Название: Performative Zugänge zu Deutsch als Zweitsprache (DaZ)
Автор: Alexandra Lavinia Zepter
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823303428
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3.** In dieser Aufgabe geht es um die Analyse der sprachlichen Handlungen Positionieren, Begründen und Schlussfolgern:Überlegen Sie in einem ersten Schritt, mit welchen sprachlichen Mitteln man im Deutschen die drei Sprachhandlungen ausdrücken kann. Welche Formulierungen (Textprozeduren) bieten sich z. B. an, wenn Sie im Rahmen einer Argumentation Ihren Standpunkt für oder gegen eine bestimmte Maßnahme, ein bestimmtes Verhalten o.Ä. vertreten? Welche Satzmuster sind im Deutschen gängig, um eine Begründung auszudrücken? Welche, wenn Sie einen Schluss ziehen? Sammeln Sie verschiedene sprachliche Mittel und bearbeiten Sie dann Aufgabe (b).Der folgende argumentative Text stammt von einem 14-jährigen Gesamtschüler einer inklusiven Gesamtschule. Seine Erstsprache ist Deutsch. (Die grammatischen und orthographischen Fehler wurden aus dem Original übernommen.) Schreibziel war eine Stellungnahme zu der Frage, ob das Trainingsgelände des 1. FC Köln im Grüngürtel erweitert werden soll oder nicht. Analysieren Sie, welche Äußerungen oder Äußerungsteile sich als Sprachhandlungen des Positionierens, des Begründens oder des Schlussfolgerns identifizieren lassen. An welchen sprachlichen Mitteln machen Sie das fest?Ich bin dafür weil es wichtig ist, dass man Sport machen kann. Es ist für mich aber wichtiger, dass die Jugendlichen mehr Gelegenheit haben, zu trainieren als die Erwachsenen. Man sollte auch auf die Umwelt achten und keinen Kunstrasen verwenden. Außerdem sollten nur Tore und einige Bänke aufgestellt werden, damit der Ort denkmalgeschützt ist. Mehr braucht man meiner Meinung nach nicht. Ich bin außerdem Dafür, dass der 1. FC Köln die Trainingsplätze selber bezahlt und zusätzlich Geld an die Stadt spendet, damit sie an einem anderen Ort einen neuen Park bauen kann oder einen alten Park erweitert. Damit die Umwelt durch die Autos, die dorthin fahren müssen, nicht so sehr verschmutzt wird, könnte man die Plätze auch näher an einer Bahnlinie bauen. Es wäre aber auch wichtig, dass Leute aus Lindental anderen Stadtteilen beim 1. FC Köln spielen können.Leute aus Stadtteilen, die weiter weg sind, machen das dann aber wahrscheinlich nicht.Viele Leute aus Lindenthal, also dem Stadtteil, welches am nächsten beim Trainingsgelände liegt, sind dagegen. In vielen anderen Stadtteilen sind allerdings Leute dafür.Es wäre sinnvoll, die Trainingsplätze an einem Ort aufzubauen, an dem die Leute dafür sind.Dadurch hatten sowohl die Leute aus Lindenthal, als auch andere Leute aus anderen Stadtteilen zufrieden. Mein Fazit ist, dass man ein Trainingsgelände bauen sollte, aber an einem anderen Ort.
4.** Diese Aufgabe ist in Kleingruppen (3–5 Personen) zu bearbeiten:Nach Fischer-Lichte können auch die nicht-darstellenden Künste performativen Charakter aufweisen, wenn z. B. das Malen eines Bildes als Performance gestaltet und auf die Bühne gebracht wird o.Ä. Tauschen Sie sich in Ihrer Gruppe dazu aus, inwiefern Sie selbst bereits mit performativen Grenzgängen zwischen den Künsten in Berührung gekommen sind.Der folgende Text ist eine Wettervorhersage eines deutschen Nachrichtensenders. Überlegen Sie gemeinsam, auf welche verschiedenen Weisen sich der Text performativ gestalten lassen könnte. Erproben Sie z. B. den mündlichen Vortrag mit unterschiedlicher emotionaler Grundstimmung (fröhlich, ängstlich, wütend, traurig); oder mit jeweils verändertem Einsatz von begleitenden Bewegungen. Entwickeln Sie abschließend zwei verschiedene (kontrastierende) Inszenierungen der Wettervorhersage und tragen Sie sie den anderen Gruppen vor.Am Samstag ziehen im Nordosten die Schauer ab und dann herrscht in vielen Landesteilen freundliches und trockenes Wetter. Im Verlauf ziehen aber von Westen neue Schauer und Gewitter auf. 20 bis 29 Grad.
5.*** Lesen Sie vertiefend Miladinović (2019). Diskutieren Sie anschließend, welche der von Miladinović für einen performativen Fremdsprachenunterricht aufgestellten Prinzipien Sie als besonders zentral erachten, welche scheinen Ihnen eher nachgeordnet, und warum? Welche Prinzipien könnte man ggf. zu einem Prinzip zusammenfassen? Denken Sie im Rahmen der Diskussion auch an Ihre eigenen Erfahrungen im Fremdsprachenunterricht (entweder als Lehrende oder als Lernende): Haben Sie ein oder mehrere der Prinzipien bereits kennen gelernt oder selbst angewendet? Wenn ja, in welcher Weise? Wo sehen Sie erste Anknüpfungspunkte für Ihre eigene (zukünftige) Lehrtätigkeit?
2 Kognitionstheoretische Grundlagen
Dieses Kapitel zeigt auf, wie sich die Idee, dass der Körper eine Ressource für sprachliches Lernen und noch allgemeiner für unser Denken und unsere kognitive Sprachverarbeitung darstellt, kognitionstheoretischkognitionstheoretisch fundieren lässt.
Sprache und Körper
1 Vertiefen Sie eins der obigen Beispiele und überlegen Sie, was Ihnen aus Ihrer eigenen Erfahrung dazu einfällt.
2 Bilden Sie Kleingruppen (4–5 Personen). Wählen Sie eine oder mehrere der folgenden Fragen und kommen Sie diesbezüglich miteinander ins Gespräch über Ihre persönlichen Erfahrungen: Können Sie eigene Beispiele finden, wie Sie etwas besser behalten, wenn Sie beim Memorieren auf die eine oder andere Weise Ihren Körper ins Spiel bringen? Oder kennen Sie es selbst, dass Ihnen mehr einfällt, wenn Sie gehen oder laufen, statt zu sitzen; und wenn ja, in welchen Situationen nutzen Sie das? Oder können Sie Beispiele geben, welche Gesten Sie häufig selbst benutzen und was sie bedeuten?
3 Haben Sie den Begriff Embodiment schon einmal gehört? Versteckt ist darin body, englisch für ‚Körper‘. Was könnte Embodiment auf Deutsch heißen? Versuchen Sie sich an einer Übersetzung und überlegen Sie, welche Assoziationen der Begriff bei Ihnen weckt: Was könnte sich dahinter für eine Theorie ‚verbergen‘?
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Die Aktivierungsbeispiele in den Sprechblasen geben einen ersten Eindruck, inwiefern Sprachgebrauch bzw. sprachliches Handeln nicht nur Kognition – einen Geist – erfordert, sondern auch einen Körper (vgl. Zepter 2013). Wenn wir unsere Sprachfähigkeit als ein geistiges/kognitives Vermögen erachten, dann deuten die Beispiele an, dass der menschliche Geist nicht ohne Körper funktionieren kann.
Eine kognitionstheoretische Grundlage für diese Idee bieten Embodiment-TheorienEmbodiment-Theorien. In den letzten beiden Jahrzehnten erfahren sie in unterschiedlichen humanwissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere in der Psychologie und in den Neurowissenschaften, zunehmend Beachtung (vgl. u.a. Gallagher 2005; Tschacher 2006; Tschacher & Bergomi 2011; Tschacher, Ramseyer & Koole 2018).
Im Folgenden erläutern wir zunächst, was unter Embodiment zu verstehen ist und welche Bedeutung Embodiment-Theorien dem Körper für die menschliche Kognition grundsätzlich beimessen (Kap. 2.1). Wir geben verschiedene Beispiele, die illustrieren, wie eng Kognition und Körper verbunden sind und wie sie sich wechselseitig beeinflussen können.
Anschließend gehen wir noch einmal genauer auf die Verknüpfung von Sprache und Körper ein und stellen auch dazu mehrere Beispiele aus der Theorie der Embodied Cognition vor (Kap. 2.2). Embodied CognitionEmbodied Cognition erklärt, wie sich Begriffe und unsere sprachlichen Repräsentationen der Begriffe (= unser Wortschatz) auf der Basis unserer körperlichen Erfahrungen und Interaktionen mit der Umwelt entwickeln und wie somit selbst das kognitive (semantische, pragmatische) Verstehen von mündlichen Äußerungen (beim Zuhören) und von schriftlichen Texten (beim Lesen) eine körperliche Basis erfordert. Abschließend zeigen wir an einigen Beispielen auf, wie Reaktionszeitexperimente belegen, dass wir im Prozess der Sprachverarbeitung – beim Verstehen von Texteinheiten, Sätzen und Wörtern – direkt auf körperliche Erfahrungen zurückgreifen bzw. die gleichen kognitiven Bereiche wie bei motorischer Tätigkeit und/oder Sinneswahrnehmung involviert sind (Kap. 2.3).