnet die Intensität des Zusammenhangs zwischen dem jeweiligen Faktor und den Lernleistungen oder Outcomes der Lernenden.“44

      Die beiden Bildungsforscher versuchen in der Einleitung ihrer Übersetzung von Hatties Buch ins Deutsche die ganze Aufregung über Hattie zu versachlichen und den Autor („Messias der Bildungsforschung“) und sein Werk („Der Heilige Gral der Bildung“) von überhöhten Vergleichen zu befreien. Gleichzeitig warnen sie vor einer vorschnellen und oberflächlichen Interpretation der Ergebnisse der Hattie-Studie in der deutschsprachigen Bildungsdiskussion. Die Gefahr liegt vor allem darin, von Hatties „Rangliste der Faktoren“ unmittelbar auf zu ergreifende

      (Reform)Maßnahmen zu schließen.45

      Die Effektstärken in Hatties Vergleichstabelle der 138 Einflussfaktoren auf den Lernerfolg („Outcomes“) der Schüler reichen von 1,44 bei der „Selbsteinschätzung des eigenen Leistungsniveaus“ der Schüler (1. Platz) bis zu – 0,34 beim Thema „Schulwechsel“ (138. Platz). Von den 138 Faktoren, in manchen Medien auch „Hattie-Faktoren“ genannt, haben 133 eine leicht bis stark positive Effektstärke, wobei aber lediglich zwei Faktoren über dem Wert von 1,0 liegen; nur fünf haben einen explizit negativen Effekt. 131 Einflussfaktoren und damit die große Mehrheit von ihnen weisen somit eine Effektstärke von 0,0 bis 1,0 auf.46

      Erstaunliche Ergebnisse der Hattie-Studie

      Lieber Leser, es lohnt, sich mit der Hattie-Studie genauer zu beschäftigen, um sich von dem ganzen gegenwärtigen Hype um Schulreformen nicht verrückt machen zu lassen und um mehr Klarheit in bildungspolitischen Fragen zu bekommen. Dafür kann die Studie tatsächlich aufschlussreiche Informationen liefern. In meinem Buch möchte ich jedoch nur drei Aspekte daraus etwas näher betrachten:

       Welcher Einflussfaktor hat die größte Effektstärke?

       Welche Einflussfaktoren haben eine eher geringe Effektstärke?

       Welche Bedeutung hat der Lehrer für den Lernerfolg seiner Schüler?

      Der Einflussfaktor mit der größten Effektstärke:

      Die Hattie-Studie stellt fest, dass die Lernenden sehr gute Kenntnisse bezüglich der Einschätzung ihrer eigenen Leistung und ihrer Erfolgschancen haben. Dazu erläutert Hattie näher: „Auf der einen Seite zeigt dies ein bemerkenswert hohes Maß an Vorhersagbarkeit bezüglich der Leistungen in der Klasse ... Auf der anderen Seite können diese Erfolgserwartungen (die manchmal niedriger sind als das, was Lernende tatsächlich erreichen könnten) auch zu einem Hindernis für manche Lernende werden, da diese dann möglicherweise nur noch das Maß an Leistung zeigen, das ihrer eigenen Erwartung an ihre Leistungsfähigkeit entspricht.“47 Dass die systematische Selbsteinschätzung der Schüler, was sie fachlich können, in Hatties Rankingliste die höchste aller untersuchten Effektstärken bekam, sollte uns Pädagogen zu denken geben.

      Dazu passt auch der Einflussfaktor „Feedback“ (Platz 10 der Rangliste) auf ein erfolgreiches Lerngeschehen. Denn es ist am wirkungsvollsten, wenn es nicht nur vom Lehrer an die Schüler, sondern umgekehrt von den Schülern an den sie unterrichtenden Lehrer gegeben wird.48 Wir Pädagogen sollten also der Rückmeldung unserer Schüler in Zukunft viel Aufmerksamkeit widmen und neben unserer eigenen auch ihrer Einschätzung bezüglich des Unterrichtsgeschehens mehr vertrauen. Außerdem sollte die Persönlichkeitsentwicklung unserer Schüler stets im Mittelpunkt stehen, die das Selbstbewusstsein im Allgemeinen und eine solche Fähigkeit zur Selbsteinschätzung im Besonderen fördern kann.

      Einflussfaktoren mit eher geringer Effektstärke:

      Die größte Sprengkraft von Hatties Studie liegt aber in einer Reihe anderer Erkenntnisse. Dazu nochmals Martin Spiewak in DIE ZEIT:

      „Denn diese stehen geradezu quer zur bildungspolitischen Debatte in vielen Ländern. 'Wir diskutieren leidenschaftlich über äußere Strukturen von Schule und Unterricht', kritisiert Hattie. 'Sie rangieren aber ganz unten in der Tabelle und sind, was das Lernen angeht, unwichtig.'

      So hat die finanzielle Ausstattung einer Schule nur wenig Einfluss auf den Wissensgewinn ihrer Schüler. Ähnlich verhält es sich mit der Reduzierung der Klassengröße, der Lieblingslösung der Lehrerschaft für Probleme jeder Art. Kleine Klassen kosten zwar viel Geld, bleiben in puncto Lernerfolg aber weitgehend ertraglos. Auf Hatties Ranking landet die Klassengröße auf Platz 106 ...

      Das dürfte sparbewusste Politiker erfreuen. Wenn sie jedoch Hattie genau lesen, muss ihnen anders werden. Denn der Forscher erklärt ihr Handeln für weitgehend wirkungslos. Von außen nämlich, das legt die von ihm angeführte Empirie nahe, lassen sich bessere Lernergebnisse nicht organisieren; ganz sicher nicht in ein oder zwei Legislaturperioden. Solange Bildungspolitik nur die Oberfläche von Schule erreicht, nicht aber die Tiefenstruktur verändert – also den konkreten Unterricht –, geht sie ins Leere.“49

      Bleibt noch nachzutragen, dass in Hatties Rangliste „Förderklassen für Hochbegabte“ Platz 87, die in Mode gekommene „Inklusive Beschulung“ Platz 92, die vielbeschworene „Individualisierung“ (jeder Schüler hat sein eigenes Lerntempo) nur Platz 100, „Umfassende Unterrichtsreformen“ Platz 105, das „Co-Teaching“ (zwei Lehrer in einer Klasse) Platz 111, „Webbasiertes Lernen“ (Nutzung des Internets) Platz 112, das Unterrichten in „Jahrgangsübergreifenden Klassen“ lediglich Platz 131, sowie „Freiarbeit“ Platz 132 einnehmen, um nur einige Einflussfaktoren auf den Unterrichtserfolg zu erwähnen. Dabei ist bei den beiden letztgenannten Faktoren zu sagen, dass sie mit einer „Effektstärke“ von nur 0,04 dem Lernerfolg zwar gerade noch nicht schaden, aber praktisch überhaupt keinen positiven Effekt mehr haben.50 Erwähnenswert ist noch, dass selbst der computergestützte Unterricht, auf den so viele Bildungsreformer größten Wert legen und in dem sie „den“ Unterricht der Zukunft sehen, nur Platz 71 auf der Skala der 138 Einflussfaktoren hat.

      Die Bedeutung des Lehrers für den Lernerfolg seiner Schüler:

      Sehr interessant ist, was die Hattie-Studie mit ihrem ganzen „Datengebirge“ bezüglich der Rolle des Lehrers für einen erfolgreichen und effektiven Unterricht zu Tage gefördert hat. Hatties zentrale Botschaft: „Was Schüler lernen, bestimmt der einzelne Pädagoge. Alle anderen Einflussfaktoren – die materiellen Rahmenbedingungen, СКАЧАТЬ